Cover-Bild Liebe ist so scheißkompliziert
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Fischer Sauerländer
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Ersterscheinung: 22.08.2018
  • ISBN: 9783733650469
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Sabine Schoder

Liebe ist so scheißkompliziert

Auf einer Party stürzt Nele mit Jerome ab, der alles verkörpert, wonach sie sich immer gesehnt hat. Als sie sich zum ersten Mal küssen, hat Nele hunderttausend Schmetterlinge im Bauch. Doch am nächsten Tag kursiert ein Video von ihr im Netz, auf dem sie eindeutig zu wenig anhat. Eigentlich kann nur Jerome dieses Video gemacht haben. Aber Nele ahnt, dass die Wahrheit viel komplizierter ist ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2018

Tolle Lektüre

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Nele geht einmal auf eine Party und dann sowas. Sie stürzt mit Jerome, den Basketballstar der Schule, ab und am nächsten Tag kursiert ein Video, in dem sie viel zu wenig anhat, von ihr im Netz. Eigentlich ...

Nele geht einmal auf eine Party und dann sowas. Sie stürzt mit Jerome, den Basketballstar der Schule, ab und am nächsten Tag kursiert ein Video, in dem sie viel zu wenig anhat, von ihr im Netz. Eigentlich kann es nur eine Person gemacht haben, doch der erste Kuss hat sich so wahnsinnig gut angefühlt und sie hatte hunderttausende Schmetterlinge im Bauch. Nele ahnt, dass die Wahrheit viel komplizierter ist.

Ein sehr aktuelles Thema, das leider viel zu oft passiert. Einmal nicht aufgepasst, kursieren Fotos oder Videos im Netz herum. Leider ist dies in der heutigen Zeit normal und genau dieses Problem hat Nele!
Mit ihrer Größe von 1,90m zieht sie eh schon alle Blicke auf sich und versucht sie gut wie möglich unsichtbar zu machen. Doch man ahnt es schon, das ist schier unmöglich. Nachdem das Video online geht ist die Schule die Hölle für sie und sie ist so wütend auf Jerome. Doch was hat er davon? Wollte er ihr schaden und sie nur ausnutzen oder steckt doch etwas ganz anderes dahinter?
Jerome, der Basketballstar der Schule ist ein nach außen hin cooler Typ, doch schafft es die Autorin den Leser im Laufe des Buches hinter die Fassade blicken zu lassen und dort wartet ein sehr verletzlicher Junge, der meint, dass noch niemand diesen Jerome gemocht und schon gar nicht geliebt hat.
Der Aufbau der Story ist zu Beginn sehr gemächlich und bis zum Ende des ersten Drittels habe ich gespannt gewartet, wann es endlich zu dem Ereignis kommt. Bis dahin war es für mich leicht, das Buch zur Seite zu legen, doch dann hat die Geschichte sehr an Fahrt aufgenommen.
Das Video zog sich immer wieder in den Mittelpunkt, es gab auch viele Momente, wo man dem Schicksal von Jerome näher kommt und die erste Verliebtheit der Beiden ist einfach toll beschrieben. Die Selbstzweifel von Nele, ob gerade er wirklich an ihr interessiert ist, kann man gut nachvollziehen und auch Jeromes Geschichte ist authentisch und fassbar. Beide kämpfen mit sich selbst, doch ist es schön, wie sie sich immer umeinander kümmern. Die Schwierigkeit, die durch die immer vermehrte Nutzung der Medien entsteht, wird hier näher beleuchtet. Jeder kann einem Schaden und dies aus den verschiedensten Gründen. Von Eifersucht, Wut bis hin zu Spaß ist alles möglich. Aber auch die Konflikte, die entstehen, wenn man nicht der Norm entspricht, von Menschen, die zu groß, zu schwer oder aus anderen familiären Verhältnissen sind, werden hier perfekt in Szene gesetzt. Ich fände es super, wenn dieses Buch in den Schulen als Lektüre genutzt werden würde, da es auf jugendliche Art und Weise aktuelle Geschehen beschreibt, so dass viele Gespräche entstehen können.


Sabine Schröder hat hier ein wahnsinnig tolles Jugendbuch abgeliefert, welches mit aktuellen Problemen durch die Medien, aber auch privaten Problematiken besticht. Auch wenn ich den Anfang etwas zu langsam empfand, hat mich der Rest der Geschichte voll in seinen Bann gezogen. Unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.09.2018

Dieses Buch macht süchtig

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Inhalt: Als Nele auf einer Party mit dem Schulschwarm Jerome abstürzt und am nächsten Tag ein freizügiges Video von ihr im Netz kursiert, kann nur er der Schuldige sein. Doch hinter allem steckt mehr, ...

Inhalt: Als Nele auf einer Party mit dem Schulschwarm Jerome abstürzt und am nächsten Tag ein freizügiges Video von ihr im Netz kursiert, kann nur er der Schuldige sein. Doch hinter allem steckt mehr, als zunächst angenommen und Jeromes Gegenwart lässt Neles Herz noch immer schneller schlagen.

Meinung: Wow, was für ein Buch. Sabine Schoder schafft es ihre Leser von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln und mit ihren Charakteren mitfiebern zu lassen. Außerdem bin ich durch eine ganze Reihe Gefühle gegangen, zusammen mit Nele, dem Hauptcharakter.
Nele ist 17 Jahre alt und lebt mit liebevollen Eltern und ihrer jüngeren Schwester Lea zusammen. Ihr beste Freund ist ihr Nachbar Tom. Ansonsten hat sie keine Freunde. Sie ist zwar nicht direkt unbeliebt, wird jedoch von vielen ihrer Mitschüler wegen ihrer extremen Größe belächelt. Und auch wegen dieser Größe scheint sie für die meisten Jungs eher uninteressant zu sein.
Allerdings ist sie sehr schlagfertig. Ich musste oft über ihre Sprüche und Aussagen lachen. Und sie ist ein sehr echt wirkender und sympathischer Charakter.
Ihre Schwester Lea hingegen ist in der Schule beliebter und wirkt erstmal sehr oberflächlich. Erst nach und nach scheinen andere Aspekte bei dieser Figur durch, was mir sehr gefallen hat. Das Verhältnis der beiden Schwestern ist nicht so gut. Sie streiten öfter, was das ganze nur noch realistischer wirken lässt.
Tom ist ein Kiffer, aber ständig gut gelaunt . Er versteht Nele und versucht immer für sie da zu sein.
Jerome ist der Star der Schule. Er ist der beste Basketballspieler im Team und wird von vielen bewundert. Gerade die Mädchen himmeln ihn teilweise regelrecht an. Er hat mir als Charakter gut gefallen, weil noch weit mehr in ihm steckt, was nach und nach enthüllt wird. Außerdem fand ich die zarte Liebesgeschichte zwischen ihm und Nele einfach super. Hier gibt es jede Menge Herzklopfen.
Das Buch befasst sich allerdings ebenfalls mit ernsten Themen, sodass es weit tiefgründiger ist, als ich erwartet hatte. Es bringt einen nicht nur zum Mitschmachten, sondern zusätzlich zum Nachdenken.
Die Charaktere, der Schreibstil und die Moral stimmen hier einfach und machen „Liebe ist so scheißkompliziert“ zu einem süchtig machenden Lesehighlight.

Fazit: Tolles Buch, in dem einfach alles passt. Sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Super!

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Als Nele auf einer Kifferparty landet, stürzt sie mit dem Basketballer Jerome ziemlich ab. Doch am nächsten Tag taucht ein peinliches Video von ihr im Netz auf, welches eigentlich nur Jerome gedreht haben ...

Als Nele auf einer Kifferparty landet, stürzt sie mit dem Basketballer Jerome ziemlich ab. Doch am nächsten Tag taucht ein peinliches Video von ihr im Netz auf, welches eigentlich nur Jerome gedreht haben kann…



Nele ist eine Riesin…zumindest kommt es ihr so vor! Mit 17 Jahren und 1,90m überragt sie fast alle, auch ihre Eltern und ihre 13-jährige Schwester Lea. Daher hatte Nele noch nie einen Freund und hasst es, dass sie immer überall auffällt. Ihr bester Freund Tom ist ein Kiffer und ich fand ihn nicht so sympathisch. Er gibt sich aber Mühe, Nele zu unterstützen.

Eine Kifferparty ist es, die die sonst so vernünftige Nele ziemlich abstürzen lässt. Ausgerechnet der sexy Basketballer Jerome hilft ihr und es kommt auch zu einer heftigen Flirterei und mehr. Doch das Video, das am nächsten Tag auftaucht, stürzt Nele in ziemliche Verzweiflung und sie steht plötzlich im Mittelpunkt des Schultratsches.

Insgesamt dachte ich, dass das Buch eher locker-leicht ist, aber die Autorin spricht einige sehr ernste Themen an. Es geht um Mobbing (nicht nur in eher “leichter” Form auf Nele bezogen) und darum, wie schnell der Ruf einer Person zerstört werden kann, gerade mit Hilfe des Internets. Als Teenager nicht der Norm zu entsprechen, ist eine ziemliche Katastrophe und Neles Größe ist prädestiniert für Sticheleien. Auch Geschwisterprobleme tauchen auf.

Jerome wirkt auf den ersten Blick wie der erfolgreiche, beliebte Basketballer, der alles hat, was man sich wünschen kann. Dass genau das Gegenteil Fall ist, erfährt Nele erst nach und nach. Die Autorin entblättert seinen Charakter und seine Vergangenheit erst Schicht für Schicht und präsentiert eine ernsthafte, aber durchaus romantische Geschichte, die mich mitgerissen hat.



Liebe ist scheisskompliziert ist super durchdacht und neben dem locker-leichten Schreibstil der Autorin werden ernste Themen wie Mobbing in die Geschichte eingeflochten und lassen den Leser nachdenklich am Ende der Story zurück.

Veröffentlicht am 16.11.2020

Wichtige Thematik

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Cover & Schreibstil
Ich glaube vor allem der flashige Titel hat mich dazu bewegt, mir die Inhaltsangabe des Buches durchzulesen, ein Cover ist für mich oft der erste Anhaltspunkt ein Buch in die Hand zu ...

Cover & Schreibstil
Ich glaube vor allem der flashige Titel hat mich dazu bewegt, mir die Inhaltsangabe des Buches durchzulesen, ein Cover ist für mich oft der erste Anhaltspunkt ein Buch in die Hand zu nehmen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, jugendlich und verständlich, aber nicht flach oder langweilig, im Gegenteil, er hat die Geschichte sehr gut untermalt.

Charaktere
Ich muss ehrlich sagen, ich war anfangs sehr verwirrt, besiehungsweise konnte vor allem Jerome gar nicht einschätzen. Das hat aber auch damit zu tun, dass ich den Klappentext nicht mehr im Kopf hatte und auch nicht noch einmal gelesen habe, bevor ich das Buch angefangen habe. Ich hatte also absolut keine Ahnung, was passiert.
Aus diesem Grund, fand ich Jeromes Verhalten sehr komisch, er kam mir sehr oberflächlich und irgendwie gefährlich vor, vor allem die Szene, als Neles kleine Schwester ihm beim Training zuschaut und es wirkt, als will er was von ihr. (Er ist fast 19, sie ist 13, deswegen war diese Szene irgendwie schräg.) Aber Nele hingegen mochte ich im Grossen und Ganzen ganz gerne, sie war zwar manchmal etwas speziell drauf, aber ihre humorvolle und trockene Art war mir sympathisch. Die anderen Nebencharaktere bleiben durch die Story hindurch eher blass, sie erfüllen mehr ihre Rolle, als dass sie aktiv zur Geschichte gehören, das hat mich aber nicht wirklich gestört.

Story
Ich bin mir sicher, mein Urteilsvermögen ist nicht zu 100% akkurat, da ich das Buch am Abend angefangen habe und dann einfach bis halb 6 Uhr morgens fertig gelesen habe, deswegen, behaltet das im Hinterkopf. :D
Da ich keine Ahnung hatte, was geschehen wird (siehe Klappentext) hat mich das Ereignis, dass Nele nackt gefilmt wird sehr stark überrascht und ich war wirklich absolut erschrocken und geschockt, als ich das gelesen habe. Das Buch geht auf sehr viele Tabuthemen ein, die in unserer Gesellschaft nur zu gern totgeschwiegen werden. Ich kann leider nicht viel dazu sagen ohne xu spoilern, aber ich finde diese Umsetzung wirklich gelungen. Ich habe sehr mitgefiebert, konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Nele und Jerome, wie mit Neles Nacktvideo umgegangen wird, wie eine solche Schule funktioniert, Mobbing, dramatische Vergangenheit, diese Geschichte hatte für mich alles, was es braucht.

Fazit
Ich spreche eine Leseempfehlung aus, für diejenigen, die auch gerne eine Achterbahnfahrt der Gefühle erleben beim Lesen, denn das war es. Eine Liebesgeschichte, die viel mehr ist, als nur das, sondern auch ein unbarmherziges Licht auf unsere Gesellschaft wirft und einen nachdenklich zurücklässt. Das einzige, das ich nicht mochte, ist die Aufklärung zum Fall Nacktvideo und wie damit umgegangen wird... Aber das ist ein anderes Thema

Themen: erste Liebe, Mobbing, Trauer, Suizid, Kinderheim, unerlaubte Nacktvideos/-bilder, Drogen
Story: 4/5
Spannung: 4.5/5
Charaktere: 4/5
 Lesefluss: 4/5

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Veröffentlicht am 11.08.2019

Unterhaltsamer, humorvoller, tiefgründiger Jugendroman, aber leider schwächer als das Debüt

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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nele fällt mit ihrer großen Körpergröße negativ auf, ansonsten ist sie an ihrer Schule aber eher unsichtbar. Außer ihrem besten Freund Tom hat sie keine Freunde, Jungs ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nele fällt mit ihrer großen Körpergröße negativ auf, ansonsten ist sie an ihrer Schule aber eher unsichtbar. Außer ihrem besten Freund Tom hat sie keine Freunde, Jungs interessieren sich nicht für sie, weil sie sich von ihrer Größe eingeschüchtert fühlen. Eines Tages trifft Nele allerdings auf den Basketballstar der Schule: Jerome. Zum ersten Mal muss sie nicht nach unten schauen, wenn sie sich mit jemandem unterhält. Auf einer Party nimmt Nele unwissentlich Drogen zu sich und stürzt mit Jerome ab. Am nächsten Morgen ist er jedoch verschwunden und ein Video ist im Netz aufgetaucht, das Nele teilweise nackt zeigt. Hat Jerome es gemacht?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch
Seitenzahl: 400
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive (Nele)
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: + Es wird zwar Fleisch im Buch gegessen, Nele selbst ist allerdings überzeugte Vegetarierin! Dafür ein ♥!

Warum dieses Buch?

In Sabine Schoders Debüt „Liebe ist was für Idioten. Wie mich“ habe ich mich damals schockartig verliebt. Ich rechnete mit einem lockeren, oberflächlichen Jugendbuch und bekam ein tiefgründiges Meisterwerk, das mich aus den Socken gehauen hat! Dementsprechend musste ich auch dieses Buch wieder lesen (der zweite Teil von „Liebe ist was für Idioten. Wie mich“ steht natürlich auch noch auf der Wunschliste!) – und die Erwartungen waren sehr hoch. Da es im Vorfeld viel Kritik für den ursprünglichen Klappentext gab (der das schwierige Thema verharmloste) war ich natürlich doppelt so neugierig, wie die Autorin das Thema tatsächlich in der Geschichte behandelt.

Meine Meinung

Einstieg (♥)

Normalerweise dauert das bei mir länger, aber: Schon nach wenigen Seiten war ich in der Geschichte angekommen. Das liegt bestimmt am lockeren, großartigen Schreibstil!

Schreibstil (♥)

„Babs Vorfreude fällt in sich zusammen wie ein Kuchen, den man zu früh aus dem Ofen geholt hat.“ E-Book, Position 804

Wenn ich ein Buch von Sabine Schoder lese, denke ich immer: „Das könnte ich auch schaffen! Auch ich könnte eine Autorin sein.“ Aber nicht, weil der Schreibstil so schlecht wäre, dass man sich sicher ist: „Das kann ich besser!“, sondern weil die Autorin das Geschichtenschreiben so einfach erscheinen lässt. Der Schreibstil ist unheimlich angenehm und flüssig zu lesen und kommt so locker-flockig daher, dass die Lektüre richtig Spaß macht. Scheinbar mühelos baut die Autorin dann noch ihren unvergleichlichen Humor (♥), lebendige Dialoge und unzählige gelungene Vergleiche und Metaphern ein, sodass das Lesen zum Genuss wird. Für Jugendliche (auch für Lesemuffel!) ist die Sprache perfekt geeignet, weil sich Sabine Schoder altersadäquat, ehrlich, einfühlsam und verständlich mit relevanten Themen beschäftigt und sowohl in emotionalen als auch in spannenden Szenen glänzen kann. Für mich gilt jedenfalls mittlerweile: Wer zu einem Buch von Sabine Schoder greift, kann eigentlich nichts falsch machen.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)

„All die Kommentare auf seiner Seite, die danach fragten, ob er es [das Video] ihnen per WhatsApp zusenden könnte, waren allerdings noch da. Wie Unkraut, das man ausreißt, nur damit es an anderer Stelle wieder emporschießt. Das Internet mag verletzbar sein, aber töten kann man es nicht.“ E-Book, Position 2476

Am Beginn des Buches kann man die Autorin, die übrigens (und das finde ich als Österreicherin wunderbar) aus Österreich kommt, in einem ausführlichen Interview, das interessante Einblicke gibt, besser kennenlernen. Das hat mir schon einmal gut gefallen.

Wie auch schon beim letzten Buch hat mich auch hier wieder die feinfühlige, altersadäquate Ehrlichkeit der Autorin begeistert. Sie scheut sich nicht davor, schwierige Themen wie Drogen, Sexualität, Sexismus, psychische Krankheiten und Suizid aufzugreifen und sie sehr tiefgründig und urteilsfrei zu behandeln. Die Autorin bevormundet ihr Zielpublikum nicht, sondern nimmt es ernst und traut ihm zu, sich selbst eine Meinung zu bilden. Das finde ich besonders als angehende Lehrerin immer wieder sehr erfrischend und angenehm!

Im Vorfeld gab es in einigen Rezensionen Kritik, dass Sabine Schoder mit ihrem Buch die falsche Botschaft sende, weil sie es verharmlose, dass ein Mädchen nackt gefilmt und das Video im Netz verbreitet wird. Ich persönlich finde nicht, dass die Kritik berechtigt ist. Meiner Meinung nach kann man nämlich an Neles Beispiel sehr gut erkennen, welche schwerwiegenden Folgen das Auftauchen eines solchen Videos für das Opfer hat. Das finde ich sehr wichtig. Nicht so gut gefallen hat mich hingegen, das Nele nicht „richtig“ handelt (und somit kein Vorbild für Betroffene sein kann), also nicht mit Erwachsenen redet und eine Anzeige erstattet. Einmal sagt sie sogar, dass sie das Video einfach nur vergessen will und keine weiteren Schritte einleiten möchte, was ich vollkommen unverständlich und unglaubwürdig fand. Denn das Internet vergisst schließlich nie! Daher sollte man alle rechtlich möglichen Schritte unternehmen, um dieses Video einer Minderjährigen aus dem Netz zu entfernen. Mir kommt es leider so vor, dass hier aus Plot-Gründen die Logik geopfert wurde. Das ist schade.

Ebenfalls etwas problematisch finde ich, dass Nele eine Ohrfeige von ihrer Mutter bekommt und dass diese Gewalt in der Erziehung nicht thematisiert und kritisiert, sondern schnell abgehandelt und wieder vergessen wird. Das ist kritisch zu sehen, weil auch heute noch unzählige Kinder unter körperlichen Züchtigungen leiden – und das obwohl das inzwischen seit vielen Jahren gesetzlich verboten ist. Daher mein Appell an euch: Schaut nicht weg! Egal ob es Gewalt in der Erziehung, Sexismus oder sexualisierte Gewalt / Belästigung betrifft, egal ob eure Nachbarn, Freunde oder Familienmitglieder betroffen sind – und vor allem: egal ob sie Opfer oder Täter sind. Lasst nicht zu, dass so etwas in eurem Umfeld passiert!

Obwohl Sabine Schoder uns auch dieses Mal eine wendungsreiche Geschichte voller Geheimnisse präsentiert, die sehr gut unterhält und niemals langweilig wird, hat mir (neben meinen schon genannten Kritikpunkten) doch das gewisse Etwas gefehlt, das dieses Buch nicht nur gut, sondern großartig macht. Diese intensiven Emotionen, die mich bei ihrem Debüt geradezu überrollt haben, fehlten mir. Das Ende fand ich rund und gelungen, auch wenn es mir nicht für immer im Gedächtnis bleiben wird.

Protagonistin (+)

Mit Nele wurde wieder eine sympathische Protagonistin geschaffen, mit der sich Jugendliche wohl sehr gut identifizieren können, da sie wie viele Teenager von großen Selbstzweifeln geplagt wird, besonders was ihren Körper betrifft. Andererseits ist sie in anderen Momenten auch wieder sehr stark, schlagfertig und selbstbewusst und kämpft für ihre Werte und Ideale. Trotzdem macht sie auch Fehler und ist nicht perfekt. Eine gelungene Mischung! Besonders toll finde ich, dass Nele sich als überzeugte Feministin sieht. Das ist wundervoll, denn genau diese Art von Protagonistinnen (die sich ganz selbstverständlich als Feministinnen begreifen) brauchen wir in Jugendbüchern! Trotz allem konnte mich Nele nicht ganz so verzaubern wie damals Viki, die einfach großartig war. Mir war Nele etwas zu fixiert auf ihre Größe; zudem ist sie nicht so erinnerungswürdig und einmalig wie Viki, die ich auch nach Jahren immer noch im Kopf habe.

Figuren (+)

Auch die anderen Figuren sind wieder sehr gut, liebevoll und glaubwürdig ausgearbeitet und überzeugen durch die Bank und bis in die Nebenrollen. Trotzdem war dieses Mal leider kein Jay dabei!

Liebesgeschichte (♥)

Die herrlich authentische, unperfekte Liebesgeschichte konnte mich übrigens wieder vollkommen überzeugen. Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber die Autorin schafft es immer, dass ich mich auch ein bisschen in die Person verliebe und dass ich beim Lesen dieses Kribbeln und Knistern spüre! Und das liebe ich!

Humor (♥)

Der oft schwarze Humor und die Situationskomik waren erneut ein Genuss! Großartig, alleine dafür würde es sich eigentlich schon lohnen, zu Büchern der Autorin zu greifen!

Spannung & Atmosphäre (+)

Obwohl dieses Buch vielleicht keine atemlose Spannung enthält, fliegt man aufgrund des lockeren Schreibstils nur so durch die Seiten. Es gibt auch dieses Mal wieder viele Geheimnisse und unerwartete Wendungen, die entdeckt werden wollen – und wieder macht das Lesen großen Spaß!

Feministischer Blickwinkel (+)

Vieles, was diesen Aspekt betrifft, finde ich sehr gelungen: Nele ist eine Feministin, kritisiert immer wieder Sexismus, Stereotype und zieht traditionelle Rollenbilder ins Lächerliche. Zudem arbeiten beide Eltern Vollzeit. Andererseits kocht fast immer die Mutter (die übrigens zum Geburtstag ein Waffeleisen bekommt, damit sie alle noch besser bekochen kann) und es gibt wenige Szenen, in denen gegenderte Beschimpfungen wie Schlam**, Miststück und Zicke auftauchen. Irgendwo wird zudem angedeutet, dass Mädchen, die im Drogenrausch ausgenutzt werden, selbst schuld wären, was ich nicht in Ordnung finde. Insgesamt, überwiegen die positiven Aspekte dennoch bei weitem die negativen, weswegen ich insgesamt zufrieden bin.

„Keine Ahnung, woran Leute denken, wenn sie die gute alte Zeit in den Himmel loben. An Frauen jedenfalls nicht.“ E-Book, Position 425

Mein Fazit

Auch dieses Mal liefert Sabine Schoder wieder eine wendungsreiche Geschichte voller Geheimnisse ab, die sehr gut unterhält und niemals langweilig wird. Die Autorin überzeugt wieder mit ihrem angenehmen, ehrlichen, aber trotzdem locker-flockigen Schreibstil voller gelungener Metaphern und Vergleiche, mit ihren lebendigen Dialogen und ihrem unvergleichlichen Humor. Auch die Protagonistin – eine authentische, schlagfertige junge Feministin, die für ihre Werte kämpft und dennoch von Selbstzweifeln geplagt wird, ist (wie auch die anderen Figuren) gut gelungen. Die herrlich unperfekte Liebesgeschichte konnte mich ebenfalls wieder überzeugen, weil ich mich selbst ein bisschen verliebt habe und beim Lesen ein Knistern und Kribbeln gespürt habe. Besonders begeistern konnte mich auch dieses Mal wieder die feinfühlige, altersadäquate Ehrlichkeit der Autorin, die sich nicht davor scheut, schwierige Themen wie Drogen, Sexualität, Sexismus, psychische Krankheiten und Suizid tiefgründig und urteilsfrei zu behandeln. Sabine Schoder bevormundet ihr Zielpublikum nicht, sondern nimmt es ernst und traut ihm zu, sich selbst eine Meinung zu bilden, was ich besonders als angehende Lehrerin sehr erfrischend finde! Nicht so gut gefallen hat mir, dass an einem Punkt für den Plot die Logik geopfert wurde und dass Nele sich in Bezug auf das Video nicht immer nachvollziehbar und vorbildhaft verhält, was ich besonders in einem Jugendbuch problematisch finde. Auch hätte man nach der Ohrfeige kritischer auf das Thema Gewalt in der Erziehung eingehen müssen. Leider ist das Buch insgesamt etwas schwächer als das Debüt; neben den genannten Kritikpunkten hat mir vor allem dieses gewisse Etwas gefehlt, das dieses Buch nicht nur gut, sondern großartig macht. Diese intensiven Emotionen, die mich beim Erstling geradezu überrollt haben, habe ich dieses Mal schmerzlich vermisst.

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 4 Sterne
Worldbuilding: 5 Sterne
Einstieg: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Humor: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Liebesgeschichte: 5 Sterne ♥
Spannung: 4 Sterne
Ende / Auflösung: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: +

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir insgesamt vier zufriedene Lilien!