Dumas als Kunstindustrieller
Ein spannendender historischer Abenteuerroman mit dem „Autor meiner Kindheit“ war das bisher größte Lesevergnügen in diesem Jahr für mich.
Mir hat die Geschichte um den berühmten Schriftsteller Alexandre ...
Ein spannendender historischer Abenteuerroman mit dem „Autor meiner Kindheit“ war das bisher größte Lesevergnügen in diesem Jahr für mich.
Mir hat die Geschichte um den berühmten Schriftsteller Alexandre Dumas (der Ältere) sehr gut gefallen. Das Cover ist in türkis mit einem Schriftzug und Ornamenten gehalten. Der Klappentext ist sehr informativ und bereitet den Leser gut auf die Handlung vor.
In der Erzählung geht es um den Schriftsteller Alexandre Dumas, welcher in Paris eine sogenannte Romanfabrik betreibt. Dabei handelt es sich um einige Lohnschreiber, welche in seinen Diensten stehen und Romane in seinem Auftrag schreiben. Durch die große Anzahl an Schreibkräften kann Dumas seine Gedanken dem jeweiligen Angestellten „diktieren“ und somit eine Vielzahl an Romanen fertigstellen. Dumas ist durch seine leicht provokante Schreibweise nicht unumstritten und so trifft er auf seine Kritikerin Anna Moll, welche seinen literarischen Werken sehr ablehnend gegenübersteht. Durch einen gemeinsamen Feind wird diese Abneigung jedoch sukzessive abgebaut und eine spannende Jagd durch Europa beginnt.
Die Charaktere der beiden Hauptprotagonisten sind sehr gut ausgearbeitet worden. Alexandre Dumas ist ein schriftstellerischer Tausendsassa, welcher sämtliche Handlungen und Ereignisse in den nächsten Roman „einbauen“ möchte. Er ist ein Gentleman, welcher an die Gerechtigkeit und an sein Vaterland glaubt. So lässt er sich auch durch Rückschläge niemals einschüchtern und hofft bis zum Ende an einen guten Ausgang der Ereignisse.
Anna Moll, durch ein Schicksal an den Rollstuhl „gefesselt“, ist eine sehr starke Frau. Sie lebt mit einem Trauma aus der Vergangenheit und möchte dieses so gerne auslöschen. Dabei macht sie eine Charakterveränderung durch und lernt Alexandre von einer ganz anderen Seite kennen. Aber auch die Nebenfiguren geben der Story die nötige Fortune, um eine sehr schöne Erzählung entstehen zu lassen. Da ist zum einen der Magnetiseur Lemaitre, ein zwielichtiger Typ, welcher Menschen die große Heilung verspricht. Durchtrieben und narzisstisch ist er nur auf seinen Vorteil aus. So gibt er der Story die Dramatik, die aus dem historischen Roman eine Abenteuergeschichte werden lässt. Des Weiteren sind der Lübecker Heringshändler Olaf Schmaleur, der russische Geschäftsmann Viktor Schuwalow und die britische Herzogin Lady Alice zu nennen. Dabei hat mir Olaf Schmaleur sehr gut gefallen ist er doch seines gehobenen Standeswesens zum Trotz ein Protagonist mit dem Gefühl für das menschliche. Die Spannung der Geschichte wird kontinuierlich aufgebaut und findet erst am Ende ihren Höhepunkt. Der Aufbau der Handlung ist stringent und es ist nur ein kurzer Zeitsprung zu erkennen. Die Geschichte spielt im Paris und in Europa in den Jahren 1850-1852 und ist somit für den Leser sehr gut einordbar. Der Roman ist dabei in drei Teile gegliedert worden. Der Schreibstil des Autors zeichnet sich durch gehobene, bildhafte Sprache aus. Dabei verzichtet er auf nicht Details und somit kann der Leser sich sehr gut in die Geschichte hineinversetzen. Auch baut dieser immer wieder humorvolle Passagen ein, welche das ohnehin schon sehr schöne Leseerlebnis erhöhen. Sehr gut hat mir der Dialog am Anfang der Erzählung zwischen Dumas und einem seiner Schreiberlinge Fruchard gefallen. So berichtet Fruchard, dass die Handlung des Romans, an dem er arbeitet nicht stimmig, sondern eher „blass“ darüber kommt. Dumas antwortet auf Seite 19 sinngemäß: „Denken Sie sich etwas aus Fruchard. Tupfen Sie den Pinsel in die Palette Ihres Geistes und dann schwingen Sie ihn über das Papier! Verleihen Sie der Figur Leben!“ Gerade diese kurze Passage zeigt den schönen und süffisanten Schreibstil des Autors.
Als Besonderheit ist ein Personenverzeichnis sowie die historischen Anmerkungen des Autors am Ende des Buches zu nennen. Als Zielgruppe des Romans kommen alle Anhänger historischer Romane oder Fans von den Werken Alexandre Dumas in Frage. Das Fazit ist sehr positiv. Für mich persönlich war der Roman das bisherige Leseerlebnis des Jahres und ich kann diesen nur allen unseren Leser wärmstens ans Herz legen.