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Veröffentlicht am 16.08.2021

Perfekt unperfekt

Forever Close - San Teresa University
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Meine gemeinsame Geschichte mit Kara Atkin ähnelt in etwa der, die ich mit Sarah Sprinz teile, denn ihre Romane bei Lyx waren meine ersten Begegnungen mit ihnen als Autorinnen. Während die Auftaktromane ...

Meine gemeinsame Geschichte mit Kara Atkin ähnelt in etwa der, die ich mit Sarah Sprinz teile, denn ihre Romane bei Lyx waren meine ersten Begegnungen mit ihnen als Autorinnen. Während die Auftaktromane zu ihren Reihen noch sehr durchschnittlich waren, habe ich aber das Potenzial in dem Talent als Autorin erkannt und beide zweite Bände waren wahre Herzensbücher, die mich tief berührt haben. Die Reihe von Sprinz habe ich nun letzten Monat beendet, nun endet also mit „Forever Close“ die San Teresa-Reihe von Atkin. Ob es wieder so ein Knaller wird wie bei Band 2?

Ich habe das ganz oft in jeder NA-Reihe, dass es immer ein Paar gibt, auf das ich besonders hinfiebere und das waren bei der San Teresa-Reihe ganz klar April und Tyler. Schon im ersten Roman war es nur eine Begegnung zwischen ihnen und da habe ich schon gespürt, da wartet etwas Großes auf uns. In Band 2 war Tyler dann in seiner kulturellen Heimat unterwegs, was aber okay war, denn es war schließlich immer noch nicht seine und Aprils Geschichte. Doch in Band 3 ist die Vorfreude nun so gesteigert worden, dass die beiden endlich dran sein dürfen. Vorfreude hat immer ein wenig den Nachteil, dass damit auch die Erwartungen steigen, aber zum Glück hat schon der Einstieg in „Forever Close“ gezeigt, dass ich mir keine Sorgen machen muss, denn die Funken haben wie eh und je gesprüht und die Chemie ist einfach jenseits von allem. Deswegen hat auch gleich die erste Wiederbegegnung der beiden gezeigt, dass man sich über die beiden keine Sorgen machen muss. Vielleicht war manchmal minimal die Luft raus, aber das war auch immer mit den Momenten verbunden, wo ich allgemein das Gefühl hatte, dass sich die Geschichte eine Auszeit genommen hat.

Aber die Auszeiten gewichte ich auch nicht stark negativ, denn Atkin beweist in meinen Augen erneut, dass sie eine sehr intelligente Erzählerin ist. Sie verzichtet zwar auf all zu viele Gruppenszenen, was ich etwas schade fand, weil ich wirklich alle Figuren der Reihe wirklich sehr ins Herz geschlossen haben, aber die Geschichten von Tyler und April sind jeweils sehr liebevoll erzählt. Vielleicht hat bei Tyler noch was gefehlt, denn gerade seine Eltern hätten gerne auch auftauchen dürfen, aber man hat schon deutlich gemerkt, dass es vor allem um April ging, die ich wirklich unheimlich gut nachvollziehen konnte. Und das richtig Angenehme war, dass die Geschichte auch all die Schritte durchgenommen hat, die ich mir zwischendurch gewünscht habe. Die Konfrontation mit ihrer Mutter, wann sie mit der Wahrheit herausplatzt und wie es am Ende zur Versöhnung an allen Fronten kommt. Hier finde ich, dass die einzelnen Schritte beweisen, dass Atkin viel Liebe zum Detail hat, denn es ist behutsam erzählt, authentisch und damit wirklich wie ein weiches Kissen, in das man sich schmiegen mag.

Was ich abschließend auch noch absolut lobend hervorheben möchte, ist die Art und Weise, wie die Beziehung von Tyler und April zu einem Knackpunkt geführt wurde. Die Geschichte hat stark damit gearbeitet, dass die beiden nicht viele Gemeinsamkeiten haben. Keine ähnlichen Charaktereigenschaften und keine gemeinsamen Interessen, aber was sie gemeinsam haben, ist ihre Liebe füreinander. Und da war die Frage eben die ganze Zeit, kann das reichen? Aber Atkin hat hier heraus kein übertriebenes Drama geflochten, stattdessen hat sie die Konfrontation der gemeinsamen Zukunft sanft vorangetrieben und als eine Entscheidung erzwungenermaßen im Raum stand, hat sie April und Tyler so erwachsen handeln lassen, dass ich vor Glück hätte weinen können. Die vorläufige Trennung der beiden war eine der schönsten, die ich gelesen haben und das mag noch so verrückt klingen, aber in NA trennen die Paare sich so oft und oft so unsinnig, aber hier ist es wirklich logisch, intensiv und dadurch tatsächlich schön gestaltet. Und genau so etwas wiegt dann für mich qualitativ auch so sehr, dass ich kleinere Schwächen davor nahezu vergessen habe. Zwar bleibt Band 2 doch mein Liebling, vielleicht weil er so überraschend gut war, aber April und Tyler haben doch den besonderen Platz in meinem Herzen.

Fazit: Hut ab vor Kara Atkin, die ihre San Teresa-Reihe sehr überzeugend zu Ende bringt und mich angesichts der tollen Geschichten für Tyler und April strahlen lässt. Es war nicht alles perfekt, aber es war in dem, was da war, so perfekt, dass ich Atkin wirklich nur ganz fest im Auge behalten kann, damit mir kein neues Buch mehr von ihr entgeht.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Ruhig, aber emotional wuchtig wie eh und je

Be My Tomorrow
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Emma Scott ist definitiv eine Autorin, die stets berührende Geschichten zwischen die Seiten zaubert, aber manchmal macht es mehr klick, manchmal etwas weniger, aber das ändert nie etwas daran, dass es ...

Emma Scott ist definitiv eine Autorin, die stets berührende Geschichten zwischen die Seiten zaubert, aber manchmal macht es mehr klick, manchmal etwas weniger, aber das ändert nie etwas daran, dass es jedes Buch von ihr wert ist, gelesen zu werden. Zuletzt hat Scott vor allem Stand-alone-Romane veröffentlicht, aber „Be My Tomorrow“ ist nun der Auftakt zu einer Trilogie. Dabei ist es clever, zur Protagonistin eine Figur zu machen, die wir bereits aus dem „All-In“-Duett kennen, nämlich Zelda. Lang, lang ist es hier, aber es war dennoch eine schöne Geschichte, hier eine Verbindung zu Theo zu haben. Das hat gleich das Gefühl, in diese Geschichte einzusteigen, noch einmal verändert.

Aber es war nicht nur die Verbindung zwischen Theo und Zelda, sondern direkt die ersten Seiten, die für mich schon klar gemacht haben, dass Scott hier eigentlich fast machen kann, was sie will, denn es konnte nur gut werden. Das liegt natürlich vor allem an Zelda, die von der ersten Zeile an, eine sehr nahbare Persönlichkeit ist. Ihr Kampf in New York, unbedingt ihre Graphic Novel veröffentlicht zu bekommen, lädt auf Anhieb zum Mitfiebern ein. Gleichzeitig bekommt man auch schnell dargelegt, was sie tief geprägt hat, nämlich die Entführung ihrer Schwester, die auch getötet wurde. Bei Scott ist es oftmals so, dass sie sehr dramatische Geschichten erzählt, wo es immer eine Herausforderung darstellt, die Waage zu halten, damit man nicht sagt, das war jetzt doch etwas viel. Der positive Eindruck zu „Be My Tomorrow“ ist daher für mich vor allem mit dem Fakt verbunden, dass Zelda und Beckett beide ihr Päckchen zu tragen haben, aber dass das nicht unnötig dramatisiert wird, sondern der Fakt alleine ist schon Drama genug.

Indem die Geschichte sich also sehr um eine authentische Darstellung bemüht, braucht es keine Nebenschauplätze, sondern einfach zwei wunderbare Figuren, die gleichermaßen die Erzählzeit eingeräumt bekommen, die sie verdient haben. Dass es direkt mit Zelda passte, war natürlich schon ein Geschenk, aber nach wenigen befremdlichen Momenten mit Beckett ist auch völlig klar, dass er ein ebensolches Goldstück ist. Wenn man dann zwei an sich schon großartige Figuren hat, ist es dennoch nicht selbstverständlich, dass sie auch zusammen eine Wirkung entfalten. Aber da kommt dann ins Spiel, dass man sich dabei keine Sorgen um Scott machen muss, denn sie kreiert immer eine spezielle Stimmung zwischen ihrem Liebespaar. E ist schnell klar, dass sich Beckett und Zelda verdient haben und das ist im absolut positiven Sinne gemeint. Sie haben ähnlichen Schmerz erfahren, sie sind beide von Schuldgefühlen geplagt, aber sie haben völlig unterschiedlichen Umgang damit. Das wiederum sorgt dafür, dass sie die perfekte Ergänzung füreinander sind und sie sich gegenseitig beim Heilen helfen können.

Besonders schön fand ich als zentrales Erzählelement die Graphic Novel. Nicht nur, dass wir einzelne Sequenzen auch graphisch auf den Seiten abgebildet bekommen, sondern die Erstellung der Geschichte lädt uns als Zuschauer der ersten Reihe ein. Wie Zelda und Beckett dann eine Art und Weise finden, gemeinsam miteinander zu arbeiten, das ist schön mitzuverfolgen und sorgt eben dafür, dass sie auch auf kreativer Basis eine Art des Zusammenarbeitens gefunden haben, die für private Paare nicht unbedingt selbstverständlich sein muss. Zwar habe ich vorhin gesagt, dass es nicht groß Nebenschauplätze gibt, aber Figuren wie Darlene und Max tauchen bereits auf und schaut man auf die weiteren Bände der „Only-Love“-Reihe, dann werden diese beiden noch sehr wichtig und es lässt sich zum Glück bereits erahnen, dass das sehr interessant werden dürfte. Insgesamt ist „Be My Tomorrow“ eher eine ruhige Erzählung, aber das hat für mich hier genau das getroffen, was ich mir erhofft habe.

Fazit: „Be My Tomorrow“ wird definitiv zu meinen Lieblingsbüchern von Scott zählen, denn auch wenn es eher ruhiger zugeht und das Drama auf einem wunderbaren Niveau bedient wird, war es durchgängig eine tolle Unterhaltung, die vor allem von Zelda und Beckett einzeln, aber auch zusammen lebt. Dazu natürlich berührend wie eh und je.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Extrem beeindruckend trotz stellenweiser Langatmigkeit

Das Lied der Krähen
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Der Inhalt der Krähen-Dilogie, die hier mit "Das Lied der Krähen" startet, wird gemeinsam mit der Grisha-Trilogie zur neuen Netflix-Serie "Shadow and Bone" verflochten, was ich beim Lese natürlich im Hinterkopf ...

Der Inhalt der Krähen-Dilogie, die hier mit "Das Lied der Krähen" startet, wird gemeinsam mit der Grisha-Trilogie zur neuen Netflix-Serie "Shadow and Bone" verflochten, was ich beim Lese natürlich im Hinterkopf hatte. Das ist jedoch etwas heikel, denn zeitlich spielen die Reihen eigentlich versetzt, aber gewiss nicht parallel. Deswegen ist bereits im Vorfeld klar, dass der Inhalt von "Das Lied der Krähen" wohl stärker abgeändert wird, damit sich eine schlüssige Verzahnung ergeben kann. Dennoch habe ich diesen Gedanken erstmal beiseitegeschoben und mich ganz auf das Lesevergnügen konzentriert.

Relativ schnell bin ich beim Lesen von "Das Lied der Krähen" auf den Gedanken gekommen, dass es eigentlich fast nicht zu glauben ist, dass dieses und "Goldene Flammen" tatsächlich beide von derselben Autorin sein sollen, denn lustigerweise ergeben sich genau die gegensätzlichen Pro- und Kontra-Argumente in der Bewertung. Wo "Goldene Flammen" stellenweise oberflächlich war, sich aber kaum eine Pause gegönnt hat, ist "Das Lied der Krähen" teilweise langatmig, aber dafür enorm fokussiert und detailreich in der Charakterentwicklung. Aber dennoch wäre es gelogen zu behaupten, dass man Leigh Bardugos Stil letztlich nicht doch erkennt. Lustig ist es dennoch, dass ich nun komplett gegenteilige Rezensionen schreiben werden.

Dank der Grisha-Trilogie ist mir diesmal der Einstieg in die Welt von "Das Lied der Krähen" nicht so schwer gefallen. Zwar findet die Handlungen an völlig neuen Orten statt, aber dennoch finden wir uns erneut in der erschaffenen Welt von Bardugo wieder, die von ständigen Kriegen, neuen Allianzen und eben den Grishas geprägt ist. Jedoch gibt es eine Erweiterung um das Jurda Parem, eine Art Droge, die Fähigkeiten der Grisha verändert und damit auch verstärkt. Es gibt auch wieder neue Begrifflichkeiten, aber in all das findet man gut hinein. Zumal sich bereits hier die Liebe zum Detail auswirkt, da Ketterdam als neuer Handlungsort förmlich vor den Augen entsteht, da alles intensiv und anschaulich beschrieben wird. Während "Goldene Flammen" in vielen Elementen noch eher einem Jugendroman entsprach, habe ich diesen Gedanken bei "Das Lied der Krähen" nicht mehr gehabt. Zwar haben wir es erneut nicht mit erwachsenen Figuren zu tun, aber die sechs Hauptfiguren sind bereits so vom Leben gezeichnet, dass sie die Bitterkeit des Lebens bereits kennen. Sie haben keine Träume mehr, stattdessen kämpfen sie in einer komplizierten Welt ums ständige Überleben und können daher keine Gutmenschen sind. Das schafft atmosphärisch eine ganz andere Ausgangslage, die aber dann auch ganz hervorragend zur sich entwickelnden Handlung passt.

Das Geschehen wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was es möglich macht, nahezu allen sechs Figuren ordentlich Raum zu gewähren. Einzig Wylan wird hier etwas stiefmütterlich behandelt, was ja möglicherweise im zweiten Band noch nachgeholt werden kann. Aber bei den anderen fünf wird eine höchst ambivalente Charakterentwicklung betrieben. Einzig Jasper ist davon eine Figur, die man auf Anhieb ins Herz schließt, weil er angesichts der düsteren Welt noch etwas Optimismus verbreitet. Die anderen sind zu sehr vom Leben gezeichnet und tragen ihr Innerstes nicht so offensichtlich nach außen. Aber man wird behutsam von Kapitel zu Kapitel tiefer in ihr Seelenleben hineingezogen und deswegen konnte ich nach Beendigung der Lektüre nur konstatieren, dass ich zu allen Figuren, so unterschiedlich sie doch waren, eine Verbindung aufgebaut bekommen habe. Das war Bardugo in dem Ausmaß bei "Goldene Flammen" noch nicht gelungen. Gleichzeitig hat diese Entscheidung für intensive Charakterentwicklungen den Nachteil, dass die Handlung stellenweise ausgebremst wird. Wenn gerade richtige spannende Sachen passieren, wird bei einem Teil des Kapitels ein Rückblick zu der Figur eingeschoben, die deren Handeln zwar erklärt, aber gleichzeitig das Geschehen in der Jetztzeit unnötig in die Länge zieht. In der Konsequenz hätte ich mich wahrscheinlich für einen etwas anderen Erzählstil entschieden. Im Grunde war alles richtig gemacht, aber vielleicht nicht immer ideal gegeneinander gesetzt.

Wenn man die Rückblenden zwischendurch mal ausspart und nur die Handlung der Gegenwart bedenkt, dann muss ich schon den Hut vor Bardugo ziehen, denn es ist eine extrem raffinierte, komplexe, exzentrische und einfach mitreißende Geschichte entstanden, die immer wieder etwas Neues zu bieten hatte. Zudem hat es mir gefallen, dass das Buch trotz minimaler Gewichtung gegen Kaz und Inej es geschafft hat, allen Charakteren ihren Teil einzuräumen. Sie mögen die Gesichter sein, aber nur alle zusammen sind sie das Herz dieser Operation. Kaz sticht sicherlich mit seinem Mastermind heraus und es ist wirklich faszinierend, wie er eine Eventualität nach der anderen schon längst bedacht hat, aber jede Figur wird für ihre besonderen Momente in Erinnerung bleiben. Zudem hat es unheimlich viele Wendungen gegeben, man konnte die Geschichte zu keinem Zeitpunkt vorausahnen, was angesichts so vieler Bücher im Genre Fantasy eigentlich unmöglich erscheint. Das macht in der Summe eine der intelligentesten Handlungsentwicklungen aus, die ich seit langem gelesen habe.

Fazit: "Das Lied der Krähen" ist atmosphärisch und stilistisch so ganz anders als die Grisha-Reihe, was aber nichts am Lesevergnügen ändert. Dieses ist schlichtweg anders, denn der Auftakt der Krähen-Dilogie überzeugt mehr mit Handlung, Charakterentwicklungen und Liebe zum Detail. Nach diesem echten Erlebnis kann ich ein gewisses Bauchgrummeln dennoch nicht leugnen, denn wie viel wird davon in "Shadow and Bone" zu erleben sein?

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Emotionale Reise mit Protagonistin Kyra

Fadeaway
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Ich habe mich auf Anabelle Stehls Debütroman „Breakaway“ wirklich sehr gefreut, weil ich die neue Autorin schon lange mit ihrem Blog begleite. Wie nicht anders zu erwarten, war das Erstlingswerk noch stark ...

Ich habe mich auf Anabelle Stehls Debütroman „Breakaway“ wirklich sehr gefreut, weil ich die neue Autorin schon lange mit ihrem Blog begleite. Wie nicht anders zu erwarten, war das Erstlingswerk noch stark ausbaufähig. So etwas muss angesprochen werden, ist aber wahrlich kein Drama. Denn Übung macht den Meister und dieses Motto kann man sogleich am zweiten Band „Fadeaway“ erkennen, denn es ist eine deutliche Steigerung zu beobachten.

Schon im ersten Band war Kyra eine wichtige Protagonistin, vor allem zum Ende hin und schon dort war klar, ihre Geschichte wird eine besondere und das hat sich mit jeder Faser dieses Buchs bestätigt. Da ich Anabelle wie gesagt schon länger verfolge, weiß ich, welche Themen sie bewegen, wofür sie sich einsetzt und da war kaum zu übersehen, dass Kyra ihre Einstellungen zu Feminismus, zu Diversität und zu Mut teilt. Es mag noch genug Komponenten geben, bei denen Kyra und Anabelle ganz unterschiedlich sind, aber ich hatte doch das Gefühl, dass Kyra ihr auf jeden Fall deutlich näher ist als Lia aus dem ersten Band. Und das hat man dann auch an der Qualität der Geschichte gemerkt. Es war direkt viel authentischer und Kyras ganzer Entwicklungsprozess war unheimlich ergreifend und nachvollziehbar gestaltet. „Fadeaway“ will natürlich auch eine Liebesgeschichte sein, aber es war deutlich zu erkennen, dass das Buch sogar ohne ausgekommen wäre und zu überzeugen gewusst hätte. Ich denke, das ist schon ein sehr großes Kompliment an die Erzählung.

Im ersten Band war es so, dass Lia mir nicht so packend gestaltet worden ist und ich Noah viel lieber mochte. Lustigerweise ist es hier genau andersherum. Ich mochte Kyra zu jedem einzelnen Zeitpunkt, selbst wenn sie völlig impulsiv agiert hat. Dafür war meine gemeinsame Geschichte mit Milan deutlich schleppender. Wie er zunächst gedanklich nur bei Handball war, wie er gegenüber Kyra bei der ersten Begegnung agiert hat, wie distanziert er auch teilweise mit seinen Freunden war, weil alles dem Handball untergeordnet ist. Das waren keine Sympathien auf den ersten Blick. Im Verlauf der Handlung löst sich dieser Eindruck auf, gleichzeitig zeigt sich aber auch, warum Milan anfangs so extrem gezeichnet worden ist. Denn so ist auch bei ihm die Entwicklung krasser zu sehen, die er durchläuft. Spätestens wenn es zwischen Milan und Kyra ernster wird, dann bestehen auch keine Zweifel mehr daran, dass er ein echt feiner Kerl ist und sie sich keinen besseren hätte wünschen können.

Aber auch hier wieder, die Liebesgeschichte ist da, aber sie ist nicht dominant. Was ich in anderen Büchern derbe kritisieren würde, fühlt sich hier aber völlig okay an, weil es eben vor allem um Kyra ging. Anfangs war ich irritiert, weil es lange gedauert hat, bis sich Kyra und Milan öfters und langanhaltend begegnet sind, aber ich habe irgendwann kapiert, dass „Fadeaway“ mit den Erwartungen spielt. Das mag einige enttäuscht haben, aber ich fand die Darstellung von Kyra, wie sie nach einer beinahe-Vergewaltigung Schritt für Schritt zurück zu sich selbst findet, sehr, sehr überzeugend.

Fazit: „Fadeaway“ ist eine deutliche Verbesserung gegenüber „Fadeaway“. Zum einen habe ich Anabelle deutlich herausgehört und gemerkt, dass ihr das Geschriebene eine Herzensangelegenheit war und zum anderen war Kyras Geschichte ein echtes Erlebnis. Die Liebesgeschichte kommt da fast etwas kurz, aber dennoch war auch diese eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ersten Band. Weiter so!

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Übertrifft den ersten Band beim weitem

Forever Mine - San Teresa University
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Vor einem halben Jahr habe ich mit „Forever Free“ den ersten Band aus der „Forever“-Reihe von Kara Atkin gelesen. Mit schwerem Herzen habe ich drei Sterne gegeben, aber ein paar stilistische Mängel waren ...

Vor einem halben Jahr habe ich mit „Forever Free“ den ersten Band aus der „Forever“-Reihe von Kara Atkin gelesen. Mit schwerem Herzen habe ich drei Sterne gegeben, aber ein paar stilistische Mängel waren doch so schwerwiegend, dass ich für all die anderen tollen Ansätze nicht einfach mit der Bewertung übers Ziel hinausschießen konnte. Im Rückblick bin ich dankbar für diese Entscheidung, denn meine Hoffnung „dann macht es wahrscheinlich explosionsartig klick“ hat sich haargenau bestätigt.

Kate kannte man bereits aus „Forever Free“ und ich habe mich auf ihren Band sehr gefreut, da sie bereits beim ersten Kennenlernen eine durch und durch sympathische Persönlichkeit ist. Vielleicht kann ich ihre Geltungssucht in als Everbody’s Darling nicht recht nachvollziehen, aber sie ist in sich vollkommen logisch und nachvollziehbar gestaltet worden. Und trotz dieser oberflächlichen Welt, in der sie gerne agiert, ist sie sehr bodenständig und wohl die beste Freundin, die man sich wünschen könnte. Ihr gegenüber wurde mit Alec ein Neuling eingeführt, aber einer, der wirklich gut mithalten kann. Er ist zwar auch jemand, der wie Hunter gerne mal seine grummlige Seite auspackt, aber er ist ein Familienmensch, er ist ein treuer Freund und er ist jemand, der immer für das einsteht, woran er glaubt. Er ist in meinen Augen auch tausendmal besser als Hunter weggekommen, weil Alec von der Perspektivenverteilung her deutlich mehr Anteil bekommen hat als er. Zwar mag auch hier Kate die treibende Kraft gewesen sein, aber ich hatte dennoch das Gefühl, Alec zu kennen, ihn zu verstehen und das ist für mich das wichtigste Aspekt bei der Charakterarbeit.

Häufig laufen New Adult-Bücher so ab, dass die Figuren lange umeinander herumschleichen, bis sie sich letztlich aufeinander einlassen. Und dann gibt es die Bücher des Genres, die genau umgekehrt ablaufen. Dort gibt sich die Paarung zuerst der körperlichen Anziehung hin, um sich dann erst wirklich kennenzulernen. Auch wenn ich so meinen Traumprinzen selbst wohl nie finden werden, weil mir das emotionale immer wichtiger ist als die Anziehung, so finde ich diese Umkehrung immer wieder spannend zu lesen. Bei Kate und Alec hat es wirklich hervorragend geklappt, zumal es Atkin auch geschafft hat, dass diese benötigte körperliche Anziehung auch vom ersten Moment an auf den Leser übergesprungen ist. Wenn die beiden sich später wirklich kennenlernen, ist zwar die Luft ein wenig raus, weil das erste Mal schon hinter sich gebracht wurde, aber diese Fokussierung auf der emotionalen Ebene hat ebenso wunderbar geklappt und es hat wirklich viele tolle Momente gegeben, in denen man nur mitschwärmen konnte.

Im ersten Band hat sich Atkin schon an wichtigen Themen versucht, aber hier klappt das eindeutig besser. Zum einen haben wir Kate, die Mobbing und Slutshaming erfährt und zum anderen haben wir Alec, der zu seiner Bisexualität steht, aber trotzdem auch Kritik auszuhalten hat. Ein paar Mal hätte man noch richtig tief gehen können, aber weil die Liebesgeschichte so hervorragend funktioniert hat, verstehe ich, dass die Erzählzeit lieber dorthin verteilt wurde. Zumal ich eben die Behandlung der Themen keinesfalls als oberflächlich bewerten würde.

Fazit: Noch einmal, ich bin wirklich froh, bei dem ersten Band so tief gestapelt zu haben mit der Bewertung, weil „Forever Mine“ in meinen Augen wirklich deutlich besser ist als der Auftaktband und das kann ich mit der Sternenbewertung nun abbilden. Die Charaktere sind großartig, ihre gemeinsame Chemie ist grandios und die gesamte Erzählung ist wirklich wunderbar mit sensiblen Themen gepickt worden und dabei stets rund erzählt worden. Weiter so!

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