In einer emotional immer kälter werdenden Welt sind wir im übertragenen Sinne auch immer nackter und ungeschützter - erschütternde Novelle!!
Diese Novelle behandelt in fragmentarischer Erzählweise das ...
In einer emotional immer kälter werdenden Welt sind wir im übertragenen Sinne auch immer nackter und ungeschützter - erschütternde Novelle!!
Diese Novelle behandelt in fragmentarischer Erzählweise das Schicksal von fünf Menschen in einer Stadt.
Inez, die Illegale, die beim Schwarzarbeiten ausgenutzt wird, immer wieder. Die Autistin Anna, die vermeintlich seltsame Sachen sagt, so dass Menschen sie nicht ganz geheuer werden. Volker, der zwar frei ist, nachdem er wegen eines Sexualdelikte lange gesessen hatte, aber nirgends seine Ruhe hat, wegen dieser Vergangenheit. Otto, der Obdachlose, der von der Straße schon gebrochen ist. Meysenraich, der Politiker, der quasi die Privatsphäre abschaffen will, um alles offenzulegen.
Jeder ist belastet und traurig, vielleicht sogar der Politiker. Manche der Protagonisten laufen sich sogar über den Weg.
Genau, wie das echte Leben oft auch genug kein Happy Ende hat, endet auch diese Novelle traurig.
Das Buch ist sehr gut geschrieben und gerade durch das Fragmentarische wirft es wie ein erhellendes Blitzlicht eine realistische Erhellung der Lebensumstände der vielen Menschen, die an den Rand gedrängt worden sind. Trist, traurig, authentisch, berührend...
Der Lesestil ist äußerst angenehm zu lesen und wichtig gesellschaftskritisch. Dazu passt das Cover hervorragend, mit den nackten, dank fehlenden Köpfen anonymen Schaufensterpuppen. Hervorragend!
Es ist immanent, sich mit der Bestialität des Menschen an sich auseinanderzusetzen - dieses Buch ist dafür geeignet - Triggerwarnung! Gewalt!!
Eines vorweg! Der Autor selbst, Bernhard Conrad, warnt im ...
Es ist immanent, sich mit der Bestialität des Menschen an sich auseinanderzusetzen - dieses Buch ist dafür geeignet - Triggerwarnung! Gewalt!!
Eines vorweg! Der Autor selbst, Bernhard Conrad, warnt im Vorwort ausdrücklich davor, dieses Buch nicht zu lesen, wenn man sich mit Folter und Gewalt nicht auseinandersetzen kann oder will. Es gibt einige sehr heftige Szenen im Buch, die leider so in der Realität immer noch vorkommen, aber für Menschen mit zu sensiblen Nerven oder auch Traumatisierte nicht geeignet sind. Aber es gibt im Buch selber vor den beiden entsprechenden Passagen nochmals Hinweise, also könnten auch diese Personen das Buch lesen, aber eben diese Abschnitte überspringen.
Dieses Buch spielt in unserer relativen Gegenwart. Ein junger, 25jähriger Deutscher hat eine Trennung hinter sich und möchte sich nicht wirklich damit auseinandersetzen. Er fühlt sich etwas verloren, sucht einen tieferen Sinn und auch ( sexuelle ) Abenteuer. Er will flüchten, im Grunde genommen auch vor sich selbst.
Von Paris aus, fliegt er nach Cayenne in Französisch Guayana, Überseedepartement und doch so nichteuropäisch, anders, fremdartig. Die Gerüche, die Bilder, die Geräusche.... Sehr atmosphärisch beschrieben und eingefangen, daß man beim Lesen selbst so zu empfinden meint.
Diffuse Ängste martern ihn. Er geht zu einer Prostituierten. Er ist naiv, unerfahren sowie leichtsinnig. Dann läßt er sich treiben, bis nach Brasilien und steigert sich wie ein Drogensüchtiger auf der Suche nach dem nächsten Kick in den nächsten und nächsten gekauften Sex und auch denjenigen, den er einfach so bekommt. Auch sein Vater meinte ja, er solle nichts anbrennen lassen.
Allerdings wird sein Selbstekel und Selbsthass immer immenser sowie seine schier endlose Leere. Er wird mit Realitäten konfrontiert, die er als Europäer, von der Insel der Glückseligen kommend, so nie für möglich gehalten hätte.
Als er von Brasilien aus in ein angrenzendes Nachbarland reist, um die Iguaçu - Wasserfälle zu bestaunen, ist er zur falschen Zeit am falschen Ort. Es findet ein Militärputsch statt und er wird gefangengenommen und inkarzeriert.
Er ahnt noch nicht, welche Qualen und Folter ihm bevorstehen, durch welche Hölle auf Erden er gehen werden muß, zu welcher Bestialität Menschen doch fähig sind. Daß er regelrecht vernichtet werden soll, nicht nur physisch.
Maria, eine Guerillerera und ihre Einheit befreien ihn und den alten erfahrenen Recken Carlos, der sein Zellengenosse war und der Deutsche ist weit weit weg tief in sich selbst zurückgezogen. Doch es gibt Hoffnung - Liebe keimt zwischen ihm und Maria wie eine zarte Blume auf.
Und eines Tages trifft der Deutsche auf einen der Folterer. Wird er ihn töten oder will / kann er vergeben? Was wird passieren?
Dieses Buch ist wichtig, weil es Themen berührt, die nach wie vor und wahrscheinlich für immer eine Rolle spielen werden. Unmenschlichkeit, Bestialität und wie sich diese konkret auswirkt.
Wer das Glück hat, in einem friedlichen Land zu leben, selber nie gefoltert wurde und vielleicht auch keinen Überlebenden der Folter kennt, für den scheint das alles fern, abstrakt, Zahlen, Nachrichten aus fremden Ländern; das tangiert einen doch nicht, oder?
Doch! Wer Wert auf Humanität und Menschenrechte legt, den tangiert das sehr wohl. Es ist unerträglich, was Menschen aus purer sadistischer Freude anderen Menschen antun. Das Ende des dritten Reiches ist erst 75 Jahre her. Erst? Ja, erst! Was sind diese Zeiträume in Relation zur Weltgeschichte? Im Angesicht der Shoa und all den anderen Grausamkeiten verstummt man, weil die Sprache als Instrument viel zu unzulänglich ist, um diese widerwärtigen Abgründe angemessen wiederzugeben.
Gefolterte sollen gebrochen werden, auch Mord an der Seele, falls er dennoch körperlich überleben sollte. Folter in Europa ist nicht so obsolet, wie man meinen sollte. In den 70er und 80er Jahren haben Briten Nordiren gefoltert und nach Franco in Spanien wurden Basken gefoltert und auch welche durch Todesschwadronen ermordet.
Das Buch enthält innerhalb der Handlung sehr gut eingebunden, Diskurse über Schuld und Schuldlosigkeit bzw. Unschuld, Rache und Vergebung, Globalisierung, Imperialismus und Ausbeutung. Es zeigt deutlich auf, wie Entscheidungen und ökonomische Interessen weniger in der sogenannten Ersten Welt verhängnisvolle Auswirkungen auf die anderen Länder hat. Erbarmungslos greift da Rädchen in Rädchen und die Opfer sind der "bedauernswerte Kollateralschaden", die nun einmal auf dem Altar der Ökonomie und der Oligarchen dargebracht werden müssen, wenn nun einmal der Euro, der Rubel und der Dollar weiter fließen sollen.
Länder, die zu den Untaten von Regimen schweigen, weil ökonomische Interessen schweigen, machen sich zu Mittätern. Die große, schweigende Masse der Gleichgültigen weltweit macht sich durch ihre Indifferenz mitschuldig, indem sie eben gleichgültig sind.
Potentiell kann aber unter Umständen jeder ein Opfer werden, obwohl diese Person gar nichts getan hat. Elisabeth Käsemann wurde damals in der Militärjunta Argentiniens verschleppt, gefoltert und getötet. Deutschland hat nichts getan!
Das Buch ist ebenso philosophisch, von aktueller Brisanz, erschreckend und sehr gut geschrieben. Die innere Dynamik der Protagonisten hält das Level des großen Interesses des Lesers hoch.
Der Deutsche und Maria durchleben eine faszinierende und auch teils schockierende Genese ihrer Charaktere. Es ist spannend, das zu verfolgen. Die drei Hauptprotagonisten sind mir sympathisch, selbst wenn man nicht jede Handlung nachvollziehen oder gutheißen kann, aber im Gesamtkontext spielt das keine Rolle, weil es hier um universelle Humanität geht und wie wir sie uns bewahren können und sogar müssen. Das Buch enthält noch wertvolle Quellen und weiterführende Literatur, um interessante Aspekte weiterverfolgen zu können.
Faszinierendes Buch, das komplexes Wissen humorvoll, tiefgründig und mit einem klasse philosophischen Anspruch spannend vermittelt!
Wer sich dafür interessiert, wissenschaftlich komplexe Themen, in diesem ...
Faszinierendes Buch, das komplexes Wissen humorvoll, tiefgründig und mit einem klasse philosophischen Anspruch spannend vermittelt!
Wer sich dafür interessiert, wissenschaftlich komplexe Themen, in diesem Fall die Welt der Mikrobiologie, verständlich, mit Humor und spannend vermittelt zu bekommen, ist hier genau richtig.
Hier kann man ohne Vorwissen einen faszinierenden Einstieg in die Welt der Mikroorganismen beschreiten, die genauso facettenreich, wenn nicht noch facettenreicher als "unsere Welt" ist. Wer bereits Vorwissen mitbringt, wird dieses angenehm auffrischen können und trotzdem noch viel dazulernen an äußerst interessanten Fakten. Oder wußtet Ihr, daß das Pestbakterium aus einem relativ harmlosen Erreger hervorgegangen ist, also quasi dessen "böser Sohn", oder "Infernalische Erbe" ist? Oder daß die orale Einnahme von Eisentabletten bei Infektionen kontraproduktiv sein kann? Wieso? Weshalb? Warum? Lest dieses aufschlußreiche Buch!
Wem das noch nicht klar gewesen sein sollte, darf nicht vergessen, daß wir alle wandelnde Biotope für Billionen Mikroorganismen sind. Man muß sich diese Zahl einmal vorzustellen versuchen, unmöglich! Und wer das auch noch nicht gewußt haben sollte, darf ebensowenig außer Acht lassen, daß übertriebene Hygiene genauso schädlich ist wie die mangelnde. Denn wir sind auch auf das Mikrobiom der Haut angewiesen. Es gibt genügend gute Bakterien, die als Symbionten mit dem Menschen leben. Auf der Dermis helfen sie bei der Wundheilung mit, produzieren natürliches Antibiotika, halten die "bösen" in Schach.
Das Mikrobiom im Darm ist ebenso wichtig. Sie produzieren gegen Nahrung zum Beispiel Vitamin K und spielen eine Rolle für das Immunsystem. Störungen des Mikrobioms des Darmes können zur Demenz führen, Depressionen fördern, sogar Adipositas. Nicht umsonst gilt der Bauch mit dem ganzen Nervengeflecht und den ganzen Städten der Bakterien als Bauchhirn.
Das Buch ist sehr verständlich geschrieben, mit einem Glossar der Fachausdrücke und immer wieder humorvollen, passenden Vergleichen zur Menschenwelt. Bankräuber, Konquistadoren, Betrüger, feindliche Agenten, Hochstapler, Selbstmordattentäter ... sehr originelle Analogien, die das Wissen umso einprägsamer gestalten. Das Kapitel über Bakterien und Sex ist ganz besonders witzig. Ich mußte immer wieder schmunzeln und lachen.
Die verschiedenen Aspekte der Bewohner jener Mikrowelt werden dezidiert reflektiert. Die guten, die bösen Bakterien, die Viren und Protozoen ( Malaria zum Beispiel ), der Unterschied zwischen sauerstoffliebenden Bakterien und dem Gegenteil ( Anaerobier ), wie Clostridium Botulinum ( Botox ) und seine diabolischen Brüder Tetanus und Gasbrand.
Die Evolution der Mikros und Auswirkungen auf die Menschen kommen zur Sprache, wie auch immer wieder soziologische, philosophische und politische Ausflüge in die Menschenwelt, was äußerst homogen gelungen ist. Alles hängt mit allem zusammen und der Mensch kann sich als Teil des Makrobioms nicht davon ausnehmen, auch wenn er es als "Krone der Schöpfung" versucht.
Umweltverschmutzung, Klimawandel, entfesselte Ökonomie, Ausrottung von Arten, Monokultur, Herbizide und Pestizide, hemmungslose Ausbeutung der Nutztiere, Pandemien und Antibiotikaresistenzen. Der Mensch muß aufpassen, daß nicht seine ureigene Apokalypse Realität wird und dann Bakterien, Viren und Protozoen die lachenden Dritten sein werden.
Am Ende des Buches gibt es noch ein sehr nützliches Literaturverzeichnis, für jeden, der Aspekte vertiefen will.
Erschütterndes Buch über die Schicksale zweier Männer im Dritten Reich deren Leben am seidenen Faden hängt - sehr eindringlich!
Ein katholischer Pfarrer läßt Zeus, einen Sozialisten und Goldenberg, einen ...
Erschütterndes Buch über die Schicksale zweier Männer im Dritten Reich deren Leben am seidenen Faden hängt - sehr eindringlich!
Ein katholischer Pfarrer läßt Zeus, einen Sozialisten und Goldenberg, einen Arzt und Juden bei sich unterschlüpfen - der erste als Küster, letztgenannter als Bibliothekar. Die unrühmliche berüchtigte Epoche des Dritten Reiches hängt nämlich über Deutschland wie schwarze Wolken. Bald schon sind beide zur Flucht gezwungen. Holland und dann für Goldenberg Paris.
Zeus muß widerwillig gezwungenermaßen für die deutsche Seite Soldat sein und Goldenberg ist nach wie vor in Frankreich ...
Das Buch gibt äußerst authentisch diese schlimme Zeit wieder, die so viele Opfer forderte. Ein Inferno, ein Monstrum namens Diktatur und Krieg, das unersättlich und gierig Menschen fraß.
Unprätentiös, pathosfrei, aber eindringlich und eindrücklich schildert Franz Josef Brüseke berührend das Schicksal zweier Individuen, die beide im Zeichen der Zeit ungeheuer gefährdet waren.
Gnadenlos werden beide von den aufbrodelnden, aufbrandenden Geschehnissen verschlungen.
Die Geschichte von Zeus und Goldenberg ist Freundschaft ohnegleichen. Man macht sehr schlimme Zeiten durch und gerät in jenen furchtbaren Krieg.
Das Buch über Zeus und Goldenberg ist einfach große Klasse und man fühlt eindringlich mit den beiden.
Millionen Menschen haben das alles mitgemacht, aber jede Geschichte von Menschen ist einzigartig. Es berührt einen und hinterläßt einen bleibenden Eindruck bei mir. Toll gemacht!
Die vielen Facetten des Wassermann - sehr gute Einblicke in einen wahrhaft inneren wie äußeren Heimatlosen + Exkursion in Lebensabsurdität!!
Wassermann ist sich selbst entfremdet und findet die Welt genauso ...
Die vielen Facetten des Wassermann - sehr gute Einblicke in einen wahrhaft inneren wie äußeren Heimatlosen + Exkursion in Lebensabsurdität!!
Wassermann ist sich selbst entfremdet und findet die Welt genauso absurd wie ich, welche ich für ein "Irrenhaus" halte.
Im Grunde genommen kann er sich nirgends heimisch fühlen, weil er in sich selbst auch kein reelles "Zuhause" hat.
Er arbeitet bereits seit zwei Dekaden in Angola und Mozambique als Entwicklungshelfer. Ebenso hat er im regenarmen Nordosten Brasiliens seinen Anteil geleistet, Trinkwasseraufbereitungsanlagen zu bauen. ( Sehr wichtig, wenn man bedenkt, daß die Kriege der Zukunft um Wasser sein werden! )
Ein Eignungstest, der "nur" Routine ist, führt ihn nach Berlin zurück, von der Psychologin Isabella exekutiert und dazu gehört auch ein Gutachten.
Er soll selbst hundert Worte beisteuern und dazu freie Assoziation betreiben. Freud läßt grüßen.
Eine anfängliche Blockade ist schneller überwunden, als er dachte und er ist unglaublich kreativ, philosophisch und poetisch. Er verrät auch so ungewollt mehr von seiner Innenwelt, als er dachte, obwohl ich selbst die Interpretationen von Psychologen eher kritisch sehe.
Ja, Isabella exekutiert tatsächlich und zwar Wassermanns Tätigkeit als Entwicklungshelfer.
Der BND schickt ihn in klandestiner Funktion nach Brasilien. Er soll Informationen kollektieren und wird befördert, soll sich auch um Kolumbien und Venezuela "kümmern". Er könnte es besser wissen, aber reflektiert wohl nicht genug, um sich zu vergegenwärtigen, was er da eigentlich tut.
Aber, seine "Chefs" klagen nicht über ihn - ganz im Gegenteil!
Der Schreibstil Franz Josef Brüsekes ist klar wie ein erfrischender Wasserstrahl und gibt ein gutes Psychogramm der Seele, des Verstandes und der Mentalität eines polyglotten, getriebenen Mannes wieder, Globetrotter und seltsam verloren.
Nicht gebunden, keine Familie, sich der Bizarrerie des Lebens bewußt wie Samuel Beckett es überspitzt und sehr komisch in "Warten auf Godot" auf den Punkt bringt.
Dieses Buch hier ist natürlich weder absurd, noch bizarr und auch keine Parodie. Es bringt authentisch den Menschen Wassermann in all seinen Stärken und Schwächen zum Tragen.
Der Autor ist alles andere als Mainstream. Gott sei Dank! Das macht seine Bücher außergewöhnlich und individuell - sehr angenehm sich abhebend zum Einheitsbrei.
Durch Wassermann bringt der Autor seine ganze sprachliche Gewalt der Poesie, Philosophie und des Realismus zur ganzen exotischen, duftenden Blüte und die Politik Südamerikas spart er ebensowenig aus, was sich homogen und äußerst interessant einfügt. Ein klasse Autor!