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Veröffentlicht am 29.12.2020

Tödliche Globuli

Rote Belladonna
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Die Pharmazeutin Maya Ursinus hat ein Faible für Kriminalfälle seit sie selbst einmal in Verdacht eines Giftmords geriet. Damals nahm sie das Heft in die eigene Hand und ermittelte um ihre Unschuld zu ...

Die Pharmazeutin Maya Ursinus hat ein Faible für Kriminalfälle seit sie selbst einmal in Verdacht eines Giftmords geriet. Damals nahm sie das Heft in die eigene Hand und ermittelte um ihre Unschuld zu beweisen.

Nun bittet ihr Großonkel um Hilfe. Eine befreundete Apothekerin, Verfechterin der Homöopathie, ist ins Zwielicht geraten. Eine Patientin soll an Globulis verstorben sein, die viel zu viel Atropin enthielten. Nun steht die Salus-Apotheke vor dem Aus, die Kunden bleiben aus und die Kritik an Homöopathie wird immer lauter. Als Aushilfsapothekerin will Maya direkt in der Apotheke Undercover ermitteln und merkt sehr bald, dass einiges im Argen liegt.

Die hübsche Universitätsstadt Marburg bildet einen idealen Hintergrund für Mayas zweiten Einsatz als Amateurermittlerin. Dazu kommt als Hintergrund das interessante große Feld der Naturheilkunde im Spannungsfeld zur Schulmedizin, da kann man auch als Laie noch eine ganze Menge Wissenswertes erfahren. Jürgen Seibold ist ein erfahrener Krimiautor, der auch in seiner neuen Serie um Maya Usinus sein Können ausspielt. Er erzählt einen gut ausgedachten Fall, der sich auf die verschiedenen Charaktere konzentriert und ganz ohne Gewalt und Brutalität auskommt. Ja, man könnte die „Rote Belladonna“ in die Reihe der Cosy-Krimis stellen. Gute Unterhaltung ist garantiert, der Autor schreibt sehr angenehm und flüssig und hat mit Maya auch einen sympathischen Charakter gestaltet.

Der Plot wird schlüssig gelöst, zwar waren die Rollen von „Gut und Böse“ schon früh klar verteilt, aber für die Auflösung lässt sich Seibold noch einige Überraschungen einfallen. Das Ende kam mir fast zu schnell, aber dafür kann Maya ihren, für die Kollegenhilfe unterbrochenen Urlaub noch unbeschwert fortsetzen.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Astrologie des Bösen

Böses Blut
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Wie schon bei der Harry Potter Reihe wird auch bei J.K. Rowlings Cormoran Strike Krimis, die sie unter dem Namen Robert Galbraith veröffentlicht, jeder Band umfangreicher. Bei Band 5, „Böses Blut“ sind ...

Wie schon bei der Harry Potter Reihe wird auch bei J.K. Rowlings Cormoran Strike Krimis, die sie unter dem Namen Robert Galbraith veröffentlicht, jeder Band umfangreicher. Bei Band 5, „Böses Blut“ sind es nun schon knapp 1200 Seiten. Viel für einen Kriminalroman, aber nicht viel, wenn man die Neigung der Autorin berücksichtigt, sich in ausführlichen Abschweifungen zu verlieren.

Durch einige spektakuläre Erfolge läuft Strikes Detektivbüro, er kann es sich nun auch erlauben Fälle anzunehmen, deren Erfolg zweifelhaft scheint und bei denen Aufwand und Einsatz wohl in keinem Verhältnis zum Erlös stehen wird. Deshalb nimmt er sich auch eines alten Falls an. Eine junge Frau bittet Strike, das Verschwinden ihrer Mutter aufzuklären. 40 Jahre ist das nun her, sie selbst war noch ein Kleinkind ohne Erinnerungen daran. Damals wurde das Verschwinden schnell einem Serienmörder angelastet, der kurz danach gefasst wurde. Zwar hat er die Tat nie zugegeben, aber auch nie explizit geleugnet. Die Ermittlungen haben den Beamten bis zum psychischen Zusammenbruch geführt und seine Unterlagen sind ein Ausdruck dieser Krise. Danach versandeten die Ermittlungen.

Neben diesem Cold Case beschäftigen Strike auch andere, private Probleme. Seine Tante, bei der er aufwuchs, liegt im Sterben. Der Krebs hat das Endstadium erreicht und er pendelt ständig nach Cornwall um an ihrer Seite zu sein. Sein berühmter Vater, der Rocksänger, will partout jetzt eine Annäherung und Aussöhnung erreichen, nach Jahren der Ablehnung und Ignoranz, wahrscheinlich weil Cormoran jetzt berühmt genug ist, um sich mit ihm zu schmücken. Und da ist ja noch diese Beziehung, besser Nicht-Beziehung zu Partnerin Robin. Beide wissen um ihre Gefühle, aber zulassen wollen sie sie nicht. Beide sind in Gefühlsdingen gebrannte Kinder. Aber tatsächlich gibt es nach 1200 Seiten einen Fortschritt. Sie setzen ans Ende ihre Nachrichten jetzt ein x, das Zeichen für ein Küsschen. Es wird noch viele tausend Seiten brauchen, bis der geneigte Leser da ein Happy End erleben darf.

Wenn man sich auf diesen Wälzer einlässt, wird schnell klar, dass auch in den weitesten Abschweifungen ein Hinweis oder Begebenheit versteckt ist, die letztendlich zur Lösung beitragen wird. Schon allein für dieses komplizierte Handlungsstrickwerk, das sich nie verheddert, verdient die Autorin Respekt.

Ich finde Cormoran Strike ein wenig als Nachfahren der großen Detektive Marlowe und Spade. Immer dem eigenen Anspruch verpflichtet und von der Suche nach der Wahrheit getrieben. Dafür ist er bereit alles zu geben.

Auch dieser Band gefiel mir, auch wenn die vielen Ausschmückungen und Abschweifungen viel Geduld und Sitzfleisch erfordern. Aber sie sind Rowlings Markenzeichen und sie will in ihren Krimis immer auch Einblick ins britische Seelenleben geben und das braucht nun mal Platz.

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Crime noir

Die kleine Schwester
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Durch eine Fehllieferung erhielt ich die Neuübersetzung von Raymond Chandlers Klassiker „Die kleine Schwester“. Warum nicht die Gelegenheit ergreifen um einen Krimi zu lesen, dessen Autor als Vater des ...

Durch eine Fehllieferung erhielt ich die Neuübersetzung von Raymond Chandlers Klassiker „Die kleine Schwester“. Warum nicht die Gelegenheit ergreifen um einen Krimi zu lesen, dessen Autor als Vater des modernen Detektivs und als Mitbegründer des „Krimi noir“ gilt. (Die Straßen waren schwarz nicht vom Dunkel der Nacht allein. Chandler)

Orfamay Quest kommt aus der Provinz nach Los Angeles, ihr Bruder Orrin meldet sich seit Monaten nicht mehr und sie befürchtet schlimmes. Viel Geld hat sie nicht, aber sie ist hübsch und hilflos, dem kann der hartgesottene Phil Marlowe nicht widerstehen – auch wenn er bald merkt, dass es einer der Fälle wird, bei denen er draufzahlt.

Die Ermittlungen führen in die Glitzerwelt Hollywoods, wo die jungen und schönen Starlets um Ruhm und Aufmerksamkeit buhlen und dabei jedes Mittel nutzen. Gleich daneben geht in die Schäbigkeit hinter den Kulissen, in abgeranzte Hotels, zu zwielichtigen Ärzten, die ihre Praxis mit Drogen finanzieren und zu Gangstern, die Hollywood als Geldmaschine erkannten.

Die Handlung ist sehr komplex und manchmal sogar verworren, man muss schon sehr konzentriert bei der Sache bleiben, um nicht einen Namen, einen Hinweis zu überlesen. Phil Marlowe ist ja inzwischen ein Synonym für einen Detektiv geworden, er agiert hier als „Harter Hund“, hat aber immer wieder seine romantischen Anwandlungen, wie er sich selbst eingesteht. Einer hilflosen Frau, einem hübschen Gesicht – da kann er eben nicht anders, auch wenn er die Folgen voraussieht.

Das sind sehr interessante Einblicke in die Filmwelt der 40iger Jahre, die sich seit der Zeit wohl nur wenig veränderte. Die Sprache ist „cool“, für meine Begriffe wird das aber zu sehr strapaziert. Allerdings blitzten immer wieder Abschnitte auf, die brillant geschrieben sind. Das vermittelt mir schon, warum Chandler zu den Klassikern gehört. Aber ob jeder Klassiker die Jahrzehnte übersteht und gut altert, muss jeder für sich entscheiden. Ich hatte meine Schwierigkeiten damit.

Nichts desto trotz war es an der Zeit mal einen „Philip Marlowe“-Krimi zu lesen und nicht nur die Filmbilder im Kopf zu haben.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Crawfie

Teatime mit Lilibet
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In Schottland blickt eine alte Frau aus dem Fenster, als sie die Wagen der königlichen Familie nach Balmoral fahren sieht. Wieder wird der Wagen nicht anhalten und sie winkt vergebens.

Marion Crawford ...

In Schottland blickt eine alte Frau aus dem Fenster, als sie die Wagen der königlichen Familie nach Balmoral fahren sieht. Wieder wird der Wagen nicht anhalten und sie winkt vergebens.

Marion Crawford ist eine junge Frau, die ihre Ausbildung zur Lehrerin macht. Sie möchte gegen das Elend und die Unwissenheit in den Edinburgher Slums angehen. Als Berufsziel kommt für sie auch nur die Arbeit mit benachteiligten Kindern in Frage. Doch in ihrem letzten Studienjahr geht sie über die Sommerferien als Gouvernante zu einer adligen Familie und dort wird die Herzogin von York auf sie aufmerksam. 16 Jahre als Lehrerin für ihre Töchter Elizabeth und Margaret beginnen.

Sie wird eine Vertraute für die Kinder, kennt ihre Freuden, aber auch ihre Nöte. Entsetzt ist Marion von der Weltfremdheit der beiden Mädchen, die in einem Kokon aufwachsen. So fährt sie mit ihnen U Bahn oder geht in die Stadt ohne eine Gefolge um sich zu haben. Sie will, genau wie die Eltern, inzwischen König George und Königin Mary, den Mädchen ein verhältnismäßig normales Leben ermöglichen. Aber ein wenig verliert sie darüber ihr eigenes Leben aus den Augen.

Das Buch der Journalistin Wendy Holden ist ein Roman und keine Biografie, auch wenn sich die Autorin wohl von den Erinnerungen der Marion Crawford leiten ließ. Vieles wird also nahe an die Realität heranreichen. Mir ist es allerdings das ganze Buch über nicht gelungen, richtige Wärme oder Sympathie für Marion Crawford zu empfinden. Sie blieb mir einfach fremd.

Über manche Begebenheit musste ich sehr schmunzeln, Lilibeth Eltern schienen - zumindest vor der Krönung – sehr unkonventionell zu leben. Die Töchter führen ein ausgelassenes Leben, das aber von einer Blase umhüllt war. Allerdings ändert sich das, als Lilibeth Thronfolgerin wird. Für ihre Erziehung werden Spezialisten engagiert und „Crawfie“, so ihr Kosename bei den Royals wird immer verzichtbarer. Dann schreibt Crawfie ihre Biografie und die Konsequenzen begleiten sie bis zum Tod.

Erzählt ist diese fiktionale Biografie sehr flüssig und anregend, mit dem üblichen Blick hinter die Kulissen, die Neugierde befriedigt, auch wenn man kein Royals Fan ist. Das gelingt der Autorin sehr gut und unterhaltsam und mit liebenswertem Charme. Und es ist gleichsam ein Blick in eine vergangene Welt, zu viel hat sich auch für das britische Königshaus in den letzten Jahrzehnten verändert, aber mir bleibt nach dem Lesen die Erinnerung an die kleine Lilibeth mit den 5 Erbsen auf der Gabel.

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Niederrhein Krimi

Im Schatten der Kopfweiden
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Es ist wirklich kein guter Einstand für Kommissarin Johanna Brenner. Sie wurde von Berlin zurück an den Niederrhein versetzt, was in ihr keine unbedingt glücklichen Kindheits - und Jugenderinnerungen heraufbeschwört. ...

Es ist wirklich kein guter Einstand für Kommissarin Johanna Brenner. Sie wurde von Berlin zurück an den Niederrhein versetzt, was in ihr keine unbedingt glücklichen Kindheits - und Jugenderinnerungen heraufbeschwört. Schon am ersten Tag wird in Geldern die Leiche einer jungen Kinderärztin gefunden und Johannas Art zu ermitteln, stößt auf Ablehnung und sie merkt, dass sie im Kollegenkreis nicht willkomen ist, aber unbeirrt hält sie an ihrer Arbeitsweise und ihren Alleingängen fest, auch wenn eine schwere Grippe sie zusätzlich ausbremst.

Der Fall ist nicht so klar, wie es auf den ersten Blick scheint, Feinde – außer ihrem Ex-Freund, der sie hartnäckig stalkt – scheint die junge Ärztin nicht gehabt zu haben. Oder ist der Vater eines kleinen Jungen, dem sie mit dem Jugendamt drohte, ausgerastet? Johanna ist jedenfalls keine Ermittlerin, die sich vom ersten Schein blenden lässt.

Der erste Krimi der Autorin überzeugt mit einem vielschichtigen und psychologisch ausgefeilten Plot. Sie lässt den Leser die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erfahren. Eine der starken Stimmen ist die junge Leonie, ein Teenager, der viel zu früh viel zu viel Verantwortung für die Familie übernehmen muss und in der sich Johanna in einigen Facetten wiederzuerkennen glaubt. Auch Johanna Brenner, die nicht ganz freiwillig Berlin verlassen hat, bringt mit ihrer etwas störrischen Persönlichkeit, hinter der sich auch Unsicherheit verbirgt eine weitere Erzählebene ein. Dann noch Kollege Axels Gedanken, die viel um sein chaotisches Privatleben zwischen Vaterpflichten und Musikerhobby kreisen. Oft genug ist er vom Fall abgelenkt. Für meinen Geschmack ist damit der Krimi mit den ganzen privaten Problemen der Ermittler überladen geraten. Sicher gehört Privates auch dazu, besonders wenn die Protagonisten eingeführt und ihre Charakter gezeichnet werden. Aber hier war es mir zu viel und zu dominant.

Ganz geschickt führt Anja Wedershoven ihre Leser durch die Geschichte, immer wieder gibt es eine Wendung, die den Fall in neuem Licht zeigt und dadurch die Spannung auch hoch hält. Die Auflösung fand ich gelungen, hatte aber schon eine Ahnung was Motiv und Täter betraf.

Der Schreibstil gefiel mir gut, das Buch liest sich flüssig, die Dialoge waren lebendig und wirkten echt. Wäre das Privatleben der Ermittler nicht ganz so problemüberladen gewesen, hätte mir der Krimi noch besser gefallen.

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