Ein Roman, keine Biographie
Frau Merian und die Wunder der WeltDiesen Roman wollte ich unbedingt lesen, nachdem mir mein Mann aus der Biographie von Maria Sibylla Merian erzählt hat. Ich war überrascht, dass mir diese außergewöhnliche Frau vorher kaum begegnet ist. ...
Diesen Roman wollte ich unbedingt lesen, nachdem mir mein Mann aus der Biographie von Maria Sibylla Merian erzählt hat. Ich war überrascht, dass mir diese außergewöhnliche Frau vorher kaum begegnet ist. Ich kenne natürlich ihren Vater, aber ich wusste nicht, dass seine Tochter eine so ungewöhnliche Berufung hatte. Denn Berufung muss man es nennen, wenn man sieht wieviel Zeit und Kraft sie in ihre Arbeit als Künstlerin und Wissenschaftlerin steckt.
Der Roman, denn es ist keine Biographie, wie die Autorin selbst betont, beschäftigt sich nur mit einem Lebensabschnitt von Maria. Maria Sibylla Merian ist geschieden, hat zwei mehr oder weniger erwachsene Töchter und lebt vorerst bei einer religiösen Gemeinschaft. Auch dort versucht sie ihre Beobachtung von Insekten, besonders von Schmetterlingen und deren detailgenaue Nachzeichen weiter zu perfektionieren. Mit ihrem Umzug nach Amsterdam will sie sich nun endgültig ihren Traum, einer Reise nach Surinam, verwirklichen.
Die Entschlossenheit mit der Maria an ihrem Traum arbeitet, fand ich sehr beeindruckend. Sie wurde immer wieder belächelt, aber dennoch ließ sie sich nicht abbringen, als Frau im 17Jh. um die halbe Welt zu reisen, um Insekten zu beobachten und zu zeichnen. Sie hatte keine Angst selbst dem Zaren gegenüberzustehen und ihr Bilder zu verkaufen. Eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Es sollten vielmehr Romane über sie geschrieben werden.
Schade fand ich, dass sich die Autorin sehr auf eine zu gedichtete Liebesgeschichte konzentriert hatte. Vor allem im letzten Drittel des Romans. Maria Merian hat keinen Mann an ihrer Seite gebraucht, um das zu erreichen, was sie erreicht hat und der Roman hätte es auch nicht gebraucht. So ist es am Ende doch mehr Liebesroman.
Insgesamt ist es ein unterhaltsamer historischer Roman, der ein interessantes Bild der gehobenen Amsterdamer Gesellschaft zeigt und sehr authentisch die Reise und das Leben der Kolonialisten in Surinam beschreibt. Von beiden hätte ich mir mehr gewünscht. Der Roman liest sich gut und die Beschreibungen sind sehr anschaulich, so dass ich mich oft in eine andere Zeit versetzt gefühlt habe.