Die unschuldigen Opfer eines grausamen Krieges
Die 1918 geborene Fey von Hassell hat zunächst ein märchenhaftes Leben. Sie wächst in einer wohlhabenden Familie auf. In ihren Jugendjahren ist ihr Vater, Ulrich von Hassell, deutscher Botschafter in Rom. ...
Die 1918 geborene Fey von Hassell hat zunächst ein märchenhaftes Leben. Sie wächst in einer wohlhabenden Familie auf. In ihren Jugendjahren ist ihr Vater, Ulrich von Hassell, deutscher Botschafter in Rom. Dort lernt sie ihren adligen Ehemann kennen, den sie 1939 heiratet.
Die junge Familie lebt auf dem Familiengut Castello di Brazzà in der Nähe von Venedig. Sie bekommen zwei wunderschöne Söhne und fühlen sich hier sicher vor den Wirren des Kriegs. Doch dann wird Italien von den Deutschen besetzt und Soldaten ziehen in ihr Zuhause ein. Feys Mann, der im Widerstand aktiv ist, lebt nicht mehr auf dem Landgut. Die junge Fey fühlt sich alleingelassen. Als Deutsche, die mit deutschen Soldaten zusammenlebt, wird sie von den Nachbarn argwöhnisch betrachtet, obwohl sie im Herzen ein Nazigegner ist.
Als am 20. Juli 1944 ein Attentat auf Hitler misslingt, ergreift die SS voller Wut nicht nur die Täter und Planer, sondern auch viele Frauen und Kinder der Mitwirkenden im Widerstand. Dazu gehört auch Feys Vater. Fey ist selbst in Italien nicht sicher, sie wird von einem Leutnant, der in ihrem Haus lebt, denunziert. Ihre beiden Söhne und sie werden zunächst nach Innsbruck gebracht. Fey wird zu Befragungen mitgenommen und muss ihre zwei- und vierjährigen Söhne der Obhut von SS-Schwestern überlassen.
Zuerst hofft sie in wenigen Tagen freigelassen zu werden, doch zusammen mit anderen Sippenhäftlingen muss sie quer durch Deutschland reisen. Mal werden die Gefangenen in Hotels untergebracht, meistens jedoch in Gefängnissen und Konzentrationslagern. Sie genießen eine Sonderbehandlung, denn Himmler sieht in ihnen wertvolle Geiseln. Doch sie sind sich nie sicher, wie lange sie für ihn von Wert sein werden und wie es mit ihnen weitergehen wird. Fey und andere Mütter leiden vor allem an der Trennung von ihren Kindern. Niemand sagt ihnen, wo ihre Kinder sind und wie es ihnen geht.
Dieses umfangreiche Buch erzählt nicht nur die Geschichte von Fey, sondern berichtet auch ausführlich von dem Geschehen in ihrer Umgebung. Dabei werden viele Quellen zitiert. So erfährt der Leser, zum Beispiel, von den verschiedenen Versuchen Hitlers Leben zu nehmen, von den Flüchtlingsströmen, von den Todesmärschen der KZ-Insassen in den letzten Tagen des Kriegs und von Himmlers Tod. Wer sich nur für Feys Geschichte interessiert, findet das vielleicht zu ausschweifend, doch wer die geschichtlichen Hintergründe verstehen will, wird hier von den vielen Informationen begeistert sein, die Feys Geschichte untermalen.
Am Anfang des Buchs fällt es schwer sich die verschiedene Namen und Orte zu merken und die Zusammenhänge zu verstehen, doch schon bald steht Feys spannende Geschichte im Vordergrund. Neben dem grauenvollen Leid des Krieges, berichtet dieses Buch von Heldenmut und Liebe.
So schreibt Feys Mutter über ihren Ehemann: „Sein klarer Charakter, sein überragender Geist, seine glühende Beherztheit und sein immer einsatzbereiter Mut beglückten mich jeden Tag. Ich bete zu Gott, dass sein Opfer, sein Leben hinzugeben, der Welt beweisen wird, dass es ein besseres Deutschland gab, … Und ich hoffe, dass die Welt begreift, dass es Männer gab, die bereit waren, uns unter Aufopferung ihres Lebens von diesem Übel zu befreien.“
Fazit: Die erschütternde Geschichte einer unschuldigen Frau, die von ihren Kindern getrennt und eingesperrt wird, liegt diesem wertvolle Zeugnis zu Grunde. Es berichtet von dem Mut vieler Deutschen, die mit dem nationalsozialistischen Regime nicht einverstanden waren. Sehr empfehlenswert für alle, die sich für authentische historische Berichte interessieren.