Unterhaltsamer Auftaktband einer neuen Familiensaga, allerdings noch mit etwas Luft nach oben.
Das Unrecht der VäterGut Falkenbach, Bernried, 1936:
Die beiden Brüder Heinrich und Willhelm Lehmann haben es, zusammen mit ihrem besten Freund Paul-Friedrich von Falkenbach, den sie schon seit Kindheitstagen kennen, geschafft. ...
Gut Falkenbach, Bernried, 1936:
Die beiden Brüder Heinrich und Willhelm Lehmann haben es, zusammen mit ihrem besten Freund Paul-Friedrich von Falkenbach, den sie schon seit Kindheitstagen kennen, geschafft. Ihnen ist es gelungen, mit ihrer florierenden Firma ihr Glück zu machen. Alle drei sind verheiratet und haben bereits erwachsene Kinder, die wiederum schon eigene Familien gegründet haben.
Ausgerechnet während einer großen Feier, die angelegt ist, um diesen Erfolg zu feiern, werden sie von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Ein junges Fräulein wünscht sie zu sprechen, denn sie will mehr über ihren verstorbenen Vater herausfinden, der zusammen mit Paul, Heinrich und Willhelm als Soldat im ersten Weltkrieg gedient hat. Die drei Freunde sind sogar alarmiert, denn besagter Kamerad war kein guter Mensch und musste für seine Taten schließlich mit dem Leben bezahlen. Die junge Frau glaubt jedoch nicht die harmlos klingende Geschichte über den Tod ihres Vaters und will das Geheimnis, dass die drei Männer vor ihr verbergen, unbedingt ergründen.
Paul, Heinrich und Willhelm ist das gar nicht recht, denn sie bemühen sich gerade um die Aufnahme in die Partei und können keine negativ behafteten Gerüchte gebrauchen.
Währenddessen, ist das Leben für die Kinder der Freunde ebenfalls kein Zuckerschlecken. Pauls Sohn Gustav ist ein angehender Arzt und lebt zusammen mit seiner Frau in Berlin. Aber sein Vater will unbedingt, dass er nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums zurückkehrt und in die Firma einsteigt. Etwas, dass Gustav widerstrebt. Denn er hat kein gutes Verhältnis zu seinem stets fordernden Vater und würde lieber weiterhin in Berlin bleiben. Zudem ist er sich unschlüssig darüber, ob es wirklich eine so gute Idee war, Clara zu heiraten mit der er nicht viel gemeinsam hat. Aber auch Clara hat ihre Geheimnisse.
Gustavs Schwester Wilhelmine liebt die Pferde auf dem Gestüt ihres Vaters sehr. Sie scheinen ihr die einzigen Vertrauten zu sein, seitdem die Welt politisch im Umbruch ist. Auch in der Liebe ist ihr nicht viel Glück beschienen bislang. Ihr Vater würde sie zu gerne mit einem recht langweiligen Mann verheiraten, der aber bislang nicht viel Interesse an ihr gezeigt hat.
Stattdessen trifft sie sich mit einem Mann, der ein glühender Anhänger Hitlers ist….
Die Kinder der Brüder Lehmann, Ferdinand und Leopold, könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Ferdinand eher eine friedliebende Künstlerseele ist, entpuppt sich der attraktive Leopold als gefühlskalter Mensch, der auch nicht davor halt macht, seine Frau Irma zu erniedrigen. Wird sich Irma auf Dauer ihrer Haut erwehren können?
Da ich eine Schwäche für Familiensagas habe, stieß ich im Zuge meines Stöberns kürzlich auf Ellin Carstas ersten Teil ihrer neuen Falkenbach-Reihe. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich die Autorin Petra Mattfeldt, die Fans historischer Romane sicherlich ein Begriff sein dürfte. Unter einem anderen Pseudonym, nämlich unter dem Namen Caren Benedikt, schrieb sie erfolgreiche Bücher genannten Genres.
Ich hatte bereits einige historische Romane, sowie einen spannenden Krimi der Autorin (Sekundentod) gelesen und war nun neugierig geworden auf ihre neue Saga. Der Roman spielt zu großen Teilen in Bernried, einem sehr ländlich gelegenen bayerischen Örtchen. Zugegeben, ich hatte anfangs große Probleme damit, alle Akteure und ihre Beziehungen zueinander richtig einordnen zu können. Zudem steigt die Autorin gefühlt mittendrin ein. Es fühlt sich für den Leser so an, als habe man eine mögliche Vorgeschichte verpasst, was ja eigentlich nicht der Fall ist. Beispielsweise gibt es das wohl sehr brisante Geheimnis der drei Freunde, das nur vage angerissen und nicht gelüftet wird, das mir zu sehr in dem Fokus gerückt wurde. Denn das geschieht zum Nachteil der Entwicklung der Charaktere. Die drei Männer kann man lediglich anhand ihrer Namen auseinander halten, denn vom Gebaren ähneln sie sich leider sehr und bleiben relativ blass.
Lediglich auf Gustavs Seelenleben geht die Autorin etwas mehr ein. So ist er eigentlich der einzige Mann, der zusammen mit den Akteurinnen in diesem Roman ein wenig mehr hervorgehoben wird, was ich schade fand.
Die Frauen in diesem ersten Teil der neuen Reihe, bekommen nicht so viel Raum zur eigenen Entfaltung geboten. Dennoch zeigen sie interessante Anlagen und so hoffe ich sehr, dass sie im nächsten Teil noch mehr Eigeninitiative und Mut zeigen können, als hier.
Der historische Anteil ist im ersten Teil nicht besonders groß- die neuen politischen Strömungen und deren Auswirkung auf diverse Bewohner des Ortes finden zwar Erwähnung, doch das ungelüftete Geheimnis der drei Freunde und das familiäre Miteinander steht einfach mehr im Vordergrund. Dennoch bekommt man hier einen durchaus unterhaltsamen, allerdings auch leichten Familienroman geboten, der sich flüssig lesen lässt und neugierig macht auf den Fortsetzungsband „Die Stärke der Töchter“, der im März 2021 erscheinen wird.
Kurz gefasst: Unterhaltsamer Auftaktband einer neuen Familiensaga, allerdings noch mit etwas Luft nach oben.