Der schönste Band der Reihe
Sam und Amy kennen wir als Leser ja bereits aus den vorherigen Bänden und der Eindruck, den ich während Band 1 und 2 von ihnen gewann, hatte nicht getäuscht. Sam ist ein durch und durch liebenswerter, ...
Sam und Amy kennen wir als Leser ja bereits aus den vorherigen Bänden und der Eindruck, den ich während Band 1 und 2 von ihnen gewann, hatte nicht getäuscht. Sam ist ein durch und durch liebenswerter, charmanter Charakter, dessen Äußeres ihn nicht nur bei seinen Studentinnen (ja er ist Dozent an einer Universität) ziemlich gut ankommt, sondern auch bei mir. Durch seine offene, sympathische Art fühlte ich mich direkt zu ihm hingezogen und hatte derweil große Freude daran, ihn zu begleiten. Sam ist humorvoll, großherzig und hin und wieder sorgt er mit seiner unbeholfenen, nervösen Art, die er nur in Amy’s Nähe an den Tag legt, für das ein oder andere Schmunzeln. Seine Lebendigkeit und Greifbarkeit haben mich des öfteren überrascht und überzeugt. Man könnte sagen, Sam wäre perfekt, immerhin ist er aufmerksam, romantisch und kann wunderbar mit Kindern umgehen . Außerdem ist er ein loyaler bester Freund, äußerst ehrgeizig und trotzdem unheimlich sensibel und einfühlsam. Gott.. ich glaube, Sam ist wirklich perfekt gewesen, so wie er war.
Ganz im Gegensatz zu Amy. Amy durchläuft während des Romans so einige Höhen und Tiefen und was man bisher nicht von ihr wusste ist, dass sie eine unheimlich schwierige Vergangenheit hinter sich hat, die sie immer wieder einholt. Amy ist hochgradig sensibel, hat ein regelrechtes Trauma von ihrem früheren Leben davongetragen und ist deshalb äußerst zurückhaltend und vorsichtig; fast schon panisch. Und obwohl die Thematik so schwerwiegend und kompliziert ist, hat es Kathinka Engel geschafft, es sehr glaubhaft und realistisch zu verpacken – zumindest meistens; denn gerade im mittleren Teil des Buches gab es öfters Momente, in denen Amy’s Verhalten zu übertrieben und zu dramatisch auf mich wirkte. Sie verletzte Menschen, ohne sich darüber im Klaren zu sein und verhielt sich zum Teil sehr rücksichtslos, was ihr Umfeld betraf. Auch ihre kurzen Aussetzer waren nicht unbedingt das, was ich mir gewünscht habe. Trotzdem empfand ich diesen Part an ihr dennoch als interessant, da ich mich kaum in ihre Lage versetzen kann und deshalb umso interessierter daran war, wie ihr Verhalten dabei erklärt wurde. Alles in allem war Amy nicht perfekt, durchlebte aber eine deutliche Entwicklung, was wiederum komplett für sie spricht. Ebenso positiv stach dabei auch ihr großes Herz ihren „Klienten“ gegenüber ins Auge und im Groben und Ganzen passte sie dennoch gut zur Handlung und brachte einiges an Zündstoff mit.
Randfiguren durften wir nur wenige „neue“ kennenlernen. Gerade die Protagonisten aus Band 1 und 2 kennen wir ja bereits in aller Ausführlichkeit und auch die quirrlige Jeanny ist keine Unbekannte. Trotzdem empfand ich es als spannend zu sehen, wie sich der Leben derer, die wir bereits ziehenlassen mussten, entwickelte und gerade in Bezug auf Jeanny gab es noch einmal eine deutlich tiefere Einblicke in deren Charakter und Lebensweise. Hach Jeanny.. dich werde ich wohl am meisten vermissen. Doch ebenso merkte ich auch, wie sehr mir die anderen fehlen würden: Zelda mit ihrer lebensfrohen, bunten Art, Malik mit seiner Bodenständigkeit, Rhys mit seiner Zurückhaltung und Scheu, und Tamsin, die so herrlich normal und trotzdem was Besonderes für mich war.
Auch Kathinka Engel’s Schreibstil kann wieder auf ganzer Linie punkten. Ihre Art zu Erzählen ist nichts, was man nicht öfters vorfindet, aber die Geschichte liest sich so wunderbar leicht und flockig und die Seiten fliegen, ohne es zu merken, nur so dahin. Die Worte der Autorin erzeugen ein klares Bild der Szenerien vor dem inneren Auge und sind allgemein sehr bildhaft, ohne dass zu viele Beschreibungen einfließen und der Lesefluss ins Stocken gerät. Auch die beiden unterschiedlichen Perspektiven in Form von Amy’s und Sam’s Sicht, passen hier perfekt zur Handlung. Sie verleiten den Leser immer wieder dazu, nochmal ein Kapitel dran zu hängen.
Ebenso gefiel mir auch die Auswahl der Sprecher. Es ist ja an und für sich schon was besonderes, dass alle drei Bände der Reihe von jeweils unterschiedlichen Sprechern gelesen wird, doch dass ale drei einen so guten Job machen, ist noch überraschender. Auch Karoline Mask von Oppen und Oliver Wronka sind wie für Amy und Sam gemacht. Sie hauchen den Figuren Leben ein, bringen Tiefe mit und machen das Hörbuch extrem unterhaltsam und packend. Dabei könnte ich noch nicht einmal benennen, welcher von den beiden Parts mir besser gefallen hat – sie hatten beide ihre Höhen, aber Tiefen konnte ich dabei nicht erkennen. Kurz um: perfekt!
Inhaltlich betrachtet gab es allerdings Tiefen; zu denen kommen wir gleich. Vorerst möchte ich über den sehr gelungenen Einstieg sprechen. „Liebe mich. Für immer“ zu beginnen war so ein bisschen wie Nachhause zu kommen. Sam und Amy wiederzutreffen, erfüllt einen mit unerwartet großer Freude und ich hab mich sofort wieder pudelwohl in Pearly gefühlt. Als dann auch die anderen Figuren wieder ihre Gastauftritte hatten, war es in Sachen Wohlfühlfaktor komplett um mich geschehen und ich konnte mich komplett fallen lassen. Es beginnt, recht rasant, sehr emotional und es tun sich eine Fragen auf, auf die man unbedingt schnellstmöglich eine Antwort bekommen möchte. Leider fällt die Spannungskurve dann etwas ab, nicht zuletzt auch weil Amy sich manchmal etwas sehr dramatisch benimmt und in manchen Situation so fern ab jeglicher Erwartungen benimmt. So war ich besonders im mittleren Teil recht genervt und fühlte mich nur noch semi gut unterhalten. Als ich die Hoffnung auf Besserung dann beinah aufgegeben hatte, erfüllte mich das Geschehen plötzlich mit immens intensiven Emotionen. Es geschah plötzlich wieder so einiges und man konnte manches, was Amy tat und sagte – oder nicht tat – besser nachvollziehen, weil endlich die lang ersehnten Erklärungen eingeflossen sind. Und dann, von einem Moment auf den anderen berührte mich dieser dritte Band so sehr, dass ich sogar das ein oder andere Tränchen verdrücken musste. Da Band 1 und 2 emotional eher locker waren, war die Überraschung hier umso größer, dass mich Amy’s und Sam’s Geschichte derart berührte und mitnahm.
Ein weiterer, positiver Aspekt war für mich das Tempo, in dem sich die ganze Handlung abspielte. Alles ging weder furchtbar langsam, noch zu schnell und fühlte sich im Allgemeinen einfach glaubhaft und realistisch an. Kathinka Engel gab den Protagonisten Zeit, sich und ihre Gefühle zu entfalten und zu entwickeln. Es gab mehr als genügend Rückschläge, die dem Leser zwar äußerst wehtaten, doch dem Ganzen noch zusätzliche Lebendigkeit einhauchten. So war es auch keine große Überraschung, dass das Ende absolut rund und stimmig wirkte. Die Autorin beantwortete alle Fragen, ließ den emotionalen Nervenkitzel nochmal aufleben und man fragt sich kurzzeitig, ob sie es tatsächlich wagen würde, auf das Happy End zu verzichten. Ob das wirklich der Fall war, oder ob Sam und Amy doch noch glücklich zusammen werden, müsst ihr selbst lesen.
FAZIT:
Der dritte und somit finale Band der Finde Mich-Reihe konnte mich wieder größtenteils überzeugen. Zwar gab es stellenweise gewisse Durchhänger, doch erklärten sie sich im Laufe der Zeit ausreichend gut, um beinah gänzlich darüber hinwegsehen zu können. Amy und Sam sind authentische, liebenswerte Charaktere und während er absolut perfekt wirkte, wies sie so einige Problemchen und „Schwächen“ auf, die sie jedoch umso interessanter machten. Besonders das angenehme Tempo, in dem sich die Lovestory abspielt und die heimelige Atmosphäre spielten dem Roman einige Pluspunkte ein. Alles in allem eine schöne Unterhaltung, die Spaß macht und zum Teil erstaunlich intensiv berührt.