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Veröffentlicht am 20.10.2021

Kleinstadt-Vibes und große Gefühle

Sweet like you
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Das Kennenlernen der Figuren stellte mich als Leser vor keine großen Hindernisse. Cassie wirkt von Anfang an sympathisch, wenn auch etwas steif und gehetzt. Das mag vor allen Dingen daran liegen, dass ...

Das Kennenlernen der Figuren stellte mich als Leser vor keine großen Hindernisse. Cassie wirkt von Anfang an sympathisch, wenn auch etwas steif und gehetzt. Das mag vor allen Dingen daran liegen, dass wir sie zunächst inmitten ihres Büroalltags in New York erleben und dann mit ihr gemeinsam nach Honey Springs reisen; wo natürlich von der Hektik der Großstadt nichts mehr spürbar ist. Mir gefiel die Darstellung von Cassie’s Wesenszügen und auch, wenn sie anfangs noch nicht so recht in die Idylle passte, hatte ich doch dauerhaft eine Verbindung zu ihr. Und gerade der Punkt, dass sie sich nur langsam aklimatisiert und nicht Knall auf Fall ankommt und direkt perfekt ins Bild passt, fand ich großartig. Eine wirklich realistische Ausarbeitung, die eine ebenso realistische Entwicklung mitbrachte, die mich begeisterte. So war Cassie anfangs zwar noch „auf dem Sprung“ und fand vieles, was in dieser Kleinstadt passiert, ungewöhnlich – aber auch das sprach für die junge Frau. Ich fand sie also nicht nur sympathisch, sondern auch sehr lebensecht und greifbar, sehr liebenswürdig und herrlich tollpatschig. An mancher Stelle tappte sie vielleicht in das ein oder andere Fettnäpfchen zu viel; aber insgesamt sorgte sie mit ihren Fauxpas für charmante, lustige Unterhaltung. Doch neben den Oberflächlichkeiten, konnte ich auch ein kleines bisschen Tiefe bei ihr entdecken. Sie hatte definitiv ein großes Herz, zeigte wahre und lebendige Emotionen und catchte mich mit Authenzität.
Nick hatte es nicht wirklich schwerer als Cassie. Er ist ein durch und duch guter Kerl, mit einem großen Herz und viel Humor. Jemand aus der Lesegruppe beschrieb ihn als nett; und obwohl das meist einen faden Beigeschmack hat, war es hier nicht so und passte bei Nick doch echt gut. Er war zuckersüß, durchaus attraktiv, nicht auf den Kopf gefallen und absolut loyal. Mir gefiel nicht nur der Umgang mit Cassie, sondern auch mit den anderen Stadtbewohnern und er brachte mich das ein oder andere Mal zum schmunzeln; einfach weil er so herrlich bodenständig und sympathisch und niedlich ist. Niedlich. Noch ein Wort das kein Mann je hören will; aber er benahm sich einfach so und deshalb schloss ich ihn auch schon während den ersten Seiten tief ins Herz.
Trotzdem finde ich, dass die Charaktere im Gesamten eher oberflächlich behandelt wurden. Die kurzen Einblicke in die Vergangenheiten reichten nicht wirklich aus, um Tiefgang zu erzeugen. Mich störte das aber hier allgemein nicht so sehr, wie es sonst der Fall wäre. Die ganze Geschichte sprüht nicht gerade vor tiefschürfenden Themen(dazu gleich mehr), sodass ich das bei den Figuren auch nicht vermisste. Die Randfiguren jedenfalls fand ich ausreichend ausgearbeitet und soweit detaillreich, um sie problemlos unterscheiden und mir bildlich vorstellen zu können. Nicht alle treffen dabei auf Sympathie; aber das war auch gar nicht nötig, um den Lesespaß am Laufen zu halten.

Und nun zur Idee, bzw zur Handlung. Schon bei Lesen des Klappentextes entwickelten sich bei mir automatisch gewisse Erwartungen. Das klang so herrlich locker und leicht, nach einem richtigen Wohlfühl-Buch ala „Redwood Love“ oder „Green Valley Love“. Und mit genau diesen Erwartungen bin ich auch an die Geschichte ran gegangen. Die Idee, hinter „Sweet like you“ ist denkbar schlicht, hat aber einige süße Elemente, die es für mich erfrischend machten. Ich meine.. habt ihr schon mal ein Buch über Bienen und Honig gelesen? Und selbst wenn, wette ich, dass sie nicht so charmant war, wie „Sweet like you“. Alles in diesem Buch harmoniert miteinander und schon beim ersten Betreten des kleinen Städtchens fühlte ich mich direkt zu den Gilmore Girls versetzt. Aber fangen wir vorn an:
Der Einstieg in die Geschichte ist kinderleicht. Wir lernen Cassie, wie gesagt, inmitten ihres Büros in New York kennen und erhalten einen kurzen Einblick in ihre Arbeit. Doch schon bald geht’s nach Honey Springs und die eigentliche Story beginnt. Mir gefiel der Gedanke, mit der Protagonistin gemeinsam die ersten Schritte in dieser Stadt machen zu dürfen und obwohl Cassie schon mal kurz dort gelebt hat, fühlt es sich eben so an, als wären wir zusammen mit ihr zum ersten Mal dort. Dass wir dann aber relativ schnell auf ihre erste große Liebe treffen, lässt den Eindruck von „fremd“ recht schnell verblassen. Trotzdem war es sehr interessant mitzuerleben, wie herrlich schrullig die Bewohner von Honey Springs tatsächlich sind und was sie für eine eingeschworene Gemeinschaft bilden. Die erfolgreiche New Yorkerin wird plötzlich Bürgermeisterin einer Kleinstadt. Dass das nicht von Anfang an rund laufen kann, ist jedem im voraus klar. Und die Bewohner machen es Cassie zum Teil echt schwer. Ich fand aber, dass das alles mehr charmant als böse rüber kam und den Unterhaltungswert einfach nach oben trieb. Denn schmunzeln kann man hier definitiv viel.
Während der ersten Hälfte war ich auch noch vollauf begeistert, konnte mich vom Geschehen bespaßen lassen und fühlte mich herrlich wohl in Honey Springs. Gerade die Kleinigkeiten machen die Stadt einfach aus. Doch obwohl sich daran bis zum Ende nichts änderte, wurde es mir ab einem gewissen Punkt einfach zu ruhig. Es plätscherte vor sich hin; war süß, war voller Wohlfühlmomenten, war lustig. Aber eben alles andere als spannend. Ich hätte mir dann doch vielleicht ein kleines bisschen Drama gewünscht; oder zumindest ein paar kleine Wendungen und Überraschungen. So war alles sehr vorhersehbar und eintönig.
Der Schluss kam dann auch sehr schnell und binnen weniger Seiten überschlugen sich die Ereignisse und schon war quasi alles wieder vorbei. Für mein Empfinden ging das einfach viel zu schnell. Gerade in Anbetracht der ganzen Ruhe, wirkte das Finale dieses Buches total überstürzt. Nichts desto trotz war das Ende dann im gesamten stimmig und rundete die Geschichte schlussendlich dann ab. Auch wenn ich mir einfach ein bisschen mehr versprochen hatte, war das Buch alles andere als langweilig.

Und zu guter letzt noch ein paar Worte zum Schreibstil; denn man soll ja stets mit was positivem enden: Robyn Neeley schreibt in der Erzählerperspektive, was zumeist relativ viel Distanz hervorruft. Doch die Autorin hat es geschafft, mich dennoch am Leben und an den Gefühlen der Figuren teilhaben zu lassen. Sie erzählt sehr simple, aber dennoch atmosphärisch. Ich konnte mir eine jede Szene bildlich vor Augen führen und war, trotz Perspektive ein Teil von Honey Springs. Ihr ist es auch geglückt, mich emotional zu packen und mich aufgrund der Leichtigkeit einfach wunderbar zu unterhalten. Robyn Neeley besitzt einen ganz tollen Humor, der weder zu viel, noch zu wenig war und mich tatsächlich immer wieder zum Schmunzeln brachte. Der Lesefluss war darüber hinaus auch echt angenehm und die Seiten flogen nur so dahin.

FAZIT:
„Sweet like you“ von Robyn Neeley ist eine, im wahrsten Sinne des Wortes, süße Geschichte mit einigen erfrischenden Elementen und ganz viel Charme. Zwei rund herum sympathische und stimmige Charaktere führen uns durch Honey Springs und laden immer wieder zum Verweilen ein. Deshalb wars zum Teil doch erstaunlich schwer, das Buch mal aus den Händen zu legen. Obwohl sehr viel Ruhe und Vorhersehbarkeit herrscht, ist es doch keineswegs langweilig – aber eben auch nicht das absolute Highlight. Wichtig war für mich, dass ich mich gut unterhalten und wohl fühlen konnte und das ist der Autorin mit süßen Kleinigkeiten und viel Emotionen gelungen. Lediglich der Schluss hätte vielleicht ein bisschen weniger überstürzt abgehandelt werden können. Ich freu mich trotzdem sehr auf Band 2.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Der schönste Band der Reihe

Liebe mich. Für immer (Finde-mich-Reihe 3)
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Sam und Amy kennen wir als Leser ja bereits aus den vorherigen Bänden und der Eindruck, den ich während Band 1 und 2 von ihnen gewann, hatte nicht getäuscht. Sam ist ein durch und durch liebenswerter, ...

Sam und Amy kennen wir als Leser ja bereits aus den vorherigen Bänden und der Eindruck, den ich während Band 1 und 2 von ihnen gewann, hatte nicht getäuscht. Sam ist ein durch und durch liebenswerter, charmanter Charakter, dessen Äußeres ihn nicht nur bei seinen Studentinnen (ja er ist Dozent an einer Universität) ziemlich gut ankommt, sondern auch bei mir. Durch seine offene, sympathische Art fühlte ich mich direkt zu ihm hingezogen und hatte derweil große Freude daran, ihn zu begleiten. Sam ist humorvoll, großherzig und hin und wieder sorgt er mit seiner unbeholfenen, nervösen Art, die er nur in Amy’s Nähe an den Tag legt, für das ein oder andere Schmunzeln. Seine Lebendigkeit und Greifbarkeit haben mich des öfteren überrascht und überzeugt. Man könnte sagen, Sam wäre perfekt, immerhin ist er aufmerksam, romantisch und kann wunderbar mit Kindern umgehen . Außerdem ist er ein loyaler bester Freund, äußerst ehrgeizig und trotzdem unheimlich sensibel und einfühlsam. Gott.. ich glaube, Sam ist wirklich perfekt gewesen, so wie er war.
Ganz im Gegensatz zu Amy. Amy durchläuft während des Romans so einige Höhen und Tiefen und was man bisher nicht von ihr wusste ist, dass sie eine unheimlich schwierige Vergangenheit hinter sich hat, die sie immer wieder einholt. Amy ist hochgradig sensibel, hat ein regelrechtes Trauma von ihrem früheren Leben davongetragen und ist deshalb äußerst zurückhaltend und vorsichtig; fast schon panisch. Und obwohl die Thematik so schwerwiegend und kompliziert ist, hat es Kathinka Engel geschafft, es sehr glaubhaft und realistisch zu verpacken – zumindest meistens; denn gerade im mittleren Teil des Buches gab es öfters Momente, in denen Amy’s Verhalten zu übertrieben und zu dramatisch auf mich wirkte. Sie verletzte Menschen, ohne sich darüber im Klaren zu sein und verhielt sich zum Teil sehr rücksichtslos, was ihr Umfeld betraf. Auch ihre kurzen Aussetzer waren nicht unbedingt das, was ich mir gewünscht habe. Trotzdem empfand ich diesen Part an ihr dennoch als interessant, da ich mich kaum in ihre Lage versetzen kann und deshalb umso interessierter daran war, wie ihr Verhalten dabei erklärt wurde. Alles in allem war Amy nicht perfekt, durchlebte aber eine deutliche Entwicklung, was wiederum komplett für sie spricht. Ebenso positiv stach dabei auch ihr großes Herz ihren „Klienten“ gegenüber ins Auge und im Groben und Ganzen passte sie dennoch gut zur Handlung und brachte einiges an Zündstoff mit.
Randfiguren durften wir nur wenige „neue“ kennenlernen. Gerade die Protagonisten aus Band 1 und 2 kennen wir ja bereits in aller Ausführlichkeit und auch die quirrlige Jeanny ist keine Unbekannte. Trotzdem empfand ich es als spannend zu sehen, wie sich der Leben derer, die wir bereits ziehenlassen mussten, entwickelte und gerade in Bezug auf Jeanny gab es noch einmal eine deutlich tiefere Einblicke in deren Charakter und Lebensweise. Hach Jeanny.. dich werde ich wohl am meisten vermissen. Doch ebenso merkte ich auch, wie sehr mir die anderen fehlen würden: Zelda mit ihrer lebensfrohen, bunten Art, Malik mit seiner Bodenständigkeit, Rhys mit seiner Zurückhaltung und Scheu, und Tamsin, die so herrlich normal und trotzdem was Besonderes für mich war.

Auch Kathinka Engel’s Schreibstil kann wieder auf ganzer Linie punkten. Ihre Art zu Erzählen ist nichts, was man nicht öfters vorfindet, aber die Geschichte liest sich so wunderbar leicht und flockig und die Seiten fliegen, ohne es zu merken, nur so dahin. Die Worte der Autorin erzeugen ein klares Bild der Szenerien vor dem inneren Auge und sind allgemein sehr bildhaft, ohne dass zu viele Beschreibungen einfließen und der Lesefluss ins Stocken gerät. Auch die beiden unterschiedlichen Perspektiven in Form von Amy’s und Sam’s Sicht, passen hier perfekt zur Handlung. Sie verleiten den Leser immer wieder dazu, nochmal ein Kapitel dran zu hängen.
Ebenso gefiel mir auch die Auswahl der Sprecher. Es ist ja an und für sich schon was besonderes, dass alle drei Bände der Reihe von jeweils unterschiedlichen Sprechern gelesen wird, doch dass ale drei einen so guten Job machen, ist noch überraschender. Auch Karoline Mask von Oppen und Oliver Wronka sind wie für Amy und Sam gemacht. Sie hauchen den Figuren Leben ein, bringen Tiefe mit und machen das Hörbuch extrem unterhaltsam und packend. Dabei könnte ich noch nicht einmal benennen, welcher von den beiden Parts mir besser gefallen hat – sie hatten beide ihre Höhen, aber Tiefen konnte ich dabei nicht erkennen. Kurz um: perfekt!

Inhaltlich betrachtet gab es allerdings Tiefen; zu denen kommen wir gleich. Vorerst möchte ich über den sehr gelungenen Einstieg sprechen. „Liebe mich. Für immer“ zu beginnen war so ein bisschen wie Nachhause zu kommen. Sam und Amy wiederzutreffen, erfüllt einen mit unerwartet großer Freude und ich hab mich sofort wieder pudelwohl in Pearly gefühlt. Als dann auch die anderen Figuren wieder ihre Gastauftritte hatten, war es in Sachen Wohlfühlfaktor komplett um mich geschehen und ich konnte mich komplett fallen lassen. Es beginnt, recht rasant, sehr emotional und es tun sich eine Fragen auf, auf die man unbedingt schnellstmöglich eine Antwort bekommen möchte. Leider fällt die Spannungskurve dann etwas ab, nicht zuletzt auch weil Amy sich manchmal etwas sehr dramatisch benimmt und in manchen Situation so fern ab jeglicher Erwartungen benimmt. So war ich besonders im mittleren Teil recht genervt und fühlte mich nur noch semi gut unterhalten. Als ich die Hoffnung auf Besserung dann beinah aufgegeben hatte, erfüllte mich das Geschehen plötzlich mit immens intensiven Emotionen. Es geschah plötzlich wieder so einiges und man konnte manches, was Amy tat und sagte – oder nicht tat – besser nachvollziehen, weil endlich die lang ersehnten Erklärungen eingeflossen sind. Und dann, von einem Moment auf den anderen berührte mich dieser dritte Band so sehr, dass ich sogar das ein oder andere Tränchen verdrücken musste. Da Band 1 und 2 emotional eher locker waren, war die Überraschung hier umso größer, dass mich Amy’s und Sam’s Geschichte derart berührte und mitnahm.
Ein weiterer, positiver Aspekt war für mich das Tempo, in dem sich die ganze Handlung abspielte. Alles ging weder furchtbar langsam, noch zu schnell und fühlte sich im Allgemeinen einfach glaubhaft und realistisch an. Kathinka Engel gab den Protagonisten Zeit, sich und ihre Gefühle zu entfalten und zu entwickeln. Es gab mehr als genügend Rückschläge, die dem Leser zwar äußerst wehtaten, doch dem Ganzen noch zusätzliche Lebendigkeit einhauchten. So war es auch keine große Überraschung, dass das Ende absolut rund und stimmig wirkte. Die Autorin beantwortete alle Fragen, ließ den emotionalen Nervenkitzel nochmal aufleben und man fragt sich kurzzeitig, ob sie es tatsächlich wagen würde, auf das Happy End zu verzichten. Ob das wirklich der Fall war, oder ob Sam und Amy doch noch glücklich zusammen werden, müsst ihr selbst lesen.

FAZIT:
Der dritte und somit finale Band der Finde Mich-Reihe konnte mich wieder größtenteils überzeugen. Zwar gab es stellenweise gewisse Durchhänger, doch erklärten sie sich im Laufe der Zeit ausreichend gut, um beinah gänzlich darüber hinwegsehen zu können. Amy und Sam sind authentische, liebenswerte Charaktere und während er absolut perfekt wirkte, wies sie so einige Problemchen und „Schwächen“ auf, die sie jedoch umso interessanter machten. Besonders das angenehme Tempo, in dem sich die Lovestory abspielt und die heimelige Atmosphäre spielten dem Roman einige Pluspunkte ein. Alles in allem eine schöne Unterhaltung, die Spaß macht und zum Teil erstaunlich intensiv berührt.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Sehr starker Einstieg, danach etwas ruhiger

Falling Fast
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Der Einstieg in die Geschichte rund um Hailee und Chase bereitet einfach Spaß! Es ist ein regelrechtes (Lese-)Erlebnis, die beiden Protagonisten, das kleine Örtchen Fairwood und die Begebenheiten kennen ...

Der Einstieg in die Geschichte rund um Hailee und Chase bereitet einfach Spaß! Es ist ein regelrechtes (Lese-)Erlebnis, die beiden Protagonisten, das kleine Örtchen Fairwood und die Begebenheiten kennen zu lernen und obwohl man meinen könnte, es wäre recht eintönig, sich erst einmal zurecht zu finden, wird durch „Falling Fast“ bzw. durch die ersten Seiten des Buches eines Besseren belehrt. Sofort – wirklich von ersten Buchstaben an – umgibt einen eine sehr einnehmende, mitreißende und packende Atmosphäre, in der man sich bedingungslos wohl und zuhause fühlt. Dabei steht das Kennenlernen nicht unbedingt an erster Stelle – stattdessen setzt die Autorin viel mehr auf einen emotional geladenen Sprung in die Geschichte und webt wichtige Infos über Hailee, Chase & Co. einfach nebenbei ein. Sie lässt bereits einige Fragen aufkommen, die nicht nur neugierig machten, sondern auch zum Miträtseln animieren konnten. So kommt ein gewisses Tempo zu Stande – und es wird, während den ersten Kapitel schlicht keine einzige Sekunde langweilig. Ganz anders sieht es da mit dem weiteren Verlauf aus; denn nachdem sich Hailee und Chase dann begegnet sind, schien das ganze etwas abzuflachen. Einige Klischees traten ans Licht und es passierte nicht mehr allzu viel, was fesseln konnte. Die offenen Fragen blieben offen; es gab weder Auflösung noch andere Anhaltspunkte, ob man mit seinen Spekulationen richtig lag oder völlig ins Blaue geschossen hatte. Nach diesem ergreifenden Start hätte nicht unbedingt eine so lange Durststrecke auftreten sollen. Die ersten 100 Seiten waren sehr stark und haben es mehrfach geschafft, zu Tränen zu rühren, die darauffolgenden 200 Seiten hingegen, erschienen im Vergleich dazu etwas blass und wenig spannend. Die heimelige Stimmung, die schönen Passagen und die authentischen Dialoge blieben, doch so recht voran ging es dabei nicht – weder kam man als Leser weiter, noch rückte das Ziel für die Protagonisten näher. Es fehlte schlicht was; denn selbst die wunderschönsten Momente, die mir ein breites, zufriedenes Lächeln ins Gesicht zauberten und so manch andere Emotion von Hailee oder Chase am eigenen Leib spüren ließen, täuschten nicht darüber hinweg, dass zu wenig geschah.
So ließ das Ende einfach gefühlt endlos auf sich warten. Immer wenn man meinte, jetzt könne sich das große Geheimnis endlich enttarnen, und die Fragen endlich beantwortet werden, verlor man sich wieder in einer recht unnötigen, wenig aussagekräftigen Szene. Erst kurz vor Ende – und zwar echt KURZ vor dem Ende – lichtete sich dann der Nebel und einiges wurde klarer und verständlicher. Leider gab es aber doch 2-3 Punkte, die in meinen Augen etwas vernachlässigt wurden und deshalb eine gewisse Unglaubwürdigkeit erzeugten. Auch dieses irrsinnig offene Ende stellte mich als Leser nicht 100% zufrieden. Es ist klar, dass Bianca Iosivoni damit dazu animieren will, Band 2 zu kaufen und zu lesen; aber eine gewisse Auflösung hätte auch hier stattfinden müssen. So bleibt man einfach fragend zurück und weiß im Grunde, wenn man es so nennen will, ratlos zurück.
Ein weiterer Punkt, den ich hier kurz ansprechen möchte ist die Triggerwarnung nach der Geschichte, auf die vorn im Buch hingewiesen wird, die aber spoilert. Wahrscheinlich ist sie allgemein gesehen schon zurecht in diesem Roman platziert – aber sie impliziert auch, dass da noch ein großer Knall kommen wird – ein Knall, auf den man vergeblich wartet. Es wird gewarnt vor Trigger, die meiner Meinung nach nicht aufgetreten sind. Zumindest nicht gänzlich. Man fragt sich von Anfang an, was so furchtbares passieren wird, dass so etwas wie eine Warnung nötig ist – aber für mich war sie überflüssig (und ich bin jemand, der selbst große Probleme in dem Bereich hat!)

Der Schreibstil von Bianca ist hingegen wieder komplett kritikfrei – diese Frau schreibt so wundervoll, so emotional, so herzerwärmend und ergreifend, so herzzerreißend und lebendig! Es war, durchweg ein Genuss, die Worte von ihr zu inhalieren und es bereitet größte Freude zu spüren, wie gut sie Gefühle transportieren kann. Es gab so viele Szenen, in denen man als Leser meint, den Wind in den eigenen Haaren spüren zu können, in denen man glaubt, das eigene Herz würde brechen und in denen man einfach nur wohlig seufzt und genießt. Dabei kommt man unheimlich schnell voran, eben weil die Atmosphäre sehr dicht ausfällt und einen mit Haut und Haaren in die Geschichte hineinziehen kann. Man vergisst alles um sich herum, kann sich fallen und treiben lassen und man kann mit Hailee und Chase lachen, schreien, verzweifeln und hoffen – und das macht diesen Stil in meinen Augen zu etwas ganz besonderem.
Dabei wird hier, wie in unzähligen anderen Romanen dieser Art, auf wechselnde Perspektiven gesetzt. Heißt, wir lesen nicht nur aus Hailee’s Sicht, sondern bekommen auch einen genauen Einblick in die Gedanken,- und Gefühlswelt von dem männlichen Protagonisten. Dies sollte uns beiden eigentlich näher bringen, doch so richtig geschafft hat es die Gliederung nicht. Wieso und weshalb folgt auf dem Fuße.

Die Charaktere in dem Buch überzeugen, keine Frage. Sowohl Hailee als auch Chase sind sympathisch, liebenswert und einfach unglaublich lebendig. Dieses Mal war es besonders der männliche Part, der mit Tiefgang, Authensität und Nachvollziehbarkeit glänzt; doch auch Hailee ist greifbar und echt und weiß mit ihrer Art für sich zu gewinnen. Lebensfroh, quirrlig und trotzdem mit jeder Menge Ecken und Kanten kommt die junge Frau absolut realistisch daher und begeistert durch Bodenständig und „Normalität“. Eine Person wie Hailee könnte man sicher irgendwann einmal auf der Straße kennenlernen und man würde sie sofort ins Herz schließen – da bin ich mir sicher. Leider schien Bianca Iosivoni ein wenig an ihrer eigenen Courage zu scheitern – denn der Plan der Handlung hatte eine Schwäche: dadurch, dass es gerade Hailee ist, die ein großes Geheimnis hütet, war es der Autorin einfach nicht möglich, sie tiefsinnige Gedankengänge verfolgen zu lassen. Sie blieb immer irgendwie eher oberflächlich und ihre Beweggründe waren an mancher Stelle einfach nicht glaubhaft – da die nötigen Infos schlicht fehlten. Trotzdem fieberte ich beinah bedingungslos mit ihr mit und sah, aufgrund der bestehenden Sympathie, über den fehlenden Tiefgang hinweg. Diese Problematik bestand bei Chase dagegen überhaupt nicht – er war von der ersten Sekunde an voll da, ließ uns Leser an seinen Gedankengängen und Gefühlen teilhaben und verhielt sich allem und jedem gegenüber absolut ehrlich und lebensnah. Allgemein war Chase einfach eine Figur, die einen darauf hinweist, dass es sie noch gibt: die Guten. Also ein Good Guy durch und durch! Eine gelungene Abwechslung zu all den Bad Boys, die man in solchen Romanen antrifft.
Chase schien auf den ersten Blick aalglatt und perfekt; doch schon bald offenbaren sich auch seine Baustellen und das verlieh ihm eine gehörige Portion Tiefe und Greifbarkeit. Allgemein verliert man unweigerlich sein Herz an diesen jungen Mann, weil er eben, wie man so schön sagt, perfekt unperfekt ist.
Auch Randfiguren sind hier enorm „nah“ ausgearbeitet und dargestellt! Es gab so viele Persönlichkeiten, alle unterschiedlich, aber gleichzeitig auch alle extrem sympathisch und liebenswert. Sie sind es letztlich auch, die dem ganzen Geschehen noch mehr Lebendigkeit einhauchen und den Wohlfühl-Faktor in die Höhe treiben. Kabbeleien, Streitereien, Neckereien, gemeinsames „in Erinnerung schwelgen“, sich näher kommen – es war jede Facette vertreten. Selbst der scheinbar unwichtigste Charakter, wie zum Beispiel der kleine Bruder von Chase, erreichte mein Herz mit einer Intensität die mich überraschte und verzauberte zugleich.

FAZIT:
„Falling Fast“ ist eine rund herum stimmige Geschichte, die besonders zu Beginn noch das Potential aufzeigt, ein Highlight zu werden. Leider flacht der Mittelpart etwas ab und zieht sich in die Länge. Zwar sind selbst in den ruhigsten Momenten ganz große Gefühle am Start und der Wohlfühl-Faktor kontinuierlich deutlich spürbar, doch täuscht das keineswegs über die zu wenigen Plots hinweg. Dafür ist das Ende, das zugegebenermaßen echt auf sich warten lässt, wieder deutlich spannender und emotionsgeladener; und mit einem richtig fiesen Cliffhanger versehen. Alles in allem war die Geschichte rund um Hailee und Chase wirklich zuckersüß, herzerwärmend, ergreifend und mit einer enorm einnehmenden Atmosphäre versehen – aber eben nicht ganz perfekt. Trotzdem ist die Vorfreude auf Band 2 ungebremst!

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Leider nicht mehr das, was die beiden Vorgänger waren.

Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten
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Ganz wie gewohnt splittete der Autor die Geschichte wieder in so einige Erzähl-Stränge; und jeder für sich hatte seine eigenen Protagonisten. Dementsprechend viele Hauptfiguren gilt es auseinander zu halten. ...

Ganz wie gewohnt splittete der Autor die Geschichte wieder in so einige Erzähl-Stränge; und jeder für sich hatte seine eigenen Protagonisten. Dementsprechend viele Hauptfiguren gilt es auseinander zu halten. Gerade zu Beginn fällt das noch extrem schwer und auch im Laufe der Geschichte verliert man immer wieder den Überblick. Dadurch, dass die Anzahl an wichtigen Personen in diesem dritten Band um ein vielfaches ansteigt, rücken Rowan und Citra dementsprechend in den Hintergrund.
Es fällt schwer, sich wirklich über eine Entwicklung oder dergleichen zu äußern, denn obwohl beide Akteure weiterhin sympathisch sind und man problemlos mit ihnen mitfiebern kann, lässt sich nicht mehr der gewohnte Zugang zu ihnen finden. Die Treffen mit ihnen sind einfach zu rar um überhaupt noch sagen zu können, sie seien Protagonisten. Außerdem haben sowohl Citra als auch Rowan nur noch wenig mit den Figuren zu tun, die man in Band 1 kennenlernte. Damals empfand ich sie noch als sehr realistisch, greifbar und lebendig – in Band 3 hingegen erschienen sie mir wie eine höhere Macht, zu denen man kaum noch durchdringen kann als Normalsterblicher. So komme ich auch nicht umhin zu sagen, dass die in meinen Augen sehr stark nachgelassen haben – aber das könnte natürlich auch daran liegen, dass man plötzlich statt zwei, gleich (gefühlt) 15 Figuren begleitet. Es drängen sich andere Charaktere in den Vordergrund: so war es zum Beispiel Jerry und Grayson, die eine wesentlich größere Rolle spielen – und während wir Grayson bereits kennen, ist uns Jerry zu Beginn an noch fremd. Hier muss man allerdings zugeben, dass Neal Shusterman in Sachen Charaktergestaltung wieder einen wunderbaren Job macht. So sind es also gerade Personen wie Jerry, Grayson oder Loriana, die dieses Finale ausmachen. Einige andere Protagonisten brachten die nötige Undurchsichtigkeit mit, um Zweifel und Zwietracht zu erzeugen und die gesamte Story am Laufen zu halten. Denn während man in Band 1 noch sehr genau wusste, wer auf der guten, wer auf der bösen Seite steht, verschwimmen hier die Grenzen in einem Ausmaß, dass man sich nie sicher sein konnte, was die Absichten eines jeden einzelnen waren.
Randfiguren gab es dafür recht wenige, doch die, die es gab, überzeugten größtenteils. Sie verfügten alle über den nötigen Tiefgang und genügend Greifbarkeit, um sie sich gut vor Augen führen zu können. Letztlich riss dies für mich das Ruder nicht mehr herum – es war schlicht zu viel von allem: von Charakteren, von „Seitenwechseln“ einiger, von Drama und von allgemeinem Input – aber dazu komme ich noch.

Der Schreibstil unterscheidet sich hingegen kaum von den Vorgängern – sehr einnehmend und atmosphärisch erzählt der Autor von einer zukünftigen Welt, die immer mehr aus den Angeln gerückt wird. Neal Shusterman erzeugt mit bloßen Worten einen absolut greifbaren Actionfilm mit allerlei unterschiedlicher Bilder. Sein Erzähltempo ist extrem rasant, die Spannung stets auf höchstem Niveau gehalten und sein Worldbuilding ist nicht von dieser Welt. Hier glänzt der Autor wieder auf ganzer Linie und zeigt, dass er unglaubliches Talent – und eine irrsinnig raumgreifende Kreativität – hat. Gegliedert in zahlreiche, verschiedene Stränge, wechseln die Perspektiven stets zu den richtigen Momenten, um fiese Cliffhanger zu erzeugen und den Leser zu zwingen, am Ball zu bleiben. Außerdem gibt es wieder diese Passagen aus den Tagebücher alter, bereits verstorbener Scythe oder gar dem Thunderhead, was wunderbar passt und der Geschichte noch mehr Nachvollziehbarkeit einhaucht. Alles in allem perfekt erzählt und top unterteilt in kurze, aussagekräftige Kapitel voller Action, Spannung und Atmosphäre.

Die Idee, wie der Autor die Geschichte rund um Citra und Rowan weiterführt ist definitiv überraschend. Das ganze Konstrukt der Handlung besteht aus unzähligen Twists, Nebenplots und unerwarteter Ereignisse. Schon zum Ende des zweiten Bandes hin, nahm die Storyline eine unvorhersehbare Wendung und exakt dieser Faden wird hier weitergeführt. Es ist also wieder von der ersten Seite an immens spannend gewesen und an Brillianz kaum zu überbieten. Allein das Worldbuilding und der Aufbau der Reihe haut einen regelrecht um. Immer neue Einfälle und Geschehnisse kommen ans Licht und obwohl die ganze Sache so komplex ist, ergibt doch alles stets einen Sinn und besitzt Hand und Fuß.
Leider gefiel mir persönlich die Richtung nicht, in die die Geschichte ging. In meinen Augen sah es so aus, als würde Neal Shusterman viel zu viel in diesen einen letzten Band packen wollen – dann wäre es wohl klüger gewesen, doch noch einen vierten Band oben drauf zu setzen, ehe dann ein derartiges Labyrinth an Erzählsträngen entsteht. Denn genau so fühlte ich mich – wie in einem Irrgarten an roten Fäden. Und obwohl jeder Faden für sich allein problemlos zu verfolgen war, verlor ich immer wieder kurzzeitig den Überblick, welcher Charakter nun wo ist; welche Geschehnisse welche Charatere beeinflussen usw. Da hätte man mehr Klarheit schaffen sollen; mehr Durchblick für den Leser und die ein oder andere Figur weniger. So erschien mir so manche davon nämlich als ziemlich unnötig – denn auch wenn derjenige am Ende einiges für die Handlung tat, hätte man das ganze Chaos auch problemlos umschiffen können.
Das Ende – das große Finale der genialen Scythe-Trilogie war dabei sehr ausgeweitet, nahm locker die letzten 100 Seiten des Buches in Anspruch und war actionreicher als alles, was man bisher erlebt hat innerhalb dieser Welt. Während ich den Schluss von Band 2 noch als Feuerwerk und fulminant bezeichnet hatte, empfand ich es hier eher als ein bisschen absurd und nicht als das, was ich mir vorgestellt und gewünscht hätte. Das ganze nahm sehr skurrile Züge an und hatte nicht mehr dieses typische Flair, was ich so vergöttert hatte. Außerdem schienen sich die Ereignisse derart zu überschlagen, dass man schlicht nicht mehr mitkommen konnte. Zu viel auf einmal – das ist einfach das, was dieses Finale wohl am besten beschreibt. Denn stellt man sich mal vor, dass die Charaktere ohnehin schon zu zahlreich innerhalb ihrer Erzählstränge waren, so hatte man am Ende, wenn alles zusammen läuft einen regelrechten Ameisenhaufen an Figuren, die alle irgendwas taten und entschieden, ohne dass dies großartig greifbar gewesen wäre. Sehr schade.

FAZIT:
„Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten“ von Neal Shusterman ist, in meinen Augen, kein würdiges Finale für die geniale Trilogie. Hier herrschte zu viel Durcheinander und Chaos, um dem Ganzen problemlos folgen zu können. Viel angebrachter wäre da eher ein vierter Band gewesen, der die zahlreichen Plots aus Band 3 auffängt. Dies hätte zwar die Spannung wohl gemindert, doch in Anbetracht, dass es davon ohnehin immens viel gab, wäre das nicht weiter ins Gewicht gefallen. Zudem fehlten mir Citra und Rowan, denn obwohl die anwesend waren, erschienen sie viel zu selten auf der Bildfläche und verschwanden viel zu schnell wieder. Kurz um: der dritte und finale Band kann für mich längst nicht mit den Vorgängern mithalten, doch schlecht war er definitiv auch nicht. Eine tolle, actionreiche und rasante Entwicklung der Geschichte, massiv überraschende Plots und Ideen und ein Worldbuilding, das alle anderen blass aussehen lässt, vertröstet den Leser doch sehr. Aber eben nicht ganz.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Schwerer Start, aber es lohnt sich!

Speak Up
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Laura Steven entschied sich dafür, diesen Roman in Form von Blogeinträgen zu erzählen. Kurze, knackige Posts animieren so immer wieder dazu, jedes Zeitgefühl zu vergessen und am Ball zu bleiben. Die einzelnen ...

Laura Steven entschied sich dafür, diesen Roman in Form von Blogeinträgen zu erzählen. Kurze, knackige Posts animieren so immer wieder dazu, jedes Zeitgefühl zu vergessen und am Ball zu bleiben. Die einzelnen Kapitel sind durch die Angabe des entsprechenden Tages voneinander getrennt, innerhalb aber nochmal durch die verschiedenen Uhrzeiten, zu denen Izzy ihre Einträge veröffentlichte. In meinen Augen eine eher weniger gängige Art, eine Geschichte zu erzählen, doch im Großen und Ganzen mal eine gelungene Abwechslung und definitiv passend zur Thematik. Dabei schreibt die Autorin sehr jugendlich und einfach, nicht aber plump oder im Slang. Sie schafft es problemlos, Izzy eine Stimme zu geben und sie allein durch ihr Auftreten innerhalb des Blogs authentisch werden zu lassen. Laura Steven beherrscht es enorm gut, einen lockeren Lesefluss zu erzeugen, ohne dass die Message darunter zu leiden hätte. Sehr schön formuliert und noch schöner abgehandelt überzeugt der Schreibstil also auf ganzer Linie und die Gliederung noch mehr.

Die Charaktere hingegen hatten es etwas schwieriger. Besonders zu Beginn herrscht eine gewisse Distanz, die stellenweise unüberbrückbar erschien. Zum Glück besserte sich das Verhältnis zu Izzy und Co und man findet nach und nach einen Draht zu den Figuren. Spätestens nach dem ersten Drittel waren meine Bedenken dann beinah völlig ausgemerzt. Warum nur beinah? Dazu kommen wir gleich.
Izzy als Protagonistin ist taff, mutig und eigentlich ein völlig normaler Teenager. Sie bringt eine Menge Selbstvertrauen, Sturheit und Eigensinn mit ins Spiel, wirkt manchmal etwas naiv, manchmal etwas blauäugig, ist im großen und ganzen aber sympathisch. Sie ist eigentlich die ideale Besetzung für diesen Roman, denn sie geht mit ihrer Intimität sehr locker um. Dass ihr das irgendwann zum Verhängnis werden würde, ahnte sie bereits, doch mit diesem Ausmaß hatte sie, und auch ich, nicht gerechnet. Es fällt einem nicht schwer, mit ihr mitzuleiden und mitzufiebern; man wollte sie stets in Schutz nehmen und den anderen fast mit Gewalt die Augen öffnen. Nicht jede Entscheidung und nicht jeder Gedanke ist 100% authentisch oder nachvollziehbar, aber im Endeffekt war das auch nicht nötig, um mich bei Laune zu halten.
Was mir allerdings, während der gesamten Geschichte ein Dorn im Auge, und das bezieht sich auf das oben erwähnte „beinah“: Izzy’s Humor. Leider erreichte mich der Witz einfach überhaupt nicht, sondern entlockte mir viel eher ein Stirnrunzeln, wenn nicht sogar ein Augenrollen. Es gab ein paar kleine Momente, in denen ich schmunzeln musste, doch die waren so rar gesäht, dass sie in der Masse schlicht untergingen. Wäre der Humor ein anderer gewesen, so hätte die Wirkung der Handlung eine ganz andere, noch viel intensivere und tiefere sein können. Aber man will ja schließlich nicht meckern.
Nichts zu meckern gab’s auch in Bezug auf die Nebenfiguren. So war es Anjita, die einen mit ihrer Art einfach anstecken konnte. Spritzig, lebensfroh und eine durch und durch herzliche Persönlichkeit. Oder Danny, der den wohl größten Vielschichtigkeitsfaktor an den Tag legte. Bei ihm konnte man sich nie sicher sein, worauf er abzielt und was er mit seinem Tun bezweckt – das hat Laura Steven sehr schön herausgearbeitet. Alle anderen, wie Betty, Sharon usw. gefielen ebenfalls sehr gut und überzeugen.

Das Grundgerüst der Geschichte weist schon von Hause aus einen gewissen Tiefgang auf. Die Message, die schon aus dem Klappentext hervorgeht äußerst wichtig und meiner Meinung nach eine Seltenheit. Umso schöner, dass sich Laura Steven der Thematik angenommen hat. Leider fühlte sich der Einstieg doch schwerer an, als erhofft. Alles beginnt etwas zäh und der skurile Humor macht es ebenfalls schwierig, sofort Fuß zu fassen. Doch gewöhnt man sich erst einmal an die Begebenheiten und die Erzählweise, wird es merklich besser. Die Geschichte nimmt an Fahrt auf, es wird zunehmend spannender und interessanter. Das Tempo wird angezogen und die Plots beginnen allmählich damit, zu schockieren. „Speak Up“ öffnet einem die Augen, zeigt mit ausgestrecktem Finger auf die Probleme in der Gesellschaft und nimmt kein Blatt vor den Mund. Laura Steven behandelt hier ein Tabu-Thema und schafft es mit Leichtigkeit die entsprechenden Messages auszudrücken. Nie, wirklich niemals hätte ich damit gerechnet, dass mich das Buch, nach dem eher holprigen Start, noch dermaßen mitreißen und in seinen Bann ziehen kann. Durch die ganze Lebendigkeit, die hier herrscht, fühlt man sich oft unwohl in der eigenen Haut – nicht zuletzt auch weil man die Augen bisher ungewollt verschlossen hat.
Die ganze Handlung spitzt sich immer weiter zu, wird rasanter und die ganzen Nebeneinflüsse, die hier verbaut sind, rücken immer weiter in den Vordergrund. Denn neben den offensichtlichen Themen, wie Sexismus und Feminismus kommt zusätzlich noch Rassismus, Mobbing, Cyber-Kriminalität und noch einiges mehr ans Licht. Man kann nicht glauben, wie sich alles entwickelt, doch es ist, wenn man mal genau darüber nachdenkt, schlicht Alltag. Für mich hat Laura Steven hier beinah ein Meisterwerk geschaffen, das noch ganz viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Denn sie hat auch Izzy als Protagonistin so handeln lassen, wie es ein Opfer nun einmal tun würde. Im ersten Moment wehrt sie sich nicht, lässt sich so einiges gefallen und auch wenn dabei ihr Krönchen nicht fällt, tut es weh, das alles zu beobachten.
Das große Finale und die damit einhergehende Auflösung setzen dem Ganzen nochmal ein oben drauf und vermitteln ganz klare Botschaften! Ein rund herum gelungenes Buch darüber, wie ein einziger Fehltritt einer Frau ihr ganzes Leben zunichte machen kann – während der Mann ungeschoren und ohne mit Vorwürfen bombadiert zu werden, davon kommt. Sehr sauber ausgearbeitet, insziniert und dargestellt und dafür gebührt der Autorin ein riesiges Lob und jede erdenklich Anerkennung!

FAZIT:
„Speak Up“ von Laura Steven ist ein außergewöhnlicher Jugendroman, der sich mit einer Thematik beschäftigt, die viel zu selten angesprochen wird. Durch Izzy vermittelt uns die Autorin in was für einer Welt wir eigentlich leben und öffnet uns Lesern nach und nach die Augen. Auch wenn mir der Humor innerhalb des Buches und der Einstieg ins Geschehen nicht 100% zusagten, möchte ich dennoch, dass dieses Buch ganz viel mehr Aufmerksamkeit erhält und möglichst viel und oft gelesen – und vielleicht auch im Netz gezeigt und rezensiert wird. Von mir gibt’s ne klare Lese-Empfehlung, weil dieses Buch einfach unglaublich wichtig ist. Fürs Highlight gab’s letztlich zu viel Kritik, aber 4 starke Sterne für den Mut und das Können von Laura Steven.

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