Hier scheitert es definitiv an der Protagonistin...
Rixton Falls - SecretsWinter Renshaw schreibt, ganz wie man es von ihr gewohnt ist, wahnsinnig flüssig und leicht, absolut verständlich und bildhaft. Sie hält sich nicht mit unötigen Beschreibungen auf, sondern treibt die Handlung ...
Winter Renshaw schreibt, ganz wie man es von ihr gewohnt ist, wahnsinnig flüssig und leicht, absolut verständlich und bildhaft. Sie hält sich nicht mit unötigen Beschreibungen auf, sondern treibt die Handlung stetig vorwärts und vermeidet allein durch den Stil jegliche Form von Länge. Man rauscht nur so durch die Seiten, kann sich die Szenen sehr gut vor Augen führen und damit einhergehend, komplett ins Geschehen eintauchen. Sie erzählt sehr gefühlvoll und die gewählte Sprache passte meiner Meinung nach sehr gut zu Geschichte. Selbst die erotischen Szenen sind eingehend und intensiv, aber nicht niveaulos, sondern prickelnd und sexy. Ein durch und durch angenehmer Schreibstil, der sehr locker, aber dennoch emotional und mitreißend ausfällt und einen dank stimmiger Atmosphäre in seinen Bann ziehen kann.
Ebenso überzeugt auch die Gliederung, in Form der zwei unterschiedlichen Perspektiven. Wir durchleben die Geschichte also sowohl durch Demi’s als auch durch Royal’s Augen und vergrößern so den Blickwinkel deutlich. Beide Figuren sind dadurch lebendiger und ihre Gedankengänge äußerst interessant zu verfolgen. Dazu kommt die Tatsache, dass die Kapitel relativ kurz sind und das Ganze so sehr schnelllebig wirkt und zu einem regelrechten Pageturner mutiert. Buch mal auf den Händen legen und Pause machen? Fehlanzeige.
Was meinen Lesespaß aber etwas minderte, waren die Hauptfiguren. Nach einem anfänglichen Hoch in Sachen Sympathie und Liebenswürdigkeit, nahm das ganz schnell wieder ab und zurück blieb nur ein Genervtsein. Demi und Royal sind auf den ersten paar Seiten noch sehr glaubhaft und lebendig, sehr greifbar und interessant; doch nach und nach werden die Handlungen, vor allem von ihr, immer weniger nachvollziehbar. Ich verstand überhaupt nicht, wieso so handelte, wie sie es tat und was ihr dabei durch den Kopf ging, erschloss sich mir auch kaum. Demi ist eine junge Frau von 25 Jahren, lässt sich aber behandeln wie ein 16-jähriges Mädchen, das noch nicht den Mut hat, die eigene Meinung und den eigenen Willen durchzusetzen. So fällt mir zu Demi nur eins ein: feige – denn das war sie in jeder Hinsicht. Feige und rückgratlos, selbst Schuld an all ihrem Elend und all das Mitgefühl, was man für sie aufbringen sollte, blieb verborgen. Zwar wurde immer wieder auf ihre Erziehung verwiesen, um das Verhalten zu erklären, aber kein Mensch würde so kleinlaut zu allem „ja“ und „amen“ sagen. Keiner. Erst gen Ende stellte sich eine gewisse Besserung ein, obwohl sie nicht einmal dann den Mut besitzt, für sich und ihre Liebsten einzustehen. Trotzdem entwickelte sich Demi weiter, wurde erwachsener und reifer und wirkte zunehmend sympathischer. Ab dem letzten Drittel ertappte ich mich sogar dabei, wie ich mit ihr mitfieberte und ihr das Happy End wünschte – nicht von Herzen, aber genug, um sie nicht als völlig katastrophalen Charakter in Erinnerung zu behalten.
Royal, der zugebenermaßen echt attraktiv und sexy war, verkörperte im Grunde alles, was ein typischer Klischee-Badboy mitbringen muss. Ein dunkles Geheimnis, Muskeln, Tattoos, harter Job, viel Drama. Und obwohl ich kein Fan von Klischees bin, wenn sie so ausschweifend bedient werden, gefiel mir Royal doch alles in allem ganz gut. Er war einfach der interessante Part, derjenige, der Spannung in die Geschichte brachte, wenn Demi mal wieder hoffnungslos versagte. Aber er verdient auch Kritik, denn seine Handlungen, Gedankengänge und Beweggründe waren mir oftmals schleierhaft. Es wirkte so, als würde die Autorin auf Gedeih und Verderb verhindern wollen, seine Geschichte zu offenbaren – und darunter litt Royal als Figur ganz enorm. Mir ist natürlich auch klar, dass es der Storyline nicht in die Karten gespielt hätte, wenn das Geheimnis früher gelüftet worden wäre, aber mich störte es enorm, wie Winter Renshaw es verhinderte. „Später“ war da Royal’s Devise und das sagte er so oft, ohne Gründe dafür zu nennen, dass ich schon gar nicht mehr mit zählen hinterher kam. Auch nimmt er so vieles als zu selbstverständlich, agiert nicht immer glaubhaft und seine Eigenheiten sind so eigen, dass ich nicht weiß, ob ich sie liebe oder hasse. Trotzdem war es Royal, der mich am Ende für sich gewann und alle anderen Charaktere in den Schatten stellte. Denn seine Geschichte berührt, schockiert und macht unendlich wütend. Das ganze Drama um ihn, macht also definitiv Sinn und das warten auf die Offenbarung, lohnt sich. Ihr merkt, ich schwanke etwas, was ihn betrifft.
Über die anderen Figuren will ich gar nicht allzu viele Worte verlieren. Sie alle erfüllten ihren Zweck. Manche weckten (ganz wie von der Autorin gewollt) tiefste Aggressionen im Leser und waren für ihre Verhältnisse toll ausgearbeitet. Das ist also definitiv gelungen. Nur leider schlug diese Wut, die da entfacht wird, einfach aufs Gemüt und ruiniert einen Großteil der Freude am Entdecken der Geschichte.
Der Einstieg in die Geschichte rund um Royal und Demi ist vielversprechend, denn der Prolog barg mehrere Zeitsprünge in die Vergangenheiten der beiden – geht sogar bis in ihre Kindheit zurück. So wird auch schnell klar, wie die beiden zueinander fanden und was sie füreinander empfunden haben. Das erste Kapitel beginnt dann in der Gegenwart, 7 Jahre später und mit Demi’s neuem Leben an der Seite von Brooks. Und da ging es auch schon los mit dem Abwärtstrend. Winter Renshaw konnte mir nicht glaubhaft verkaufen, was Demi für ihren Verlobten empfindet – konnte mich emotional überhaupt nicht catchen und schaffte es nie, das ganze lebendig werden zu lassen. Das alles wirkt auch so realitätsfern, so gekünstelt und verlor dadurch die Authensität. Nicht einmal als Royal wieder ins Spiel kam, änderte sich etwas daran. So würde das im echten Leben schlicht nicht ablaufen – niemals. Und dazu dann noch die irrsinnige Willensschwäche von Demi, die sich so rückgratlos verhielt und mich einfach an den Rand der Zweiflung trieb. Jedes Mal; in jedem einzelnen Absatz wollte ich die Frau schütteln und sagen, sie solle verdammt nochmal den Mund aufmachen. Doch je mehr Zeit verging und je mehr solcher Situationen vorüber waren, umso weniger empfand ich Mitleid mit ihr. Sollte sie doch in ihr Unglück rennen – solange sie mir damit nicht auf die Nerven geht.
Irgendwann kam dann die Wende und die Handlung schlug (dem Himmel sei dank) eine andere Richtung ein. Ich behaupte nicht, dass sich ab dem Moment meine Meinung um 180Grad drehte, doch sie stimmte mich zumindest etwas milder und verschaffte dem Buch eine zweite Chance. Denn ab dieser Wende wird es angenehmer wenn auch nicht viel tiefschürfender. Denn jedes Problem das auftaucht, wird mit Sex gelöst. In Grunde konnte man sich dann irgendwann sicher sein: jedes Mal wenn sich Demi und Royal treffen, gehts zur Sache. Tiefsinnige, emotionale Dialoge sucht man eher vergeblich, ebenso wie großartige Interaktionen. Es ist nicht schlecht, was da schlussendlich zwischen den Protagonisten passiert, aber eben sehr erotik-lastig und nichts besonderes. Erst als dann das Geheimnis von Royal gelüftet wird, kommt für kurze Zeit unheimlich viel Gefühl in die Sache, verpufft danach aber relativ schnell wieder, weil auf die Offenbarung erstmal was folgt? Richtig. Sex.
So war auch das Ende kein Feuerwerk, nichts, was man nicht schon tausend Mal gesehen hätte und nichts, was mich total begeistern kann. Mir gefielen die letzten Seiten gut, rundeten das Buch schön ab, aber mehr auch nicht. Schade.
FAZIT:
Von „Rixton Falls 01: Secrets“ von Winter Renshaw habe ich mir eindeutig mehr versprochen. Eine kriecherische Protagonistin nervt ohne Ende, lässt den Lesespaß verblassen und ruiniert jede Form von Lebendigkeit. Zu viel Erotik verdrängt den Tiefgang und unrealistische Handlungen machen den Rest. Da half auch der tolle Schreibstil nichts; oder die wenigen emotionalen Momente oder die große Überraschung am Schluss; denn selbst die wird durch Sex irgendwie entmachtet. Schade.