Tierische Untiefen
Sprich mit mirWas unterscheidet den Menschen von seinem nächsten Verwandten, dem Menschenaffen oder wie groß ist die evolutionäre Lücke zwischen beiden überhaupt?
T.C. Boyle nähert sich in seinem neuesten Buch dieser ...
Was unterscheidet den Menschen von seinem nächsten Verwandten, dem Menschenaffen oder wie groß ist die evolutionäre Lücke zwischen beiden überhaupt?
T.C. Boyle nähert sich in seinem neuesten Buch dieser Fragestellung, indem er die Geschichte von Guy, Aimee und vor allem Sam erzählt. Sam ist ein Schimpanse, der von Professor Guy Schermerhorn und seinem Team von Assistenten wie ein Menschenkind aufgezogen wird, um zu beobachten, ob dieser in der so gestalteten Umgebung ein eigenes Bewusstsein entwickeln kann- so zumindest die Vorgabe, die der jungen Studentin Aimee dargelegt wird, als sie sich diesem Forschungsteam anschließt. Aimee entwickelt schnell eine enge Beziehung zu ihrem Schützling und damit fangen die Probleme an, unkontrollierbar zu werden.
Der Roman krankt für mich an mehreren Stellen: zum einen ist der Erzählfluss ermüdend langsam, gleichzeitig bekommt man zu wenig spannungsfördernde Elemente vorgesetzt. Obwohl die gesellschaftskritische Intention offensichtlich ist, fehlt es mir, dass die unterschwellige Kritik auch mal ausgesprochen wird.
Der Leser kann sich seine eigenen Gedanken machen, ein Urteil über die Forschungsmethoden der Wissenschaftler und die ungesunde Beziehung der jungen Frau zu ihrem Pflegling bilden. Am Ende steht er aber etwas allein gelassen da: Was wollte der Autor denn nun ausdrücken?
Dass der Mensch sich zu sehr als Herr über Leben und Entwicklung von Tieren aufschwingt? Das sollte uns allen mittlerweile bewusst sein.
Dass Tierversuche moralisch bedenklich sind und wir uns endlich konsequent um humane Alternativen kümmern sollten (wobei das Wort "human" in diesem Zusammenhang reichlich zynisch erscheint)? Auch diese Intention hätte deutlicher ausgedrückt werden können.
Es sind einfach zu viele Themenfelder, die hier angeschnitten werden. Nur eines haben sie gemeinsam: der Mensch sollte schnellstens seine Überlegenheitshaltung ablegen und ein wenig Demut vor der Natur lernen, ohne sie dabei vermenschlichen zu wollen.