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Veröffentlicht am 22.12.2020

Honigträume

Sweet like you
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„Dieser Ort ist nichts für mich. Ich will nicht seine Bürgermeisterin sein.“

„Sweet like you“ ist der erste Band der Honey-Springs-Reihe von Robyn Neeley. Er erschien im Dezember 2020 im Endlich Kyss ...

„Dieser Ort ist nichts für mich. Ich will nicht seine Bürgermeisterin sein.“

„Sweet like you“ ist der erste Band der Honey-Springs-Reihe von Robyn Neeley. Er erschien im Dezember 2020 im Endlich Kyss Verlag.
Als die erfolgreiche Werbeagentin Cassie erfährt, dass ihre Tante Etta gestorben ist und sie als Interimsbürgermeisterin der Kleinstadt Honey Springs eingesetzt wird, ist sie fest davon überzeugt, dass sich alles schnell klären lässt. Schließlich ist sie in ihrer PR-Agentur unabkömmlich und ein Leben in einer Kleinstadt ist für die New Yorkerin definitiv nichts. Zudem verbindet sie mit Honey Springs ein gebrochenes Herz, denn damals lernte sie dort ihre erste große Liebe kennen…

„Sweet like you“ ist romantisch, charmant und einfach wunderschön. Ein Roman fürs Herz und ein wundervoller Auftakt der Honey-Springs-Dilogie. Ich habe es innerhalb von 24 Stunden durchgelesen und konnte mich förmlich in der Geschichte verlieren.
Obwohl Cassie zunächst als eingebildete New Yorkerin daherkommt, entpuppt sie sich als unglaublich sympathische junge Frau. Zunächst erkennt dies in Honey Springs jedoch kaum jemand, denn Cassie springt förmlich von einem Fettnäpfchen ins nächste und hat definitiv keinen leichten Start in der eingeschworen Kleinstadtgemeinde.
Lediglich Nick glaubt von Anfang an Cassie, denn er erinnert sich noch an den Charakter seiner Jugendliebe und blickt hinter die egoistisch wirkende Fassade. Zudem werden ihm bei ihrem Anblick noch immer die Knie weich, denn die erste Liebe vergisst man nicht so leicht… Doch ebenso wie damals, ist auch heute eine Beziehung undenkbar, denn Cassies Leben ist in der Großstadt, während Nicks Lebensmittelpunkt die Bienenzucht von Honey Springs ist. Diese hat nun jedoch nicht er von Cassies Tante Etta geerbt, sondern Cassie und das obwohl klar ist, dass sie nicht bleiben wird.
Trotz des eher frostigen Empfangs gibt Cassie jedoch nicht auf und beginnt nach und nach die Menschen zu schätzen, sich für sie und die Stadt einzusetzen und das Andenken an ihre Tante aufrecht zu erhalten. Langsam entsteht in ihr der Wunsch „dazuzugehören“ und ihre Großstadtzukunft wirkt immer weniger attraktiv.
Die liebevolle Unterstützung, die sie während ihrer Zeit als Interimsbürgermeistern von Nick bekommt, ist beispiellos und wunderschön. Der Umgang der beiden miteinander ist wunderschön beschrieben und geprägt von Rücksichtnahme, Harmonie und einer riesigen Anziehungskraft. Gedanken und Gefühle werden durch die wechselnde personale Erzählperspektive gut und nachvollziehbar dargestellt.
Beide Protagonisten sowie die Nebenfiguren sind liebevoll und authentisch gestaltet. Der spezielle Charme und die Eigenarten von amerikanischen Kleinstädten werden gut aufgegriffen und humorvoll dargestellt. Auch der Ausblick und die Verknüpfung zum zweiten Band der Reihe und die Einführung der dortigen Protagonisten Madison und Patrick hat mir sehr gut gefallen. Ich freue mich schon jetzt riesig auf die zweite Reise nach Honey Springs und fiebere „Sweet at heart“ ungeduldig entgegen.
Der Schreibstil ist im gesamten Roman flüssig und unkompliziert und besitzt zudem einen gewissen spannenden Sog, dem ich mich einfach nicht entziehen konnte. Auch der Humor bleibt dabei nicht auf der Strecke und an vielen Stellen musste ich wirklich schmunzeln.
Das zweite Hauptthema der Geschichte hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, denn ich finde es sehr wichtig, dass jeder versteht, wie wichtig Bienen für uns alle sind. Auf Honig kann kaum einer von uns verzichten und ohne Bienen würden wir noch so viel mehr verlieren. Im Buch enthalten sind zudem ein Back- sowie ein Kosmetikrezept. Diese Idee rundet die wunderschöne und gefühlvolle Handlung ab und auch das Cover harmonisiert hervorragend mit der charmanten Geschichte.

Mein Fazit: „Sweet like you“ gehört definitiv zu meinen Lieblingsbüchern in 2020. Ich habe mich in der Geschichte verloren, mich in die Protagonisten und die Kleinstadt Honey Springs verliebt. Für mich hat an der Story einfach alles gestimmt – Handlung, Figuren und Gefühl. Definitiv ein Buch mit Wohlfühlfaktor und absolut 5 von 5 Sternen wert.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Absolutes Jahreshighlight

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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„Ich will den Typen, der perfekt für mich ist und bei dem es auf den ersten Blick BÄMM macht.“

„Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist ein Roman von Petra Hülsmann. Er erschien im Juni 2016 im Bastei ...

„Ich will den Typen, der perfekt für mich ist und bei dem es auf den ersten Blick BÄMM macht.“

„Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist ein Roman von Petra Hülsmann. Er erschien im Juni 2016 im Bastei Lübbe Verlag.
Isabelle ist ein Gewohnheitsmensch. Sie hat einen volldurchgeplanten Wochenrhythmus, von dem sie nur sehr ungern abweicht. Als jedoch ihr Lieblingsrestaurant schließt und sie den neuen Restaurantleiter Jens kennenlernt, gerät ihr Leben plötzlich ungewollt aus den Fugen…

„Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist humorvoll, amüsant und romantisch. Auf wunderschöne und unglaublich witzige Art beschreibt Petra Hülsmann das Leben von Protagonistin Isabelle. Diese ist absolut strukturiert, vollkommen unflexibel und ihre Tages- bzw. Wochenroutine ist ihr heilig. Doch als ihr Lieblingsvietnamese gegenüber schließen muss und sie den Besitzer des neuen Restaurants – Jens – scheint plötzlich alles nur noch durcheinander zu gehen…
Mir hat Isabelle sehr gut gefallen, ihre Art ist speziell, aber vielleicht gerade deshalb so sympathisch. Obwohl sie Veränderungen hasst, ist sie offen und freundlich und immer für ihre Freunde da. Sogar manche Spontanaktion ist möglich, wenn sie die Person sehr gern hat. Sie glaubt an Liebe auf den ersten Blick und verrennt sich damit in eine Idealvorstellung. Diese passt aber zu Isabelles Charakter und Persönlichkeit und ist damit absolut nachvollziehbar. Glücklicherweise entdeckt sie aber mit der Zeit, dass Veränderungen auch positiv sein können und ergreift sogar den Mut spontan zu sein und ihr Leben zu verändern. Diese Entwicklung hat mir sehr gut gefallen. Sie entstand langsam und war dadurch sehr authentisch und nachvollziehbar.
Neben Isabelle als Protagonistin sind auch die anderen Romanfiguren unglaublich liebevoll beschrieben und dargestellt. Jeder hat seine eigene Geschichte und seinen speziellen Charakter und für jeden ist dieser wirklich anschaulich gezeichnet.
Ebenso gut gefallen hat mir die Entwicklung von Isabelles neuer Beziehung, denn auch diese war letztendlich nicht überstürzt und damit unrealistisch, sondern entwickelte sich langsam und unscheinbar.
Der Schreibstil ist unglaublich humorvoll und witzig. An vielen Stellen habe ich laut gelacht und musste auch den ein oder anderen Satz meinem Partner vorlesen. Gerade durch Isabelles Eigenheiten entstehen so viele schöne Szenen, die mir das Lesen unglaublich leicht gemacht haben. Die Buchseiten flogen nur so dahin und es war einfach wundervoll, den Roman zu lesen.
Mir gefällt die Leichtigkeit des Romans, die sich durchaus mit einigen tiefgründigeren Themen mischt, die dabei aber nicht auftragen oder negativ ins Gewicht fallen.
Ebenso gefallen hat mir, dass der Buchtitel auch im Roman selbst noch einmal aufgegriffen wird und dadurch nochmal eine ganz andere Bedeutung bekommt. Liebe muss eben nicht perfekt, sondern echt sein! 😊

Mein Fazit: „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist definitiv eins meiner Jahreshighlights 2020 – humorvoll, charmant und romantisch, dabei nicht oberflächlich oder unrealistisch. Einfach perfekt und ein Roman, der gute Laune verbreitet und sich leicht und flüssig lesen lässt. Es gibt daher 5 von 5 Sternen von mir.

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Veröffentlicht am 14.12.2020

Carpe Diem

First Comes Love
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„Wir sind alle nur Menschen, also ist niemand perfekt, und gerade das sollten wir genießen.“

„First comes Love – Liebe mich, wenn du dich traust“ ist ein Liebesroman von Katie Kacvinsky. Er erschien zuerst ...

„Wir sind alle nur Menschen, also ist niemand perfekt, und gerade das sollten wir genießen.“

„First comes Love – Liebe mich, wenn du dich traust“ ist ein Liebesroman von Katie Kacvinsky. Er erschien zuerst 2012 und wurde im April 2019 im One Verlag neuverlegt.
Nach dem Tod von Grays Schwester baut diese eine Mauer um sich herum, denn niemals wieder möchte er einen solchen Verlust erleben. Doch dann taucht eines Tages Dylan in Phoenix auf und holt Gray Stück für Stück ins Leben zurück…

Ein Roman über die erste Liebe, den Verlust eines geliebten Menschen und die Rückkehr ins Leben. Detailliert, aber nicht zu ausführlich, aufs Wesentliche reduziert, aber nicht abgehakt. Kurzum, ein Roman, der unglaublich gutgeschrieben und interessant dargestellt ist.
Dylan und Gray sind sympathische und interessante Protagonisten. Auf den ersten Blick wirken sie etwas seltsam, im Laufe der Zeit muss man sie aber einfach gernhaben. Gerade Dylan mit ihrer verrückten, dabei aber völlig in sich ruhenden Art ist mir ans Herz gewachsen. Sie ist spontan, unabhängig und neugierig. Sie ist nicht bereit, sich an Menschen oder Orte zu binden, denn sie schwebt umher wie ein Schmetterling. Immer bereit, etwas Neues zu entdecken, immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer.
Trotzdem ist sie jemand, auf den man sich verlassen kann. Sie kann in Menschen hineinschauen, sie einschätzen und unterstützen – dabei handelt sie völlig selbstlos, vorurteilsfrei und denkt erst an alle anderen, bevor sie an sich selbst denkt. In Gray erkennt sie sehr schnell einen jungen Mann, der eine große Mauer um sich herum aufgebaut hat. Jemand, der niemanden an sich heranlassen will. Von seinem furchtbaren Verlust ahnt sie zu diesem Zeitpunkt nichts, trotzdem nimmt sie sich vor, ihn zum Lächeln zu bringen. Und was Dylan sich vornimmt, das wird auch in die Tat umgesetzt. Innerhalb kürzester Zeit schafft sie es, den zurückhaltenden und zurückgezogen lebenden jungen Mann aus der Reserve zu locken und ihn aus seiner Schockstarre zu befreien. Sie bringt ihm bei, wieder zu leben und ermutigt ihn, seine Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen.
Schließlich verlieben sich die beiden ineinander, doch die Liebe hat ein Ablaufdatum, denn Dylan ist nicht bereit, sich zu binden. Sie leben aber nach dem Motto „Carpe Diem“ und erleben wohl einen der schönsten und prägendsten Sommer ihres Lebens.
Die gemeinsamen Erlebnisse sind dabei wunderschön dargestellt, Emotionen und Gefühle nahezu greifbar. Als Leser hat man das Gefühl hautnah dabei zu sein und ein ums andere Mal musste ich einfach schmunzeln oder sogar mitlachen.
Trotzdem entbehrt der Roman nicht einer gewissen Ernsthaftigkeit, denn der Verlust von Grays Zwillingsschwester lastet sehr auf seinen Schultern und nur durch die tolle Unterstützung von Dylan beginnt er, zurück ins „richtige“ Leben zu kommen.
Dylans Art an die Welt heranzugehen hat mich begeistert. Ihre Gedanken sind philosophisch und „weltmännisch“. Insgesamt einfach faszinierend und wahnsinnig gut dargestellt.
Ich denke, dass es viel mehr Leute mit einer solchen Lebenseinstellung geben sollte. Es sollte uns allen egal sein, was die anderen von uns denken. Wir sollten mehr wir selbst sein und an unseren Träumen festhalten, uns treiben lassen und verrückt sein. Jedoch muss man auch erkennen, dass man mit dieser Lebenseinstellung andere verletzen kann und auch Dylan kommt irgendwann an diesen Punkt. Sowohl sie, als auch Gray machen im Laufe der Geschichte eine interessante Entwicklung durch. Er kommt aus sich heraus, während sie sich selbst immer besser kennenlernt und Seiten an sich entdeckt, mit denen sie vorher wohl nicht gerechnet hatte…

Mein Fazit: „First comes Love“ ist eine überraschende Geschichte über die „erste Liebe“ mit einem Kontext, der mich überzeugt und begeistert hat. Ich habe das Buch nahezu inhaliert und bin fasziniert von Schreibstil und Erzählweise. Ich kann es jedem Liebhaber von romantischen Geschichten empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Unabhängigkeit

Die Fotografin - Am Anfang des Weges
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„Ich will den Menschen Schönheit schenken, so wie Onkel Josef es tut! Und dafür muss ich doch irgendwann mal Fotografin werden!“

„Die Fotografin – Am Anfang des Weges“ ist der erste Band der Fotografinnen-Saga ...

„Ich will den Menschen Schönheit schenken, so wie Onkel Josef es tut! Und dafür muss ich doch irgendwann mal Fotografin werden!“

„Die Fotografin – Am Anfang des Weges“ ist der erste Band der Fotografinnen-Saga von Petra Durst-Benning. Er erschien im September 2018 im Blanvalet Verlag.
Seit Mimi Reventlow klein ist und ihren Onkel, den Wanderfotografen, bei seiner Arbeit begleiten durfte, steht ihr Berufswunsch fest. Sie möchte Fotografin werden. Kein leichter Wunsch in Deutschland 1911. Trotzdem hält Mimi an ihrem Traum fest, doch als sie einige Jahre später nicht nur ihren Berufswunsch erfüllt, sondern auch noch eine angesehene Wanderfotografin geworden ist steht sie erneut vor einen schweren Entscheidung: Soll sie ihren kranken Onkel auf dem Dorf pflegen oder an ihrer Unabhängigkeit festhalten…?

Mimi Reventlow ist das, was man als moderne Frau bezeichnen kann. Zu Beginn eines Jahrhunderts in der sich die klassische Rolle der Frau noch hinter dem Herd abspielte, greift sie nach anderen und modernen Idealen. Sie ist kreativ und intelligent und kämpft für ihren Kindheitstraum: die Fotografie. Dafür schlägt sie sogar einen Heiratsantrag aus – Unabhängigkeit und Freiheit sind ihr Traum.
Obwohl ihr Weg zunächst steinig ist, gibt sie nicht auf und kann mit ihrer offenen und ehrlichen Art in der Regel schnell die Herzen der Menschen erobern. Auch ihre Fotografien sind einmalig und für die damalige Zeit besitzen sie Seltenheitswert. Mimi möchte weg von den eingestaubten und starren klassischen Motiven dieser Zeit. Sie möchte die Menschen mit ihrer Fotografie verzaubern und ihre Schönheit unterstreichen.
Bei vielen kommt diese Idee gut an, als Mimi jedoch in das kleine Dorf Laichingen zieht, um ihren Onkel zu pflegen, wird sie von den Dorfbewohnern nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Die Bewohner des Ortes halten an ihren Traditionen und Werten fest, für Neues und vor allem für Kreativität und Frauen, die einen Beruf ausüben, der nicht in Heimarbeit für die Weberfabrik ausgeübt werden kann, ist nahezu undenkbar. Trotzdem gibt Mimi nicht auf und versucht im Ort Freundschaften zu knüpfen und sich für die Menschen einzusetzen.
Mir hat Mimis Art von Anfang an unglaublich gut gefallen. Mir imponieren ihre Hartnäckigkeit und das Kämpfen für ihre Ziele, aber auch ihr gesamtes Wesen und ihre offene Art gefallen mir unglaublich gut. Ich bewundere, wie sie als Fotografin Fuß fassen konnte und dennoch weiß, was Familie bedeutet. Dass sie sich für ihren Onkel einsetzt und schließlich sogar darüber nachdenken muss, die Wanderfotografie für ihn aufzugeben, spricht für ihren tollen Charakter. Ihre Mutter hingegen hat mich sehr enttäuscht, denn eigentlich wäre es ihre Aufgabe gewesen, für ihren Bruder zu sorgen…
Insgesamt sind die Figuren aber alle sehr authentisch und liebevoll beschrieben. Die einzelnen Geschichten der Nebenfiguren fügen sich wunderbar ins Gesamtbild ein und runden Mimis Geschichte brillant ab.
Mimis Weg ist auf interessante und mitreißende Art und Weise beschrieben, der Schreibstil ist locker und leicht, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Gefühle und Emotionen werden anschaulich dargestellt und gerade Mimis Begeisterung an der Fotografie ist nahezu greifbar. Auch an humorvollen Szenen mangelt es nicht und gerade Mimis Unwissenheit in Sachen Haushalt sind wirklich niedliche beschrieben.
Auch das Ende des Romans ist gut gelungen, es macht direkt Lust weiterzulesen und gibt einen Ausblick darauf, welche Schwierigkeiten in Laichingen noch auf Mimi zukommen können. Mein einziger, wirklich sehr kleiner Kritikpunkt ist, dass ich mir noch ein bisschen mehr Details zu Mimis Karriere als Wanderfotografin gewünscht hätte. Man erfährt zwar, wie ihr erster Weg verläuft und auch noch einmal wie es mit ihr vorangeht, bevor sie nach Laichingen zu ihrem Onkel geht, die Jahre dazwischen fehlen aber.
Neben der fiktiven Geschichte werden einige interessante Details zur damaligen Fotografie beschrieben, die ich bisher überhaupt nicht kannte. Ich bin erstaunt, wie viel die Fotografen zur damaligen Zeit bereits konnten und grade die großartigen Retuschierfähigkeiten haben mich begeistert. Am Ende des Romans finden sich dann sogar Bilder, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts aufgenommen wurden. Sie veranschaulichen das vorher beschriebene noch einmal mehr.

Mein Fazit: „Die Fotografin – Am Anfang des Weges“ ist ein interessanter und spannender historischer Roman. Starke und individuelle Frauen, die für ihre Träume einstehen und für ihr Recht kämpfen gefallen mir immer sehr gut und auf Mimi Reventlow passt diese Beschreibung definitiv. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen für einen wunderbaren historischen Roman!

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Veröffentlicht am 20.11.2020

Geister der Toten

Weil du mich riefst
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„Zwischen ihnen stand hier auf Zypern mehr als nur Glaube oder Herkunft. Zwischen ihnen standen Kämpfe und Tote.“

„Weil du mich riefst“ ist ein Roman von Emma Wagner. Er erschien am 27. Okrober 2020 im ...

„Zwischen ihnen stand hier auf Zypern mehr als nur Glaube oder Herkunft. Zwischen ihnen standen Kämpfe und Tote.“

„Weil du mich riefst“ ist ein Roman von Emma Wagner. Er erschien am 27. Okrober 2020 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing und ist in sich abgeschlossen.
Als Tina mit ihrer Freundin Colleen nach Zypern reist, hofft sie, auf der griechischen Insel Hinweise auf die Vergangenheit ihrer Mutter zu finden. Auf Zypern angekommen begegnen die jungen Frauen dann dem attraktiven Alec und plötzlich findet Tina nicht nur eine Spur zur Vergangenheit, sondern verliert auch ihr Herz auf Zypern…

Mit „Weil du mich riefst“ schreibt Emma Wagner einen Roman, der nicht nur wunderschöne Gefühle und Romantik beinhaltet, sondern durch das geschickte Einarbeiten historischer Fakten auch wichtige und interessante Themen behandelt.
Die Erzählung unterteilt sich in Rückblicke in die Vergangenheit und die Gegenwart. Deutlich wird, dass die Handlungen und Geschehen in der Vergangenheit eben immer Einflüsse auch auf die heutige Zeit haben. Nicht nur für jeden persönlich, sondern auch für ganze Länder bzw. die gesamte Menschheit. Dies hat mich mal wieder sehr beeindruckt und zum Nachdenken gebracht.
In der heutigen Zeit geht es um die junge Tina, die sich auf die Suche nach der Vergangenheit ihrer Eltern begibt. Schon immer hatte sie das Gefühl, dass ihre Mutter von einem zurückliegenden Ereignis belastet wird, ein Wort darüber verloren hat aber niemals jemand. Als ein Fremder im Restaurant sie auf ihren Armreif anspricht und ihr Zypern als Herkunftsort nennt, ist sie Feuer und Flamme. Der Reif stammt nämlich von ihrer Mutter und Tina hofft in Griechenland einen Hinweis auf das scheinbare Familiengeheimnis zu bekommen.
Kurzerhand reist sie daher mit ihrer Freundin Colleen auf die „Insel der Götter“. Glücklicherweise begegnen die beiden dann schon am Flughafen dem Einheimischen Alec, der ihnen nicht nur bei der Suche nach dem Hersteller des Armreifs behilflich sein kann, sondern auch nicht gerade unattraktiv ist…
Tinas Suche ist dabei natürlich von Glück und Zufall geprägt. Ohne Alecs Bekanntschaft hätte sie wohl kaum herausfinden können, was es mit dem Armreif auf sich hat. Dazu kommen weitere Zufälle, die wahrscheinlich im wahren Leben so eher nicht auftreten würden. Trotzdem sind Tinas Nachforschungen interessant und wunderschön beschrieben. Die unrealistischen Zufälle sind Teil der Geschichte und für diese zwingend notwendig, weshalb ich sie nicht als störend empfunden habe.
Die Vergangenheit beschreibt das Leben von der jungen Griechin Samira und dem Türken Yasin auf Zypern im Jahr 1974. Auf tragische und dramatische Weise zeigt sich, welche Begebenheiten gegen die Liebe der beiden sprechen und wie sie dennoch versuchen zusammen zu sein. Die Konflikte zwischen Griechen und Türken nehmen zu dieser Zeit wieder stark zu, Beziehungen zwischen den einzelnen Gruppen werden nicht geduldet.
Diese Konflikte und Bürgerkriege, die 1963/64 und -74 auf Zypern stattfanden sind nicht erfunden. Sie werden geschickt in die Handlung einbezogen und beschrieben. Viele Menschen verloren dabei ihr Leben und die Angst und Verunsicherung über das Erlebte dauert teilweise bis heute an. Diese Zusammenhänge und Bürgerkriege waren mir bisher vollkommen unbekannt und mir hat es gut gefallen, etwas mehr über sie zu erfahren. Die fiktive Geschichte lehrt uns, was Hass und Missgunst sowie Neid ausrichten und wie viel sie zerstören können. Mich hat dies sehr berührt und zum Nachdenken gebracht und ich hoffe sehr, dass die Menschen irgendwann verstehen, dass wir Menschen sind. Egal welcher Herkunft oder Religion wir angehören. Egal, wer oder was wird sind!
Insgesamt haben mich aber beide Zeitebenen von der ersten Romanseite an gefesselt und absolut begeistert. Gefühle und Emotionen werden gut vermittelt, eine nötige Portion Romantik und Spannung runden die Handlung ab. Das Ende des Romans hätte ich dann so tatsächlich ebenfalls nicht erwartet, ich fand es aber absolut passend und bezeichne es für mich als absolutes „Wohlfühlende“!
Gefallen hat mir außerdem, dass der Buchtitel in der Handlung noch einmal aufgegriffen wird und sogar eine tiefere Bedeutung bekommt, als man ahnt.
Der Schreibstil ist, wie wir es von der Autorin gewohnt sind, flüssig und mitreißend. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Tina, Yasin und Samira und vermittelt dadurch die Gefühle der Drei auf sehr gute Weise. Auch die Romankulisse ist wunderschön beschrieben und die Landschaft nahezu greifbar. Die Figuren sind ebenso authentisch dargestellt und liebevoll charakterisiert. Eigenschaften und Eigenarten werden humorvoll aufgezeigt und verpackt.

Mein Fazit: Emma Wagner schreibt einen faszinierenden und interessanten historischen Roman vor ebenso schöner Kulisse, der Fakten und Fiktion brillant miteinander verknüpft. Auf spannende und mitreißende Art und Weise wird beschrieben, was 1974 auf Zypern geschah und wie es die Zukunft beeinflusst hat und teilweise noch immer beeinflusst. Ich habe den Roman unglaublich gern gelesen und vergebe 5 von 5 Sternen.

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