Spannend und tiefgründig
Mach nie die Augen zu„...Die vortretenden Muskeln des Bären strahlten eine ungezähmte Kraft aus. So etwas hatte sie in ihrem Leben noch nie aus der Nähe gesehen. Adrenalin strömte durch ihre Adern. Sie wollte, dass andere ...
„...Die vortretenden Muskeln des Bären strahlten eine ungezähmte Kraft aus. So etwas hatte sie in ihrem Leben noch nie aus der Nähe gesehen. Adrenalin strömte durch ihre Adern. Sie wollte, dass andere beim Anblick dieser Bilder die gleiche nervöse Energie spürten wie sie...“
Harper ist eigentlich Tatortfotografie. Doch ihr wurde eine Pause verordnet. Nun hat sie sich auf Naturfotografie spezialisiert. Nach dem Fotografieren des Bären fällt ihr allerdings am anderen Flussufer eine Frau auf, die von einem Mann verfolgt wird. Sie bekommt mit, dass er sie erschießt. Sie fotografiert die Szene. Als der Mann nach oben blickt, flieht sie.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.Er unterstützt die teils rasante, teils gefühlvolle Handlung.
Bei ihrer Flucht stürzt Harper und verliert die Kamera. Heath hat ihren Schrei gehört und kümmert sich um sie. Beide kennen sich aus ihrer Kindheit, haben sich aber jahrelang nicht gesehen.
Harper ist mit ihrer Schwester Emily, einer Krimiautorin, unterwegs. Sie sind auf dem Campingplatz untergekommen. Während es Harper um die Fotografien geht, möchte Emiliy nach vielen Jahren das Haus ihrer Kindheit wiedersehen, das sich hier im Ort befindet.
Der Sheriff steht Harpers Aussage kritisch gegenüber. Er hat gerade an einem anderen Fall zu arbeiten. Zwar lässt er die Gegend absuchen, aber es gibt weder eine Leiche noch irgendwelche Spuren.
Relativ schnell wird klar, dass Harper ein Erlebnis aus ihrer Kindheit nicht verarbeitet hat. Es hat tiefe Narben in ihrer Seele hinterlassen. Deshalb legt sie Wert darauf, dass der neue Fall aufgeklärt wird. Sie bittet Heath um Hilfe. Harper ahnt nicht, dass sie in akuter Lebensgefahr ist, Heath schon.
„...Heath hatte absolut kein gutes Gefühl bei der Sache. Am Ende würde Harper sich durch ihre Suche nach Beweisen dem Täter noch auf einem Silbertablett servieren...“
Ab und an gestattet mir die Autorin einen Blick auf den Täter. Der scheint in einer Mission unterwegs zu sein und hat keinesfalls vor, die Gegend zu verlassen.
Einst waren Harper und Heath gute Freunde, bis Harpers Mutter überstürzt die Gegend verlassen hat. Auch heute kribbelt es zwischen beiden. Sie geben sich aber keine Zukunft. Jeder von ihnen hat dafür einen Grund.
Zu den für mich beeindruckendsten Protagonisten gehört Evelyn. Sie führt Heath den Haushalt und wirkt wie eine mütterliche Freundin. Als sie um das Leben ihres Sohnes Leroy bangt, hat sie noch die Zeit und die Kraft, andere zu trösten und für sie zu beten.
„...Er ist ein Kämpfer. Er wird es schaffen. Gott wacht über uns...“
Nach und nach muss auch der Sheriff begreifen, dass in seinem kleinen Ort eine Menge nicht stimmt. Doch es ist nur das Vorspiel. Der Shutdown soll ganz woanders stattfinden.
Die Autorin versteht es, den Spannungsbogen hoch zu halten. Die Raffinesse des Täters spielt ihr dabei in die Hände.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht in die Tiefe und hinterfragt menschliches Verhalten.