Behtsame Aufarbeitung eines TAbu-Themas
Nach ihrem Buch „Die Soldaten kommen“ widmet sich Miriam Gebhardt diesmal den Folgen der Vergewaltigungen durch Besatzungssoldaten. Anders als immer wieder kolportiert, haben Soldaten aller Besatzungsarmeen ...
Nach ihrem Buch „Die Soldaten kommen“ widmet sich Miriam Gebhardt diesmal den Folgen der Vergewaltigungen durch Besatzungssoldaten. Anders als immer wieder kolportiert, haben Soldaten aller Besatzungsarmeen und nicht nur die Sowjets sexuelle Gewalten gegen die Besiegten ausgeübt. Dabei spielt der Ort des Geschehens kaum eine Rolle, ebenso wenig wie das Alter und das Geschlecht der Opfer.
Gesprochen wurde darüber von den Betroffenen nur ganz selten. Sie bekamen keinerlei Unterstützung. Im Gegenteil, sie wurden als Russenhuren oder Amiliebchen diffamiert. Besonders schlimm hat es jene getroffen, die bei diesm Gewaltakt schwanger wurden und natürlich den Kindesvater nicht benennen konnten. In manchen Fällen wurden diese Kinder der Gewalt stillschweigend geduldet. Liebe haben diese Kinder wenig erfahren. Besonders, wenn es dann später erwünschten Nachwuchs gab.
Welchen Belastungen die vergewaltigten Frauen ausgesetzt waren und wie sich die auf ihre Kinder bzw. Enkel übertragen haben, hat Miriam Gebhardt anhand von zahlreichen Interviews und Fragebögen erforscht.
Diese Gewalterfahrung wird, wie wir es aus der neueren Forschung nun wissen, an die nächste Generation(en) weitergegeben. So ist es auch wenig verwunderlich, dass die betroffenen Frauen bzw. ihre Kinder an Spätfolgen leiden.
Stellvertretend für die, ihren Schätzungen nach 900.000 Vergewaltigungen und den daraus ca. 80.000 geborenen Kinder, lässt die Autorin und Historikerin vier Frauen und einen Mann über ihre bzw. die Geschichte der Mütter zu Wort kommen.
Behutsam begegnet Miriam Gebhardt ihren Interviewpartnern, die sich oft ungeliebt fühlten. Sie berichtet auch von Versuchen, den „Erzeuger“ ausfindig zu machen. Das Aufwachsen ohne Vater ist in der Nachkriegszeit grundsätzlich ja kein Einzelschicksal, da Millionen von Männern gefallen oder vermisst waren. Doch der Makel in der Geburtsurkunde „Vater unbekannt“ stehen zu haben bzw. von den Gerüchten rund um die Zeugung zu hören, hat bei den Kindern tiefe Spuren hinterlassen, di sich in Depressionen und/oder Bindungsstörungen bemerkbar mach(t)en.
Neben den fünf Einzelschicksalen bietet Miriam Gebhardt einen Blick auf die geschichtlichen Zusammenhänge. Auch allgemeine Fragen zu diesem nach wie vor tabuisierten Thema werden gestellt und soweit möglich beantwortet.
Fazit:
Kinder der Gewalt - ein sehr schwieriges, emotionales Thema, das von der Autorin sehr sachlich und behutsam bearbeitet wird. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne.