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Veröffentlicht am 30.11.2020

Eine grausame und erschütternde Familiengeschichte

Die Rabentochter
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Der Psychothriller „Die Rabentochter“ von Karen Dionne spielt in der Upper Peninsula von Michigan, einer Halbinsel, die über riesige Waldgebiete verfügt.

Die 26-jährige Rachel Cunningham, die die Wildnis ...

Der Psychothriller „Die Rabentochter“ von Karen Dionne spielt in der Upper Peninsula von Michigan, einer Halbinsel, die über riesige Waldgebiete verfügt.

Die 26-jährige Rachel Cunningham, die die Wildnis der Upper Peninsula liebt, lebt sei 15 Jahren freiwillig und mit Schuldgefühlen in einer psychiatrischen Klinik.
Sie war bisher der festen Überzeugung, als 11-Jährige ihre Mutter getötet zu haben und psychisch krank zu sein,

Eines Tages beginnt Trevor, der Bruder eines Mitpatienten und ein angehender Journalist, sich für ihren Fall zu interessieren, bittet Rachel um ein Interview und fängt an zu recherchieren.

Rachel stutzt und wird neugierig, nachdem sie mit Hilfe von Trevor Einblick in die Polizeiakte bekommt.
Berechtigte Zweifel am Tathergang erwachen und Fragen stellen sich.
Sie verlässt die Klinik mit dem klaren Entschluss, sich der furchtbaren Vergangenheit zu stellen und die Wahrheit herauszufinden. Deshalb macht sie sich zusammen mit Trevor auf den Weg in ihr Elternhaus, ein herrschaftliches Jagdhaus, in dem inzwischen ihre Schwester Diana und ihre Tante Charlotte, zwei Verbündete, die ein Geheimnis hüten, wohnen.
Rachel erinnert sich zunehmend und gerät mehr und mehr in Gefahr.

Es gibt zwei Handlungsstränge, wobei der Roman aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen erzählt wird:
Die verstorbene Mutter Jenny berichtet von damals, die jüngere Tochter Rachel von heute.

Wir erfahren von Rachels Aufwachsen bei ihren liebevollen Eltern im abgeschiedenen und stattlichen Jagdhaus der Großeltern.
Rachel und ihre ältere Schwester scheinen sich gut verstanden zu haben. Die Mädchen spielten miteinander und genossen den Freiraum und die Freiheit in der Natur. Ihre Tante lebte bei ihnen.

Die Autorin hat glaubwürdige Charaktere entwickelt, die aufgrund ihrer Individualität und Komplexität nicht hölzern oder klischeehaft wirken und sie hat das Geschehen in idyllischer Natur angesiedelt, die sie anschaulich und bildhaft beschreibt.

„Die Rabentochter“ ist ein sehr atmosphärisches und beklemmendes Buch, in dem die unheimliche Stimmung, die subtile Bedrohung und das unterschwellige Böse durchgehend spürbar sind.

Ob Rachels jahrelange Überzeugung der Wahrheit entsprach und wer der Täter ist, lässt sich bald erahnen, aber das mindert die Spannung nicht im Geringsten, denn es geht viel mehr um Motive und Tatumstände.

Karen Dionne hat mit „Rabentochter“ einen ziemlich schlüssigen, aber nicht 100%-ig glaubhaften Psychothriller geschrieben, der spannende Unterhaltung und einen fulminanten Showdown liefert.

Da die Geschichte nicht ganz stimmig und der Schluss etwas übereilt ist, kann ich keine fünf Sterne vergeben, aber vier Sterne bedeuten immer noch, dass es ein sehr guter und lesenswerter Roman ist.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Die Schatten und Auswirkungen der Vergangenheit.

Die Schweigende
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Wir bewegen uns in dem Roman „Die Schweigende“ von Ellen Sandberg auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart (2019) und in den 1950-er Jahren.

Im Hier und Jetzt lernen wir die fünfköpfige Familie Remy kennen, ...

Wir bewegen uns in dem Roman „Die Schweigende“ von Ellen Sandberg auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart (2019) und in den 1950-er Jahren.

Im Hier und Jetzt lernen wir die fünfköpfige Familie Remy kennen, die auf den ersten Blick und nach außen hin fast bilderbuchmäßig daherkommt.
Aber wenn man hinter die Kulissen schaut, erkennt man die gefühlskalte, strenge und distanzierte Mutter Karin, die den drei inzwischen erwachsenen Töchtern Geli, Imke und Anne nicht die Zuneigung geben konnte, die sie gebraucht hätten.
Glücklicherweise konnte der Vater Jens Vieles ausgleichen.
Er kümmerte sich und glättete Wogen, er war für Nestwärme und emotionalen Belange zuständig und er glich den Mangel an Herzlichkeit, Zuwendung und Liebe aus.
Sein plötzlicher Tod lässt die drei charakterlich sehr unterschiedlichen Schwestern traurig und fassungslos zurück.
Ein Versprechen, das der Vater seiner mittleren Tochter Imke am Sterbebett abgenommen hat, muss eingelöst werden und Karin, die Witwe, versinkt aufgrund des Verlusts ihres Mannes nach 54 Ehejahren in Depressionen, lebt antriebslos in den Tag hinein und vernachlässigt ihren sonst so gepflegten Garten.

Mit dem Einlösen des Versprechens, ein Unterfangen, das durch das Schweigen der Mutter erheblich erschwert wird, kommt nicht nur die familiäre Vergangenheit ans Tageslicht, sondern werden Gefühle zum Leben erweckt und aufgewirbelt, die lange unter Verschluss gehalten wurden.
Die Fassade bröckelt.

Durch Rückblicke ins Jahr 1956 lernen wir Karin als lebensfrohes und unbeschwertes junges Mädchen kennen, das von einer Karriere als Ärztin träumt.
Außerdem erfahren wir von erschütternden Ereignissen und einer folgenreichen Entscheidung, wodurch wir schließlich nachvollziehen können, weshalb Karin zu einer so emotional erstarrten Frau wurde.

Um Überraschungen, die aus unvorhergesehenen Wendungen resultieren, nicht vorwegzunehmen und das Lesevergnügen nicht zu mindern, verrate ich vom Inhalt nicht mehr.

Die Autorin fesselt den Leser durch den packenden Plot und baut durch überraschende Wendungen, Perspektivwechsel und Zeitsprünge Spannung auf.
Da die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der Töchter und der Mutter erzählt wird, lernen wir die einzelnen Frauen gut kennen.

Ellen Sandberg erzählt anschaulich und feinfühlig und während die Schwestern, v. a. Anne, etwas überspitzt und zu eindimensional dargestellt werden, wird Karin sehr genau und differenziert beleuchtet. Die Autorin stattet sie mit Ecken und Kanten aus und lässt sie durch ihre vielschichtige und komplexe Persönlichkeit authentisch wirken.

Thematisch geht es in dem Roman von Ellen Sandberg um Belastungen, Defizite und schädigende Einflüsse in der Kindheit, um Willkür, Machtmissbrauch, Umgang mit Traumata und um Auswirkungen auf nachfolgende Generationen.
Ellen Sandberg veranschaulicht gut, dass sich eine Traumatisierung wie ein roter Faden durch die Generationen ziehen kann, wenn die einschneidenden schädigenden Erlebnisse nicht verarbeitet und überwunden werden.

„Die Schweigende“ ist ein spannender, psychologisch stimmiger und tiefgründiger Familienroman, der eine schwierige und brisante Thematik aufgreift, zum Nachdenken anregt, trotzdem unterhaltsam und auf jeden Fall lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Interessanter und informativer Blick in eine fremde Kultur.

Der Buchhändler aus Kabul
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Das auf Tatsachen beruhende Reportagebuch „Der Buchhändler aus Kabul“ von der norwegischen Schriftstellerin Åsne Seierstad erschien bereits 2002 erstmals im norwegischen Original.

Es geht in diesem Werk ...

Das auf Tatsachen beruhende Reportagebuch „Der Buchhändler aus Kabul“ von der norwegischen Schriftstellerin Åsne Seierstad erschien bereits 2002 erstmals im norwegischen Original.

Es geht in diesem Werk um ihren mehrmonatigen Aufenthalt in Afghanistan nach dem Sturz des Talibanregimes.

Sie verbrachte diese Zeit in der in Kabul lebenden Familie des eleganten 56-jährigen Buchhändlers Shah Mohammad Rais, im Buch genannt Sultan Khan, und schildert in diesem Werk aus verschiedenen Perspektiven das für westliche Leser rückständig anmutende Leben dieser afghanischen Großfamilie.

Manches von dem sie berichtet, hat sie selbst erlebt, manche Geschichten, Gedanken oder Emotionen wurden ihr erzählt und anvertraut.

Abwechselnd kommen der Buchhändler, der neben offiziellen Büchern auch „verbotene Literatur“ verkauft, seine Frauen oder Kinder zu Wort.
Dabei erfahren wir in 19 locker miteinander verknüpften Episoden viel über den Lebensalltag in Afghanistan, die Sorgen, Nöte und Hoffnungen der Menschen sowie über die Rolle, die Situation und den Zwiespalt der afghanischen Frauen, die seit Generationen dermaßen von den zementierten und gewachsenen Strukturen geprägt wurden, dass sie ihr Los oft als unumstößlich bzw. selbstverständlich ansehen.

Wir erfahren so manches über den Buchhändler und seinen Laden, über sein hartes Regiment als Familienoberhaupt, über teilweise befremdliche Rituale und häufig diskriminierende Traditionen, das Tragen der Burkha, Brautwerbung, Hochzeiten, Zwangsverheiratungen, Mehrehe, Bildungssystem, Moralvorstellungen, die Schreckensherrschaft der Taliban, und vieles mehr.

Wir lesen von einem Besuch im Hammam, von einer religiösen Pilgerfahrt und von einem Marktbesuch.

Aus vielen Puzzleteilen entsteht so ein buntes, lebendiges, atmosphärisches und facettenreiches Bild.

Das Buch hat eine umstrittene und bewegte Vergangenheit hinter sich. Es hat sehr kontroverse Debatten ausgelöst, da es von der Buchhändlerfamilie nach der Veröffentlichung angefochten wurde.
Die Familie fühlte sich in ihrer Ehre gekränkt und zog gegen Autorin und Verlag vor Gericht.
Ein 13 Jahre andauernder Prozess folgte.
Eine der Frauen des Buchhändlers warf der Autorin vor, Gerüchte verbreitet zu haben und der Buchhändler selbst klagte sie wegen Verleumdung an.
In späteren Übersetzungen strich Åsne Seierstad einige Passagen.

Nach der Lektüre des am 1.9.2020 im Kein & Aber Verlag erschienenen Taschenbuchs kann ich unschwer nachvollziehen, dass die 1970 geborene Kriegsreporterin Åsne Seierstad für ihr meines Erachtens sachliches und informatives Werk, das eher Bericht als Roman ist, mehrere Auszeichnungen erhielt.

Ich empfehle es sehr gerne weiter! Es regt zum Nachdenken an, ist intensiv, unterhaltsam und kurzweilig, gleichermaßen fesselnd wie beklemmend und hallt nach.

Es brachte mich in Berührung mit einer fremden Kultur, gestattete mir Einblicke in eine andere Welt und erlaubte mir einen Blick über den Tellerrand.
Neben all dem Lob möchte ich aber auch betonen, dass dieses Buch kritisch gelesen werden muss, obwohl die Autorin nicht wertet oder urteilt.
Der Leser kann selbst seine Schlüsse ziehen, sollte aber die Geschichte und Hintergründe des Buches nicht außer acht lassen.
Wo endet die Wahrheit, wo beginnt die Fiktion?
Was wurde in den Geschichten, die man ihr erzählte beschönigt, was war real?
Was konnte die Autorin aufgrund der Sprachbarriere vielleicht nicht richtig interpretieren oder nachvollziehen?


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Veröffentlicht am 22.11.2020

Spannender Thriller, v. a. für Eltern...

Wenn ich dich hole
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Der neunjährige Lewe und seine Mama Insa sind zu Besuch bei der Oma in Niebüll / Nordfriesland.
Als die beiden Frauen zum Einkaufen gehen, bleibt Lewe daheim.
Und dann wird‘s brenzlig, denn der Schneesturm ...

Der neunjährige Lewe und seine Mama Insa sind zu Besuch bei der Oma in Niebüll / Nordfriesland.
Als die beiden Frauen zum Einkaufen gehen, bleibt Lewe daheim.
Und dann wird‘s brenzlig, denn der Schneesturm wird immer heftiger und Mutter und Großmutter kommen nicht zurück.

Lewe wird es mulmig ums Herz und er ruft seinen Papa Bendix Steensen an, der sich auf dem Rückweg von einer Geschäftsreise befindet und wegen einer Unwetterwarnung in London auf dem Flughafen feststeckt.
Sein Flug nach Hamburg wurde gestrichen!

Bendix versucht vergeblich, seine Frau zu erreichen und als sein Sohn immer öfter anruft und immer ängstlicher und verzweifelter klingt, verständigt er die Polizei in Niebüll, die zunächst nicht glaubt, dass es sich um eine ernst zu nehmende Situation handelt, sich dann aber doch kümmert.

Der Rückruf der Polizei mit der Information, dass es Lewe gut gehe und sich eine weibliche Verwandte um ihn kümmere zieht Bendix den Boden unter den Füßen weg.

Was geht da vor sich?
Wer ist diese mysteriöse weibliche Verwandte?
Er wittert Gefahr. Große Gefahr.

Die Atmosphäre ist dicht, angstvoll, knisternd und der Inhalt, der aus verschiedenen Perspektiven vermittelt wird, ist fesselnd.
Die Vielseitigkeit und Komplexität der Charaktere hat die Autorin gut vermittelt, die Schauplätze und Handlungen gut beschrieben.

Dieser spannende und unterhaltsame Debütroman, der die tiefsten Ängste aller Eltern zu Tage fördert, hat mir nicht zuletzt deshalb so gut gefallen, weil er ohne blutrünstige, ekelhafte und brutale Szenen auskommt!
Die Spannung erschafft Anja Goertz rein mit atmosphärischen und emotionalen Mitteln. Psychologischer Nervenkitzel pur.

Einzige Kritik: die Darstellung des Dorfpolizisten Bruno ist der Autorin nicht gelungen. Sie hat hier das kitschige Klischee vom trotteligen und dusseligen Büttel bedient und das gefiel mir nicht.

Ansonsten ist dieser erste Thriller von Anja Goertz ein empfehlenswerter Pageturner, der einen schrecklichen Tag mit einem alptraumhaften Szenario im Leben der Familie Steensen schildert und v. a. Eltern Gänsehaut verursacht.


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Veröffentlicht am 18.11.2020

Aktuell und fesselnd!

Die Stadt am Ende der Welt
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Gerade ist der erste Weltkrieg zu Ende und schon steht die zweite Gefahr vor der Tür: die spanische Grippe.
Indem sie die Holzfällerstadt Commonwealth rigoros abriegeln, wollen sich die Einwohner vor dem ...

Gerade ist der erste Weltkrieg zu Ende und schon steht die zweite Gefahr vor der Tür: die spanische Grippe.
Indem sie die Holzfällerstadt Commonwealth rigoros abriegeln, wollen sich die Einwohner vor dem Virus schützen.
Nach einer demokratischen Abstimmung entscheiden sie sich für komplette Abschottung.
Totale Isolation.
Keiner darf raus, keiner darf rein.
Grenzposten, Warnschilder und bewaffnete Wachen sollen dafür sorgen, dass im Ort eine strenge Quarantäne eingehalten eingehalten werden kann.
Denn nur so meinen die Bewohner, sich schützen und überleben zu können.

Charles Worthy, Sohn einer wohlhabenden Unternehmerfamilie und Inhaber eines Sägewerks, hat das Städtchen im Nordwesten der USA mit viel Engagement und Mut gegründet und sich damit einen Lebenstraum erfüllt.
Dieser Lebenstraum beinhaltete aber nicht nur die bloße Gründung einer Stadt, sondern die Gründung einer Stadt, in der seine sozialen Ideale gelebt werden: Menschlichkeit, Menschenwürde, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.
Diese Werte sind nun massiv in Gefahr!

Philip Worthy ist der 16-jährige Adoptivsohn von Charles und beobachtet, wie fremde Soldaten um Asyl bitten.
Er ist zutiefst erschüttert und schockiert, als er mitansehen muss, wie der von ihm bewunderte Mittzwanziger Graham, ein befreundeter Holzfäller und junger Familienvater, einen ausgemergelten und halb verhungerten Soldaten erschießt, der sich unerlaubt Zutritt verschaffen möchte.
Sein Weltbild gerät ins Wanken.

Kurze Zeit später kommt er selbst in die Verlegenheit, jemandem den Zutritt zu verwehren, aber er entscheidet anders.
Er handelt anders.
Das hat Konsequenzen.

Jetzt gibt es nicht mehr nur die Angst vor dem Feind, der von draußen kommt, sondern auch noch die Angst vor der Bedrohung aus den eigenen Reihen.

Darüber hinaus lernen wir weitere Bewohner von Commonwealth kennen.
Zum Beispiel Rebecca, die sich für Frauenrechte und gegen den Krieg einsetzt oder Dr. Banes, der um die Virulenz des Virus weiß, es bekämpfen will, aber bereits daran scheitert, Infektionsketten zurückzuverfolgen und Infektionsquellen zu orten.

Der Autor erzählt spannend und glaubhaft von der Veränderung der gesamten Gesellschaft, der einzelnen Menschen und ihren Beziehungen in Extremsituationen und davon, wie ganz basale Werte in Krisen ins Wanken geraten.
Der Aggressionspegel steigt, Misstrauen, Angst und Hysterie kehren ein, Schuldzuweisungen werden gemacht, Mitgefühl schwindet, Hilfsbereitschaft sinkt und Zusammenhalt bröckelt.

Trotz der düsteren, bedrückenden und unheimlichen Atmosphäre, die spürbar und eindrücklich vermittelt wird, ist „Die Stadt am Ende der Welt“ kein zutiefst pessimistisches und deprimierendes Buch. Hoffnung und Optimismus schimmern durch und tragen dazu bei, dass man sich seine eigenen Gedanken macht.
Der Roman hallt nach!

Es geht um ethische Fragen und basale Themen der Menschheit wie Solidarität, Emphathie, Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und Hoffnung.

Der 1974 geborene Thomas Mullen hat mit „Die Stadt am Ende der Welt“ einen fesselnden, intensiven und dichten Pageturner geschrieben, der ein historisches Ereignis in Fiktion einbettet und der gerade in Zeiten der Corona-Krise höchste Aktualität und Brisanz besitzt und erschreckende Parallelen zu Tage fördert.

Er erschien übrigens bereits 2007 in Deutschland und wurde aus aktuellem Anlass heraus neu aufgelegt.

„Die Stadt am Ende der Welt“ ist ein gelungener und lesenswerter Debutroman, der geschickt und originell konstruiert ist und für den der Autor meiner Einschätzung nach gründlich recherchiert hat!

Manches war mir leider zu langatmig und etwas zu belanglos; Thomas Mullen hätte an manchen Stellen kürzen können.
Aber das ist Jammern auf recht hohem Niveau.

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