Martigolds Töchter erzählt die Geschichte einer starken, empathischen Frau mit einer liebevollen Familie. Die Ü60jährige Marigold ist der Dreh- und Angelpunkt in ihrer Familie und auch im Dorf. Sie sorgt ...
Martigolds Töchter erzählt die Geschichte einer starken, empathischen Frau mit einer liebevollen Familie. Die Ü60jährige Marigold ist der Dreh- und Angelpunkt in ihrer Familie und auch im Dorf. Sie sorgt sich um ihre lieben Mitmenschen und hat für jede/n ein offenes Ohr und hilft, wo sie kann. Ihr Mann Dennis und sie wohnen mit ihrer Mutter und der jüngsten Tochter Suze unter einem Dach, als auch die ältere Daisy nach einer gescheiterten Beziehung aus Mailand in die Heimat zurückkehrt. Plötzlich merkt Marigold, dass sie vergesslich wird. Doch das ist leider nicht ihrem Alter geschuldet.
Julia Woolf erzählt in berührenden Worten, die auch mal poetisch Schnee oder die Landschaft beschreiben, eine Geschichte vom Leben, Erinnerungen, die im Nebel versinken, Familie, Hilfsbereitschaft, Hingabe und unendlicher Liebe. Der englische Originaltitel lautet "Here and Now" und beschreibt ganz schön, dass es sich lohnt, im Hier und Jetzt zu leben. Sogar die ewig nörgelnde Nan wird gegen Ende des Buches noch ein bisschen sympathisch und auch die verwöhnte und weltfremde Suze findet ihren Platz im Leben und im Dorf. Wenn auch ein paar Begebenheiten voraussehbar sind, hat mich die Autorin tief berührt. Gegen Ende des Buches musste ich immer wieder innehalten und konnte die Bücher aus dem Regal fallen hören. Diese Metapher finde ich besonders schön! Dieser Roman erzählt vor allem von unverbrüchlicher Liebe, Vertrauen und einem Zusammenhalt, der in unserer Gesellschaft leider oft zu kurz kommt. "Marigolds Töchter" möchte ich all jenen empfehlen, die vor Gefühlen keine Angst haben und sich bisweilen fragen: "Was ist falsch am Jetzt?"
Ausgerechnet in der DDR des Jahres 1973 träumen Gisa, genannt Peasy, und ihr Mann Ed von der Freiheit, nach ihren Vorstellungen zu leben. Ohne Einschränkungen, Vorschriften und gegenseitig Bespitzelungen ...
Ausgerechnet in der DDR des Jahres 1973 träumen Gisa, genannt Peasy, und ihr Mann Ed von der Freiheit, nach ihren Vorstellungen zu leben. Ohne Einschränkungen, Vorschriften und gegenseitig Bespitzelungen durch Nachbarn, Freunde und die Stasi möchten die beiden ihr Leben genießen. Gisa hat bereits die volle Härte der DDR Regierung zu spüren bekommen. Einst konnte sie ihren Traum der Primaballerina leben, doch dann wurde sie zur Schneiderin von Ballettschuhen „degradiert“, weil sie sich dem strengen Leben nicht unterordnen wollte. Auch ihr Mann Ed, der als Künstler tätig ist, fühlt sich zunehmend eingeengt und beide wollen nur noch weg, raus aus der Enge der DDR und hinein in die Freiheiten der BRD.
Ihr Wunsch nach Freiheit ist so groß, dass sie sich auf einen gewagten Fluchtplan einlassen, obwohl die Vorzeichen nicht gut stehen. Sie scheitern … und werden von der Stasi festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Damit beginnt für Gisa und Ed die Hölle und ihr Wunsch nach Freiheit rückt in weite Ferne. Nun geht es nur noch um das nackte Überleben unter menschenunwürdigen Bedingungen.
Ich habe Gisas Geschichte als Hörbuch gewonnen.
Die Sprecherin Svenja Pages macht dieses erschütternde Zeugnis willkürlicher Staatsgewalt er- und durchlebbar. Sie nahm mich mit in die DDR und hinein in die Hölle, die das Frauengefängnis Hoheneck für Gisa und ihre Mitgefangenen war. Aus dem Wunsch nach Freiheit wurde zusehends ein Höllenritt und es war nie sicher, ob und wenn ja in welchem Zustand Gisa und auch ihr Mann Ed diese höllischen Jahre in einer menschenunwürdigen Umgebung überleben würden. Die Geschichte hat mich erschüttert und mich tief berührt, denn sie zeugt von Stärke, bedingungsloser Liebe, einem übermenschlichem Überlebenswille und dem Traum nach einem selbstbestimmten, freien Leben, der auch unter widrigsten, schlimmsten Umständen nicht an Macht verliert. Da dieser Roman zudem auf Tatsachen beruht, ging er mir noch mehr ans Herz und hat mir gleichzeitig ein Stück Zeitgeschichte offenbart, von dem ich als Kind der BRD nur sehr, sehr wenig wusste. Da waren nur vage Vorstellungen und auch im Geschichtsunterricht wurde das Schicksal von Republikflüchtlingen nicht thematisiert.
Die Stimme von Svenja Pages war angenehm zu hören. Zudem passten die unterschiedlichen Stimmlagen ganz gut. Gisa erschien mir wütend, unsicher, ängstlich und doch wild entschlossen. Ed dagegen kam mir wie ein ewiger Sonnenschein vor und trotzdem musste er sich ständig vor seinem Vater rechtfertigen. Unvorstellbar für mich sind die Zustände, das Leben und die ständige Angst vor Repressalien und Denunziation in der DDR. Als Kind des Westens und ohne irgendeinen Bezug zur DDR ist dieses Leben absolut fremd und bedrückend. Ich kann jedoch Gisas Verzweiflung gut nachempfinden, denn sie ist so eindrücklich beschrieben und von der Sprecherin hervorragend umgesetzt. Die unterschiedlichen Dialekte gefielen mir nicht so gut. Sie hörten sich total überzogen an.
Es sagt schon viel über eine Regierung aus, in der politische Häftlinge noch schlechter behandelt werden als Mörder! Ich kann gar nicht alle Szenen des Hörbuches aufzählen, in den mir ein Schauer über den Rücken lief und ich inständig hoffte, dass nicht nur Gisa und Ed sondern auch ich endlich „erlöst“ würden. So kurz nach Ende des 2. Weltkrieges sollte man meinen, dass die Menschen dazugelernt hätten. Doch weit gefehlt! Menschenrechte waren hier ein Fremdwort!
Stefan Ahnhem hat mit „Der Würfelmörder“ einen sehr komplexen Thriller vorgelegt, bei dem der Täter zeitweise völlig in den Hintergrund tritt und die Nebenschauplätze einen großen Raum einnehmen. An lose ...
Stefan Ahnhem hat mit „Der Würfelmörder“ einen sehr komplexen Thriller vorgelegt, bei dem der Täter zeitweise völlig in den Hintergrund tritt und die Nebenschauplätze einen großen Raum einnehmen. An lose Enden von „Minus 18 Grad“ wurde angeknüpft und die Geschichte der Ermittler weitererzählt. Anfangs hatte ich meine Zweifel, ob ich dem Verlauf der diversen Szenenwechsel überhaupt folgen könnte und ob der Autor es schafft, das Knäuel an Verstrickungen letztlich zu entwirren. Doch im Nachhinein muss ich sagen, dass mir das Buch gut gefallen hat. Stefan Ahnhem versteht es, die unterschiedlichen Lebenswege seiner Protagonisten schlüssig miteinander zu verweben. Seinen Spannungsbogen schöpft er aus den Gedankengängen und Handlungen „seines“ Täters, aber auch die sehr differenzierten Charaktere des Ermittlerteams treiben die Geschichte voran. Oftmals war ich hin- und hergerissen zwischen meinen Vermutungen und den Indizien, die Fabian Risks Nachforschungen zum Tod von Hugo Elvin ergaben.
„Es spielt keine Rolle, wo du gräbst. Wenn du tief genug gekommen bist, stinkt es.“ Dieses Zitat beschreibt Fabians Ermittlungen sehr treffend. Und es stinkt gewaltig! Ich fand diesen ersten Teil um den Würfelmörder absolut spannend und vor allem sehr komplex. Er liest sich nicht einfach runter und erfordert ungeteilte Aufmerksamkeit. Und die hatten sowohl Fabian Risk, als auch Dunja und natürlich der unberechenbare und gnadenlose Mörder mit den Würfeln.
Ich habe "Der Würfelmörder" und "Die Rückkehr des Würfelmörders" bei mytest gewonnen. #mytestahnhem
„Die Kleider der Frauen“ erzählt von der jungen, ehrgeizigen Näherin Estella, die in den 40er Jahren in Paris ihren Traum von einer eigenen Kollektion verfolgt. Es ist aber auch die Geschichte ihrer Enkelin ...
„Die Kleider der Frauen“ erzählt von der jungen, ehrgeizigen Näherin Estella, die in den 40er Jahren in Paris ihren Traum von einer eigenen Kollektion verfolgt. Es ist aber auch die Geschichte ihrer Enkelin Fabienne, die 2015 das Leben ihrer berühmten Großmutter erforscht und dabei ihrer eigentlichen Leidenschaft auf die Spur kommt.
Das Cover suggeriert die Pariser Lebensfreude und Leichtigkeit, was im Gegensatz zum Jahr 1940 steht und dennoch so gut zu Estellas Geschichte passt.
Auch wenn die beiden Frauen etliche Jahrzehnte trennen, so ist ihre Liebe zur Mode und zu tragbaren Kleidern für Frauen ein starkes Band, das sie miteinander verbindet und durchs Leben trägt.
Estellas Mutter Jeanne führt ein Doppelleben zwischen dem Nähen von Frauenkleidern, das gleichzeitig ihr Überleben und das ihrer Tochter sichert und dem Widerstand gegen die näher rückende Naziherrschaft. Mutter und Tochter bilden eine eingeschworene Gemeinschaft und trotz ihres großen Talents, verdient Estella Geld durch das Kopieren von Schnitten namhafter Designer. Doch sie träumt von einem eigenen Modeatelier und Kleidern, die das gewisse Etwas und ihre ganz persönliche Note tragen.
Vorausschauend schickt Jeanne ihre Tochter nach New York, nicht nur um dem Feind zu entgehen, sondern auch, um Estellas ehrgeizige Pläne voranzubringen. Estella findet in New York schnell zwei gute Freunde, Sam und Janie, die ihre Liebe zu Mode aus unterschiedlicher Sicht teilen. Doch sie begegnet auch dem geheimnisvollen Alex, der ihre Pläne zu durchkreuzen und sie und ihr Herz in Gefahr zu bringen droht.
2015:
Fabienne bekommt eine Anstellung als Kuratorin in einem Museum zur Geschichte der Mode. Ihr großer Traum scheint in Erfüllung zu gehen und dann trifft sie Will und seine kranke Schwester Melissa. Als ihre Großmutter Estella mehr und mehr dem Ende ihres Lebens entgegengeht, stößt Fabienne auf alte Geheimnisse aus deren Leben. Die vielen offenen Fragen zum Leben von Estella beherrschen zusehend ihr Leben und stellen ihre eigenen Wünsche in ein anderes Licht.
Das Augenmerk der Geschichte liegt auf Estella, ihrer Leidenschaft für Mode und Stoffe, ihrem Blick für Details und ihr anpackendes und liebenswertes Wesen. Der zweite Handlungsstrang über Fabienne, ihre Enkelin, droht manchmal unterzugehen. Doch ich fand ihre Geschichte ebenfalls sehr schön geschrieben und sie bildet letztlich eine Einheit mit Estellas Leben. Die Verbindung dieser beiden starken und authentischen Frauen ist in jeder Zeile zu spüren. Ihre Charaktere und ihr Leben werden von der Autorin mit Fingerspitzengefühl und Liebe beschrieben. Auch die historischen Ereignisse fügen sich gut in den Roman ein. Die Liebesgeschichten von Estella und Fabienne sind nicht raumfüllend, so dass ich stets den Werdegang von „Stella Design“ im Auge behalten konnte. Fabienne ist nicht weniger begabt als ihre Großmutter, jedoch schüchterner und nicht so von ihrem eigenen Talent überzeugt. Stets ist da ihre Angst, gegenüber dem enormen Talent ihrer Großmutter nicht bestehen zu können.
Natasha Lester ließ mich in die Welt der Mode und die Metropolen Paris und New York eintauchen. Mich hat Estellas Geschichte berührt und wunderbar unterhalten. Deshalb vergebe ich gerne 4 Sterne.
Bevor Ulla Lenze mit ihrem Roman beginnt, stellt sie klar, dass sie zum Teil die Lebensgeschichte ihre Großonkels Josef Klein erzählt. Für mich ist es immer interessant keine rein fiktiven, historischen ...
Bevor Ulla Lenze mit ihrem Roman beginnt, stellt sie klar, dass sie zum Teil die Lebensgeschichte ihre Großonkels Josef Klein erzählt. Für mich ist es immer interessant keine rein fiktiven, historischen Romane zu lesen, weshalb ich mich gerne mit Josef Klein in die USA zu Zeiten des 2. Weltkriege entführen ließ. Der Roman erstreckt sich auf die Zeit zwischen Februar 1939 bis Juni 1953. Um die Geschichte zeitlich und geografisch richtig erfassen zu können, hat die Autorin diese Informationen in ihre Kapitelüberschriften gepackt. Trotzdem waren die Zeitsprünge eine kleine Herausforderung beim Lesen und Erfassen der Geschichte.
Noch ehe der 2. Weltkrieg ausbricht und die ganze Welt mit Gewalt überzieht, wandert der aus dem Rheinland stammende Hobbyfunker Josef Klein im Jahre 1925 nach New York aus. Hier schlägt sich der introvertierte und etwas naive Mann mit einem Job in einer Druckerei durch und lebt in einfachen Verhältnissen, doch recht zufrieden mitten in Harlem. Hier geht er auch seiner Leidenschaft der Amateurfunkerei nach und lernt dabei die junge Lauren kennen.
Die Arbeit in der Druckerei bringt ihn des Öfteren mit politisch engagierten Gruppen, wie „America for white people“ in Berührung und er versucht, die Parolen der Flugblätter zu übersehen. Er interessiert sich nur wenig für Politik und übersieht wissentlich die Sympathien diverser deutscher Auswanderer für Adolf Hitler und seine Propaganda.
Eines Tages suchen ihn zwei Unbekannte auf und bieten ihm eine Tätigkeit als Funker an. Er soll verschlüsselte Daten an Geschäftsleute in Deutschland übermitteln. Ganz leise schleicht sich bei ihm Unbehagen ein, als er sich bewusst wird, dass er benutzt wird und in Gefahr gerät. Doch er findet keinen Weg aus seiner Misere. Sogar als Lauren ihn darauf anspricht, versucht er, den Kopf in den Sand zu stecken und wartet ab.
Josefs Geschichte umspannt auch seine Zeit in Deutschland, als er im Jahre 1949 zu seinem Bruder Carl und dessen Familie nach Neuss zurückkehrt. Leider sind sich die beiden Brüder sehr fremd geworden und Josef fühlt sich in seiner alten Heimat nicht mehr wohl. Carl treibt die Frage um, was sein Bruder in Amerika getrieben hat, um dort in einem Gefängnis zu landen. Schließlich schafft es Josef, sich aus seinem alten Leben zu verabschieden und letztlich in Costa Rica ein neues Leben zu beginnen.
Die starke Aussagekraft des Covers wurde mir sehr schnell bewusst. Das Schwarz-Weiß-Foto eines Mannes in Anzug mit Hut verschwindet hinter Dreck und lässt nur einen ganz kleinen Ausschnitt seines Gesichtes erkennen. „Der Empfänger“, also Josef Klein, blieb lange Zeit im Verborgenen und war nur ein kleines Rädchen in den Machenschaften der Nazis, deren Arm bis in die USA reichte und dort willfährige Unterstützer fand. Seine Geschichte war nicht nur spannend, sondern auch sehr interessant zu lesen.
Nachdem ich mit den zeitlichen Sprüngen klar kam, hat sich ein gut recherchierter Blick auf die „deutsche Gesellschaft“ und Unterstützung des Naziregimes von den USA aus ergeben. Mir war nicht bekannt, dass eine beachtliche Gruppe an Unterstützern von Amerika aus verschlüsselte Botschaften an Nazi-Deutschland gefunkt haben. Es ist schon erschreckend zu lesen, wie schnell ein einfacher und unbescholtener Mann wie Josef in eine Geheimdiensttätigkeit hineingezogen wurde.
Josef kam mir naiv und hilflos vor, so allein in NY. Die Sprünge in Josefs Vergangenheit lasen sich wie die Niederschrift eines Ich-Erzähler - als würde Josef sich in bestimmten Situationen an die Vergangenheit erinnern, sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen. Das hat seine Lebensgeschichte sehr lebendig gemacht und auch persönlich. Der meist nüchterne Schreibstil war leicht zu lesen und hat den historischen Hintergründen genug Raum gegeben, ohne dabei zu sehr darauf fokussiert zu sein. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, Josef ganz nah zu sein, doch dann entzog er sich wieder. Diese Zerrissenheit in seinem Charakter und auch seinen Handlungen, die sich stets an die momentane Situation angepasst haben, kommen sehr klar zur Geltung. Wie Josef sich zum Aufpolieren seines Egos plötzlich als Funker für die Deutschen mitten in New York wiederfindet, ist sehr eindringlich und realistisch beschrieben. Die Rückblenden in Joe/Josefs Leben sind schon emotionaler, dennoch so knapp und kurz gehalten, wie es zu seinem Wesen passt. Lauren blieb in der Geschichte sehr geheimnisvoll und zeitweise hatte ich den Verdacht, dass sie auf Josef angesetzt wurde. Was Josefs Bruder Carl und dessen Frau betrifft: die beiden sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Edith wirkt blass, verletzlich und devot. Doch es gibt Momente, da blitzt ihre Kraft durch. Carl ist ein strenger, etwas weltfremder Mann, der mir nicht sympathisch, aber auch nicht wirklich unsympathisch ist. Ihn wusste ich nicht so recht einzuordnen. Einerseits denkt er bei Josefs Rückkehr nach Deutschland an seine Pflicht als Bruder, andererseits geht er davon aus, dass Josef mit den Taschen voller Geld zurückkehrt und ihm unter die Arme greift. Dies wiederum zeigt, wie sehr sich die Vorstellung von den deutschen Auswanderern in New York zur Wirklichkeit unterscheidet. So wie Carl dachten wohl viele Deutsche, die in ihrem Land blieben und den Krieg mit all seinen Schrecken und Gräueln überlebt haben: wer in die Vereinigten Staaten gegangen war, hatte sein Glück gemacht. Leider entsprach das ganz und gar nicht der Realität. Ulla Lenze hat diese Diskrepanz ganz hervorragend ausgearbeitet, wie auch die Beziehung der beiden Brüder.
Die „Lebensbeichte“ eines Mannes, der aus Naivität und Hilflosigkeit in eine gefährliche Geheimdiensttätigkeit der Deutschen in den Vereinigten Staaten rutscht, hat mir sehr gut gefallen und meinen Horizont erweitert. Ich bekam Einblicke in die Spionagetätigkeit und den Glauben der emigrierten Deutschen an die Richtigkeit des deutschen Vorgehens in Europa. Auch die Ausgrenzung Deutscher in den USA taucht als Thema in diesem Roman auf und zeigt, dass sie es nicht leicht hatten. Ich bin von der Geschichte beeindruckt und die seltsame Stimmung, die über dem Erzählten liegt.