Cover-Bild Die Rezepte meines Vaters
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20,00
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  • Verlag: ROWOHLT Kindler
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 17.11.2020
  • ISBN: 9783463000084
Jacky Durand

Die Rezepte meines Vaters

Ina Kronenberger (Übersetzer)

Der Bestseller aus Frankreich: Eine berührende Vater-Sohn-Geschichte und eine Liebeserklärung an die französische Küche.

Monsieur Henri ist ein unvergleichlicher Koch. Er leitet ein Bistro im Osten Frankreichs, das den Gästen noch alles geben kann, was sie sich wünschen. Doch eins steht für Henri fest: Wenn er mal nicht mehr sein wird, soll sein Sohn Julien das Bistro auf keinen Fall übernehmen.

Als Henri unheilbar erkrankt, verbringt Julien viele Stunden am Sterbebett seines Vaters. Er hält seine Hand und versucht, sein kulinarisches Erbe in Erinnerung zu rufen. Bald hat Julien einen Wunsch: das Rezeptbuch zu finden, in das sein Vater seine Küchentricks notiert hat. Doch während er sucht, stößt er auf ein anderes Geheimnis.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2021

Psychologisch tiefgehender, anrührender Vater-Sohn-Roman

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REZENSION – Nur 180 Seiten lang, doch psychologisch tiefgehend ist die anrührende und warmherzige Geschichte von Julien und seinem Vater Henri, Koch und Eigentümer des kleinen Bistros „Le Relais fleuri“an ...

REZENSION – Nur 180 Seiten lang, doch psychologisch tiefgehend ist die anrührende und warmherzige Geschichte von Julien und seinem Vater Henri, Koch und Eigentümer des kleinen Bistros „Le Relais fleuri“an einem Bahnhofsvorplatz im Osten Frankreichs, die der französische Journalist und Gastrokritiker Jacky Durand in seinem im November beim Kindler-Verlag erschienenen Romandebüt „Die Rezepte meines Vaters“ erzählt. Der im Original vielleicht missverständliche Titel „Le cahier de recettes“ (Das Rezeptbuch) wurde schon bald in „Les recettes de la vie“ (Die Rezepte des Lebens) geändert. Denn die Kochkunst des Vaters steht in diesem schmalen Buch, das in Frankreich schnell zum Bestseller und in fast 20 Sprachen übersetzt wurde, als Gleichnis für dessen Art, ohne ausreichende Schulbildung und deshalb eher ohne „Rezepte“ sein Leben meistern zu müssen, verbunden mit der sich daraus ergebenden Unfähigkeit, seinem Sohn auf dessen Weg zum Erwachsenen die von diesem sehnsüchtig erhoffte Hilfestellung, die Rezepte des Lebens, weitergeben zu können.
Julien, der inzwischen als Erwachsener gegen den ursprünglichen Willen des Vaters doch dessen Bistro weiterführt, sitzt in einem Hospiz an Henris Sterbebett, der seit drei Wochen im Koma liegt. In liebevollem Monolog spricht er mit seinem Vater über wichtige Stationen seines Lebens und seiner Entwicklung vom kleinen Jungen zum erwachsenen Mann. Wir erfahren, wie der aus dem Algerienkrieg (1954-1962) heimgekehrte Henri einst gemeinsam mit seinem Kriegskameraden Lucien, der ihm seitdem als Küchenhilfe dient, recht spontan das Bistro übernahm und vom gelernten Bäcker zum Koch wurde. Julien erinnert an Hélène, für ihn eine liebende Mutter, die aber, als er erst neun Jahre alt war, den Vater verließ, ohne sich jemals wieder gemeldet zu haben. Seitdem ist der Junge allein auf sich gestellt, denn der in seiner Einsamkeit verbitterte Henri kümmert sich nur um seine Küche, ist aber unfähig, seinem Sohn die benötigte Zuwendung zu geben. Nur Luciens Bruder Gaby und dessen Lebensgefährtin Maria schenken dem Heranwachsenden die vermisste elterliche Liebe.
Während dieser Jahre sucht Julien nach dem verschwundenen Rezeptbuch, in das nicht er selbst, sondern Hélène einst die Rezepte seines Vaters aufgezeichnet hatte. Nicht nur, dass Henri ohne ausreichende Schulbildung das Schreiben und Lesen schwerfiel. Er wollte vor allem nicht die deutliche Begeisterung seines Sohnes für den Beruf des Kochs mit dem Rezeptbuch noch fördern. Für den Sohn hatte er ganz andere Ziele: „Ich war gezwungen, mit den Händen zu arbeiten. Du hast die Chance, etwas zu lernen.“ Doch gerade diese Verweigerung des Vaters, die sich auch in Gefühlskälte dem Sohn gegenüber zum Ausdruck kam, bestärkte den Sohn, gerade das Gegenteil dessen zu tun. „Komplimente sind nicht deine Sache, es geht nur auf dem Umweg über die anderen. Aber das alles bestärkt mich in meinem Entschluss. Ich werde eine Ausbildung zum Koch anfangen.“
Der Roman „Die Rezepte meines Vaters“ ist, wie kaum anders zu erwarten, auch eine Liebeserklärung an die Kochkunst. So wundert es kaum, dass der in Frankreich als Gastrokritiker langjährig bekannte Autor seiner Erzählung noch einige typische Rezepte französischer Küche angehängt hat. Doch dieser empfehlenswerte Roman ist viel mehr, als es der Titel vermuten lässt, weshalb auch die im Französischen erst nachträglich vorgenommene Änderung in „Les recettes de la vie“ nur folgerichtig ist. Denn es ist ein psychologisch tiefgehender, berührender Entwicklungsroman über die Sehnsucht eines Jungen nach Liebe und Anerkennung, über das Verhältnis eines Heranwachsenden zu seinem in wichtigen Fragen des Lebens intellektuell überforderten Vater, dem er erst als Erwachsener verständnisvoll verzeihen kann.

Veröffentlicht am 05.01.2021

Eine Geschichte voller Dramatik

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INHALT:
Monsieur Henri leitet ein Restaurant im Osten von Frankreich und erfüllt seinen Gästen all ihre kulinarischen Wünsche. So ist er zu einem unvergleichlichen Koch geworden. Für Henri steht aber ...


INHALT:
Monsieur Henri leitet ein Restaurant im Osten von Frankreich und erfüllt seinen Gästen all ihre kulinarischen Wünsche. So ist er zu einem unvergleichlichen Koch geworden. Für Henri steht aber jetzt schon fest, sein Sohn Julien soll das Bistro auf keinen Fall weiterführen, wenn er mal nicht mehr sein wird. Und nun ist Henri krank, unheilbar krank und Julien weicht nicht von seiner Seite und verbringt viele Stunden an seinem Sterbebett. Er versucht, Erinnerungen hervorzurufen und hat nur einen Wunsch: Er möchte das verschollene Rezeptbuch seines Vaters finden und während er sucht, stößt er auf ein anderes Geheimnis.
MEINE MEINUNG:
Mit seinem Debütroman konnte mich der Autor gleich in seinen Bann ziehen. Von Beginn an ist die Geschichte sehr emotional und geht mir mit diesem Schicksal sehr zu Herzen. Es wird hier sehr ruhig und überlegt erzählt und doch mit einer solchen Wucht, die mich sehr fesseln konnte. Ich fand die Texte schon fast poetisch, aber das ganze Ausmass wird dem Leser erst nach und nach gereicht und so kann man es häppchenweise verarbeiten. Ich habe das Buch, ich habe die Zeilen gelesen und doch steht soviel dazwischen, was nicht geschrieben wurde, aber doch im Kopf auftaucht. Es ist einfach ganz grossartig geschrieben, es erzählt eine große und sehr berührende Geschichte auf einer ganz besonderen Art. Julien erinnert sich an viele Episoden mit seinem Vater, die im ersten Moment sehr liebevoll wirken und doch ist es ein besonderes und distanziertes Verhältnis zwischen ihnen und richtig erreichen konnte er seinen Vater nicht. Und doch ist da soviel Liebe und soviel Respekt. Man konnte sich beim Lesen fallenlassen und eintauchen in das Leben von Henri und Julien und alles war interessant, emotional und fesselnd. Eine wunderschöne, aber auch dramatische Geschichte.
FAZIT:
Eine Geschichte die fesselt und voller Dramatik ist.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Berührend und ergreifend

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Die Rezepte meines Vaters
Inhaltsangabe: Rowohlt

Der Bestseller aus Frankreich.
Monsieur Henri ist ein unvergleichlicher Koch, einer von denen, der die Geschmacksnerven seiner Gäste mit ganz wenigen ...

Die Rezepte meines Vaters
Inhaltsangabe: Rowohlt

Der Bestseller aus Frankreich.
Monsieur Henri ist ein unvergleichlicher Koch, einer von denen, der die Geschmacksnerven seiner Gäste mit ganz wenigen Mitteln erfreuen kann. Er leitet "Le Relais Fleuri", ein unprätentiöses Bistro im Osten Frankreichs, das den Gästen noch alles geben kann, was sie sich wünschen - zumindest auf dem Teller. Aber eins steht für Henri fest: "Le Relais" wird schließen, wenn er mal nicht mehr sein wird. Unter keinen Umständen soll sein Sohn Julien es übernehmen.
Als Henri unheilbar erkrankt, verbringt Julien viele Stunden am Sterbebett seines Vaters. Er hält seine Hand und versucht, sein kulinarische Erbe in Erinnerung zu rufen. Bald hat Julien einen einzigen Wunsch: das Rezeptbuch zu finden, in das sein Vater seine Küchentricks notiert hat. Doch während er sucht, stößt er auf ein anderes Geheimnis, eines aus seiner Familie.

Meine Meinung zum Autor und Buch
Mit seinem ersten Roman ist Jacky Durand ein wahres Debüt gelungen.
In sehr einfühlsamen und schon fast schon poetischen Tönen, erzählt er die Geschichte über Vater und Sohn. Man spürt die starke Verbundenheit der beiden und die Liebe Henry zu seinem Sohn Julien. Beim Lesen spürt man den Fachmann, den der Autor ist auch Gastrokritiker und Journalist. Das Buch ist durchzogen voller Kulinarischer Genüsse, Aromen und Düften. Beim Lesen bekommt man Heißhunger wenn man den begnadeten Köche über die Schulter schaut. Er entschädigt einem im Anhang mit Monsieur Henrys geheime Rezepte. Und eigentlich darum geht es in der Geschichte, um das Rezeptbuch von Henrys Vater. Dieses ist verschwunden und Julen sucht es. Wenn auch der Schreibstil in ich Form erzählt ist, tut es der Geschichte keinen Abbruch, im Gegenteil es allesist sehr flüssig, Bildlich und spannend erzählt. Die Figuren wirken real auch ihre Charaktere kommen Authentisch rüber. Ich liebe dieses Buch es ist ein Kleinod und wahres Meisterwerk, das mich tief berührt hat.
Übrigens einige der Rezepte haben wir ausprobiert, raffiniert aber sehr bodenständig.

Gleich am Anfang schon hat mich die Geschichte berührt, als Julien am Sterbebett seines unheilbaren erkrankten Vaters sitzt. Seine Hand hält und sie betrachtet, die Kuppe des Zeigefingers die ramponiert ist und erinnert sich dabei an so vieles, er sei der :„ Meister der Verbrennungen“ wie sein Vater immer lachend behauptet hatte. Ihm fallen so viele Geschichten und Erinnerungen ein beim betrachten seines sterbenden Vaters. Der immer das beste für ihn wollte, aber das wird einem erst deutlich wenn man Erwachsen ist. Denn Er hat schon als kleines Kind gerne in der Küche seines Vaters geholfen, deshalb war es ihm schon damals klar das er in die Fußstapfen seines Vaters Henry wollte. Aber Henry möchte das es Julien später einmal besser hat, es soll studieren. Obwohl Julien genau so leidenschaftlich kocht wie sein Vater. Es war einfach schön in der Geschichte zu versinken und die beiden auf ihren Lebensweg zu begleiten. Sich mit ihnen mal zu motzen, zanken und zu lachen. Sie haben schon ein ungewöhnliches inniges Verhältnis zu einander. Sie sind wie zwei Verwandte Seelen. Ja was hat es mit dem ungewöhnlichen und geheimnisvollen Kochbuch von Henry auf sich, das Julien so verzweifelt sucht. Mit ihm verbinden sich soviel Erinnerungen an seine Kindheit, er sieht noch wie seine Mutter Helene die plötzlich verschwand , die Rezepte seines Vaters hinein schrieb, an den gemeinsamen Sonntagen. Er möchte unbedingt das legendäre Restaurant „ Relais Fleuri „ eine Wohlfühl Oase , weiterführen.
Auf der gemeinsamen Suche stoßen wir auf viele Geheimnisse, die Julien Welt auf den Kopf stellen werden. Ich bin noch immer ganz hin und weg.
Beim Lesen wurde es mir ganz warm ums Herz, alles ist so einfühlsam erzählt, der Autor hat sich beim Schreiben in seine Figuren hineingelegt, und mir ging es genauso.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Ein tiefgründiger Leckerbissen mit überraschenden Wendungen!

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Eine berührende Familiengeschichte.
Eine ergreifende Geschichte über eine Vater-Sohn-Beziehung.
Eine erstaunliche Coming-of-Age Geschichte.
Ein bewegender Entwicklungsroman.

So könnte man das Buch „Die ...

Eine berührende Familiengeschichte.
Eine ergreifende Geschichte über eine Vater-Sohn-Beziehung.
Eine erstaunliche Coming-of-Age Geschichte.
Ein bewegender Entwicklungsroman.

So könnte man das Buch „Die Rezepte meines Vaters“ einordnen.

Zu Beginn des Romans, der in Frankreich spielt, sitzt der erwachsene, ca. 1960 geborene, Ich-Erzähler Julien, am Krankenhausbett seines Vaters in der Palliativstation.

Seit sechs Monaten liegt Henri dort. Vor drei Wochen ist er ins Koma gefallen.
Der Tod scheint unmittelbar bevorzustehen.

Julien schwelgt in Erinnerungen und erzählt seinem Vater aus seinem Leben.
Er erinnert sich an viele Episoden und gemeinsame Erlebnisse im „Le Relais fleuri“, dem Bistro seines Vaters, das er jetzt am Laufen hält.

Dabei wird immer klarer, dass wir es mit einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung zu tun haben.

Julien konnte seinen Vater, den kühlen, wortkargen und unnahbaren Küchenchef wohl trotz aller Bemühungen emotional nicht erreichen.

Es resultierte ein distanziertes Verhältnis, das von Seiten des Sohnes einerseits von Bewunderung, tiefer Zuneignung und großer Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung sowie andererseits von Wut und manchmal sogar Hass geprägt war.

Eine eindrückliche Aussage des Sohnes, die diese traurige Tatsache bestätigt, ist: „Ich mag es, wenn du mit mir meckerst. Das heißt, dass du dich für mich interessierst.“ (S. 68)

Es macht großen Spaß, über die Gedanken und Erinnerungen des Ich-Erzählers in die Welt des Kochens einzutauchen.
Julien erinnert sich an die Spezialitäten und Lieblingsrezepte seines Vaters Henri, einem außergewöhnlichen und leidenschaftlichen Koch, es fallen ihm Szenen aus der Küche ein und er erzählt feinfühlig und warmherzig Anekdoten aus seiner Kindheit und Jugend im Bistro, das im Erdgeschoss des Elternhauses untergebracht ist.

Wir lernen Julien, seine Biographie, seinen Alltag, seine Innenwelt und seine Bezugspersonen auf diese Weise immer besser kennen.

Obwohl das Setting ernst, bedrückend und traurig ist und obwohl ein Hauch von Sehnsucht und Wehmut über der Geschichte schwebt, ist es keineswegs deprimierend, den Roman zu lesen.

Wenn man von pochierten Eiern mit Pfifferlingen und Zitronentarte liest, läuft einem das Wasser im Mund zusammen, wenn man sich mit Hilfe von Juliens gedanklicher Beschreibung vorstellt, wie Königinpastete zubereitet wird, bekommt man Lust aufs Kochen, es ist amüsant, zu lesen, dass der Sohn nicht selten Rotwein, Schinken im Heumantel, Käse und andere Delikatessen ins Krankenzimmer geschmuggelt hat, um seinem Vater eine kleine Freude zu bereiten und es ist rührend, zu beobachten, wie der Sohn seinen Vater mit einem Duftwasser einreibt, obwohl dessen Motto während seiner Berufstätigkeit war: „Ein Koch benutzt kein Duftwasser. Das verdirbt ihm die Nase und die Geschmackszellen.“ (S. 11)

Daneben gibt es auch Momente, in denen man ziemlich wütend auf den ungeduldigen, barschen und ziemlich kaltherzigen Vater wird.
Er war dem Sohn, der von Kindesbeinen an selbst leidenschaftlich am Kochen interessiert war und nach drei zermürbenden Jahren an der technischen Fachoberschule und einem Studium der Literaturwissenschaften inzwischen Vaters Bistro über Wasser hält, ein ziemlich schlechter Lehrmeister.

Stop! Darauf sollte ich vielleicht differenzierter eingehen.
Julien hat Talent und Begeisterung von seinem Vater „geerbt“ und unglaublich viel von seinem Vater gelernt, weil der ihn mithelfen, über die Schulter schauen und ausprobieren ließ, aber er hat ihm kein einziges Rezept erklärt und sich strikt geweigert, ihm seine Kochgeheimnisse anzuvertrauen oder sein Rezeptbuch zu vererben.
Und nicht nur das!
„In einem Anfall kalter Wut“ (S. 16) hat der Vater wohl eines Tages beschlossen, seine Rezeptsammlung verschwinden zu lassen.
Nicht selten fragt der Sohn sich nun, wo der Vater „das verfluchte Rezeptbuch“ (S. 18) versteckt haben könnte.

Julien erzählt trotz der spürbaren Einsamkeit und Wehmut zackig und lebendig. Man saust regelrecht durch das Buch, weil man neugierig auf diese Vater-Sohn-Beziehung und auf alles andere drum herum ist.

Schon recht bald erfährt man, dass Juliens Mutter Hélène eine Französischlehrerin ist, die ihre Nase ständig in Bücher steckt und man bekommt den Eindruck, dass Henri seine Partnerin, die er unter allen Umständen von der Küche fernhaften will, aufrichtig liebt und äußerst gern mit Champagner und Austern verwöhnt.

Etwas verblüfft lese ich, dass die Beziehung zwischen Vater und Sohn einst recht gut gewesen zu sein scheint.
Julien erinnert sich an viele Episoden mit seinem Vater, in denen man ihr Verhältnis unschwer als unbeschwert und den Vater ohne weiteres als liebevoll und geduldig beschreiben kann.

Eines Tages schenkt Hélène Henri ein Notizbuch, in das hinein sie seine Rezepte, die er ihr diktieren soll, schreiben möchte.
Von Diktat zu Diktat entfernen sich die beiden voneinander.
Sie, die einst so liebevoll und neckisch miteinander umgegangen sind, entfremden sich mehr und mehr.

Was ist da passiert?
Haben die Rezeptsammlung und der dadurch eingeleitete Prozess etwas damit zu tun, dass Henri und seine Beziehung zu seinem Sohn Julien sich so zum Nachteil verändert hat?
Und wo ist das Rezeptbuch, bei dem es um weit mehr als nur um Rezepte geht?

All das werde ich natürlich nicht erzählen.
Aber so viel verrate ich noch:
Es macht große Freude, Julien durch seine Kindheit und Jugend zu begleiten und darüber hinaus seine Familie, Freunde und Bekannte kennenzulernen.
Unaufgeregt, aber zügig und flott, feinfühlig und psychologisch stimmig und nachvollziehbar beschreibt Jacky Durand die inneren Prozesse und Handlungen seiner Protagonisten.
Ich war voll dabei und mitten drin.
Einige unvorhergesehene Wendungen überraschen den Leser ganz plötzlich und machen das Werk auf diese Weise zusätzlich zu einem Schmankerl.

Ich empfehle diesen besonderen und berührenden Roman, der schon gut beginnt und immer besser wird, äußerst gerne weiter.






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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ein Roman, der viele Sinne berührt

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Im Kindler Verlag erscheint der Roman "Die Rezepte meines Vaters" von Jacky Durand.

Im Osten Frankreichs führt Monsieur Henri sein kleines Bistro "Le Relais" und verwöhnt die Gaumen seiner Gäste mit ...

Im Kindler Verlag erscheint der Roman "Die Rezepte meines Vaters" von Jacky Durand.

Im Osten Frankreichs führt Monsieur Henri sein kleines Bistro "Le Relais" und verwöhnt die Gaumen seiner Gäste mit bodenständiger, aber hervorragender Küche. Auch wenn er seinen Beruf liebt, möchte der nicht, dass sein Sohn Julien das Bistro weiterführt. Für ihn hat er andere Pläne. Als Henri an Krebs erkrankt, verbringt Julien viel Zeit am Sterbebett seines Vaters. Er lässt die Vergangenheit Revue passieren und versucht, sich an das kulinarische Erbe seines Vaters zu erinnern. Helfen würde ihm dabei das persönliche Rezeptbuch seines Vater, auf der Suche danach entdeckt er auch ein ihm unbekanntes Familiengeheimnis.

Jacky Durand schlägt in diesem Roman ruhige Töne an, besonnen wechseln sentimentale mit traurigen, wütenden, aber auch mit schönen Szenen ab. Er erzählt mit vielen kleinen Details eine gefühlvolle Vater-Sohn-Geschichte, die immer wieder von der Zubereitung und den Genüssen kulinarischer Gerichte untermalt wird.

Henri und sein Freund Lucien verbrachten gemeinsame Zeit im Algerienkrieg, die Erinnerungen daran machen ihnen zu schaffen und so gibt es lediglich Andeutungen über ihre Erlebnisse. Was aber geblieben ist, sind die orientalischen Gewürze, deren Note ihre französischen Gerichte verfeinern. In dieser Küche des Bistros spielt sich das Leben Juliens ab, hier wurde er groß. Er sieht seinem schroffen und raubeinigen Vater zu wie er kocht und schaut sich viel Wissen von ihm ab, denn auch er liebt diesen Beruf. Er kann sich gut an ein Kochbuch erinnern, welches seine Mutter mal angelegt hat, vom Vater aber später versteckt wurde. Denn Koch soll Julien nicht werden, Ingenieur wünscht sich Henri, denn das ermöglicht ein besseres Leben. Die Mutter verlässt die Familie und Julien sehnt sich nach einer heilen Welt mit Mutter-Vater-Kind. Viele Jahre später erkrankt Henri an Krebs und Julien sitzt mit Wehmut, Traurigkeit und Sorge an seinen Sterbebett. Die Liebe für das Kochen hat er seinem Vater zu verdanken und diese Leidenschaft verbindet beide mehr als sie zugeben wollen. Während Julien Abschied von seinem Vater nimmt, lässt er die gemeinsame Zeit Revue passieren. Das wühlt alte Erinnerungen auf und zeigt Gefühle und Missverständnisse in der Familie, den Fortgang der Mutter und andere Erlebnisse aus Juliens Jugend.

In diesem Roman erlebt man die ganze Bandbreite an Emotionen, hautnah bekommt man eine Lebensgeschichte erzählt und fühlt mit Julien, aber auch mit Henri mit und wird von dem lange gehüteten Geheimnis überrollt, genau wie Julien. Manchmal wiegt die Wahrheit schwer und wird einfach verschwiegen.

Neben der gefühlvollen und berührenden Geschichte wird in diesem Buch Frankreichs Kochkultur zelebriert und die vielen Zubereitungsbeschreibungen und geschmackvollen Gerichte (mit Rezepten im Anhang) sorgen für Appetit. Ein Roman, der viele Sinne berührt.

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