Eine tiefgründige Geschichte über Liebe, Schuld und Moral
Der VorleserDer Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink erschien im Jahr 1998 im Diogenes Verlag. Das Buch ist mittlerweile ein internationaler Bestseller und ein Klassiker, den man einfach gelesen haben muss.
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Der Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink erschien im Jahr 1998 im Diogenes Verlag. Das Buch ist mittlerweile ein internationaler Bestseller und ein Klassiker, den man einfach gelesen haben muss.
Als der Fünfzehnjährige Michael Berg der Einundzwanzig Jahre älteren Hanna Schmitz begegnet, ist er fasziniert von ihr. Er verliebt sich in sie und beide verbringen unter Geheimhaltung einige glückliche Wochen zusammen, in denen sie ein Liebesritual entwickeln. Bis Hanna von ein auf den anderen Tag spurlos verschwindet. Jahre später, Michael ist nun Student der Rechtswissenschaft und die beiden begegnen sich im Gericht wieder.
Die Handlung spielt in der Nachkriegszeit und greift so auch Hintergründe der deutschen Geschichte auf. Dazu wird der Leser mit moralischen Fragen konfrontiert, die einen selbst in ein Dilemma bringen.
Der Autor hat einen fesselnden Schreibstil, durch den die Geschichte und die Charaktere fast lebendig werden. Dies hat mir definitiv am besten am Buch gefallen. Doch trotz des tollen Schreibstiles von Bernhard Schlink, musste ich mich durch das Buch hindurch quälen, da es nicht unbedingt zu den Genres gehört, die ich sonst lese. Mit den beiden Charakteren konnte ich ebenfalls kaum warm werden. Hanna war von der ersten Seite an unnahbar und unsympathisch und auch das regelmäßige sexuelle Verhältnis der beiden hat mich sehr irritiert. Nicht, weil Hanna so viel älter war, sondern weil Michael eben noch minderjährig war. Das Vorlesen hat für mich am Anfang nicht wirklich in die Geschichte gepasst, doch später habe ich die Bedeutung dahinter und auch die wichtige Message verstanden. Der Autor hat dies sehr gut umsetzt. Als ich dann schließlich hinter Hannas Geheimnis gekommen war, habe ich sie viel besser verstehen können, was ihre Scham und ihre Verschlossenheit angingen. Als Michael Hannah dann im Gerichtssaal wiedersieht, muss er erfahren, dass die Frau, die er noch immer liebt, furchtbares getan hat. Erneut begleitet man ihn als Leser dabei, wie er mit seinen Entscheidungen und Schuldgefühlen hadert und man sich die Frage stellt, wie man selbst gehandelt hätte.
Fazit:
Ich kann auf jeden Fall verstehen, warum dieses Buch oft im Unterricht gelesen wird. Bernhard Schlink macht mit diesem zunächst unscheinbaren Buch auf viele wichtige Themen aufmerksam. Es geht nicht nur um ein Paar mit einem am Anfang minderjährigen Jungen und einer viel älteren Frau, sondern auch um Alphabetismus, die schrecklichen Ereignisse des Nationalsozialismus und der eigenen Vergangenheit. Für mich war es jedoch keine leichte Lektüre.