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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2021

Ein fragwürdiger Brief

Die Schönheit des Himmels
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Vielleicht versucht Sarah Biasini die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit auf diese Weise zu bewältigen. Handelt es sich um eine Aufarbeitung ihrer Vergangenheit? Ihr ist nicht viel an persönlicher ...

Vielleicht versucht Sarah Biasini die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit auf diese Weise zu bewältigen. Handelt es sich um eine Aufarbeitung ihrer Vergangenheit? Ihr ist nicht viel an persönlicher Erinnerung an ihre Mutter geblieben, obwohl sie als Schauspielerin immer wieder in alten Filmen in Erscheinung tritt. Aber da sind keine privaten Emotionen im Spiel.
In ihrem Buch möchte die Autorin ihr distanziertes Verhältnis zu ihrer berühmten und so früh verstorbenen Mutter aufzeigen, und noch viel mehr möchte sie verhindern, dass ihr eigenes Kind auch diese bitteren Erfahrungen machen könnte. Deshalb schreibt sie dieses Buch, um ihrer Tochter Anna etwas zu hinterlassen, das sehr persönlich ist. Hier frage ich mich allerdings, warum diese sehr intimen Dinge in Form eines Buches für alle interessierten Leser veröffentlicht werden. Wie wird ihre Tochter als erwachsene Frau darauf reagieren? Die Autorin beschreibt ihre Schwangerschaft und die Geburt, was teilweise für den Leser recht langatmig ist.
Schlimm wird es nach der Geburt, denn die Autorin beschreibt detailliert ihre Verlustängste, ihre Versagensängste und auch ihr teilweise psychotisches Verhalten. Z.B. verletzt sie sich selbst, um mit ihrer Tochter, die hingefallen war, zu leiden. Wie wäre es einfach mit Trostspenden? Sie möchte ihr Kind am liebsten für sich alleine und wird schon eifersüchtig, wenn der Kindesvater sich mit der Kleinen beschäftigt. Ist dies alles wirklich für die Öffentlichkeit bestimmt?
Die Autorin beschreibt das Buch als Brief an ihre Tochter, um ihr etwas zu hinterlassen. Der Brief erinnert aber eher an Tagebucheinträge, es fehlt ein roter Faden, denn es sind viele Zeitsprünge enthalten, so dass man sich immer wieder neu orientieren muss, um welche Phase es geht.
Grundsätzlich habe ich laut der Klappenbeschreibung andere Inhalte erwartet, mehr Bezug zu ihrer Mutter, die ich früher als Schauspielerin geschätzt habe. Im Gegenteil bin ich enttäuscht, dass Sarah Biasini ihre Mutter überwiegend kritisiert und sogar Aggressionen entwickelt. Schade!

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Klischeebeladen

Schwarzes Herz
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Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Die Leseprobe hatte mich angesprochen, ich erwartete einen realen Erfahrungsbericht in Romanform mit tiefergehenden Analysen und zumindest vagen Lösungsmöglichkeiten. ...

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Die Leseprobe hatte mich angesprochen, ich erwartete einen realen Erfahrungsbericht in Romanform mit tiefergehenden Analysen und zumindest vagen Lösungsmöglichkeiten. Aber alles bleibt hier an der Oberfläche, eine Aneinanderreihung von diskriminierenden Vorfällen, erlebt von einer farbigen Deutschen (ihr Vater stammt aus Afrika).
Rassismus ist schändlich, Rassismus ist demütigend für die Betroffenen, Rassismus ist verachtenswert, Rassismus hält sich leider schon seit langer Zeit. Alles richtig, und ich hasse Rassismus. Seit vielen Jahren wird er bekämpft, aber er lässt sich nicht ausrotten. Jeder weiß, dass es Rassismus gibt, und da frage ich mich, warum ein Buch erscheinen muss, dass in geballter Form alle weithin bekannten Diskriminierungsstrategien nochmals auf den Tisch bringt. Soll das Buch den Rassismus bekämpfen? Da hat es keine Chancen....
Was mich allein schon stört ist die Sprache, die vielen F- und Sch-Wörter. Das ist für mich in schriftlicher Form in dieser Menge unmöglich! Dann die äußere Form, die sich besonders beim Hörbuch bemerkbar machte. Alles wird in einem Stück gelesen, ohne längere Pausen, so dass man die Zeitsprünge, die zahlreich vorhanden sind, nicht erkennt und sich erst einmal zurechtfinden muss.
Ich war von einer Autobiographie ausgegangen, mittlerweile habe ich aber erfahren, dass nur Teile der Selbsterfahrung der Autorin entsprechen. Da stellt sich die Frage nach der Verteilung. Mir kommt das alles sehr gehäuft vor. Natürlich hat es sicherlich all diese Vorfälle schon gegeben, ich verstehe nur nicht, warum man Reales und Fiktives in so geballter Form für eine Person zusammenmixt.
Irgendwie erinnert mich die Ausweglosigkeit der Protagonistin in diesem Roman an die Bücher der 80er Jahre, als Frauen in fremden Kulturkreisen eingesperrt und misshandelt wurden, kontrolliert wurden und keine Möglichkeit zur Flucht hatten ('Nicht ohne meine Tochter'). Aber die Autorin selbst ist in den 80er Jahren geboren, seitdem hat sich einiges geändert und Hilfseinrichtungen entstanden. Von daher ist nicht zu verstehen, wieso sie sich diesen Demütigungen so lange aussetzt. Es erscheint mir deshalb so unrealistisch, weil die Protagonistin keineswegs schüchtern und zurückhaltend wirkt, sondern eher austeilend und aggressiv, was nicht zu ihrer Opferrolle passt.
Das Buch war leider nicht das, was ich erwartet hatte.

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Veröffentlicht am 01.04.2021

Cold Case ohne Tiefgang

Ostseefalle
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Ein Ehepaar erfüllt sich einen Traum und kauft ein altes renovierungsbedürftiges Bauernhaus, um es zu sanieren und darin zu wohnen. Doch schon sehr bald wird in einem geheimen Keller des Hauses ein Totenkopf ...

Ein Ehepaar erfüllt sich einen Traum und kauft ein altes renovierungsbedürftiges Bauernhaus, um es zu sanieren und darin zu wohnen. Doch schon sehr bald wird in einem geheimen Keller des Hauses ein Totenkopf gefunden, präpariert und zwischen alten Theaterrequisiten gelagert. Schon bald stellt sich heraus, dass der Schädel einer vermissten Frau zugeordnet werden kann, die vor 10 Jahren verschwand. Pia Korittki soll nun ermitteln, und ich habe mich gefreut - ein Cold Case, ganz nach meinem Geschmack. Mittlerweile hatte man als Leser auch schon einige Protagonisten kennengelernt, viele von ihnen konnten bereits mit einem Verdachtsmoment belegt werden, ich war gespannt auf die Ermittlungen und hatte bereits meinen persönlichen Hauptverdächtigen.
Doch dann kam alles anders, Pia tappt in eine Falle und das wars dann mit den Cold Case Ermittlungen. Was dann folgt, wirkt in meinen Augen sehr konstruiert und unrealistisch, teilweise regelrecht abstrus.
Der Schreibstil liest sich schnell und einfach, man kann sich die einzelnen Szenen bildlich vorstellen. Die Spannung steigt ab dem zweiten Drittel enorm. Die Aufgliederung in verschiedene Perspektiven ist vielversprechend und macht den Krimi spannender, hier allerdings ist der Zusammenhang sehr schnell klar und man weiß Bescheid über den Täter, was dann bewirkt, dass man als Leser keine Detektivarbeit mehr leisten kann. Schade!
Die Protagonisten sind realistisch dargestellt und werden mit ihren Eigenheiten gut vorstellbar, wobei mir Pias Kollegen Broders und Marten Unruh am besten gefallen trotz ihrer Fehler und menschlichen Schwächen. Pia ist mir zu spröde und emotionsarm.
Es handelt sich hier um den 16. Fall für Pia Korittki, was zunächst nicht schlimm erscheint, denn die Autorin gibt Hinweise zu den Ereignissen der Vergangenheit. Allerdings kommt es dadurch auch zu einigen langatmigen Wiederholungen. Überhaupt hat man teilweise das Gefühl, dass eher das Privatleben der Ermittlerin im Vordergrund steht und nicht der Kriminalfall.
Insgesamt hatte ich nach der Leseprobe mehr erwartet und fand das Buch eher enttäuschend.

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Veröffentlicht am 26.11.2020

Ein vielversprechendes Thema

Dornteufel
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Dieses Buch ist eine Neuauflage eines Buches, das bereits 2013 erschienen ist.
Kurz gesagt geht es in diesem Roman um eine korrupte Kosmetikfirma, die auf der Suche nach der alles revolutionierenden Verjüngungscreme ...

Dieses Buch ist eine Neuauflage eines Buches, das bereits 2013 erschienen ist.
Kurz gesagt geht es in diesem Roman um eine korrupte Kosmetikfirma, die auf der Suche nach der alles revolutionierenden Verjüngungscreme rücksichtslos auch über Leichen geht. Die Firma hat ihren Sitz in Indien, wohin die Hauptakteurin Julia Bruck als Ingenieurin für Klimatechnik geschickt wird. Schon bald entdeckt sie Ungereimtheiten in dieser Firma, und sie beschließt, diesen auf den Grund zu gehen.
In zwei weiteren Erzählsträngen geht es um einen Suizid in New York und um das Schicksal zweier Flüchtlinge, die als blinde Passagiere auf einem Schiff entdeckt wurden. Es dauert nicht sehr lange, die Verbindung zwischen den Geschichten zu erkennen.
Überhaupt ist sehr vieles in diesem Buch vorausschaubar oder aber so abstrus, dass es nicht mehr nachvollziehbar ist. Julia Bruck als 'Superheldin' durchlebt alle gefährlichen Situationen meisterhaft, so das man niemals um ihr Leben bangen muss. Ihr gelingt einfach alles, obwohl sie sich durch Blauäugigkeit und mangelnde Vorsicht auszeichnet. Das hat das Buch für mich langweilig gemacht. Zwar gibt es auch spannende Szenen, aber diese sind so realitätsfern, dass kein Gänsehautfeeling entsteht.
Die einzige glaubwürdige Person war für mich der Polizist Ferland, der den Suizid in New York ernst nimmt und mutig weitere Ermittlungen einleitet. Aber leider kommt er dann sehr schnell ums Leben. Zu allen anderen Protagonisten kann ich nicht wirklich Sympathie aufbauen, und das hat mir irgendwie gefehlt.
Der Schreibstil liest sich schnell und einfach, man kann sich die einzelnen Situationen bildlich vorstellen. Die Aufgliederung in verschiedene Perspektiven ist vielversprechend und macht einen Thriller interessanter, hier allerdings ist der Zusammenhang sehr schnell klar.
Auch fehlt weitgehend der Bezug zum Titel, der Dornteufel spielt nur eine Nebenrolle. Schade!
Alles in allem bin ich eher enttäuscht und hatte nach der Leseprobe deutlich mehr erwartet. Ich kenne andere Bücher der Autorin, die mir bei weitem besser gefallen haben.

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Veröffentlicht am 04.05.2020

Unglaubhafte Entscheidungen und fehlende Tiefe

Die verlorene Tochter der Sternbergs
1

Amanda, eine Jüdin in Berlin kurz vor dem 2. Weltkrieg, hat einen kleinen Buchladen, bis die Nazis ihre Bücher verbrennen. Ihr Mann ist Kardiologe und in Amandas Augen so hoch geschätzt, dass das Paar ...

Amanda, eine Jüdin in Berlin kurz vor dem 2. Weltkrieg, hat einen kleinen Buchladen, bis die Nazis ihre Bücher verbrennen. Ihr Mann ist Kardiologe und in Amandas Augen so hoch geschätzt, dass das Paar nicht an Flucht denkt wie viele andere Juden. Im Gegenteil, sie gründen eine Familie und bekommen zwei Töchter. Die Lage wird immer bedrohlicher, Amandas Mann wird interniert, und nun muss Amanda handeln. Geplant ist, dass die beiden Mädchen zu einem Verwandten nach Kuba geschickt werden, während Amanda zunächst in Frankreich bei einer Bekannten der Familie unterkommt. Kurz bevor das Schiff den Hafen verlässt, entscheidet Amanda, nur ein Kind an Bord zu schicken und das andere nach Frankreich mitzunehmen. Wie kann eine Mutter eine solche Entscheidung treffen?
Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich noch ein spannendes und emotionsgeladenes Buch erwartet, aber ich wurde enttäuscht. Was nun folgt, ist eine Aneinanderreihung vieler Geschehnisse, die aber im Sande verlaufen, für die man keine Erklärung findet und die viele Fragen offen lassen. Zunächst nimmt man noch an, dass der Autor später wieder auf die Ereignisse zurückkommen wird, aber eindeutig Fehlanzeige! Wir lernen Menschen kennen, erfahren aber nicht, was aus ihnen wird, wir erleben Situationen, die ohne weiteres Hintergrundwissen einfach unverständlich sind und wir erleben Entscheidungen, die nicht nachvollziehbar sind.
Auf diese Weise kommt keine emotionale Bindung an die Protagonisten auf, und selbst die geschilderten Gräueltaten der Nazis nimmt man nur als Sachverhalt wahr, ohne wirklich Entsetzen zu empfinden. Die Personen sind farblos dargestellt, ohne wirkliche Höhen und Tiefen, eher ergeben sie sich willenlos ihrem Schicksal. Das macht das Buch spätestens nach dem ersten Drittel langatmig und lässt keine Leselust aufkommen. Schade! Teilweise sind in meinen Augen die Kinder nicht altersgemäß geschildert, sie wirken wie frühreife Erwachsene.
Vieles wird ausschweifend erzählt, hat aber keine Bedeutung für die Gesamthandlung, z.B. das Herumstöbern der Kinder im Kloster, während historisch bedeutende Entwicklungen, wie z.B. die Arbeit der Résistance in Frankreich, nur gestreift werden. Das lässt mich unzufrieden zurück.
Was ich positiv finde, ist die Recherche des Autors zum historischen Hintergrund, was auch im Anhang Erwähnung findet, und auch die Idee der Einbettung der Erlebnisse in eine aktuelle Rahmenhandlung. Aber leider ist die Umsetzung in meinen Augen misslungen.
Ich gebe zwei Sterne für die Idee und die Historie, mehr ist nicht drin, da letztendlich doch alles sehr an der Oberfläche bleibt und nicht weiter verfolgt wird.

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