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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.02.2017

Dem Wolfsmann auf der Spur ...

Des Teufels Mörder
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Es kommt wirklich knüppeldick für die Bewohner in der Rhön Mitte des vorletzten Jahrhunderts. Ausgelöst werden die vielen ominösen Ereignisse durch das Verschwinden des Bürgermeisterknechts Jakob. Obwohl ...

Es kommt wirklich knüppeldick für die Bewohner in der Rhön Mitte des vorletzten Jahrhunderts. Ausgelöst werden die vielen ominösen Ereignisse durch das Verschwinden des Bürgermeisterknechts Jakob. Obwohl erst mit einer Hundertschaft fieberhaft nach ihm gesucht wird, bleibt er verschollen. Immer mehr kommt jedoch nach einer Woche das Gefühl auf, dass gar nicht mehr weiter gesucht werden soll. Wer hat hier was zu verbergen, wer steckt in dieser Intrige mit drin? Everd und Ella machen sich mutig auf Spurensuche und begegnen mehr als einem unangenehmen Zeitgenossen ….

Der Debutroman bzw. Krimi konnte mich überzeugen, als historischen Thriller würde ich ihn aber nicht bezeichnen. Mir gefiel die leicht düstere manchmal sogar gruselige Atmosphäre des Buchs, die in Frankfurt ihren Anfang nimmt und uns in die Rhön, ein gebirgiges Gebiet, das an Hessen, Bayern und Thüringen angrenzt, entführt. Die Menschen führten zum Teil ein beschwerliches und auch oft ärmliches Leben, das so manchen auf Idee brachte, nicht immer bei der Wahrheit und schon gar nicht im Rahmen der Gesetze zu bleiben. Ich könnte mir eine Fortsetzung mit dem sympathischen Ermittlerpärchen sehr gut vorstellen, würde mir dann aber ein paar weniger Charaktere wünschen. Die Flut von Namen macht einem als Leser doch an mancher Stelle etwas zu schaffen. Alles in allem von mir eine Leseempfehlung und ein Kompliment an den jungen Autor.

Veröffentlicht am 30.01.2017

Eine Reise in die Vergangenheit ...

Das Lied der Störche
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Der Klappentext versprach eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, denn die sympathische und überaus talentierte Autorin, Ulrike Renk, begleitete mich ...

Der Klappentext versprach eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, denn die sympathische und überaus talentierte Autorin, Ulrike Renk, begleitete mich in einer wunderbaren Leserunde, die dem Buch das i-Tüpfelchen aufsetzte.

Basierend auf einer wahren Geschichte verfasste Frau Renk mit diesem Auftakt ihre eigene kleine Ostpreußensaga. Anschaulich erlebt man als Leser das Leben auf einem Gut jenseits des polnischen Korridors, das uns aus einer anderen Welt erscheint. Für die drei jungen Geschwister Freddy, Fritz und Greta, ist es unbeschwerte Natur und Weite. Sie dürfen Teil haben am Landleben, helfen bei der Ernte, bei den Tieren und baden im Sommer im eiskalten See um sich danach von der Köchin verwöhnen zu lassen. Schnell ist das Leben in der Großstadt vergessen. Es könnte alles sehr idyllisch sein, hätte es Freddys Mutter sich nicht in den Kopf gesetzt Freddy standesgemäß zu vermitteln. Sie meint es wohl gut, aber ihre Methoden sind oft mehr als unsensibel und machen der Tochter das Leben schwer. Stefanies Credo scheint „Der Zweck heiligt die Mittel“ zu sein. Ob sie damit Erfolg hat, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Durch ihre wunderbar authentischen Darstellungen vom Leben in den 20er Jahren mit ostpreußischer Färbung fühlt man sich den Charakteren und dem ganzen Umfeld sehr nah. Ich denke an die warmherzige Köchin, die solch herrliche Spezialitäten wie Klunkersuppe und gespickten Rehbraten kreiert und für ihre Marjellechens immer ein extra Schmankerl bereithält. Oder den wunderbaren Stiefvater Erik, der die drei ins Herz geschlossen hat als wären es seine eigenen Kinder. Ein gutes Beispiel ist auch Eriks Schwester Edel, die trotz ihres Schicksals nicht bitter geworden ist. Frau Renks interessante Beschreibungen haben mich mal wieder neugierig auf Ostpreußen gemacht und zu weiteren Recherchen im Internet animiert. So überbrücke ich dann die Zeit bis zum nächsten Teil dieser herrlichen Trilogie.

Ein kleines Sternchen ziehe ich ab, da mir das Buch an manchen Stellen ein bisschen zu wenig Action hatte. Aber es ist eben eine Geschichte aus dem wahren Leben, da kann wohl nicht immer etwas Großes passieren.

Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 26.01.2017

Kein leichtes Leben ...

Blutsbrüder
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Ich bin ganz begeistert von der Authentizität dieser Geschichte, die Roman und zugleich auch wieder schonungsloser Tatsachenbericht ist. Der Schriftsteller Ernst Haffner, der zwischen 1925 und 1933 in ...

Ich bin ganz begeistert von der Authentizität dieser Geschichte, die Roman und zugleich auch wieder schonungsloser Tatsachenbericht ist. Der Schriftsteller Ernst Haffner, der zwischen 1925 und 1933 in Berlin als Sozialarbeiter tätig war, nimmt sich in seinem erstmals im Jahr 1932 veröffentlichten Buch einem Thema an, das in den goldenen Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts so eigentlich nicht verarbeitet wurde. Schnörkellos und ehrlich beschreibt er die Zustände in der Hauptstadt, erzählt von den Straßenkindern, die ums nackte Überleben kämpfen. Auch vor knapp hundert Jahren mussten diese Jungs ohne Obdach und Familie Dinge tun, die sich schlecht mit ihrem Gewissen und noch schlechter mit ihrem Wohlbefinden vereinbaren ließen. Vom einfachen Taschendiebstahl bis hin zur Prostitution blieb diesen hungrigen Heranwachsenden wenig erspart. Zudem saß ihnen ständig die Angst im Nacken, von der Polizei aufgegriffen und der Fürsorge übergeben zu werden.

Von dem Autor Ernst Haffner verliert sich nach 1938 jede Spur. Sein Buch, ursprünglich unter dem Titel „Jugend auf der Landstraße“ erschienen und nach Erscheinen in der Zeitung gelobt, fällt während der Nazidiktatur der Bücherverbrennung zum Opfer.

Gelesen wird das Hörbuch von dem brillanten Schauspieler und Sprecher Ben Becker, der die Charaktere des Romans zum Leben erweckt. Ich hätte mir für dieses Hörbuch keinen besseren Leser vorstellen können, Hut ab.

Veröffentlicht am 25.01.2017

Eine schreckliche Vorstellung ...

Menschensöhne
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So düster und gedrückt, wie man sich die Stimmung im Winter auf Island vorstellt, so ist sie auch in diesem Roman. Dennoch habe ich gebannt zugehört. Nach und nach entwirren sich die Fäden und legen ein ...

So düster und gedrückt, wie man sich die Stimmung im Winter auf Island vorstellt, so ist sie auch in diesem Roman. Dennoch habe ich gebannt zugehört. Nach und nach entwirren sich die Fäden und legen ein entsetzliches Verbrechen frei. Obwohl man als Hörer ahnt, worauf die Geschichte herauslaufen wird, ist man doch entsetzt ob der Grausamkeit und der Kaltblütigkeit zu der manche Menschen fähig sind. Systematisch werden junge Menschen zu medizinischen Versuchen missbraucht, die ihresgleichen suchen. Unaufgeregt klärt sich der Fall schließlich auf, die unendliche Rücksichtslosigkeit gegenüber dem menschlichen Leben lässt einen als Hörer dennoch sprachlos zurück. Insgeheim Vergleiche zu den sogenannten Rassenhygienikern der NS-Zeit lassen sich wohl kaum vermeiden.

Veröffentlicht am 20.01.2017

Das Buch macht Lust auf Paris und seine Künstler ...

Rendezvous im Café de Flore
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Zugegeben, als ich den Klappentext las, dachte ich, das könnte kitschig und schnulzig werden aber mitnichten! Der auf zwei Zeitebenen spielende Roman fasziniert von Anfang an. Besonders die Abschnitte, ...

Zugegeben, als ich den Klappentext las, dachte ich, das könnte kitschig und schnulzig werden aber mitnichten! Der auf zwei Zeitebenen spielende Roman fasziniert von Anfang an. Besonders die Abschnitte, die im Paris der 20er und 30er Jahre spielen, haben mir ausgesprochen gut gefallen. Die Autorin hat ein Händchen dafür, die Stimmung, die in den Künstlerviertel seinerzeit geherrscht haben muss, einzufangen und den Leser mitzunehmen in die Welt der Lebenskünstler. In Gedanken habe ich in nicht zu ferner Zukunft mal wieder eine Reise nach Paris auf meine Agenda gesetzt.

Sicher ist nicht alles Gold was glänzt. Vianne, die auf dem Land aufwächst, jedoch schon früh ihre botanische und auch künstlerische Ader entdeckt, wird eine entsprechende Ausbildung verwehrt. Im Gegenteil, man legt ihr so viele Steine in den Weg, dass ihr nur die Flucht aus der Enge ihres Zuhauses übrig bleibt. Sie hat Glück und begegnet einer netten und hilfsbereiten jungen Frau, die sie unter ihre Fittiche nimmt. Als sie jedoch den talentierten und ehrgeizigen David kennen und lieben lernt, ändert sich ihr Leben grundlegend …

Etwas anstrengender fand ich die Abschnitte, die in der Gegenwart spielen und in denen Marlène die Hauptrolle belegt. Schwer nachvollziehbar fand ich oft das Verhalten zwischen ihr und ihrem Mann. Aber die beiden Stränge sind unübersehbar miteinander verknüpft und Stein um Stein fügt sich das Puzzle zu einem fertigen Bild zusammen. Mir hat das Buch, mit seinem stimmigen Ende, hat mir ein paar schöne Lesestunden bereitet.