Berührender Roman über das Leben
Ein wenig LebenIn "Ein wenig Leben" geht es um die 4 Freunde William, JB, Malcom und Jude, die sich auf dem College kennengelernt haben. Diese müssen jetzt das Leben in der Welt der Erwachsenen bewältigen und jeder hat ...
In "Ein wenig Leben" geht es um die 4 Freunde William, JB, Malcom und Jude, die sich auf dem College kennengelernt haben. Diese müssen jetzt das Leben in der Welt der Erwachsenen bewältigen und jeder hat dafür seine eigene Methode.
William ist ambitionierter Schauspieler, der derzeit noch behelfsmäßig kellnert.
JB ist Künstler, der sehr eigenwillige Projekte starten und ganz genau weiß, dass er einmal berühmt werden wird.
Malcom möchte ein angesehener Architekt werden, bastelt und skizziert aber noch Fantasiehäuser und hilft seinen Freunden, wenn sie umziehen.
Jude wird Anwalt und hat eine mysteriöse Vergangenheit über die seine Freunde nicht bescheid wissen.
Die Charaktere waren für mich sofort sympathisch den entweder habe ich Teile von mir ihn ihren Ambitionen und Wünschen für die Zukunft gesehen, oder in ihrer Vergangenheit oder gar in ihrer Persönlichkeit.
Vor allem Jude war für mich wie ein Spiegel in eine meine düstersten Zeiten und ist mir somit sehr nah gegangen. Er hat mich gleichzeitig runter gezogen, weil er mit gezeigt hat wie kaputt ich war und gleichzeitig hat er mich emporgehoben, weil es mir gezeigt hat, wie stark ich aus dieser Zeit hervorgegangen bin und was ich alles gelernt habe.
Jude war dementsprechend ein sehr interessanter Charakter für mich und ich konnte nicht genug über ihn erfahren. Auch der Umgang von Andy, Willem, Harold, etc. fand ich sehr realitätsnah dargestellt, denn in der wirklichen Welt weiß man nun mal nicht immer was man sagen soll, was man tun soll in solchen Situationen und dann macht man auch mal Fehler. Das unterscheidet unser Leben von Büchern oder Filmen, da läuft nun mal nicht alles perfekt ab, man hat kein Drehbuch, das einem vorgibt was man zu tun oder zu sagen hat und man kann auch nicht einfach "Cut" rufen und die Szene neustarten lassen.
Jude ist wirklich ein toller Charakter, er hat so schlimmes durchgemacht, und macht es noch immer, und er ist trotzdem so ein herzensguter Mensch. Er ist das perfekte Beispiel dafür, dass ein schlimmes Schicksal keine Ausrede dafür ist, ein schlechter Mensch zu sein. Auch wenn es sich in den letzten Kapiteln etwas ändert, das zeigt nur, dass in jedem Menschen Wut steckt und, dass man diese rauslassen muss. Jude ist das perfekte Beispiel dafür, was passiert wenn man alles runterschluckt. Die Wut braucht irgendein Ventil und sie muss sich gegen irgendjemanden richten. Entweder gegen die Person die sie (vielleicht) verdient hat, gegen die die einem am nächsten stehen oder eben gegen sich selbst.
Ich habe schon oft gehört, dass dieses Buch so deprimierend sein soll, aber trotz der düsteren Themen strahlt es für mich eine gewisse wohlige Wärme aus. Ich finde die Absätze über Freundschaft wunderschön und auch der Teil als JB darüber nachdachte, dass er das Leben nun nicht mehr so genießen kann weil er eine gute Kindheit hatte ist mir sehr nahe gegangen.
Ich muss sagen, im Nachhinein bin ich ehrlich froh über jeden einzelnen Rückschlag den ich durchleben musste, denn selbst ein ganz normales Leben beinhaltet jetzt für mich soviel besonderes und wunderbares, dass ich gar nicht mehr benötige.
Das Buch beinhaltet genau die Message die ich in gewisser Weise brauche, die mir hilft, wenn es mal wieder schwieriger wird im Leben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass mir das Buch eben deshalb so gut gefällt, weil ich Jude so gut verstehe und wirklich mit ihm mitfühlen kann und, dass ist nicht unbedingt eine “gute“ Eigenschaft zeigt es doch nur wie kaputt ich war/bin. Deshalb freue ich mich, wenn jemand sagen kann er versteht es nicht, oder er findet es vielleicht übertrieben oder so. Ein bisschen beneide ich diese Menschen dann doch.
Am Ende noch eine kleine "Weisheit" die mir dieses Buch wieder näher gebracht hat:
Nach so vielen Rückschlägen ziehen sich viele zurück und lassen die ganze Welt mit allen ihren Problemen und Unglücken einfach nicht mehr an sie ran, sozusagen als Überlebensstrategie. Sie sperren ihre Gefühle aus, weil es ihnen sonst zusehr weh tun würde. Aber ich bin der Meinung, dass all der Schmerz und das Leid dazugehören. Ohne Schmerz, ohne Rückschläge würden wir die guten Momente des Lebens nicht wertschätzen. Das Leben besteht nun mal aus hellen und dunklen Zeiten und man muss beide voll durchleben. Man kann sich nicht nur gegen das Negative wehren, denn dann wehrt man sich automatisch auch gegen das Positive. Es ist unmöglich nur die negativen Gefühle auszuschließen.