Dieses Buch liest sich, als wäre Quentin Tarantino unter die Schriftsteller gegangen.
Denn Bill, der zwar als Langfinger ganz gut ist, ansonsten aber doch eher der schlichte Typ, hat seinem Boss tief ...
Dieses Buch liest sich, als wäre Quentin Tarantino unter die Schriftsteller gegangen.
Denn Bill, der zwar als Langfinger ganz gut ist, ansonsten aber doch eher der schlichte Typ, hat seinem Boss tief in die Tasche gegriffen und ist nun auf der Flucht, vor dem Dean, vor seiner Freundin Fiona und vor den Killern, die ihm auf den Fersen sind.
Daraus entspinnt sich ein wildes, teilweise absurd-komisches, satirisches Roadmovie, das von seinen leichten, nicht zu ernst zu nehmenden Figuren und der teilweise fast schon kruden Situationskomik lebt.
Ernsthafte Dialoge oder tiefgründige Charakterentwicklung sollte man hier nicht erwarten. Dafür bekommt man unterhaltsames Popcorn-Kino für den Kopf, das seine feinfühlige Gesellschaftskritik hinter einer dicken Maske aus Übertreibungen und einem rasanten Erzählstil versteckt.
Man muss es mögen und darf nicht mit falschen Erwartungen herangehen- was auch immer die Expertise "Bonnie & Clyde reloaded" auch für Erwartungen schüren möge.
Thilo Corzilius hat in seinem Erstlingswerk eine spannende Geschichte um eine diebische Theatertruppe in einer magischen Steampunkwelt entworfen, die mit sympathischen Figuren und einigen Plottwists aufwartet.
Glin ...
Thilo Corzilius hat in seinem Erstlingswerk eine spannende Geschichte um eine diebische Theatertruppe in einer magischen Steampunkwelt entworfen, die mit sympathischen Figuren und einigen Plottwists aufwartet.
Glin und seine Kollegen sind ein bunt gemischter Haufen, die mit ihrem Wandertheater erstaunliche, fast magische Aufführungen anbieten, um die Menschen tagsüber zu unterhalten und manchen von ihnen nachts das Geld aus den Taschen zu stibitzen. Alles läuft hervorragend, bis sie in der falschen Stadt landen und sich für ihren nächsten Coup zu listige Opfer aussuchen.
Zunächst einmal muss man den Autor und seinen Verlag für die (gewohnt) wertige Aufmachung des Buches loben. Neben einem schönen Cover bietet es ansprechend illustrierte Karten, die einem die Orientierung in dieser doch recht komplexen Welt erleichtern.
Denn, das muss man dem Autor auch zugute halten, er hat seiner Fantasie beim Erschaffen dieser Welt freien Lauf gelassen und dabei einen wirklich umfassenden Rahmen für seine Erzählung geschaffen. Zusammen mit seinen recht facettenreichen Figuren gibt das ein stimmiges Gesamtbild, das durch geschickt eingeflochtene Rückblicke eine angenehme Mehrschichtigkeit erhält.
Besonders die Verknüpfung von Magie und Steampunkelementen hat mir gefallen und wurde auch gut nachvollziehbar erläutert.
Allerdings merkt man dem Buch stellenweise etwas an, dass es ein Erstling ist. Ab und zu scheint der rote Faden der Handlung etwas zu zerfasern und das große Ziel dieser Erzählung etwas aus dem Blick des Erzählers verschwunden. Und doch bringt Herr Corzilius sein Buch zu einem befriedigenden und unerwarteten Ende und macht Lust auf mehr.
Auch oder obwohl, und damit kommen wir zu einem der großen Pluspunkte des Buches, es sich hier um einen Einzelband handelt, für den keine Fortsetzung geplant ist. Eine erfrischende Abwechslung im Gewusel der unzähligen Di- und Trilogien, die gerade im Fantasy-Genre in den letzten Jahren aus dem Boden zu schießen scheinen.
Deutschland ist, gerade in diesem verrückten Jahr, DAS Urlaubsziel der Deutschen. Gerade die beliebten Großstädte waren förmlich überlaufen. Doch es gibt so viele weitere, teilweise kaum bekannte Plätze, ...
Deutschland ist, gerade in diesem verrückten Jahr, DAS Urlaubsziel der Deutschen. Gerade die beliebten Großstädte waren förmlich überlaufen. Doch es gibt so viele weitere, teilweise kaum bekannte Plätze, die es wert sind, entdeckt zu werden. Dieses Buch hat sie gesammelt und nach verschiedenen Interessensschwerpunkten zusammengefasst.
So finden sich Tipps für Entdeckungstouren auf zwei Rädern, ebenso wie besondere Wanderwege, kulinarische Geheimtipps oder Empfehlungen für besonders geschichtsträchtige Orte, aufgeschlüsselt in verschiedenen Kapiteln. Jedem Kapitel vorangestellt ist eine informative Übersichtskarte, die einem dabei hilft, direkt zu gewünschten Empfehlungen zu navigieren.
Jedes Reiseziel/ jeder Vorschlag wird mit einem knappen, aber aufschlussreichen Kurztext präsentiert. Besonders hilfreich sind die beigefügten Links zu passenden Websites für Zusatzinformationen.
Alles in allem gefallen mir sowohl die Aufmachung als auch der Inhalt ausnehmend gut. Noch schöner wäre es natürlich, die Zeit zum Entdecken gleich dazu kaufen zu können.
Das einzige Manko (und das ist eher Quengeln auf hohem Niveau) ist vielleicht ein fehlendes Inhaltsverzeichnis, in dem die Tipps nach Bundesland sortiert sind.
Die Anschläge des 11. September wird wohl kaum einer vergessen können, der damals schon im "erinnerungsfähigen" Alter war. Dass sich dieses Ereignis vor wenigen Tagen bereits zum 19. Mal gejährt hat, hat ...
Die Anschläge des 11. September wird wohl kaum einer vergessen können, der damals schon im "erinnerungsfähigen" Alter war. Dass sich dieses Ereignis vor wenigen Tagen bereits zum 19. Mal gejährt hat, hat mich allerdings doch etwas erstaunt und mich darüber nachdenken lassen, wie dieses Erleben auch mich beeinflusst hat.
Für mich bedeutet dieser Tag ein schreckliches Geschehen, das ich aus der Ferne beobachtet habe, das für mein Leben aber keine direkten Auswirkungen hatte. Ich konnte die Ereignisse im Kopf nicht emotional einordnen, die Opfer waren gesichtslos. Zudem haben sich in den letzten Jahren zu viele Anschläge ereignet, die auf ebenso grausame Art und Weise unschuldige Menschenleben gekostet haben.
Aber wie war es für die vielen direkt Betroffenen? Die in den Türmen Eingeschlossenen; die Angehörigen, die an diesem Tag oft nicht nur einen wichtigen Menschen verloren haben; die Hunderte an Ersthelfern, Hilfskräften, Feuerwehrmännern und Polizisten und nicht zuletzt die Passagiere der Flugzeuge, die sehenden Auges in den Tod flogen, ohne sich wehren zu können.
"Herb Ouida (World Trade Centers Association, Nordturm, 77. Stock und Vater von Todd Ouida, Cantor Fitzgerald, Nordturm, 105. Stock): Wie jeden Morgen verließen mein Sohn Todd und ich gemeinsam das Haus, um zur Arbeit zu fahren, denn Todd arbeitete im World Trade Center bei Cantor Fitzgerald. Als wir Hoboken erreichten, sagte ich zu Todd: "Warum kommst du nicht mit mir und nimmst die Fähre? Es ist so ein schöner Tag." Er antwortete: "Nein Dad, es ist mir zu kalt draußen." Ich sagte zu ihm: "Hab einen schönen Tag, mein Bester." Das waren meine letzten Worte an ihn."
Dieses Buch gibt genau diesen Menschen eine Stimme, lässt den Leser an ihren Emotionen und Erlebnissen teilhaben; diesen Tag auch für mich zu einem realen Ereignis werden. Die Zitate sind in chronologischer Reihenfolge aufgeführt, die Kapitel teilen den Tag in die einzelnen Ereignisse, verbinden die Einzelschicksale miteinander. Ohne auszuschmücken oder zu beschönigen wird man mit den nackten Tatsachen konfrontiert und so mitten ins Herz getroffen.
"Bruno Dellinger (Firmeninhaber, Quint Amasis North America, Nordturm, 47. Stock): Während ich nach unten ging, liefen sie nach oben in ihren Tod. Und ich lief nach unten, um zu leben. Das werde ich nie vergessen."
Und doch hat die Sache einen kleinen Wehrmutstropfen. Denn die Aussagen, die vor allem von den interviewten Politikern wie Condoleezza Rice oder auch Geroge W. Bush getroffen werden, zeigen, wie sehr sich die Weltanschauung der Amerikaner von der der restlichen Welt unterscheidet (und erklärt auch, wie ein Mann mit dem Wahlspruch "America first" Präsident werden kann).
" Condoleezza Rice: Mein erster Gedanke war, der Welt eine Botschaft zu übermitteln, dass die Regierungsspitze der Vereinigten Staaten nicht ausgeschaltet worden ist. Diese Bilder müssen erschreckend gewesen sein. Es muss so ausgesehen haben, als ob die Vereinigten Staaten von Amerika sich in Auflösung befänden. Die Herausforderung für mich bestand darin, einen kühlen Kopf zu bewahren und sicherzustellen, dass die Leute auf der ganzen Welt nicht in Panik gerieten."
An manchen Stellen hatte man das Gefühl, die Sätze stammten direkt aus einem Drehbuch für ein amerikanisches Kriegsepos, es war einfach etwas übertrieben und hat mich eher mit den Augen rollen lassen als emotional mitgerissen zu werden.
Für mich wichtig war auch das Nachwort des Autors, rückte es doch den Inhalt des Buches in den richtigen Kontext. Hat man aufgrund des Klappentextes und der Werbung, die für dieses Buch gemacht wird, noch das Gefühl, ein einzigartiges, allumfassendes Dokument Zeitgeschichte in der Hand zu halten, so wird nun klar, dass es vor allem nicht das erste seiner Art ist. Vielmehr ist es ein konzentrierter Extrakt, zusammengeführt aus verschiedenen Oral Histories und Archiven, aus 1000 Seiten Zeitzeugenberichten wurden zum Schluss die wichtigsten oder aussagekräftigsten 500 Seiten herausgefiltert. Das macht das Buch nicht weniger wichtig oder umfassend, sollte aber trotzdem auch Erwähnung finden. Zudem steht zwar nur ein Autor auf dem Titelblatt, der Inhalt ist aber eher die Zusammenarbeit gefühlt hunderter Autoren; Garrett M. Graff hat einfach die richtig Idee gehabt, die richtigen Fragen gestellt.
Alles in allem wird es aber ein Buch sein, dass mich noch lange Zeit beschäftigen wird. Die Opfer, die diese Anschläge gefordert haben, werden nicht vergessen und ihre Stimmen hallen in meinem Kopf nach.
...zumindest fühlt es sich so an, wenn man in Raufarhöfn lebt. Am nördlichsten Zipfel von Island gelegen, liegt dieses Dorf und stirbt dank Fischfangquote und dem Wegzug der jungen Leute den langsamen ...
...zumindest fühlt es sich so an, wenn man in Raufarhöfn lebt. Am nördlichsten Zipfel von Island gelegen, liegt dieses Dorf und stirbt dank Fischfangquote und dem Wegzug der jungen Leute den langsamen Tod, ein Schicksal, dass es sich mit vielen anderen abgelegenen Dörfern teilt. Doch dieses Dorf hat zumindest Kalmann, den geistig eingeschränkten Haifänger, der dank Cowboyhut, Sheriffstern und Coltholster gerne als Dorfsheriff durch die Gegend streift. Für Raufarhöfn und seine Einwohner ändert sich alles, als er nach einem seiner Streifzüge von einer Blutlache berichtet.
"Kalmann" ist ein karger Krimi mit Lokalkolorit, der perfekt die eisige und auch emotionale Kälte der isländischen Weite wiederspiegelt. Die Menschen sind dort genauso wie ihre Umgebung, als hätte das raue Klima auch sie abgeschliffen und vor allem abgehärtet. Da sticht der junge Kalmann, der sein Herz auf der Zunge trägt, den Menschen mit überrumpelnder Offenheit begegnet und seine Wut oft körperlich zum Ausdruck bringt, enorm hervor.
Und doch zeigt Joachim B. Schmidt in seinem Buch, wie Inklusion geht. Auch wenn sich die Geschichte offenkundig zu allererst um einen Kriminalfall dreht, schneidet sie doch auf subtile Weise auch andere wichtige Themen an und führt einen unter anderem auch in die gesellschaftspolitischen Problemzonen eines weiten, rar besiedelten Landes nahe des Polarkreises ein.
Fazit: Auch wenn dieses Buch mein romantisiertes Bild von Island zerstört hat, weckt es doch die Reiselust in mir und ändert mein Weltbild in mehr als einer Weise.