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Veröffentlicht am 28.11.2020

Das Leben des Charles Darwin

Darwins Notizbuch
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„...Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass jedes Wort in der Bibel in strengem Sinn und buchstäblich wahr sei...“

Als Charles Darwin diese Worte in sein Tagebuch schreibt, hat er noch vor, ...

„...Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass jedes Wort in der Bibel in strengem Sinn und buchstäblich wahr sei...“

Als Charles Darwin diese Worte in sein Tagebuch schreibt, hat er noch vor, Pfarrer zu werden. Für ein Studium als Arzt hat er sich als wenig geeignet erwiesen. Wenige Jahre später wird er seine Meinung grundlegend geändert haben.
Das Buch zeichnet Darwins Leben bis zu seinem Tode nach. Dabei ist es eine gekonnte Kombination aus neutrale Beschreibungen und Wiedergabe von persönlichen Tagebucheinträgen.
Das Buch gliedert sich in neun Kapitel. Nach Kindheit und Schulzeit folgen die Jahre in Edinburgh und Cambridge. Die entscheidende Wende kommt mit Darwins Reise auf der Beagle. Ausführlich werden die Beobachtungen und Spekulationen beschrieben.
Dem Umzug nach Down House folgt intensive Arbeit und endlich die Veröffentlichung des ersten Buches über den Ursprung der Arten. Anschließend werden die Reaktionen darauf thematisiert, bevor die letzten Schriften und sein Vermächtnis das Buch abrunden.
Der Aufbau erfolgt nach immer dem gleichen Schema. Für ein Teilthema steht eine Doppelseite zur Verfügung. Am linken Rand erfolgt fett gedruckt eine kurze Zusammenfassung. Mehrere Artikel gehen auf das Thema der Überschrift ein. Außerdem wird mindestens einmal aus Darwins Tagebuch zitiert. Gleichzeitig kommt ein Zeitgenosse zu Wort. Unterschiedliche Illustrationen, mal Fotos, mal Zeichnungen oder Skizzen, veranschaulichen das Gesagte. Die verschiedenen Schriftgrößen und Schriftarten sorgen für Auflockerung, da ein Teil doch in sehr kleiner Schrift gesetzt ist.
Sehr detailliert erfahre ich, wie Darwin einerseits bei seinen Sammlungen während der Reise und andererseits bei seiner Analyse der Ergebnisse vorgegangen ist.

„...in Südamerika erlebte Darwin erstmals hautnah fremde Kulturen und Bräuche. Die Vergleiche, zu denen ihn diese Kontakte anregten, flossen sehr viel später in seine Werke über den menschlichen Charakter ein...“

Gleichzeitig geben die persönlichen Aufzeichnungen einen Einblick in die Gedankenwelt des Wissenschaftlers und zeigen, wie sich seine Ansichten im Laufe des Lebens ändern. Ab und an schwingt ein sehr eigener Humor mit.

„...Die Leute sprechen gern vom ständig lachenden Tropenhimmel, aber das ist blanker Unsinn! Wer bewundert schon das Gesicht einer Dame, die immer nur lächelt?...“

Im Buch werden auch offene Fragen und Fehlinterpretationen von Darwins Ausführungen angesprochen. So der Eugenik ein spezieller Abschnitt gewidmet.
Das Buch zeichnet sich durch seine hochwertige Aufmachung aus. Die Texte stehen auf beigem Untergrund, jedem der neun Kapitel ist ein Bild von Darwin über der Überschrift vorangestellt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt Darwin nicht in erster Linie als Wissenschaftler, sondern als Mensch mit all seine Stärken und Schwächen.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Wer übt Rache?

Nebel im Aargau
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„...Eine Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an. Ja, das würde er tun. Die Tat würde nicht ungesühnt bleiben. Er senkte der Kopf und betrachtete das Grab...“

Bei diesen Worten aus dem Prolog stellte ich ...

„...Eine Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an. Ja, das würde er tun. Die Tat würde nicht ungesühnt bleiben. Er senkte der Kopf und betrachtete das Grab...“

Bei diesen Worten aus dem Prolog stellte ich mir sofort die Frage: Wer plant hier was? Das „Was“ wurde schnell beantwortet, mit dem „Wer“ ließ mich die Autorin fast bis zum Schluss im Unklaren.
Im Kanton Aargau ist ein trüber Novembertag. Trotzdem unternimmt Enrico mit Andrina einen Spaziergang. Er ist der Meinung, dass sie während der Schwangerschaft ab und an frische Luft braucht. Plötzlich kommt ihnen eine aufgeregte Frau entgegen. In einem der Pfahlbauten liegt ein toter Mann.
Auch der neue Krimi der Autorin lässt an Spannung keine Wünsche offen. Trotzdem bleibt Zeit für das Privatleben der Protagonisten.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Dabei scheint immer wieder die Düsternis des Novembergraus durch. Anfangs interessiert der Tote Andrina nicht. Sie ist schon öfter über eine Leiche gestolpert und hat damit eher schlechte Erfahrungen gemacht. Außerdem gibt es im Verlag, in dem sie als Lektorin arbeitet, gerade Stress: zu viel Arbeit für zu wenig Mitarbeiter.
Die Ursachen für den Tod sind ungewöhnlich. Das einzige Indiz ist ein stark gesunkener Zuckerspiegel. Hier wird gut erklärt, wie das Zusammenspiel von Zucker, Alkohol und Insulin im Körper funktioniert.
Doch es soll nicht der einzige Tote bleiben. Andrina ist die erste, die zwischen den Fällen einen Zusammenhang vermutet. Und dann gerät ihr Kollege Lukas in den Fokus der Ermittler.
Im Verlag werden gerade Krimis lektoriert. Gekonnt werden Gemeinsamkeiten zwischen diesen Büchern und den aktuellen Fällen konstruiert.
Die Kriminalisten sind gewöhnungsbedürftig. Anstatt Andrina als Zeugin zu vernehmen, hat sie immer wieder den Eindruck, dass sie sie am liebsten verdächtigen würden. Nur Susanna macht eine Ausnahme.

„...“Dir muss nichts leidtun. Auf so eine Idee können nur Männer kommen. Und dazu so taktlos.“ Wütend starrte Susanna Marco an...“

Im Gegensatz dazu tauschen Andrina und Enrico ihre Eindrücke und Gedanken sachlich aus, wobei sie sich geschickt ergänzen und mögliche Motive analysieren.
Seraina, Andrinas Schwester, bringt ihre Meinung zu den Ermittlungen deutlich zum Ausdruck:

„...Ich werde das Gefühl nicht los, in dem Team ist einiges im Argen, und keiner weiß, was der andere tut. Ich meine, die Koordination untereinander ist mangelhaft...“

Der Spannungsbogen spitzt sich gekonnt zu. Andrina ahnt nicht, dass sie selbst in höchster Gefahr ist. Sie hat die falschen Fragen gestellt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Ende ist keine wichtige Frage offen.

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Veröffentlicht am 26.11.2020

Dürer und die Königskrönung

Der Aachener Hund
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„...Der Karmontag im Jahre des Herrn 1526 war ein schwarzer Tag, nicht allein für die ehrwürdige Reichsstadt Nürnberg. Ein schwarzer Tag auch für das Reich, ja für die Welt, die ohne die Kunst des großen ...

„...Der Karmontag im Jahre des Herrn 1526 war ein schwarzer Tag, nicht allein für die ehrwürdige Reichsstadt Nürnberg. Ein schwarzer Tag auch für das Reich, ja für die Welt, die ohne die Kunst des großen Meisters um einiges ärmer wäre...“

Mit diesen Worten von Hans Ebner als Nachruf auf Albrecht Dürer beginnt das Buch, das eine besondere Episode im Leben des Malers näher beleuchtet. Hans Ebner besucht Dürer wenige Tage vor seinem Tod. Die Erinnerung der beiden gehen zurück ins Jahr 1520, als Karl V. Im Dom zu Aachen als Kaiser gekrönt wurde.
Der Autor hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Besondere ist, dass das Geschehen aus verschiedenen Gesichtspunkten erzählt wird. Da ist zum einen Hans Ebner, der im Beisein des todkranken Dürer an die Vergangenheit erinnert wird. Dabei ist Dürer häufig der Stichwortgeber. Zum anderen ist es Marilla, eine junge Frau, die als Findelkind auf einem Bauernhof aufwuchs und mit dem Hund nach Aachen geflohen ist, als ihr Ungemach drohte. Zum dritten ist es der 10jähirige Peter von Enden, bei dessen Vater, dem Bürgermeister, die Delegation mit Dürer in Aachen untergekommen ist.
Dürer wird nicht in erster Linie als großer Künstler, sondern als Mensch mit viel Empathie, aber auch Fehlern und Schwächen dargestellt. Sein gefühlvoller Umgang mit Peter, sein Einsatz für Marilla zeugen von seiner Begabung, Menschen einschätzen zu können und ihnen Mitgefühl entgegenzubringen.

„...“Nun, Bub? Bist du schon gespannt auf den König?“, fragte er mich. „Der ist mir egal“, winkte ich ab. […] „Peter,!“, sagte Vater mahnend. „Wenigstens sagt euer Bub, was er denkt. Dafür könnte man ihn beneiden, findet Ihr nicht?“...“

Andererseits halten sich die Mitglieder der Delegation bis in der Nacht im Wirtshaus auf und frönen des Spieles. Notfalls bezahlt Dürer seine Schulden mit einer Zeichnung.
Sehr gut werden die Lebensverhältnisse zur damaligen Zeit wiedergegeben. Eingebettet sind außerdem Aachener Sagen.
Die Delegation, mit der Dürer gereist ist, ist für die Krönungsinsignien verantwortlich. Als kurz vor der Ankunft des zukünftigen Königs plötzlich ein Handschuh verschwunden ist, ist guter Rat teuer. Doch Dürer hat eine genialen Einfall.
Gut gefallen hat mir, dass am Ende keine Frage offen bleibt. Auch die weiteren Lebenswege von Marilla und Peter werden kurz skizziert.
Ein umfangreiches Nachwort trennt Fiktion von Realität. Es wird durch Zeichnungen aus Dürer Skizzenbuch ergänzt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Roadmovie im Mittelalter

Der gläserne Dolch
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„...Da ist nur noch die Stille, diese unglaubliche Stille. Kein Mensch, kein Vieh, selbst die Schwalben am Himmel ohne Schrei. [...] Ein kleiner versprengter Haufen hatte Blumenstein niedergemacht. Alles ...

„...Da ist nur noch die Stille, diese unglaubliche Stille. Kein Mensch, kein Vieh, selbst die Schwalben am Himmel ohne Schrei. [...] Ein kleiner versprengter Haufen hatte Blumenstein niedergemacht. Alles war tot. Alles und alle...“

Mit diesen Worten beginnt ein spannender historischer Roman. Wir befinden uns im Dreißigjährigen Krieg. Nur einer hat das Gemetzel im Dorf überlebt: der Ziegenhirte Jost Bicker.
Ziegen gibt es auch nicht mehr. Jost will weg. Also macht er sich auf den Weg ins Ungewisse.
Der Autor lässt mich Josts Leben bis zu seinem Ende begleiten. Er führt mich durch durch fast ganz Europa, bis Jost wieder in seine Heimat zurückkehrt. Doch was ihn ein Leben lang nicht loslassen wird, sind die Ereignisse kurz nach seinem Aufbruch.
Der Schriftstil des Buches hat mich begeistert. Er ist abwechslungsreich und passt sich gekonnt den Gegebenheiten an. Gleichzeitig gibt es viele Stellen, die kurz, prägnant, mit treffenden Worten ein besondere Situation schildern. Dazu gehört übrigens auch das Eingangszitat.
Auf seinem Weg trifft Jost Stina. Als sich der Söldner Rik van Straten an ihr vergehen will, schlägt Jost ihn nieder. Bis zu seinem Tod zeigt sich ihm der Söldner in seinen Alpträumen.
Außerdem begegnet Jost zwei Männern, die nach Mineralien suchen. Mit ihnen reisen er und die als Junge verkleidet Stina nach Venedig.
Jost, der bisher nur sein Dorf kennt, lernt die Welt und ihre Gefahren kennen. Eine Alpenüberquerung ist kein Kinderspiel. Außerdem muss immer wieder mit Wegelagerern gerechnet werden. Der Autor malt ein spannendes Bild dieser Reise. Verletzungen und Krankheit sind an der Tagesordnung.

„...Der kalte Arm des Todes trifft sein Herz, lässt sein Blut gefrieren, hält ihn einen Augenblick über der schwarzen Tiefe und Jost schwinden wieder die Sinne...“

Das Zitat ist ein Beispiel dafür, wie gekonnt der Autor mit Worten spielen kann und wie geschickt er Metapher einsetzt.
Über Innsbruck und Bozen wird endlich Venedig erreicht. Die Geschichte der Stadt wird thematisiert. Ich darf Jost bei einer Führung durch Venedig begleiten und einen Blick auf den historischen Karneval werfen.
Seine Reisebegleiter bringen Jost auf der Glasmacherinsel Murano unter. Das bedeutet auch die Trennung von Stina. In den nächsten Jahren erlebt er dort ein Auf und Ab. Dann aber wechselt der Besitzer der Glashütte. Jost entscheidet sich, nach Paris zu gehen. Das Vorhaben ist lebensgefährlich. Auf den Verrat des Glasgeheimnisses und die Flucht von der Insel steht der Tod. Deshalb wird auch Paris nur eine kurze Episode. Es geht weiter gen Norden und zurück in die Heimat.
Es sind viele kleine Episoden, die dem Buch etwas Besonders geben.

„...Und es heißt wirklich Fußball?“ hakt Sabato nach. „Ein Turnier mit verschiedenen Mannschaften dauert oft bis zum Einbruch der Dunkelheit. […] Der Ball ist aus weißem Leder und mit Luft gefüllt. Ich denke mal, das Spiel wird sich nicht durchsetzen.“...“

Das Buch ist wie ein farbige Gemälde der Zeitverhältnisse im und nach dem Dreißigjährigen Krieg. Den Zerstörungen in Mitteleuropa stehen der Reichtum Venedigs und der Beginn des Absolutismus in Frankreich gegenüber.
Ergänzt wird die Geschichte durch einen Auszug aus Georgius Agricolas Buch über die Glasherstellung.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Ein wichtiges Buch

Die verratene Generation
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„...Wie erklärt man den Kindern und Enkeln, was in einem totalitären Terrorregime für den Einzelnen möglich ist? Können sie sich bei all den Freiheiten, die für sie heute selbstverständlich sind, überhaupt ...

„...Wie erklärt man den Kindern und Enkeln, was in einem totalitären Terrorregime für den Einzelnen möglich ist? Können sie sich bei all den Freiheiten, die für sie heute selbstverständlich sind, überhaupt vorstellen, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben?...“

Das sind nur zwei der Fragen, die der Autor im Vorwort seines Buches formuliert. In diesem Buch gibt er Frauen eine Stimme, Frauen, die Vertreibung und Gewalt erfahren, Frauen, die im Bombenhagel um die Kinder gebangt haben. Es bleibt nur noch eine kurze Zeitspanne, Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen. Dieses Mal hat der Autor Frauen aufgesucht, um sie zum Sprechen zu bewegen.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Am Anfang analysiert der Autor, was der Krieg für die Frauen bedeutet hat. Dabei geht es auch um Fragen der Schuld und um die heutige Sicht auf das Geschehene. Dann folgt ein zweiter Teil zum Thema Vertreibung. Der dritte Teil wendet sich dem Bombenkrieg zu.
Auch der zweite Abschnitt beginnt mit einem Überblick über die damaligen politischen Entscheidungen und die konkreten Folgen. Dann folgen fünf Erlebnisberichte. Gisela, die zu Kriegsbeginn 14 Jahre war, erzählt zum Beispiel:

„...Aber nach Stutthof sind Juden aus anderen Gebieten deportiert wurden, mit Zügen, klammheimlich und nachts an der Stadt vorbei. Das haben wir nach dem Krieg erfahren. Geahnt hat das niemand. Auch dass dort eine Menge katholischer Priester ermordet worden sind, bekamen wir erst später mit...“

Die Erlebnisberichte werden vom Autor durch Faktenwissen ergänzt.
1944 wird Gisela zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. In letzter Minute plant die Führerin die Flucht.

„...Dirschau diente als Eisenbahnknotenpunkt. Dort wurden wir in einen Güterzug gesteckt, mit den wir drei Tage unterwegs waren. Der Zug hielt an verschiedenen Ortschaften, wo wir notdürftig mit Wasser, Suppe und Brot versorgt wurden. Die Kälte blieb unerträglich...“

In allen Berichten wird eines deutlich: Die Flucht geschah etappenweise. Glaubte man sich sicher, kam die Armee näher und es hieß, sich wieder auf den Weg zu machen. Hinzu kam, dass weder die Geflüchteten noch die Vertriebenen in der neuen Heimat willkommen waren.
Der dritte Teil befasst sich mit dem Bombenkrieg. Hier zitiert der Autor den Philosophen Anthony Clifford Grayling:

„...War das Flächenbombardement notwendig? Nein. War es verhältnismäßig? Nein...“

Den theoretischen Ausführungen folgen wiederum sieben Erlebnisberichte. Für uns Nachgeborene ist es unvorstellbar, Nacht für Nacht in einen Bunker fliehen zu müssen, ohne zu wissen, ob man ihn lebend verlässt. Der Bericht von Marianne aus Dresden klingt so:

„...Wir saßen übermüdet im Keller, hatten wie immer Brot und Wasser dabei und freuten uns darauf, gleich wieder hoch ins Bett zu dürfen. Aber dann krachte und donnerte es so fürchterlich, dass der Putz von den Wänden fiel und die Decke bebte. […] Wir dachten, dass wir nicht mehr rauskommen...“

Manchmal entscheiden nur wenige Meter über Tod oder Leben.
Ein Nachwort und ein Register ergänzen das Buch.
Das Buch hat mich tief beeindruckt. Es ist mit Sicherheit keine leichte Lektüre, denn es lässt einen auch mit der Frage zurück, wie der eigene Blick auf die Vergangenheit der Familie ist. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden:

„...Was ist unsere Erinnerungskultur wert, wenn wir gar nicht mehr den Versuch wagen, die Vergangenheit zu verstehen?...“

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