Die Tentakel des Krieges erreichen uns heute noch – wunderbarer Lesestoff
Tania Lewalder hat in ihrem Leben schon viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Als 6jähriges Kind verliert sie ihre Mutter und ist auf der Flucht aus Polen mit ihrer Oma Luise. Die mag Tania aber nicht. ...
Tania Lewalder hat in ihrem Leben schon viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Als 6jähriges Kind verliert sie ihre Mutter und ist auf der Flucht aus Polen mit ihrer Oma Luise. Die mag Tania aber nicht. In Polen sind schlimme Dinge passiert über die Tania bis heute nicht reden kann. Doch dann taucht eines Abends ihr polnischer Jugendfreund Matteusz vor ihrem Häuschen auf. Obwohl sieben Jahrzehnte zwischen ihrem letzten Kontakt liegen, erkennt sie ihn sofort wieder. Matteusz klopft aber nicht bei ihr, er wirft nur den letzten Brief ihrer leiblichen Mutter in ihren Briefkasten. Am Folgetag findet man ihn – tot, ermordet. Kenza Klausen und ihr Team beginnen mit der Ermittlung zu seinem Mord. Da Kenza neu im Team ist und dann gleich noch die Ermittlungen leitet, fühlt sich der alteingesessene Kollege Bert Janßen übergangen. In seinen Augen steht ihm diese Position zu. Ärger ist hier vorprogrammiert. Das wird von der Autorin auch sehr lebendig geschildert und hat mir sehr gut gefallen. Kenza ist der Meinung, dass der Mord mit der Vergangenheit von Tanias Familie zusammenhängt, da auch ein Tagebuch von Tanias Mutter auftaucht. Auftaucht ist zu viel gesagt, denn mit dem Mord an Matteusz verschwindet auch das Tagebuch wieder.
Beim Lesen wechseln sich Rückschau auf das Leben kurz vor Kriegsende und der chaotischen Flucht Richtung Westen mit den Einblicken in die polizeilichen Ermittlungen ab. Dieser ständige Wechsel ist der Autorin sehr gut gelungen, so dass ich diesen nie als Bruch beim Lesen empfunden habe. Im Gegenteil. Gegen Ende eines Kapitels blieb immer etwas Spannendes offen und hat mich zum Weiterlesen animiert. Alles in allem fand ich das Buch sehr spannend und war stark berührt welch grausame Dinge die 6jährige Tania erleben musste. Wie grausam, ja hartherzig, ihre Oma Luise ihr gegenüber war und die Stiefmutter ihr auch keine Wertschätzung oder gar Liebe entgegengebracht hat.. Wie Tania aus ihrem gewohnten Leben gerissen wurde und selbst ihre Mutter nicht mehr zum Trösten hatte. So kann ich im Nachhinein verstehen, warum Tania bisher über diese Erlebnisse nicht sprechen wollte, ja sie für sich selbst verdrängt hat.
Ich bin von dem Buch begeistert und gebe daher 5 Lese-Sterne und eine 100%ige Lese-Empfehlung.