Cover-Bild Elmet
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 09.11.2020
  • ISBN: 9783442770434
Fiona Mozley

Elmet

Roman
Thomas Gunkel (Übersetzer)

Eine schmerzhaft schöne Familiengeschichte – preisgekrönt, bejubelt, berührend.

John Smythe ist mit seinen Kindern Cathy und Daniel aufs Land gezogen, nach Yorkshire, in die Wälder von Elmet. Dort hegen die drei den Traum von einem anderen, friedvollen Leben. Sie wohnen in einem Häuschen, das sie eigenhändig erbaut haben, mitten in der Natur, nicht weit von der Eisenbahnlinie Edinburgh-London entfernt. Nur manchmal muss der Vater fort zu illegalen Faustkämpfen. In diesen Zeiten, in denen es immer weniger Arbeit gibt im Norden Englands, der einzige Weg, um die Familie über Wasser zu halten. Doch dann steht eines Tages ein Mann vor der Tür, der behauptet, dass alles ihm gehört - der Wald, der Grund und Boden, das Häuschen, in dem sie leben. Ihn kümmert der Wald eigentlich nicht, er bewirtschaftet ihn nicht. Aber er pocht auf sein Recht.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2022

Elmet

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"Elmet" ist ein Buch von kräftigem Sog, wie ich ihn nicht erwartet hätte. Friedlich beginnt die Geschichte von John, der mit seinen Kindern im Wald lebt. Drei Menschen als eine Einheit, die durch Hilfsbereitschaft ...

"Elmet" ist ein Buch von kräftigem Sog, wie ich ihn nicht erwartet hätte. Friedlich beginnt die Geschichte von John, der mit seinen Kindern im Wald lebt. Drei Menschen als eine Einheit, die durch Hilfsbereitschaft einen Freundeskreis aufgebaut hat, aber nicht auf öffentliche Institutionen, wie Schule oder ähnliches, angewiesen ist. Alles, was die Kinder Daniel und Cathy wissen müssen, lernen sie von ihrem Daddy, von der Natur, davon das Leben zu leben. Eine beneidenswerte Einheit.

Cathy und Daniel wirken geerdet. Trotz des Verlustes der Mutter und der immer wieder mal vorkommenden Abwesenheit des Vaters. Ein Streuner, der mal hier mal da Jobs annimmt, in denen er vor allem seine Muskelkraft benötigt. Cathy und Daniel sind zielstrebig, ehrlich, robust. Die Zuneigung ihres Vaters ist uneingeschränkt, sie haben eine gute Kindheit, vermissen nichts. Doch das macht sie zu Außenseitern und weckt Neid und Jagdlust bei den anderen. Es passt nicht ins Weltbild mit wenig zufrieden zu sein. Keinen Trieb nach materiellem oder Anerkennung zu spüren. Empathie und Schläue werden ihnen aberkannt und das, obwohl die sich nicht durch Besitz, sondern durch eine gute Verbindung zu sich selbst und ein friedvolles Miteinander ausbilden.

Es wird schlimm enden. Das ist von Anfang an untergründig zu spüren. Diese Dunkelheit nimmt mehr und mehr Besitz von der Geschichte, meinen Gedanken, meinem Empfinden. Ich spüre ein Unbehagen vor dem, was auf mich zukommt. Es sind die machtgierigen Männer, die Schäden anrichten, und genau so einen gibt es auch in "Elmet". Sein Auftreten ist unangenehm, bedrückend. Es geht eine nicht greifbare Bedrohung von ihm aus, obwohl John Smythe derjenige ist, der die bedrohlich aussehenden Muskeln hat. Doch Gerechtigkeit ist ein Fremdwort für jene, die getrieben sind von Macht und Größenwahnsinn.

Fiona Mozley ist ein beeindruckendes Debüt gelungen, das rau und bedrückend daherkommt, aber einen Hauch von Freiheit und ein Gefühl von Verbundenheit hinterlässt. Wie sehr kann die Gier, die Abhängigkeit von Materiellem, die Menschlichkeit vernichten? Wie sehr erdet und verbindet uns das Leben in der Natur? Gedanken, die bleiben, nach einem Roman, der leise beginnt und mit voller Wucht zuschlägt. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung für dieses bestechende Debüt.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Elmet, eine gesellschaftliche Utopie

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Die Themen alternative Lebensentwürfe jenseits der Mainstream-Gesellschaft, "zurück zur Natur", Ökologie, Selbstversorger und Aussteigen sind in der aktuellen Belletristik gerade sehr en vogue. Auch hier ...

Die Themen alternative Lebensentwürfe jenseits der Mainstream-Gesellschaft, "zurück zur Natur", Ökologie, Selbstversorger und Aussteigen sind in der aktuellen Belletristik gerade sehr en vogue. Auch hier kommt es aber auch wieder auf das "Wie" an, denn ob eine Geschichte den Leser berührt, kann nicht allein durch eine den Zeitgeist erfüllende Thematik erreicht werden. Es muss einfach das Gesamtpaket stimmen, denn was nützt die beste und brisanteste Thematik wenn Erzählweise, Plot und Figurenzeichnung nicht stimmen?

In Fiona Mozleys "Elmet" stimmt alles. Nicht umsonst wurde der Roman 2017 für den "Booker Prize" nominiert. Archaisch und fesselnd erzählt die Buchhändlerin Mozley ihre Geschichte. In dieser geht es um Moral, Recht und die Sehnsucht nach einem Idyll. John Smythe verlässt seine Dorfgemeinschaft und zieht mit seinen jugendlichen Kindern Cathy Oliver und Daniel Oliver nach Elmet, ein Landstrich in Yorkshire, der früher einmal ein britannisches Königreich war. Hier hausen die drei total abgeschieden in einem Wäldchen und dort in einer aus Lehm und Haselzweigen selbst gebauten Hütte in der Nähe der Eisenbahnlinie London-Edinburgh. Der Vater verdient sein Geld mit Faustkämpfen, gegessen wird vor allem selbst erlegtes Wild, Eier der eigenen Hühner und selbst angebautes Gemüse. Bildung erhalten die Kinder durch Vivien, eine Freundin der abwesenden Mutter, deren Schicksal zunächst im Dunkeln bleibt. Das utopistische Projekt vom Selbstversorger-Leben in der Natur wird jäh gefährdet durch das Auftauchen des Großgrundbesitzers Mr. Price. Obwohl er mit dem Land, auf dem das Häuschen der Familie Oliver/Symthe steht, nichts anfangen will, beansprucht er selbiges für sich. Es beginnt ein zunächst kalter Krieg, bei dem es nur Verlierer geben kann.

Ganz langsam entfaltet sich die Tragik dieses Romans. Leise und eindringlich entwickelt sich der Spannungsbogen. Dem Leser schwant bereits am Anfang Böses, denn direkt im ersten Kapitel wird angedeutet, dass das "Projekt" Elmet gescheitert ist. Hier spricht die Stimme des Erzählers Daniel im Präsens, kursiv gesetzt. Solche erzählerischen Intermezzi bzw Stimmen aus der Gegenwart des Erzählers gibt es zwischendurch dann noch öfters. Sie durchbrechen die in Rückblenden erzählte Handlung. Was ist vorgefallen, fragt sich der Leser, wie konnte diese Familie mit ihrem alternativen Dasein so krachend scheitern? Warum ist der Traum vom Einsiedlerleben im Wald geplatzt? "Elmet" ist ein durch und durch sozialkritischer Roman über "Haben und Sein", der den Kapitalismus und seine oftmals menschenverachtenden Prinzipien in Frage stellt. Der ominöse Mr. Smith steht für den Kapitalismus in Reinkultur, also für das "Haben" als Eigenwert, während die Familie Oliver/Smythe einfach nur "sein" möchte und zwar auf dem Land, das sie sich zum Leben auserkoren hat.

Es ist eine trostlose, sehr traurige und brutale Geschichte, die Fiona Mozley sich ausgedacht hat - "bleak" wie man im Englischen sagen würde. Sehr atmosphärisch ist dieser Roman, beklemmend und doch von ausnehmend schöner Sprache, die niemals überfrachtet oder gekünstelt daherkommt. Ein kleines Juwel der Erzählkunst und noch dazu ein Debütroman!



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Veröffentlicht am 06.03.2021

anders und interessant

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ein komplett anderes und besonders buch mit erstaunlicher geschichte und hervorstehenden charakteren.

der schreibstil des buches war ein wenig gewöhnungs bedürftig für mich da die seltsamen vergleiche ...

ein komplett anderes und besonders buch mit erstaunlicher geschichte und hervorstehenden charakteren.

der schreibstil des buches war ein wenig gewöhnungs bedürftig für mich da die seltsamen vergleiche und wortwahlen teilweise ein wenig zu überraschend kamen und mich erstmal stoppen ließen.
sent schon einige seiten in das buch gelesen, gewöhnt man sich schnell an den stil.

genauso anders und vielleicht sogar eln wenig seltsam wie der schreibstil ist die eingekrachte geschichte des buches auch.

nicht nur ist die familie ein wenig anders sondern auch der schauplatz und alle leute die dort wohnen sind nicht die typischen charakter die man gewöhnt ist.

was nichts negatives ist, da es doch etwas rötender vorkommt etwas komplett anderes zu lesen das einem an nichts erinnert was man schon kennt.

das buch springt zwischen der entfernteren vergangenheit die auf einen bestimmten moment zuläuft und den ein paar tagen direkt nach dem großen höhepunkt des buches.

wir folgen einem jungen, seiner schwester und ihrem vater und ihrem anderen lebensstil, viel im einklang der natur und sehr weit ab von der „echten“
welt und wie dort dinge funktionieren.
so könnte man sagen das dieses buch zeigt wie es „zu guten alten zeiten“ war als man nicht hilfe gegen güter austauschen konnte anstatt mit geld zu zahlen. allerdings zeigt das noch sehr deutlich die fehler dieser lebensart und wie schwer es sein kann wo es immer reiche gibt die mit allem durch kommen und besonders in einer gegend wo geld mehr als selten ist.

das buch schreckt nicht vor graphischen Beschreibungen zurück, besonders der blutigeren natur also für jeden der so etwas nicht lesen kann sollte entweder ein anderes buch wählen oder bereit sein einige stellen zu überspringen.

was mir sehr gut gefallen hat in dem buch ist das der junge dessen sicht wir folgen, keineswegs so ist wie sein vater der boxt und nicht davor zurück schreckt seine einschüchternde körpergröße zu benutzen um etwas zu erreichen.
solch ein vater, würde man meinen und wie man es typisch kennt, will einen ähnlichen sohn.
stattdessen haben wir einen jungen der lieber vor dem kamin sitzt und liest oder kocht, und dem vater stört es überhaupt nicht. er unterstützt seinen sohn sogar soweit er es kann und stellt sicher das seine beiden kinder seinen sollen wer sie sind.

das war wunderbar zu sehen! und passiert leider zu seltsam, das die stereotypischen charakteristen zerschlagen werden und eine geschichte sich mehr auf den rest konzentriert als darauf das die tochter „lieblich-weiblich“ ist und der sohn „matschig-mann“.

hat zwar im großen und ganzen weniger mit dem eigentlich plot der geschichte zu tun war aber hervorstechende momente.


das was mir nicht so gut gefallen hat obwohl ich verstehe was die autorin gemacht hat, ist das ende.

es ist ein wenig zu offen für meinen geschmack.

obwohl der leser eigentlich weiß was los ist, bleibt doch die frage ob es wirklich so geschehen ist oder nicht.
und was passiert nun mit dem jungen?

das war mir ein wenig zu offen gelassen. aber vielleicht eher ein persönlicher vorzug als ein negativ für das buch.


im ganzen?

super zu empfehlen für jeden der interesse hat!

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Starkes Debüt

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Elmet... kleines Landstrich in den Wäldern von Yorkshires. Hier wohnt John Smythe mit seiner Tochter und mit seinem Sohn in einer Holzhütte, welche sie eigenhändig gebaut hatten. Mitten in der Natur, nicht ...

Elmet... kleines Landstrich in den Wäldern von Yorkshires. Hier wohnt John Smythe mit seiner Tochter und mit seinem Sohn in einer Holzhütte, welche sie eigenhändig gebaut hatten. Mitten in der Natur, nicht weit von der Eisenbahnlinie Edinburgh-London, jagen und sammeln die drei was der Natur hergibt und genießen Lebensabende mit selbstgebrautem Apfelwein. Nur manchmal muss John bei illegalen Faustkämpfe mitmachen, um die kleine Familie über Wasser zu halten. Nach paar Monaten friedvollen Leben in der Natur, steht eines Tages plötzlich ein Mann vor deren Tür und behauptet, dass alles, der Grund und Boden, der Wald und das Häuschen ihm gehört. Obwohl er den Wald nicht bewirtschaftet, nicht mal dafür interessiert, pocht er auf sein Recht...

Die Geschichte fängt mit drei Seiten an. Drei berührende, düstere Seiten, in dem ein Junge, völlig durchgebranntes Waldboden seiner Schwester sucht. Mit diesen Seiten, leise aber sehr eindringlich hat mich die bei London geborene Autorin in eine Familiengeschichte mitgenommen. Ein Familiendrama, welche sehr bildhaft geschrieben ist. Ich hatte der Duft von Kiefer in der Nase und die Farbe von Feuer vor meine Augen. Obwohl ich die ein oder andere Geschehnisse und die Taten von den Figuren nicht nachvollziehen konnte, waren die Charaktere für mich sehr interessant.

„Elmet“ ist eine trostlose, traurige und brutale Familiengeschichte, welche mit großartiger Sprache sehr atmosphärisch erzählt wird.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Nature Writing in der dunkelsten Form

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Elmet, ein ehemals unabhängiges, keltisches Königreich des frühen Mittelalters im alten Norden Britanniens, bildet den geografischen Hintergrund für diesen Roman. Dort, in den Wäldern Yorkshires. Hier ...

Elmet, ein ehemals unabhängiges, keltisches Königreich des frühen Mittelalters im alten Norden Britanniens, bildet den geografischen Hintergrund für diesen Roman. Dort, in den Wäldern Yorkshires. Hier hat sich John mit seinen Kindern Cathy und Danny niedergelassen. Die Mutter ist weg, warum und wohin erfährt man nicht. Sie leben in einer selbstgebauten Hütte, ernähren sich von dem, was die Natur hergibt. Der Vater, ehemals ein erfolgreicher Bare Knuckle Fighter, ein Schläger, früher auch Geldeintreiber für den Großgrundbesitzer Price, hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Die Kinder, aufgewachsen bei der inzwischen verstorbenen Großmutter, fühlen sich sicher in seiner Gegenwart, vertrauen auf ihn und vermissen nichts: „Er wollte uns gegen das Dunkle auf der Welt stärken. Je mehr wir wussten, desto besser würden wir vorbereitet sein.“Und dennoch dringt diese Welt in ihr Leben ein. Vertreten durch Price, der seine Ansprüche auf das Land geltend macht und sie vertreiben will. Ein Vorwand, denn eigentlich geht es ihm um John, den er wieder in seine Geschäfte einbinden will. Ein letzter Faustkampf soll alles entscheiden.

Der Roman (Shortlist Booker Prize 2017) ist mehr als eine Zurück-zur-Natur Story, es ist auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über das Ankommen in einer Welt, die nichts mit dem Idyll gemein hat, das John für seine Kinder erschaffen möchte. Aus der Perspektive des vierzehnjährigen Danny erzählt „Elmet“ von miesen Lebensumständen in einem vergessenen Landstrich, von Gewalt und toxischer Männlichkeit. Von dem vergeblichen Versuch des Vaters , diesem Leben nochmal eine Wendung zu geben.

"Elmet" ist Nature Writing in der dunkelsten Form. Die Schilderungen des täglichen Lebens in den Wäldern bestechen durch ihre atmosphärischen Beschreibungen, die Sprache ist außergewöhnlich beeindruckend, oft lyrisch in den Bildern. Aber, und das ist die Schwäche dieses Romans, nicht so, wie man es von einem Vierzehnjährigen mit rudimentärer Bildung erwarten würde.