Die letzten Monate vor Kriegsende
Das Duo Johannes Sachslehner und Robert Bouchal begeben sich zum wiederholten Male auf eine Spurensuche durch Wien: Diesmal steht der Anfang vom Ende des „Angriffs auf Wien“ in ihrem Fokus.
Beginnend ...
Das Duo Johannes Sachslehner und Robert Bouchal begeben sich zum wiederholten Male auf eine Spurensuche durch Wien: Diesmal steht der Anfang vom Ende des „Angriffs auf Wien“ in ihrem Fokus.
Beginnend mit September 1944 verstärken die USAAF ihre Angriffe auf den „Reichsgau Wien“. Gleichzeitig dringt die Rote Arme von Osten und Südosten in Richtung der ehemaligen österreichischen Grenze vor. Als Wien Anfang April 1945 von Hitler zum Verteidigungsbereich erklärt wird, das „bis zum letzten Mann gehalten werden müsse“, sterben noch tausende Menschen. Regimegegner, Deserteure, Verwundete sowie Frauen und Kinder, die als Zivilisten als Faustpfand des NS-Regimes herhalten müssen.
In sechs großen Kapiteln, die mit bisher noch unveröffentlichten Fotos und Augenzeugenberichten hinterlegt sind, schildern die Autoren die letzten Monate der NS-Herrschaft über Österreich und Wien:
Die STAVKA plant die Offensive
Wenn schon alles erst vorüber wäre!
Die Front rückt näher
Die Schlacht um Wien
Letzte Kämpfe und letzte Verbrechen
Austria Karascho!
Meine Meinung:
Den Autoren ist ein guter Mix aus Dokumentation, Augenzeugenberichten, damaliger und aktueller Fotos gelungen. Sachslehner und Bouchal begeben sich seit vielen Jahren auf Spurensuche nach den letzten Resten des Zweiten Weltkriegs. Dafür steigen sie in verlassene Bunkersysteme ein und sind immer wieder vor Ort, wenn Kriegsrelikte gefunden werden. So gibt es Fotos und einen Bericht über die „Ausgrabungen“ auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern, das seit einigen Jahren Stadtentwicklungsgebiet ist und auf dem zahlreiche Wohnbauten errichtet werden (S. 140).
Ein Foto, das mich persönlich berührt ist jenes aus der zerbombten Staatsoper, das den Blick auf die Albertina freigibt, in deren Keller meine Großmutter und Mutter verschüttet waren. Denn, so wie viele andere Menschen, haben sie in der Innenstadt Schutz gesucht, da man es nicht für möglich gehalten hat, dass die Alliierten, die an Kulturgütern reiche Hauptstadt bombardieren werden. Eigentlich ein völliger Trugschluss, wenn man an die „Operation Gomorrha“ (Hamburg 1943) und den Angriff auf Dresden vom Februar 1945 denkt.
In diesem Buch wird auch Bezug auf den zivilen und militärischen Widerstand genommen. So wird auf das Scheitern der „Operation Radetzky“ des Major Carl Szokoll, durch Verrat und die Hinrichtung dreier Mitverschwörer, Karl Biedermann, Alfred Huth und Rudolf Raschke eingegangen.
Wie die meisten Bücher über den Zweiten Weltkrieg ist es aus männlicher Sicht geschrieben. Frauen kommen nur mit wenigen Ausnahmen zu Wort (S.22, S.135, S. 185). Für Interessierte findet sich im Anhang ein ausführliches Literatur- und Quellenverzeichnis.
Fazit:
Ein guter Überblick über die Ereignisse zum Kriegsende 1945 in Groß-Wien, dem ich 5 Sterne gebe.