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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2020

Hat mich gut unterhalten

Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten
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Michaela Grünig, die ich bisher als Co-Autorin von Marc Giradellis Krimis, die im Ski-Weltcup spielen, kenne, hat hier eine spannende Familien-Saga geschrieben.

Sie entführt ihre Leser in das Hotel Palais ...

Michaela Grünig, die ich bisher als Co-Autorin von Marc Giradellis Krimis, die im Ski-Weltcup spielen, kenne, hat hier eine spannende Familien-Saga geschrieben.

Sie entführt ihre Leser in das Hotel Palais Heiligendamm in Doberan an der Ostsee. Mit diesem Hotel hat sich das Berliner Ehepaar Kuhlmann einen lang gehegten Wunschtraum erfüllt. Allerdings gibt jede Menge Arbeit und Konventionen zu beachten. So muss der einzige Sohn Paul, der ein begnadeter Pianist ist, das Hotelfach erlernen, obwohl ihn das so gar nicht interessiert. Die drei Töchter werden auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter getrimmt, ohne Rücksicht auf persönliche Wünsche. Das trifft besonder die mittlere Tochter Elisabeth, die ein Händchen für Zahlen und das Interesse für das Hotel hat.

Neben der Welt der Schönen und Reichen sowie der adeligen Müßiggänger lernen wir den harten Alltag der Hotelangestellten kennen.

Es kommt, wie es kommen muss, die Bank stellt die Kredite fällig und das Hotel läuft in Gefahr, vom missgünstigen Konkurrenten aufgekauft zu werden. Elisabeth fasst sich ein Herz und rettet durch einen gewagten Einsatz das Hotel. Doch das wird nicht die letzte Gefahr sein, denn der Erste Weltkrieg steht vor der Tür ...

Meine Meinung:

Michaela Grünig ist es sehr gut gelungen, die Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs einzufangen. Neben Elisabeth Kuhlmann gibt es noch eine zweite weibliche Hauptperson, die eine große Entwicklung durchmacht: das Stubenmädchen Minna.
Der historische Hintergrund ist sehr detailliert dargestellt und zeugt von akribischer Recherche.
Sehr gut herausgearbeitet sind die Konventionen, die Standesunterschiede und Anstandsregeln, denen vor allem die Töchter dieser Familien unterworfen sind. Einen Seitenblick dürfen wir auch auf die strafrechtliche Verfolgung von Homosexuellen werfen. Auch der stark aufkommende Antisemitismus spielt eine große Rolle.

Der fesselnde Schreibstil und die Epoche im Aufbruch lassen einen hurtig durch die Seiten fliegen.

Fazit:

Ein toller Beginn einer Familien-Saga, auf deren nächsten Teil ich mich freue. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.12.2020

Macht Lust auf Weihnachten

Mein Weihnachten
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»Der Duft von Weihnachten, der kann vieles sein. Für manche riecht der Advent nach Schnee, für manche nach Schokolade, nach Orangen oder Bratäpfeln. In jedem Fall aber löst er ein wohlig warmes Gefühl ...

»Der Duft von Weihnachten, der kann vieles sein. Für manche riecht der Advent nach Schnee, für manche nach Schokolade, nach Orangen oder Bratäpfeln. In jedem Fall aber löst er ein wohlig warmes Gefühl der Erinnerung an die Kindheit aus. Erinnerungen an eine zauberhafte Zeit, voller Wunder und Mysterien, die die Fantasie beflügelte und für die es keine Erklärungen gab.«

Mit dieser Einleitung stimmt Johanna Maier, österreichische Spitzenköchin aus Radstadt (Salzburg) ihre Leser gleich auf das angeblich schönste Fest des Jahres ein.

Abseits vom Trubel der Jagd nach dem passenden Geschenk für Familie, Verwandte und Freunden, verrät uns die Autorin Tipps und Tricks die Adventzeit stimmungsvoll verbringen zu können. Das ist besonders im von Covid-19 geplagten Jahr 2020 ein Stückchen der Normalität. Wenn weder Christkindlmärkte oder Einkaufstempel besucht werden können, ist die Besinnung auf Tradition im Kleinen ein guter Ansatz.

Johanne Maier gibt Einblick in ihre persönlichen Erinnerungen und Gedanken zu Weihnachten.

Die Rezepte umfassen nicht nur Weihnachtskekse, sondern auch die eine oder andere deftige Speise aus der Region. So sind Kasnocken mit Röstzwiebel und ein geschmorter Reh- oder Rinderbraten typische Gerichte aus dem alpinen Bereich. Hier von der Haubenköchin behutsam verfeinert. Neben den einfachen Krautfleckerln darf natürlich auch Ausgefallenes nicht fehlen. Aus den Rezepten lassen sich mehrgängige Festtagsessen individuell zusammenstellen.

Die vielen Basteltipps lassen den Corona-bedingten „Hausarrest“ leichter ertragen, besonders dann, wenn die ganze Familie in der Stube zusammenkommt und Weihnachtslieder singt.

Das Buch ist im Salzburger Servus-Verlag erschienen und besticht durch seine hochwertige Aufmachung. Stimmungsvolle Winterbilder sowie jene der köstlichen Speisen runden dieses ab.

Fazit:

Ein sehr schöner und stimmungsvoller Begleiter durch den Advent, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 04.12.2020

Schatten der Vergangenheit

Salzburger Requiem
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Der Salzburger Kunsthistoriker Hans Bosch kann sich einen lang gehegten Wunsch erfüllen: Er kauft das Kutscherhaus einer alten Villa, die einst im Besitz von Leopold Max-Trostberg gestanden hat. Das Haus ...

Der Salzburger Kunsthistoriker Hans Bosch kann sich einen lang gehegten Wunsch erfüllen: Er kauft das Kutscherhaus einer alten Villa, die einst im Besitz von Leopold Max-Trostberg gestanden hat. Das Haus steht in Salzburg-Aigen am Fuße des Gaisbergs. Allerdings war diese Villa in der Vergangenheit Schauplatz mehrerer Gewaltverbrechen. So soll die halbwüchsige Tochter des Eigentümers, Steffi, ihren kleinen Bruder und ihre Mutter Caroline ermordet haben. Seitdem soll es in der Villa, die vor dem Verkauf bzw. vor dem Abriss steht, spuken.
Hans Bosch lässt sich von den alten Geschichten vorerst nicht beeindrucken und geht auf Entdeckungsreise in dem verwilderten Garten, in dem sich zwei bislang verschollen geglaubte Barockengel befinden, über die der alte Gärtner Killian einiges zu erzählen weiß.

Und noch eine Person ist eng mit der Villa und ihren Besitzern verbunden: Anna, Boschs Haushälterin. Vor 15 Jahren ist sie im Dienst der Familie Max-Trostberg gestanden als ihre siebenjährigen Zwillinge Marlene und Moritz spurlos verschwunden sind. Hat Steffi auch die beiden auf dem Gewissen?

Meine Meinung:

Salzburg, die Stadt der Berühmtheiten Wolfgang Amadeus Mozart, Christian Doppler oder Max Reinhardt ist mit ihren verwinkelten Gassen der Altstadt und seinen verwunschenen Gärten eine fesselnde Kulisse für einen Krimi. So auch hier.
Man kann förmlich in die gespenstische Atmosphäre eintauchen, die die Villa umgibt.
Hans Bosch, der eigentlich nichts anderes will, als malen, gerät durch den Kauf des Kutscherhauses in den Sog aus Geheimnissen, Vertuschung und Verbrechen.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Durch mehrere Wendungen wird der Leser ein wenig an der Nase herumgeführt. Steffi muss, getreu dem Motto „ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ungeniert“ für alle Verbrechen im Umkreis ihrer Familie verantwortlich gemacht. Dass das größte, das bis heute noch nachwirkt, bereits in der NS-Zeit gegangen wurde, erschließt sich dem Leser erst häppchenweise.

Dieser ungewöhnliche Krimi kommt ganz ohne Ermittler und Polizeiarbeit aus. Hans Bosch schnüffelt in Gegenwart und Vergangenheit der Villa und derer von Max-Trostberg herum, nicht um Verbrecher zu entlarven, sondern eher aus Neugierde, weil er den Dingen auf den Grund gehen will.

Fazit:

Ein ungewöhnlicher Krimi, der die mystische Stimmung der Salzburg gut einfängt und spannend bis zur letzten Seite ist. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.12.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Wildspitz
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Dieser Krimi beschert uns ein Wiedersehen mit einigen Personen, die wir schon aus „Höllgrotten“ kennen. Da ist zum einem Natalie Krieger, die an Epidermolysis bullosa leidet, jene durch einen Gendefekt ...

Dieser Krimi beschert uns ein Wiedersehen mit einigen Personen, die wir schon aus „Höllgrotten“ kennen. Da ist zum einem Natalie Krieger, die an Epidermolysis bullosa leidet, jene durch einen Gendefekt auftretende Krankheit, die ihre Haut so dünn und verletztlich sein lässt wie ein Schmetterlingsflügel, und ihr Vater, der an einem Mittel gegen diese Krankheit forscht. Dann begegnen wir der Kriminalbeamtin Sara Jung, die ein Geheimnis mit sich herumträgt und Tom Engels, der in „Höllgrotten“ eine wichtige Rolle gespielt hat.

Worum geht’s diesmal?

In die Pharmafirma, aus der Harri Krieger ausgeschieden ist, wird eingebrochen, der Laborbereich verwüstet, Versuchstiere entführt und ein Wachmann getötet. Als dann bei Harri Phiolen mit todbringenden Viren gefunden werden, gilt er als Hauptverdächtiger.

Während die Polizei sich mit Harri Krieger beschäftigt, treten die ersten Fälle von Tollwut auf, die in der Schweiz seit Jahren als ausgerottet gilt. Der Zusammenhang mit dem Einbruch in der Pharmafirma ist klar, doch das Motiv nicht.

Erst als Sara Jung ein an Tollwut verendetes Kaninchen zugesendet erhält und ihr Hauskater ebenfalls an der Krankheit stirbt, dämmert es Sara, dass jemand hinter hier Geheimnis gekommen ist.

Natalie, die sich im Darknet bestens auskennt, glaubt nicht an die Schuld ihres Vaters. Unerwartete Hilfe kommt von Rico Minder, einem Freund von Tom und einer der Jenischen, der plötzlich auftaucht und Natalie so nimmt, wie sie ist. Doch Ricos Motive sind nicht ganz uneigennützig, was den ohnehin komplexen Fall eine weitere Facette gibt.

Meine Meinung:

Wie wir es von Monika Mansour gewöhnt sind, bekommen wir es mit einem erstklassigen Krimi zu tun, der sich auch mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzt. Diese sind subtil in die Geschichte eingewoben. Diesmal geht es um Tierversuche im Pharmabereich. Darf man, um Forschung betreiben, das Leid der Tiere in Kauf nehmen? Und darf man, im Namen des Tierschutzes sich am Eigentum anderer vergreifen?

Daneben geht es um Schuld, Sühne und Rache, die auch Unschuldige trifft.

Wie immer ist der Krimi temporeich und entführt die Leser in eine schöne Ecke der Schweiz, nach Zug.
Die Charaktere haben ihre Ecken und Kanten. Hinter mancher schroffen, abweisenden Fassade steckt ein Schicksal, das man seinem ärgsten Feind nicht wünschen würde.

Geschickt manövriert die Autorin ihre Leser durch diesen komplexen Fall. SO legt sie die eine oder andere falsche Fährte, bis es abermals zu einem gefährlichen Showdown kommt.

Die letzten Zeilen am Ende des Krimis lassen vermuten, dass es einen weiteren Krimi mit Sara Jung, Natalie Krieger und Tom Engels geben wird.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, den ich kürzester Zeit gelesen habe. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.11.2020

Die letzten Monate vor Kriegsende

Angriff auf Wien
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Das Duo Johannes Sachslehner und Robert Bouchal begeben sich zum wiederholten Male auf eine Spurensuche durch Wien: Diesmal steht der Anfang vom Ende des „Angriffs auf Wien“ in ihrem Fokus.

Beginnend ...

Das Duo Johannes Sachslehner und Robert Bouchal begeben sich zum wiederholten Male auf eine Spurensuche durch Wien: Diesmal steht der Anfang vom Ende des „Angriffs auf Wien“ in ihrem Fokus.

Beginnend mit September 1944 verstärken die USAAF ihre Angriffe auf den „Reichsgau Wien“. Gleichzeitig dringt die Rote Arme von Osten und Südosten in Richtung der ehemaligen österreichischen Grenze vor. Als Wien Anfang April 1945 von Hitler zum Verteidigungsbereich erklärt wird, das „bis zum letzten Mann gehalten werden müsse“, sterben noch tausende Menschen. Regimegegner, Deserteure, Verwundete sowie Frauen und Kinder, die als Zivilisten als Faustpfand des NS-Regimes herhalten müssen.

In sechs großen Kapiteln, die mit bisher noch unveröffentlichten Fotos und Augenzeugenberichten hinterlegt sind, schildern die Autoren die letzten Monate der NS-Herrschaft über Österreich und Wien:

Die STAVKA plant die Offensive
Wenn schon alles erst vorüber wäre!
Die Front rückt näher
Die Schlacht um Wien
Letzte Kämpfe und letzte Verbrechen
Austria Karascho!

Meine Meinung:

Den Autoren ist ein guter Mix aus Dokumentation, Augenzeugenberichten, damaliger und aktueller Fotos gelungen. Sachslehner und Bouchal begeben sich seit vielen Jahren auf Spurensuche nach den letzten Resten des Zweiten Weltkriegs. Dafür steigen sie in verlassene Bunkersysteme ein und sind immer wieder vor Ort, wenn Kriegsrelikte gefunden werden. So gibt es Fotos und einen Bericht über die „Ausgrabungen“ auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern, das seit einigen Jahren Stadtentwicklungsgebiet ist und auf dem zahlreiche Wohnbauten errichtet werden (S. 140).

Ein Foto, das mich persönlich berührt ist jenes aus der zerbombten Staatsoper, das den Blick auf die Albertina freigibt, in deren Keller meine Großmutter und Mutter verschüttet waren. Denn, so wie viele andere Menschen, haben sie in der Innenstadt Schutz gesucht, da man es nicht für möglich gehalten hat, dass die Alliierten, die an Kulturgütern reiche Hauptstadt bombardieren werden. Eigentlich ein völliger Trugschluss, wenn man an die „Operation Gomorrha“ (Hamburg 1943) und den Angriff auf Dresden vom Februar 1945 denkt.

In diesem Buch wird auch Bezug auf den zivilen und militärischen Widerstand genommen. So wird auf das Scheitern der „Operation Radetzky“ des Major Carl Szokoll, durch Verrat und die Hinrichtung dreier Mitverschwörer, Karl Biedermann, Alfred Huth und Rudolf Raschke eingegangen.

Wie die meisten Bücher über den Zweiten Weltkrieg ist es aus männlicher Sicht geschrieben. Frauen kommen nur mit wenigen Ausnahmen zu Wort (S.22, S.135, S. 185). Für Interessierte findet sich im Anhang ein ausführliches Literatur- und Quellenverzeichnis.

Fazit:

Ein guter Überblick über die Ereignisse zum Kriegsende 1945 in Groß-Wien, dem ich 5 Sterne gebe.