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Veröffentlicht am 23.02.2017

✎ Sabine Ebert - Hebammen-Saga 1 Das Geheimnis der Hebamme

Das Geheimnis der Hebamme
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Vorweg möchte ich schicken, dass ich noch nicht 'Die Wanderhure' gelesen habe und somit auch keinen Vergleich anstelle. (was aber nicht heißt, dass ich die Reihe nicht auch noch lesen mag)

Obwohl ich ...

Vorweg möchte ich schicken, dass ich noch nicht 'Die Wanderhure' gelesen habe und somit auch keinen Vergleich anstelle. (was aber nicht heißt, dass ich die Reihe nicht auch noch lesen mag)

Obwohl ich historische Romane wirklich gerne mal lese, kommen sie in meinen Regalen doch eher selten vor. Das liegt zum einen daran, dass ich in der Stimmung für dieses Genre sein muss. (zumal diese Bücher auch oft Wälzer sind und ich meist Angst vor Ausschweifungen habe) Zum anderen gefällt mir schon zumeist der Klappentext nicht, sodass ich gar nicht überlege, rein zu lesen.

Das Thema, welches hier verarbeitet wird, ist aber ein ganz interessantes. Außerdem hat das Buch eine deutsche Autorin geschrieben, sodass ich hoffte, dass der Lesefluss ein ganz angenehmer sein wird.

Schon sehr schnell hatte die Geschichte mich in ihrem Bann, denn Sabine Ebert beschreibt toll die Umgebung und auch die Menschen, die vorkommen. Dabei muss man aber erwähnen, dass zum Beispiel brutale Szenen auch sehr anschaulich beschrieben werden. Für mich war dies kein Problem - aber für Leser mit schwachen Nerven ist es dann eher nicht so geeignet.

Generell wechselten sich die Gefühle ständig ab: Freude, Bangen, Hoffnung, Verzweiflung,.. Kaum ein Gefühl bleibt verborgen.

Es ist keine schwere Kost, sondern hat einen großen Unterhaltungswert - und das zählte für mich bei diesem Buch. Man kann es gut nebenbei lesen und trotzdem konnte ich mich zu jeder Zeit in die Geschichte fallen lassen. Auch wenn man einige Wendungen voraussehen kann, gibt es doch genug Stellen, die überraschen - und wenn es nur Worte sind, die mir imponierten.

Ich werde Marthes Weg jedenfalls noch weiter verfolgen und bin gespannt, ob mich die nächsten 4 Bände genauso fesseln können. Für Band 1 gibt es von mir jedenfalls eine klare Leseempfehlung!

©2017

Zitate:

"Aber einen Menschen welken zu sehen, weil es zu wenig zu Essen gab,
das machte Marthe jedes Mal traurig und wütend zugleich." (S. 60)

"Die Ritter ziehen in die Schlacht, um Ruhm zu ernten und Beute zu machen,
aber die einfachen Leute trifft es immer am schlimmsten." (S. 216)

"Die Welt duldet keine junge Frau, die eigene Gedanken hat
und sie auch noch äußert, statt zu schweigen, [...]" (S. 238)

"Manchmal müssen von all den ungeweinten Tränen auch ein paar vergossen werden." (S. 343)

"»Zwischen Ehrlosigkeit und Vorsicht gibt es einen großen Unterschied -
wie auch zwischen Mut und Leichtsinn«,[...]" (S. 471)

"»Christian sagt, Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben,
sondern seine Angst zu überwinden«,[...]" (S. 486)

"»Es gibt kein schlimmeres Gesindel als Bewaffnete,
die sich an Kindern und Frauen vergehen«,[...]" (S. 593)

Veröffentlicht am 05.02.2017

✎ Mechtild Borrmann - Trümmerkind

Trümmerkind
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Hinweis: Ich gebe meine Meinung zum Hörbuch wieder.

Endlich, endlich, endlich! Mich hat ein Buch mal wieder so richtig unterhalten können!

Bei Hörbüchern ist es leider oft so, dass sie wirklich gut ...

Hinweis: Ich gebe meine Meinung zum Hörbuch wieder.

Endlich, endlich, endlich! Mich hat ein Buch mal wieder so richtig unterhalten können!

Bei Hörbüchern ist es leider oft so, dass sie wirklich gut sein müssen, damit ich aufmerksam zuhöre und meine Gedanken zwischendurch nicht abschweifen. Dieses hat es geschafft.

Ich bin total vorbehaltlos an diese Lektüre gegangen, denn ich habe es schon oft irgendwo gesehen - auf Blogs, in Communities, auf der Verlagsseite. Meist hatte ich mir dort nur kurz das Fazit angeschaut und wieder weggeklickt - ich wollte mich nicht aus Versehen spoilern.

Außerdem ist mir natürlich das Cover ins Auge gesprungen. Es suggeriert einen historischen Roman. Die warmen Farben im Sepia-Stil, das alte Haus und der Schutthaufen - all das hat einen echten Wiedererkennungswert.

Was ich eher selten tu - normalerweise nur bei Autoren, die ich bereits kenne -, was hier aber geschehen ist: Ich habe mir das Buch blind besorgt. Will heißen, dass ich nicht einmal den Klappentext vorher gelesen hatte und auch das Wort 'Kriminalroman' auf dem Cover ist mir nie aufgefallen. Hinzu kommt, dass ich von Mechtild Borrmann zwar schon öfter etwas gehört hatte, aber noch keins ihrer Werke kenne.

'Trümmerkind' hat mich vom ersten Ton an überzeugen können. Das liegt natürlich zum einen am Schreibstil der Autorin, der klar gezeichnet ist. Aber ich muss hier auch ein ganz klares Lob an die Sprecherin aussprechen, die die Geschichte zu der gemacht hat, die sie ist.

Ich habe mich gefühlt, als würde ich neben den Kindern aufwachsen. Als könnte ich den Staub der Trümmer selbst auf der Zunge fühlen. Ich kann einfach nicht glauben, dass Menschen wahrhaftig so aufwachsen mussten.

Es werden 3 Erzählstränge gewebt, deren Zusammenhang mir lange nicht klar war. Und als dann der Krimiteil einsetzte, mit dem ich ja nicht gerechnet hatte, weil meine Vorinformationen gleich null betrugen, hat mich das Ganze noch mehr gefangen genommen.

Ok, irgendwann wird klar, worauf das Geschehen hinauslaufen wird, aber anfangs habe ich nicht mit einer Faser in diese Richtung gedacht.

Bis zum Schluss habe ich aufmerksam zugehört und kann dieses Werk uneingeschränkt weiterempfehlen. Ich werde mir jedenfalls mehr Bücher der Schriftstellerin besorgen und hoffe, dass sie mich auch mit denen überzeugen kann.

©2017

Veröffentlicht am 05.01.2017

✎ Patricia Schröder - Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt
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Ich habe bereits einige Bücher der Autorin kennenlernen dürfen - und auch noch ein paar auf dem SuB - und bin immer wieder überrascht, wie vielfältig sie schreiben kann. Es gibt in ihrem Repertoire ein ...

Ich habe bereits einige Bücher der Autorin kennenlernen dürfen - und auch noch ein paar auf dem SuB - und bin immer wieder überrascht, wie vielfältig sie schreiben kann. Es gibt in ihrem Repertoire ein paar Reihen, aber auch Einzelbände sind zu finden - was ich persönlich sehr begrüße.

Ganz klar ist hier die Handschrift der Schriftstellerin zu erkennen. Diese zieht sich durch ihre Kinder- sowie Jugendbücher. Es sind Satzkonstruktionen, die immer wiederkehren und die einem das Gefühl geben, zu wissen, wo man sich befindet.

'Philippas verkehrte Welt' ist ein Einzelband, der mir richtig gut gefiel. Sowohl der Hauptcharakter Philippa, als auch ihre (Nicht)Freunde werden toll dargestellt. Natürlich erfährt man von der Hauptdarstellerin einiges mehr, da das Buch aus ihrer Perspektive geschrieben ist - dagegen wirken die Nebencharaktere teilweise ein wenig blass. Aber ich denke, für die Zielgruppe ist dies genau das richtige Maß, sodass sich keine kleine Leserin überfordert fühlt.

Jedes Mädchen wird sich allerdings mit der Geschichte identifizieren können. Sie erzählt vom Streit mit den Eltern, der ersten Liebe, Freundschaft(en), Enttäuschung, Toleranz, Verlust.. und einer großen Entdeckung.

Die Seiten fliegen nur so dahin und durch die große Ankündigung, die leider mehrmals im Verlauf erwähnt wird, bleibt man auch stets am Geschehen dran.

Ist das Ende ein Happy-End? Es kommt drauf an, aus welcher Perspektive man es betrachtet..

Ein tolles Mädchenbuch, welches ich gerne weiterempfehle.

©2017

Veröffentlicht am 31.12.2016

✎ Franz Kafka - Die Verwandlung

Die Verwandlung
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Ich habe mir ja schon länger vorgenommen, immer mal wieder einen Klassiker zu lesen oder zu hören. Es ist einfach für mich persönlich. Manchmal kommt man in eine Runde, die erzählt, dass der und der Klassiker ...

Ich habe mir ja schon länger vorgenommen, immer mal wieder einen Klassiker zu lesen oder zu hören. Es ist einfach für mich persönlich. Manchmal kommt man in eine Runde, die erzählt, dass der und der Klassiker in der Schule gelesen werden musste und dass das mega langweilig war. Ich kann dann oft gar nicht mitreden, weil ich so klassische Klassiker nicht lesen musste. (oder ich habe es verdrängt)

'Die Verwandlung' habe ich oft schon mit kritischen Augen betrachtet, denn ich konnte mir unter dem Titel nie etwas vorstellen. Als ich dann noch sah, dass sie nicht mal 100 Seiten umfasst, war ich noch skeptischer.

Nun muss ich aber ehrlich gestehen, dass mich die Handlung, seitdem ich sie beendet habe, nicht mehr ganz loslässt.

Man wird direkt in die Verwandlung hineingeworfen. Es wird keine große Geschichte vorher erzählt, denn alles, was man wissen muss, wird während des Geschehens erläutert.
Zuerst überlegte ich, was genau der Autor mir mit auf den Weg geben mag. Will er eine Fantasygeschichte schreibe? Will er belehren?
Der Sinn erschließt sich schon sehr schnell während des Hörens - wenn man auf die Zwischentöne hört - und noch mehr einige Zeit danach.

Ich möchte hier keine große Analyse abgeben - das haben die meisten sicher in der Schule schon machen müssen -, aber ich mag an dieser Stelle eine Leseempfehlung aussprechen. Ich bin immer noch erstaunt, wie tiefsinnig und scharfsinnig der Schriftsteller hier vorging, auch wenn es anfangs sehr stupide klingt.

©2016

Veröffentlicht am 29.12.2016

✎ Andrea Fehringer & Thomas Köpf - Die Poesie des Tötens

Die Poesie des Tötens
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"Die Kunst besteht darin, das Objekt am Leben zu erhalten, auch nachdem man ihm sein Gesicht von der Stirn bis zum Kinn abgezogen hat." (S. 5)

Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, mit welcher Art ...

"Die Kunst besteht darin, das Objekt am Leben zu erhalten, auch nachdem man ihm sein Gesicht von der Stirn bis zum Kinn abgezogen hat." (S. 5)

Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, mit welcher Art von Thriller man es hier zu tun hat - mit einer sehr grausamen. Nicht nur die Psyche wird bis zum Anschlag beansprucht, sondern es wird auch ein wenig blutig - wobei sich das in Grenzen hält.

"Max atmete dreimal tief durch. Der Adrenalinspiegel schoss hoch. Seine Sinne standen auf Alarm." (S. 25)

"Max verspürte einen unendlichen Ekel. Ihm graute vor diesem Monster." (S. 110)

Genauso erging es mir die ganze Lektüre lang. Mir kroch immer wieder eine Gänsehaut den Rücken entlang. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ich wollte das Buch nie aus der Hand legen, weil ich all die Zeit mit den Eltern mitbangte und mitlitt.

Der Spannungsbogen wird von Anfang an sehr hoch gespannt. Er zog sich durchs Buch, verlor nie an Dramatik. Wenn ich dachte, ich kann nicht mehr, weil einfach alles so grausam klang, kam wieder eine Wendung, mit der man nicht gerechnet hat.

Der Schreibstil der Autoren war dem Geschehen absolut angepasst. Meist dominieren kurze Sätze, die mir das Gefühl gaben, immer wieder Luft holen zu müssen / können. Manchmal sind aber auch längere dabei, die die Überlegenheit des Psychopathen verdeutlichen.

.. und obwohl ich nicht alles ideal fand - einige Passagen vom Killer und das Ende zum Beispiel -, gehört es doch schon jetzt zu meinen Lieblingsbüchern. Die Idee, die Umsetzung, die Sprache, der Schauplatz.. - einfach alles - hat mich wirklich fasziniert wie selten. Ich hoffe auf mehr Psychothriller von Fehringer & Köpf - aber bitte keine Fortsetzung des vorliegenden.

Ich habe (in letzter Zeit) kaum ein Buch gelesen, welches mich so unter Anspannung hielt. Von mir gibt es daher ganz klar eine Leseempfehlung. Aber Vorsicht: Die "Betriebsanleitung eines Serienkillers" ist nichts für schwache Nerven..

©2016

weitere Zitate:

"»Die Sprache ist eine Prinzessin, keine Dirne.«" (S. 109)

"Die Kunst des Schreibens ist, das richtige Wort zur richtigen Zeit an dien richtigen Platz zu setzen." (S. 193)

"»Ich lebe im Jetzt. Ich kontrolliere das Morgen. Und ich redigiere die Vergangenheit.«" (S. 295)

"Die Betriebsanleitung eines Serienkillers soll nicht vor Nachahmern warnen, im Gegenteil, sie soll Mut machen und zeigen, wozu jeder Einzelne imstande ist. Jeder Mensch kann seine Bedeutung hervorheben. Auch wenn sein Platz auf der Welt vielleicht nicht ganz vorne in der ersten Reihe ist." (S. 322)