Berlin, Berlin - du bist so wundervoll.
BreakawayAls ich damals in der Programmvorschau des Lyx-Verlags festgestellt habe, dass es nun endlich eine New-Adult-Reihe mit deutschem Setting auf den Buchmarkt schafft, wusste ich sofort, dass ich diesen Auftakt-Roman ...
Als ich damals in der Programmvorschau des Lyx-Verlags festgestellt habe, dass es nun endlich eine New-Adult-Reihe mit deutschem Setting auf den Buchmarkt schafft, wusste ich sofort, dass ich diesen Auftakt-Roman unbedingt lesen muss. Dank der Lesejury durfte ich das jetzt sogar schon vor dem eigentlichen Erscheinungstermin tun.
Inhalt:
Die Studentin Lia verlässt Hals über Kopf ihre kleine Hochschule und flüchtet sich nach Berlin. In den Wochen zuvor ist an ihrem alten Campus nämlich die Hölle über sie hereingebrochen, sodass sie jetzt keinen anderen Ausweg mehr sieht, als alles hinter sich zu lassen und sich in der Anonymität der Großstadt zu verlieren.
Währenddessen bricht Noah Seger überstürzt sein Auslandssemester ab, um seinem Bruder beizustehen. Noahs älterer Bruder Elias hat nämlich auf einer Firmenfeier den Sohn eines Geschäftspartners der Familie Seger verprügelt und wurde in Folge dessen von den Eltern aus der Familie verbannt. Bald findet er jedoch heraus, dass Elias seine Hilfe gar nicht will und sich auch vor ihm immer weiter zurückzieht.
In Berlin treffen Noah und Lia aufeinander. Während Lia durch Zufall Anschluss an Noahs Freundeskreis findet, kommen sie sich immer näher. Doch Lias Geheimnisse lasten schwer auf ihr und stehen zunehmend zwischen ihr und Noah, der durch seine angespannte Familiensituation und seine eigenen Geheimnisse ohnehin emotional extrem beansprucht ist.
Meine Meinung:
Zuerst einmal möchte ich dem Lyx-Verlag für die wunderschöne Gestaltung des Buchumschlags gratulieren. Man kann das Buch eigentlich gar nicht aus der Hand legen. Ich liebe die Gestaltung des Covers und die raue Oberfläche. Man möchte es immer wieder anfassen und auch im Regal sticht es positiv hervor.
Egal, ob man den Plot oder die Grundidee von „Breakaway“ mag, muss man die Autorin schon allein dafür feiern, dass sie den Mut hatte, eine New-Adult-Geschichte in den deutschsprachigen Raum zu versetzen. Das war in meinen Augen so lange überfällig und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass „Breakaway“ sehr erfolgreich sein wird, damit solche Schauplätze in Zukunft öfter gewählt werden
Aber auch unabhängig vom Setting hatte „Breakway“ des Potenzial, um einer meiner liebsten New-Adult-Romane zu werden. Die erste Hälfte des Buchs konnte mich absolut fesseln. Noah und Lia waren großartige Protagonisten. Unperfekt und gleichzeitig realitätsnah gezeichnet. Menschen, wie sie jeder aus seinem Freundeskreis kennen könnte. Ich konnte ihre Handlungen nachvollziehen und auch verstehen, warum sie Fehler gemacht haben. Die Liebesgeschichte zwischen ihnen hat sich genau im richtigen Tempo entwickelt und wurde atmosphärisch dicht erzählt. Ich konnte den Sommer in Berlin fühlen und mich an die Orte versetzen, die Noah und Lia gemeinsam gesehen haben. Auch ihre Gefühle und Probleme wurden sehr anschaulich vermittelt. Da waren wirklich ganz wunderbare Szenen dabei. Ich habe mehr als einmal gedacht. „Gibt es das wirklich?“, „Wo kann ich mir das ansehen?“ und „Wann kann ich dorthin fahren?“
Anabelle Stehl hat sich in „Breakway“ außerdem ein äußerst wichtiges Thema gesucht, das in der modernen Frauenliteratur öfter aufgegriffen werden sollte, weil es im Alltag von Frauen auch in unserer heutigen Zeit noch so wahnsinnig präsent ist.
Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, weil die Rezension spoilerfrei bleiben soll. Nur ist es mir wichtig zu sagen, dass man wirklich spüren konnte, welche Gedanken sich die Autorin über Lias Situation und die unmittelbaren Folgen gemacht hat. Das wurde über das ganze Buch hinweg sehr deutlich.
Leider konnte ich meine anfangs wirklich unglaublich große Begeisterung für „Breakway“ nicht uneingeschränkt bis zum Ende durchhalten. Das lag ganz einfach daran, dass es im Plot ein paar Ungereimtheiten gab, die mir nicht ganz schlüssig waren. Manche Dinge wurden für mein persönliches Empfinden nicht ausreichend gut erklärt, sodass mich die Auflösung der Geschichte zumindest teilweise ein bisschen ratlos zurückgelassen hat.
Der Schluss war allerdings sehr bedacht gewählt und hat einen schönen Rahmen für die Erzählung geschaffen. Ein wenig habe ich aber damit gehadert, dass am Ende nicht noch ein bestimmtes Zeichen gesetzt wurde, kann aber auch gleichzeitig verstehen, wieso es nicht dazu gekommen ist. Trotzdem glaube ich, dass es dem Überthema der Geschichte gut getan hätte.
Positiv hervorheben möchte ich zum Schluss auch noch die herzerwärmenden Nebencharaktere in „Breakway“, die sehr individuell und humorvoll gestaltet wurden.
Besonders ist außerdem, dass sich im Zentrum von Anabelle Stehls Buchreihe drei Geschwister befinden, die trotz aller Widrigkeiten im Grunde fest zusammenstehen. Das ist habe ich so noch nicht in einem New-Adult-Buch gelesen und hat mir sehr gefallen.
Fazit:
Jeder, der New-Adult-Fan ist, sollte „Breakway“ in sein Regal stellen. Ganz einfach, weil es sich von anderen Büchern abhebt und das Genre in eine neue Richtung lenkt, während es doch gleichzeitig immer noch unverkennbar New Adult ist. Ich würde es aber auch Lesern empfehlen, die New Adult eher skeptisch gegenüber stehen, eben genau aus diesen oben genannten Gründen.
Mit der ein oder anderen Entwicklung in „Breakway“ war ich nicht glücklich. Besonders weil mir die Geschichte zuvor so sehr gefallen hat. Alles in Allem betrachtet, war das Buch also nicht perfekt und da ist definitiv noch Luft nach oben für die Folgebände. Aber dafür war es so viele andere Dinge, die vielleicht sogar besser sind als perfekt: Es war charmant, es war gefühlvoll, berührend und vor allem war es wichtig.