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Veröffentlicht am 05.12.2020

Der Ringkampf ums Überleben

Deutscher Meister
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Im Boxen steht in Berlin die Meisterschaft an. Trollmann kämpft. Er kämpft im Halbschwergewicht aber nicht nur um den Titel. Er kämpft ums Überleben. Er steht in Berlin auf der Abschussliste.

Faire Kämpfe ...

Im Boxen steht in Berlin die Meisterschaft an. Trollmann kämpft. Er kämpft im Halbschwergewicht aber nicht nur um den Titel. Er kämpft ums Überleben. Er steht in Berlin auf der Abschussliste.

Faire Kämpfe gibt es seit dem Erlass und der Änderung des Rassengesetzes nicht mehr. Trollmann besinnt sich und zeigt als Halbzigeuner, den Nazis was ein linker Haken ist.

Während die Sterne der Boxszene in den USA ihre Freundschaftsreisen antreten, muss er in Berlin in den sauren Apfel beißen. Als die Fronten sich verschärfen und der Hass in Berlin auf der Tagesordnung steht, bleibt Trollmann standhaft. Er boxt fair, und das immer!

Das bringt Neid und Rache in den Ring und ein ums andere Mal endet der Kampf zwar mit einem Sieg, lodert das Feuer des Antisemitismus nur noch mehr an.

Ein Buch über einen Boxer? Was erwartet den Leser? Stephanie Bart schafft es als Erzählerin spielend, in die Boxwelt und in die Vorkriegsjahre in Berlin einzutauchen. Man ringt mit Trollmann, seiner Familie, die stets vor Angst zittert. Der Ausgang scheint klar, Seite um Seite bangt man und jubelt bei jedem Sieg Trollmanns mit.

Trollmann, ein Meister seines Sports, zur falschen Zeit am falschen Ort. Dennoch lässt ihn seine Herkunft nie an sich und an seinen Fähigkeiten zweifeln. Hoffnung bis zum letzten Tag, das gelingt Stephanie Bart mit dieser melancholischen und dramatischen Geschichte eines bewundernswerten Menschen.


Weiterhin kann ich auch das Hörbuch empfehlen. Auch wenn ich dem Berliner Dialekt nicht gerade verfallen bin, ist die Geschichte von Trollmann meisterhaft erzählt und lässt einen schaudern. Sven Philipp gelingt es, die Szenen im Boxring so lautstark zu schildern, dass man Trollmanns Mutter die Hand reichen möchte.

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Mord nach Versen

Killerverse
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Johannes befindet sich auf dem Weg der Besserung. Doch die Suchen nach einem wirklich guten Job führt in Tag täglich ins Leere. Auch hat er sein mieses Trauma noch immer nicht wirklich überwunden. Schon ...

Johannes befindet sich auf dem Weg der Besserung. Doch die Suchen nach einem wirklich guten Job führt in Tag täglich ins Leere. Auch hat er sein mieses Trauma noch immer nicht wirklich überwunden. Schon stolpert er mitten hinein in einen brutalen Mord.

Seine alte Kollegin Jana und sein Konkurrent Densch vom LKA ermitteln in dem aktuellen Mordfall. Dem Opfer wurde auf bestialische Art und Weise die Augen, die Nase und der Mund verklebt.

Alle Spuren führen zunächst ins Leere. Die junge Ermittlerin Henni, frisch im Team hat Angst um ihre Schwester Marlene, die mit dem Opfer befreundet war. Da sie sich von ihren Kollegen keine Hilfe erwartet, bittet sie Johannes heimlich um Hilfe.

Eine Karte am Tatort entpuppt sich als eine Art „To-Do-Liste“ des Killers und führt Johannes und Henni auf dessen Spur und nach Irland.

Ein irischer Kinderreim führt zu einer jungen Reisegruppe, deren das Opfer und Hennis Freundin vor langer Zeit angehörten.

Die privaten Ermittlungen führen Johannes und sein „neues“ Team immer wieder in kleine fiese Sackgassen und die Lösung des Falles bleibt nach wie vor rätselhaft. Der Täter ist ein Meister seines Fachs.


Ben Bauhaus macht aus einem scheinbar harmlosen irischen Kinderreim mysteriöse „Killerverse“. Mit Johannes begibt sich der Leser in eine Welt aus Konkurrenz und altem Beamtentum, dem selbst neue Polizeiermittler nur schwer entgegenwirken können. Die Laufbahn und die Karriere von Johannes sind dank seines schwerwiegenden Traumas am Ende, sodass er sich frei bei seiner privaten Ermittlung bewegen kann.
Mit Henni, der lebensfrohen Polizistin und dem mystischen Hacker Ole schafft Ben Bauhaus ausgezeichnete Unterstützung für Johannes.
Beflügelt von einem irischen Kinderreim packt den Leser das Thrillerabenteuer auf der Suche nach dem einzig wahren Täter.

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Veröffentlicht am 01.12.2020

Amsterdam im Wandel

Der Tote im fremden Mantel
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Der dritte Fall für Pieter Posthumus
Pieter Posthumus ist Angestellter bei der Amsterdamer Stadtverwaltung. Als Nachlassverwalter einsamer Toter löst er deren Hinterlassenschaften auf und kümmert sich ...

Der dritte Fall für Pieter Posthumus
Pieter Posthumus ist Angestellter bei der Amsterdamer Stadtverwaltung. Als Nachlassverwalter einsamer Toter löst er deren Hinterlassenschaften auf und kümmert sich rührend um deren Bestattung.
Die große Umweltkonferenz Earth 2050 tagt und die Stadt ist voller Menschen. Die Straßen sind überfüllt von Demonstrationen und noblen Limousinen der Tagungsteilnehmer.
Pieter hat einen neuen Fall auf dem Tisch. Der tote Junkie trug einen edlen Kamelhaarmantel und das macht Pieter Posthumus stutzig. Im Mantel entdeckt er ein kleines Geheimfach, in dem die Visitenkarte des Besitzers versteckt war.
Der Besitzer liegt jedoch schwer verletzt im Klinikum und kämpft um sein Leben. Als dann auch noch Kommissar Flip de Boer in seinem Büro der Toten auftaucht, ahnt Pieter, dass es sich nicht um Raub handelt.
Im Dolle Hond trifft Pieter zu später Stunde dann auf Gabi, die Frau vom Totendichter Cornelius und deren alte Freundin Christina, die beide schwer beschäftigt auf der Umweltkonferenz tagen und um Spendengelder buhlen.
Christina ist jedoch ein wenig besorgt, da ein alter Freund aus der Umweltszene sie kurz vor knapp versetzt hat. Pieter trifft mit seiner Vermutung ins Schwarze und tritt dabei eine nicht aufzuhaltende Lawine an Überfällen und einem Mord in der Nachbarschaft los.
De Boer und Pieter ziehen ihre Schlüsse und bündeln ihre Kräfte….
Das Autorenduo Britta Bolt, bestehend aus Britta Böhler und Rodney Bolt machen aus dem bezaubernden Amsterdam eine atemberaubende Krimikulisse.
Pieter muss sich abermals mit seiner Vergangenheit als Hausbesetzer und Umweltaktivist beschäftigen. Beim Treffen mit alten Freunden wird ihm klar, dass mittlerweile doch Welten zwischen ihm und seiner alten Clique liegen. Sein Millieu unterliegt dem Wandel und da haben es auch Anna und seine jetzigen Freunde nicht immer leicht, sich über Wasser zu halten.
Posthumus schafft es jedoch mit seiner ganz besonderen Art, den Toten die letzte Ehre zu erweisen und dabei stets das Glück seiner Freunde zu fördern und ganz nebenbei noch den ein oder anderen Kriminalfall zu lösen.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Genuss und naturnah anbauen

Ein Jahr auf Fern Verrow
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Naturverbunden kochen und genießen

Die erste Doppelseite nach dem Aufschlagen zeigt eine wundervolle typische englische Grafschaft. Mit Steinmauern gesäumte Felder und kleine niedliche Gehöfte. Fotographisch ...

Naturverbunden kochen und genießen

Die erste Doppelseite nach dem Aufschlagen zeigt eine wundervolle typische englische Grafschaft. Mit Steinmauern gesäumte Felder und kleine niedliche Gehöfte. Fotographisch auf jeden Fall ein gelungener Einstieg.

Der Inhalt ist klassisch nach den Jahreszeiten eingeteilt und mit den Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer versehen.

Das Experiment kann beginnen. 1996 beziehen die beiden Städter Jane Scotter und Harry Astley Fern Verrow. Das Grundstück ist mit einer eigenen Quelle gesegnet, die Kultivierung für die Selbstversorgung kann beginnen. Unterstützt durch allerlei Literatur über Permakultur und Biodynamischen Anbau wird schnell klar, dass Anbau auch immer etwas mit innerer Einkehr und der Rückbesinnung zu sich selbst bedeutet.

Dieses nicht gerade kompakte Sachbuch betrachte ich als Leser nicht als Kochbuch und auch nicht als Gartenratgeber. Es ist ein Gesamtpaket, das einen über das ganze Gartenjahr hinweg begleitet.

Die Rezepte sind natürlich den Jahreszeiten und der Saison entsprechend abgestimmt und zum Nachkochen und Backen benötigt man keine von weit her exportierten Gewürzen oder Zutaten.

Auch hier liegt die Auswahl auf das eigene erwirtschaftete Obst und Gemüse.

Zahlreiche Tipps ziehen sich über den ganzen Band und sind einfach umzusetzen.

Über die Jahreszeiten hinweg bieten Scotter und Astley auch allerlei Tipps zum Konservieren. Ob Obst einlegen oder leckeren Sirup herstellen, findet genau so Anwendung wie die Herstellung von haltbaren Pasteten oder der klassischen Fermentation.

Fazit:

Wer sich mit Permakultur beschäftig, umsetzt oder gerade mit dem Gedanken spielt, findet hier ausreichend Ideen und Anregungen.

Der Fotografin Tessa Traeger ist es ausgezeichnet gelungen, die Stimmungen der Jahreszeiten sowie Mensch und Tier einzufangen. Natürlich ist die Kulisse in der Grafschaft Herefordshire schon etwas Besonderes, diese gibt aber auch einen Anstoß für neue und eigene Ideen.

Besonders lecker und sehr zu empfehlen ist das Möhrenkuchenrezept und der Linsensalat.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Eine Familie auf Abwegen

Das Haus in der Claremont Street
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Für den neunjährigen Tom endet der Abend tragisch. Sein Vater Russell erschlägt seine Mutter Mona mit einem Golfschläger. Danach erschießt er sich in der Küche.

Sonya, von Mona als älteste Schwester ...

Für den neunjährigen Tom endet der Abend tragisch. Sein Vater Russell erschlägt seine Mutter Mona mit einem Golfschläger. Danach erschießt er sich in der Küche.

Sonya, von Mona als älteste Schwester zu Toms Vormund bestimmt, ist nicht gerade begeistert. In ihrem ach so perfekten Leben hat ein Kind wie Tom keinen Platz. Tom ist derweil in seiner ganz eigenen Welt versunken. Seit dem Tod seiner Eltern verzichtet er auf das Reden zieht stoisch durch die Tage. Sonya verzweifelt an ihren Erziehungsmethoden und beschließt die Abgabe an die jüngere Schwester Rose.

Rose, eine Chaotin erster Klasse, schafft es gerade mal so, ihren Job in der Bibliothek zu behalten und ihren eigenen Sohn Nick vor größeren Dummheiten zu bewahren. Die Mutter-Sohn Beziehung wird perfekt durch den jüngsten Bruder Will ergänzt. Der Weltenbummler, Rennbahnsüchtige und Herumtreiber, stets ohne festen Job, zieht wieder ins traute Heim der Claremont Street um sich von seinem bisher so anstrengenden Leben zu erholen.

Für Tom scheint diese Umgebung genau das richtige zu sein. Will, Rose und auch Nick arrangieren sich mit Ignoranz und hoffen dennoch immer wieder von Tag zu Tag auf eine Reaktion von Tom und sei es auch nur ein Augenzucken.

Monas Tod verfolgt die drei so unterschiedlichen Geschwister. Sie war und ist der einzige Angelpunkt dieser so verkorksten Familie. Während Sonya mittlerweile in ganz anderen Umständen ist, kommt Roses Geheimnis ans Licht und erneut muss die Familie um das kämpfen, was Familie ausmacht –
Liebe, Vertrauen und Hoffnung.

Fazit:

„Das Haus in der Clarmont Street“ lässt einen nachdenklich zurück. In jeder Familie gibt es ein „paar taube Nüsse im Nougat“ und die soll man schließlich in Ehren halten. Während Chaos immer mehr in das Leben der Geschwister eindringt, schafft es ausgerechnet Tom, dass alle, auf ihrem ganz eigenen Weg dahin wieder in die Familie zurückkehren.

Der fahle Nachgeschmack, der liebenswürdigen Schwester nicht die notwendigen Rettungsanker geboten zu haben, wiegt bei allen Geschwistern schwer.

Mit viel Feingefühl macht es Wiebke von Carolsfeld dem Leser einfach, jeden der Geschwister auf ihre so eigene Charakterart zu mögen und Tom von der ersten Seite dieser dramatischen Geschichte ins Herz zu schließen.

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