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Veröffentlicht am 21.12.2020

Wunderwald

Der Winter des Bären
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"Aber nicht alle Märchen sind erfunden. Manche von uns verstehen, dass unmögliche Orte möglich sind."
Ich liebe das Märchen von der Schneekönigin schon immer. Und so hat mich dieses zauberhafte Wintermärchen ...

"Aber nicht alle Märchen sind erfunden. Manche von uns verstehen, dass unmögliche Orte möglich sind."
Ich liebe das Märchen von der Schneekönigin schon immer. Und so hat mich dieses zauberhafte Wintermärchen schnell in seinen Bann gezogen. Dass Oskar, der Bruder der jungen Mila, von einem geheimnisvollem Fremden, der über dem Schnee zu schweben scheint, und seiner Schar eines Winternachts entführt wird, erinnert sicher nicht zufällig an die Schneekönigin, die einst in Andersens Märchen den Jungen Kai entführte.

Noch dem Tod ihrer Mutter und dem Verschwinden des Vaters lebt Mila mit ihren Schwestern Pipa und Sanna sowie ihrem Bruder Oskar allein inmitten eines verwunschen anmutetenden Waldes. Oskar ist der Mann im Haus. Umso tragischer, als er nun entführt wird. Oder ist er etwa freilwillig fortgegangen? Mila und Pippa sind sicher, dass das nicht stimmt. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen jungen Zauberer Rune mit den Monsteinaugen machen sie sich mit ihrem Hundeschlitten auf die Suche nach Oskar.

Auch als Erwachsene hat mich die Erzählung restlos begeistert. Das lag nicht nur an der bildhaften, manchmal fast poetischen Sprache. Wundervoll fand ich, dass hier das Böse durchaus Grauschattierungen aufweist und plausible, heute brandaktuelle Gründe für sein Handeln vorweisen kann. Auch die Protagonisten, allen voran Mila und Rune, ja selbst die Hunde, haben mich restlos überzeugt und sich in mein Herz gestohlen. Hier blieb nichts an der Oberfläche, sondern regt immer wieder zum Nachdenken an.

Ich werde mich nach weiteren Büchern der Autorin umsehen und hoffe, dass sie übersetzt werden.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Whiteout

Frostgrab
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„Irgendwas hat dieser Ort. Es ist fast, als ob die Wildheit dieser Berge in uns hineinkriecht.Oder vielleicht liegt es auch nur daran, dass wir so weit weg sind vom Rest der Zivilisation. Hier oben wird ...

„Irgendwas hat dieser Ort. Es ist fast, als ob die Wildheit dieser Berge in uns hineinkriecht.Oder vielleicht liegt es auch nur daran, dass wir so weit weg sind vom Rest der Zivilisation. Hier oben wird man von nichts und niemandem im Zaum gehalten.“
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ein Thriller, der Snowboarder zum Thema hat, mich so packen könnte. Das ist eine der Sportarten, mit der ich wirklich wenig anfangen kann. Ich weiß auch kaum etwas darüber und halte Snowboarden für ziemlich gefährlich. An letzterem scheint etwas dran zu sein, denn Ausgangspunkt der Geschichte ist das spurlose Verschwinden einer jungen, erfolgreichen Snowboarderin, Saskia, vor zehn Jahren. Ich-Erzählerin Milla, Saskias Bruder Curtis und drei weitere Freunde von damals erhalten eine mysteriöse Einladung an den Ort, an dem Saskia verschwand, ein Snowboard-Gebiet in Frankreich, unmittelbar nachdem Saskia für tot erklärt wurde. Doch keiner will die Einladung ausgesprochenhaben. Kaum in dem Panoramahaus auf dem Berg angekommen, verweigert die Seilbahn den Dienst und die Handys verschwinden. Irgendjemand scheint ein perfides Spiel mit ihnen zu treiben. Wer steckt hinter Saskias damaligen Verschwinden? Ist sie überhaupt wirklich tot,oder die Drahtzieherin des Ganzen? Und sind die Fünf wirklich Freunde?
Abwechselnd mit den immer unheimlicher werdenden Geschehnissen im Panoramahaus, erzählt Milla in Rückblenden, was vor zehn Jahren geschah. Das Beziehungsgeflecht, das dabei zwischen den ehemaligen Elitesportlern zutage kommt, hat mich in seiner Raffiniertheit wirklich fasziniert und dem Thriller seine atemberaubende Spannung gegeben. Nach und nach begreift der Leser, niemanden ist hier zu trauen. Das gilt auch für Milla....

Es hat etwas gedauert, bis die Geschichte mich am Haken hatte. Dann habe ich aber der Auflösung regelrecht entgegengefiebert. Diese konnte ich auch ausnahmsweise nicht einmal ansatzweise erahnen. Insgesamt hat mich der Thriller trotz der immer wieder auftauchenden, mir unverständlichen Snowboardbegriffe so überzeugt, dass ich auch kommende Bücher derAutorin lesen werde.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Highlight

Heimische Hexenkunst
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Ich befasse mich schon seit Jahrzehnten mit Wicca oder dem neuen Hexentum, wie man früher sagte. Dennoch hat dieses Buch mir überraschender Weise noch einiges Neue geboten. Claire befasst sich hier mit ...

Ich befasse mich schon seit Jahrzehnten mit Wicca oder dem neuen Hexentum, wie man früher sagte. Dennoch hat dieses Buch mir überraschender Weise noch einiges Neue geboten. Claire befasst sich hier mit der heimischen Hexenkunst, also unseren magischen Wurzeln. Dabei haben in Deutschland neben den germanischen Göttern z.B. sowohl die Römer als auch der Isis-Kult und die Slawen ihre Spuren hinterlassen.
Der Aufbau des Buches ist durchaus ungewöhnlich, denn mit allerlei Zaubern geht es sofort in media res. Dabei betont Claire vor allem bei den Liebeszaubern, dass Zauber keine Selbstläufer sind, sondern helfen, zu Wendepunkten zu gelangen. Diese Aussage fand ich besonders wichtig.
Erst nach den diversen Zaubern geht es dann zu den Basics, etwa dem Aufbau eines Altars, der Vorstellung diverser Götter, den Geistwesen, Ahnen und Kräutern. Beeindruckt hat mich nicht nur das äußerst Pragmatische, Bodenständige, sondern auch die Fülle an Details, aus denen ich für mich einiges herausziehen konnte. Hier ist zum Beispiel der Rat von Claires Großmutter zu nennen, einen Besen nie auf die Spitze zu stellen.
In der Mitte des Buches befindet sich sehr schöne passende Farbfotos, von denen mich der abgebildete Hausaltar besonders angesprochen hat. Fazit: Ein hilfreiches Buch, dass ich auch als Fortgeschrittene immer zur Hand nehmen werde.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Ocean's Irene

Die verborgene Geschichte
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Von Irene, Kai und der unsichtbaren Bibliothek kann ich einfach nicht genug bekommen und so war es keine Frage, dass ich ihnen auch bei ihrem 6. Abenteuer folgen würde.
Nur wer die Bände von Beginn an ...

Von Irene, Kai und der unsichtbaren Bibliothek kann ich einfach nicht genug bekommen und so war es keine Frage, dass ich ihnen auch bei ihrem 6. Abenteuer folgen würde.
Nur wer die Bände von Beginn an liest, wird die volle Freude daran, auch wenn dieser Teil sicherlich zu den besten der Reihe zählt.
Mit dem Auftauchen von Irenes Eltern zu Beginn wird wieder geschickt Neugier auf Irenes wahre Herkunft geweckt. Dennoch erfahren wir hier nicht mehr, denn Irene und Kai müssen zu ihrem nächsten Auftrag aufbrechen. Nur ein bestimmtes Buch kann ausgerechnet die Welt retten, in der Irene auf ein Internat gegangen ist. Doch es befindet sich in den Händen eines Elfen, der jedem Bond-Bösewicht Konkurrenz macht. Das Buch gibt er nur heraus, wenn Kai und Irene in einer anderen Welt ein bestimmtes Gemälde stehlen, gemeinsam mit einem Sammelsurium an gaunerartigen Charakteren, die augenzwinkernd an Ocean's Eleven denken lassen. Nur dass das Team hier neben Elfen auch aus einer bisher unbekannten Verwandten Kais besteht, der dieser gar nicht wohlgesonnen ist...
Schlag auf Schlag geht die Handlung voran. In der Parallelwelt gibt nicht nur eine Organisation namens CENSOR Rätsel auf, sondern auch das Auftauchen von Drachen, die es dort gar nicht geben sollte. Wieder einmal finden sich Kai und Irene in ein brandgefährliches, geheimnisvolles Abenteuer verstrickt.
Ich liebe wirklich den feinen Humor der Autorin. Die Dynamik zwischen Kai und Irene macht mir am meisten Spaß, und über die Drachen kann ich gar nicht genug erfahren. Von beidem gab es in diesem Teil endlich einmal besonders viel. Zudem wurde das Ende wieder so raffiniert gestrickt, dass man auch ohne einen klassischen Cliffhanger die Rückkehr zur unsichtbaren Bibliothek gar nicht erwarten kann.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Von hinten aufgerollt

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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Ich gebe es zu, dies war mein erster Roman von Ken Follett, aber es wird auf keinen Fall der letzte sein. Die Kingsbridge-Trilogie kannte ich also nicht. Da es sich bei "Der Morgen einer neuen Zeit" aber ...

Ich gebe es zu, dies war mein erster Roman von Ken Follett, aber es wird auf keinen Fall der letzte sein. Die Kingsbridge-Trilogie kannte ich also nicht. Da es sich bei "Der Morgen einer neuen Zeit" aber um ein Prequel dazu handelt, rolle ich das Feld eigentlich doch nicht von hinten auf. Ich bin eher unvoreingenommen ohne große Erwartungen eingestiegen, sogar ein wenig mit dem Vorurteil, dass es männlichen Autoren in historischen Romanen eher um Schlachten und Versorgungsprobleme geht und das Zwischenmenschliche wenger interessiert. Weit gefehlt, zum Glück!

Der junge Bootsbauer Edgar verliert Ende des 10. Jahrhuderts nicht nur seine Geliebte, sondern auch seinen Vater bei einem Wikingerüberfall. Völlig verarmt, zieht seine Mutter mit ihren drei Söhne auf einen kärglichen Hof in Dreng's Ferry, um dort ein neues Auskommen zu finden. Dorthin verschlägt es auch die junge Fürstentochter Ragna, die in der Ehe mit dem Alderman Wilfulf hofft, ihr Glück zu finden. Dritter im Bunde der Protagonisten ist der aufrechte Mönch Aldred, der hofft, in der Kirche aufzusteigen, um ein Zentrum der Gelehrsamheit zu gründen.

Doch Dreng's Ferry und das nahe gelegene Shiring entpuppen sich als wahrer Sündenpfuhl. Da ist nicht nur der Gastwirt Dreng, der seine blutjunge Sklavin jedem Gast für eine Nacht verkauft. Da sind auch Drengs machtgierige Verwandte, allen voran Bischof Wynstan, ein Bruder Wilfwulfs, der vor keiner Schandtat zurückschreckt. Und auch Wilwulf ist alles andere als ein Heiliger.

Dass Ragna und Edgar, zwei unglaubliche sympathische Menschen, trotz ihres Standesunterschieds füreinander bestimmt sein könnten, hofft und ahnt man bald. Auf dem Weg dahin hat ihnen aber der Autor derart viele einallsreiche Steine in den Weg gelegt, dass ein wahrer Lesesog entstand. Zudem ist der Roman und die damalige Zeit außerordentlich anschaulich geschildert. Wenn sich Edgar Mutter aufmachen muss, um sich irgendwo ein Stück Schnur zu borgen, wird einem klar, wie wertvoll der heutige Luxus ist. Neu war mir, dass in England walisische Sklaven gehalten wurden. Deren Elend und überhaupt die weitestgehend rechtlose Stellung der Frauen haben mich ebenso erschüttert wie die Allmacht der Kirchenmänner, die sich selbst über alle Gebote hinegsetzen.

Für Kenner der Serie wird natürlich Edgars allmähliche Weiterbildung zum Baumeister von Iteresse sein, denn er mausert sich vom Boots zum Erbauer der Kingsbridge und wagt sich schließlich sogar an eine Kathedrale.

Ja, Edgar, Ragna und Aldred sind einfach zu gut um wahr zu sein und Wynstan ist ein derartiger Bösewicht, dass vielleicht ein paar Zwischentöne nicht geschadet hätten. Dennoch muss ich sagen, dass dieses Konzept hier im Vergleich zu anderen Werken nicht nur funktioniert, sondern eine wahre Leselust schafft.


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