Profilbild von GrauerVogel

GrauerVogel

Lesejury Profi
offline

GrauerVogel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit GrauerVogel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2024

Ehrlicher Einblick in den Leistungssport

45 Sekunden. Meine Leidenschaft fürs Turnen – und warum es nicht alles im Leben ist
0

Ich interessiere mich erst ein paar Jahre für den Turnsport und verfolge ihn auch eher im amerikanischen Raum, dennoch war für mich sofort klar, dass ich dieses Buch lesen möchte. Kim Bui hat so lange ...

Ich interessiere mich erst ein paar Jahre für den Turnsport und verfolge ihn auch eher im amerikanischen Raum, dennoch war für mich sofort klar, dass ich dieses Buch lesen möchte. Kim Bui hat so lange für die deutsche Nationalmannschaft gewonnen wie niemand sonst und sie teilt in diesem Buch ganz unverblümt ihre Erfahrungen. Vieles davon sind Tabuthemen, die sonst nie offen angesprochen werden, deshalb halte ich dieses Buch auch für wichtig. Sie als Person erscheint mir wahnsinnig sympathisch und ich habe ihr in diesem Buch gerne zugehört.

Der Schreibstil ist relativ simpel und in einem entspannten Plauderton gehalten. Er passt aber absolut zum Buch, denn so kann man Themen und Probleme direkt adressieren ohne sie hinter den Schnörkeln einer poetischen Sprache zu verbergen.

Über viele der Trainingsmethoden und auch der Anmaßung mancher Trainer war ich immer wieder entsetzt. Leider sind diese Umstände im Turnen überall auf der Welt relativ normal, erfreulicherweise scheint hier aber neuerdings ein Umdenken stattzufinden. Besonders das Thema Ernährung und Essstörungen empfinde ich als sehr wichtig. Öffentliches Wiegen und Diskriminierung für angeblich zu viel Gewicht können bei jungen Menschen massiv Schaden anrichten und ich frage mich, wie man so unempathisch und rücksichtslos sein kann. Und wie man überhaupt auf die Idee kommt, eine Leistungssportlerin mit 30 Stunden Training in der Woche könnte Gefahr laufen zu dick zu werden.

Insgesamt habe ich das Buch als sehr traurig empfunden. Kim Bui kam vor allem zum Turnen, da sie sich hier die Anerkennung und Aufmerksam erhofft, die sie zuhause nicht gefunden hat und nimmt dafür einige Qualen in Kauf. Auch wenn ich einerseits Respekt vor so viel Ehrgeiz habe, hat es mich sehr betroffen gemacht und ich habe mich gefragt, ob sie sich das Turnen so lange angetan hätte, wenn sie ein liebevolleres Umfeld gehabt hätte.

Richtig mitgerissen hat mich dann das Ende des Buches, als sie nach der EM ihre Karriere beendet hat. Das war so toll geschrieben, als wäre ich in diesem Moment mit ihr in der Halle, sehr emotional und man hatte das Gefühl, dass sie in diesem Augenblick alles gefunden hat, was sie sich immer gewünscht hat.

Ich wünsche Kim alles Gute für ihr Leben außerhalb des Turnens und hoffe sehr, dass sie ihr persönlich Glück und Erfüllung finden wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2024

Gelungenes Werk!

Idol in Flammen
0

Ich habe das Buch an einem Stück durchgelesen (es ist ja auch nicht allzu lang) und muss sagen, dass es mir gut gefallen. Akari identifiziert sich als Fan von Masaki, ihr ganzes Leben dreht sich um ihn ...

Ich habe das Buch an einem Stück durchgelesen (es ist ja auch nicht allzu lang) und muss sagen, dass es mir gut gefallen. Akari identifiziert sich als Fan von Masaki, ihr ganzes Leben dreht sich um ihn und sie verbringt Stunden damit, Material über ihn zu sammeln und in Ordnern und ihrem Blog zusammenzutragen. Im realen Leben findet sie sich nur schwer zurecht und so flüchtet sie sich in eine Traumwelt. Dabei finde ich sie aber sehr reflektiert, denn sie kann sehr klar benennen, was das Fan-Sein für sie bedeutet und ist sich auch bewusst darüber, dass es sich im Endeffekt um Realitätsflucht handelt. Gleichzeitig bekommt sie Bestätigung von anderen Fans - noch etwas, das ihr im echten Leben fehlt. Je mehr ihr das wirkliche Leben entgleitet, desto mehr zieht sie sich in die Fankultur zurück.

Ich finde das Buch sehr gelungen. Man bekommt einen guten Einblick in Akaris Kopf, ihre Gedanken und Gefühle, man hat Mitleid mit ihr und selbst ich, die diese Art von Personenkult nie nachvollziehen konnte, kann mich in sie hineinversetzen und sie verstehen. Von mir eine Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2024

Sympathisch und lehrreich

Von Indien nach Deutschland: Was uns der Weg meines Vaters über Migration und die Freundlichkeit von Fremden erzählt
0

Bagicha weiß nicht viel über den Westen, als er sich dorthin aufmacht. Was er weiß, hat er von Hippies am Strand gelernt, aber das hat gereicht, um seine Sehnsucht und Neugier zu wecken. Mit wenigen Habseligkeiten ...

Bagicha weiß nicht viel über den Westen, als er sich dorthin aufmacht. Was er weiß, hat er von Hippies am Strand gelernt, aber das hat gereicht, um seine Sehnsucht und Neugier zu wecken. Mit wenigen Habseligkeiten und nur einem wagen Plan bricht er auf, trifft überall interessante Menschen und stolpert durch brenzlige Ereignisse.

Bagicha war mir sehr sympathisch! Er ist so aufgeschlossen und freundlich! Er hat seine Reise ins Unbekannte so gut gemeistert, wobei ihm seine Art sicherlich geholfen hat. Er hat eine gewisse liebenswürdige Naivität und ist gleichzeitig so mutig.

Leider wurden die Abschnitte von vorne nach hinten immer kürzer und weniger detailliert. Gerade über seine Ankunft in Deutschland und wie er hier Fuß gefasst hat, darüber hätte ich gerne noch mehr gelesen. Während sich in den ersten Kapitel noch die Zeit für genaue Dialoge und bildhaft ausgestaltete Szenen genommen wurde, wurde weiter hinten dann leider nur noch stichwortartig aufgelistet. Ansonsten hat mir das Buch aber gut gefallen!

Am Ende jedes Kapitels gibt es eine Erläuterung durch die Autorin, wo sie Hintergrundwissen vermittelt. Das war oft hilfreich, um die Handlung besser einordnen zu können und hat mir dann auch gut gefallen. Manchmal waren mir diese Ausführungen aber doch zu lang oder haben sich zu weit von der eigentlichen Handlung wegbewegt. Das wird aber sicher jeder ganz unterschiedlich empfinden.

Auf jeden Fall ein sehr sympathisches Buch, das meinen Horizont wieder einmal etwas erweitert hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2020

Lustig und auch irgendwie befreiend

Ich glaube, ich hatte es schon
0

Das ist Buch sehr lustig geschrieben und hat auf jeden Fall für einige Lacher gesorgt. Auch als Hörbuch sehr zu empfehlen!

Ich war durchaus skeptisch, weil ich mir gedacht habe, es müsste doch nicht jeder ...

Das ist Buch sehr lustig geschrieben und hat auf jeden Fall für einige Lacher gesorgt. Auch als Hörbuch sehr zu empfehlen!

Ich war durchaus skeptisch, weil ich mir gedacht habe, es müsste doch nicht jeder jetzt auch noch ein Buch über Corona schreiben. Muss auch wirklich nicht jeder, aber in diesem Fall bin ich froh drüber.

Vieles wird man selbst ähnlich erlebt haben und dieses Buch ermöglicht einem das Gefühl von "gemeinsam darüber lachen können" - das ist super! Irgendwie hat das eine gewisse befreiende Wirkung, auch wenn ich persönlich unter der Pandemie eher wenig zu leiden habe. Hier zeigt sich wieder einmal, dass jedes Problem sofort kleiner wird, wenn man darüber lachen kann.

Manche Gags kannte ich schon aus anderen Programm von ihm. Einerseits finde ich es immer nicht so toll, wenn Komiker sich selbst recyclen und hoffen, der Witz wäre nun so alt, dass niemand sich mehr dran erinnert. Es wirkt immer ein wenig so, als wäre einem nichts Neues mehr eingefallen. Andererseits fügen sich die Witze hier gut ein und einen guten Witz darf man auch ruhig noch einmal erzählen. Am Ende bleibt das Geschmackssache und ich fand es hier nicht so schlimm, hat gepasst.

Meine Lieblingsgeschichte ist die, in der er seine Tochter von Star Wars überzeugen will. Die scheint ganz nach dem Papa zu kommen und ist ganz schön schlagfertig. Herrlich!

Das Buch ist recht dünn und damit gut für zwischendurch. Hätte auch gerne noch länger sein können. Allerdings war es auch nicht der Oberbrüller des Jahrhunderts, also schon wirklich gut, aber trotzdem nicht das beste lustige Buch aller Zeiten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2020

Tolle Atmosphäre in den Weiten Russlands

Weit im Norden
0

Makepiece Hatfield ist die letzte Einwohnerin der ehemaligen Quäkerstadt Evangeline. Der Kampf um Nahrung und Ressourcen ließen die Stadt zunehmend im Chaos versinken, bis sie schließlich dem Untergang ...

Makepiece Hatfield ist die letzte Einwohnerin der ehemaligen Quäkerstadt Evangeline. Der Kampf um Nahrung und Ressourcen ließen die Stadt zunehmend im Chaos versinken, bis sie schließlich dem Untergang geweiht war. Makepiece führt ein einsames Leben, bis sie eines Tages auf Ping trifft. Die Bekanntschaft mit einem anderen Menschen verändert ihre Sicht auf das Leben und wir begleiten Makepiece auf ihrer langen Reise, die ihr zeigt, wie die Welt außerhalb von Evangeline mittlerweile aussieht. Durchzogen ist das ganze von Erinnerungen, die uns rückblickend erklären, was genau in Evangeline und mit Makepiece geschehen ist.



Die genauen Stationen ihrer Reise möchte ich jetzt nicht vorwegnehmen, jedoch fand ich sie fast alle sehr gut geschildert. Vor allem hat mir gefallen, wie realistisch einem immer wieder die Natur des Menschen vor Augen geführt wird. Es war fast schon überraschend, dass die Menschen meistens so beschrieben wurden, wie sie sich tatsächlich verhalten würden. So kennt man das nur aus wenigen Büchern.

Die Handlung enthielt gegen Ende leider einige Plotholes und Deadends, und driftete durch einen Gegenstands, der als das Danielsfeuer bezeichnet wird, auch leider in den Bereich SciFi oder Fantasy.


Die Rückblenden empfand ich zum Ende hin ebenso als zu überdramatisiert und etwas an den Haaren herbei gezogen, weil man sie eben immer weiter steigern musste, wie es scheint. Das war schade.

Bis auf diese Punkte hat mir das Buch aber sehr gefallen, vor allem die sibirische Lanschaft und die Tatsache, dass der Fokus hier gar nicht so genau auf den Untergangs der Zivilisation gelegt wird, sondern auf das Überleben im nachfolgenden Abschnitt. Man erlebt weniger das große Ganze, sondern nur eine, sehr persönliche Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere