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Veröffentlicht am 29.12.2020

Glück und Lebensfreude auf kleinstem Raum

TINY HOUSES
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Brent Heavener erzählt in diesem kleinen Büchlein, warum er die kleinen Häuser von ganzem Herzen liebt und wie er zum "Vater" für viele Hausprojekte geworden ist. Das Vorwort ist allerdings recht kurz ...

Brent Heavener erzählt in diesem kleinen Büchlein, warum er die kleinen Häuser von ganzem Herzen liebt und wie er zum "Vater" für viele Hausprojekte geworden ist. Das Vorwort ist allerdings recht kurz und knapp gehalten und reißt die Thematik nur ein klein wenig an.

Danach darf man eintauchen in die große Welt der kleinen Häuser und bekommt in acht unterschiedlichen Themengebieten (Baumhäuser, Öko-Logisch, Abgeschiedene Orte, Heim für die Familie, Hoch oben, Unterwegs, Am Wasser, Kleine Häuser mit Stil) einen unglaublich vielfältigen Einblick über die Möglichkeiten, den eigenen Wohntraum zu verwirklichen.

Das Buch zeigt , dass den Träumen und Wünschen (fast) keine Grenzen gesetzt sind, um im kleinen Haus der Fantasie freien Lauf zu lassen, damit Orte der Ruhe und Entspannung, Räume zum Leben, Lieben und Lachen aufblühen können. So entstehen Häuser mit ländlich-rustikalem Charme, lauschige Nur-Dach-Häuser in den Bergen, Mini-Cottages am Wasser oder Mobilheime, mit denen man echte Abenteuer erleben kann.

Leider ist das Buchformat mit 14,5 x 20 cm recht klein gehalten, sodass die Fotos nicht richtig zur Geltung kommen und die Texte in sehr kleiner Schrift abgedruckt sind. Dabei sind es doch gerade die Bilder, die hier die einzigartigen und kreativen Ideen ins rechte Licht rücken und so als Quelle der Inspiration zu dienen. Auch fehlen mir ausführliche erklärende Informationen zum jeweiligen Objekt, die ein wenig mehr den Hintergrund des Tiny-Hauses für den Leser zugänglich machen.


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Veröffentlicht am 12.12.2020

Geheimnisse und Verrat auf Falkenbach

Das Unrecht der Väter
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Es gibt Freundschaften, die werden im Höllenschlund des Krieges geschlossen und überdauern auch im Frieden. So auch bei Paul-Friedrich von Falkenbach, der mit den Gebrüdern Lehmann im Ersten Weltkrieg ...

Es gibt Freundschaften, die werden im Höllenschlund des Krieges geschlossen und überdauern auch im Frieden. So auch bei Paul-Friedrich von Falkenbach, der mit den Gebrüdern Lehmann im Ersten Weltkrieg zusammen für Volk und Vaterland an der Front gekämpft hat. In Friedenszeiten habe sie ihre Verbindung genutzt, um daraus einen großen Geschäftszweig entstehen zu lassen, der nicht nur für beruflichen, sondern auch für privaten Zusammenhalt steht. Die Söhne der Lehmanns sind bereits in die Fußstapfen ihrer Väter getreten und ein Teil der Firmen geworden. Während Gustav von Falkenbach noch für sein Studium büffelt, um endlich Arzt zu werden. Die ländliche Idylle könnte so schön sein, wäre da nicht der immer größer werdende Einfluss der Nazis und eine sehr neugierige Tochter eines verstorben Kriegskameraden, die tief in der Vergangenheit wühlt...


Mit dem Auftakt ihrer Falkenbach-Saga entführt Ellin Carsta in das beschauliche Bayern anno 1936 und lässt den Leser an ländlicher Idylle, tiefer Freundschaft und Familienbanden teilhaben.

Dabei sind ihr die Figuren rund um Gut Falkenbach sehr gut gelungen und es fällt dem Leser leicht, sich an ihre Seite zu begeben, um mit ihnen die aufregenden und aufwühlenden Ereignisse zu erleben.

Im Verlauf des Romans kommen kleine und große Geheimnisse ans Tageslicht, die bei manch einem wohl besser im Verborgenen geblieben wären. Was sich damals in Riga zugetragen hat, wird zwar immer nur angedeutet und es bleibt nebulös, aber man kann sich in etwa vorstellen, welche Frevel hier verübt worden sind.

Die Freundschaft der Kriegsveteranen hält einiges aus, sie halten zusammen wie Pech und Schwefel und setzen alles daran, das alles weiterhin im Nebel des Vergessens bleibt. Bestechung und Mord inbegriffen....

Mir gefällt besonders gut, dass das Leben der erfolgreichen Familien hier mit allen Facetten wiedergegeben wird - Streit und Versöhnung, die Stellung der Frau zur damaligen Zeit, Kinderwunsch und -erziehung. Wilhelmine begehrt auf und will eigene Wege gehen, sowohl politisch als auch beruflich, Gustav setzt alles dran, endlich seinen Traum von der eigenen Arztpraxis zu verwirklichen und das alles vor dem Hintergrund der zunehmenden Sympathien für die Nazis.

Ich möchte besonders die Szenen zwischen Else und Irma hervorheben, als Irma vorzeitig entbindet - das, was beide Frauen an Emotionen erleben und für den Leser zugänglich machen, ist wirklich einzigartig beschrieben und geht unter die Haut.

Die Geschichte lebt vom Handlungsort Gut Falkenbach und von den dort stattfindenden Tragödien, freudigen Ereignissen und dem sehr lebendig beschriebenen Alltag der Firmeninhaber. Der sich drehende politische Wind in die rechtsgerichtete Richtung ist im Verlauf des Buches immer deutlicher zu spüren und nimmt Einfluss auf die Entwicklung der Charaktere.

Das offene Ende weckt natürlich die Neugier auf die Fortsetzung...es bleiben viele Fragen offen, auf die hoffentlich bald eine Antwort folgen wird.

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Die Schatten der Vergangenheit

Die Stille der Toten
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Frankfurt rückt einmal mehr in den Fokus der Berichterstattung, denn im Main schwimmt die Leiche eines ermordeten amerikanischen Reportes, der über die Auschwitz-Prozesse berichtet hat. Der Leichenfund ...

Frankfurt rückt einmal mehr in den Fokus der Berichterstattung, denn im Main schwimmt die Leiche eines ermordeten amerikanischen Reportes, der über die Auschwitz-Prozesse berichtet hat. Der Leichenfund an und für sich ist schon heikel, aber die Tat gewinnt noch zusätzlich an Brisanz, da der Tote selbst Jude gewesen ist. Schon bald muss sich Kommissar Preusser die Frage stellen, ob hier die Vergangenheit wieder mit aller Macht ans Tageslicht drängt und die Übeltäter von damals auch noch heute ihre Finger im SPpel haben, um zu vertuschen, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist...


Mit "Die Stille der Toten" wird das Rad der Zeit unweigerlich zurückgedreht und man befindet sich schnell mittten in der aufgeheitzen Stimmung, die 1967 herrscht. Die Anspannung wird vom Autor sehr schön an den Leser weitergegeben und man fühlt, wie sich der Wandel vom gesitteten Wirtschaftswunderland in ein aufbegehrenderes, rebellierendes Terrain vollzieht.

Preusser ist eigentlich jemand der gelernt hat, dass das, was der Vorgesetzte ihm offeriert, auch umzusetzen ist. Man merkt ihm seine Zweifel richtig an, weil er spürt, dass da noch was im Argen liegt und er fragt sich, warum er seine Ermittlungen nicht weiter fotführen soll. Der innere Kampf, den er mit sich selbst austrägt, macht ihn glaubwürdig und authentisch.

Doch je mehr er auch sein Bauchgefühl hört und nachforscht, desto tiefer werden die Gräben, die sich vor ihm auftun. Die Arme der braunen Idealisten sind auch in den späten 1960er Jahren noch sehr lang und wissen, wie man Dinge unter den Teppich kehrt.

Der Spagat zwischen Vergangenheitsbewältigung und politischem Umschwung ist dem Schreibenden gut gelungen, denn er lässt viel damaliges Zeitgeschehen in seine fiktive Handlung mit einfließen. Das geht zwar manchmal zu Lasten einer spannenden Erzählweise, aber das macht nicht wirklich etwas aus, denn die Themenwahl ist so vielfälig und anspruchsvoll, dass man gerne ein paar weniger aufregende Szenen hinnimmt.

Der Roman glänzt mit hervorragender Recherche und einer flüssigen Schreibweise, die den Leser immer wieder abholt und aktiv an den Ereignissen teilhaben lässt.

Es bleibt noch ein bisschen Luft nach oben, um einen echten Histo-Krimi mit vielschichtigen Charakteren vorzufinden, aber für den Start einer neuen Reihe ist der erste Band gut gelungen und macht Lust, weitere Fälle zu verfolgen.


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Veröffentlicht am 07.12.2020

Wenn Weihnachten ist....

Leise rieselt der Tod
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Jenny hatte sich ihr Weihnachten eher besinnlich und voller Liebe vorgestellt, doch daraus wird nicht. vom Herzensmensch verlassen, muss eine Alternative her und die heißt Tom. Tom ist das, was man Kumpel ...

Jenny hatte sich ihr Weihnachten eher besinnlich und voller Liebe vorgestellt, doch daraus wird nicht. vom Herzensmensch verlassen, muss eine Alternative her und die heißt Tom. Tom ist das, was man Kumpel und Vertrauert nennt und was liegt da näher, als ein paar ruhige Tage bei ihm auf dem Land zu verbringen. Aber Ruhe kehrt auch im Landhaus von Tom nicht ein, denn seine Familie kommt zum Spontanbesuch vorbei, klappert mit den Türen, ist laut und chaotisch und dann ist da auch noch eine Leiche, die im Weihnachtsmannkostüm direkt vor Toms Haustür liegt....na dann, Frohes Fest !


Mit "Leise rieselt der Tod" hat Uli Aechtner einen echten Kuschelkrimi geschrieben, der nicht nur weihnachtliche Stimmung zaubert, sondern auch ordentlich Spannung in den Seiten parat hält.

Mit Jenny ist ihr eine unglaublich liebenswerte Protagonistin aus der Feder gesprungen, die von Anfang an mein Leserherzchen erobert hat. Ein bisschen neugierig und naseweis, ein bisschen verpeilt und mit ganz viel Herz führt sie die Leserschaft durch ihre Weihnachtslerlebnisse und die haben es in sich. Was sich zu Beginn als eher zufälliger Leichenfund darstellt, ist im Verlauf des Krimis ein gut durchdachter Racheplan eines Täters, der mit verletzten Gefühlen und mangelndem Selbstbewusstsein zu kämpfen hat.

Immer wenn man denkt, man hat den Tatverdächtigen dingfest gemacht, muss man seine eigenen Ermittlungen revidieren, denn der vermeintliche Verbrecher ist das nächste Opfer, das im weihnachtlichen Gewand als Leiche auftaucht. So beginnt ein Rätselraten und Grübeln, wer denn jetzt noch übrig bleibt,um für all die Taten einzustehen.

Die Autorin kombiniert ländlichen Charme mit smarten Figuren, streut ein bisschen Herzklopfen und Glitzer über die Geschichte und verstrickt ihre Darsteller in spannende Handlungen, die Vergangenheitsaufarbeitung und späte Rache zur Grundlage haben.

Man fühlt sich als ein Teil von Toms chaotischer, aber liebenswerter Familie, sitzt mit ihnen am Tisch, wenn diskutiert, gemutmaßt, gestritten und gelacht wird und fiebert so der Auflösung des Falles und der großen Bescherung entgegen.

Uli Aechtner packt zum Showdown noch einmal eine Schippe Dramatik, Aufregung und Herzklopfen in ihr Krimipäckchen und belohnt den Leser mit einem kurzweiliges, aber mitreißenden Finale.

"Leise rieselt der Tod" liest sich am besten, wenn man gemütlich eingemummelt in einer dicken Kuscheldecke auf dem Sofa liegt, eine Tasse Tee und Weihnachtplätzchen griffbereit hat - Frohes Fest !

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Die Thematik geht an die Nieren

Interlaken
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Max bekommt einen neuen, sehr mysteriösen Fall - er soll zwei chinesische Touristinnen suchen, die während eines Aufenthaltes im Berner Oberland plötzlich spurlos verschwinden. Die Ehemänner machen mit ...

Max bekommt einen neuen, sehr mysteriösen Fall - er soll zwei chinesische Touristinnen suchen, die während eines Aufenthaltes im Berner Oberland plötzlich spurlos verschwinden. Die Ehemänner machen mit Nachdruck deutlich, dass auf keinen Fall die Polizei bei der Suche nach den Vermissten eingeschaltet werden soll. Doch wie sucht man nach zwei jungen Frauen, die anscheinend nicht gefunden werden wollen ? Max und Fede verfolgen erste Hinweise und diese führen sie in die Jungfrauenregion, nicht ahnend, dass sie schon bald in ein böses Spiel auf Leben und Tod verwickelt sind...


In ihrem neuen Roman "Interlaken" packt Silvia Götschi ein ganz heißes Eisen und ein absolutes Tabu-Thema an - Kindesmisshandlung und sexueller Missbrauch. Sie geht dabei äußert sensibel vor und trotzdem lassen die geschilderten Szenen den Leser lange nicht zur Ruhe kommen, denn die Bilder brennen sich tief ins Herz ein und sorgen für innere Aufruhr. Manchmal muss ich tatsächlich das Buch zur Seite legen und innehalten, da ich das Gelesene erst verarbeiten muss, um dann im Kapitel fortzufahren. Es sind Szenen, die mich fassungslos und ohnmächtig das Schicksal der Geschändeten erleben lassen, mich aber auch wütend und zornig machen, weil das alles unter dem Deckmäntelchen der Verschwiegenheit passiert. Es fällt schwer, hier die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion zu ziehen, da die Schreibende wirklich alle Register ihres Könnens zieht. Hut ab, dass sich die Autorin an dieses heikle Thema heranwagt und daraus einen spannenden Krimi strikt.

Die Jungfrauenregion ist sonst eher ein Ort der Erholung, der die Seele frei und das Herz weit macht, doch in diesem Krimi schlägt die Grausamkeit mit all ihren Facetten zu und und raubt der idyllischen Bergwelt die Unschuld.

Die Schreibende nutzt die lange in China vorherrschende Ein-Kind-Politik und den Geheimbund der Freimaurer als Grundgerüst für ihre Erzählung, um daraus einen sehr spannenden und komplexen Fall entstehen zu lassen, bei dem nicht nur der Ermittler Max von Wirth, sondern auch der Leser bald nicht mehr weiß, wem man noch trauen kann.

Geniesst man mit Max noch den Augenblick des Schwebens während dem Paragliding, zieht Götschi auch in diesem himmlischen Moment den Schwarzen Peter aus der Tasche und beendet mit einem lauten Knall - im wahrsten Sinne des Wortes - das gemütliche Dahingleiten.

Es geht Schlag auf Schlag und der Leser wird von einem Ereignis zum Nächsten getrieben, ermittelt aufgeregt mit und versucht die Mosaiksteinchen zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen, das eine grausame Wahrheit offenbart.

Mir sind manche Details einfach zu qualvoll und zu ausführlich dargestellt, sodass ich die grausamen Bilder lange nicht aus dem Kopf bekommen habe - ich ziehe daher für mich persönlich einen Stern ab. Ich finde es aber wichtig und richtig, dass Silvia Götschi hier den Geschändeten eine Stimme gibt, um von ihrem Leid zu erzählen, damit wir nicht wegschauen, sondern genauer hinsehen.

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