Kurzweiliger Ostfriesland-Krimi um Bio-Anbau und Internet-Einfluß
Im Gmeiner Verlag erscheint der Krimi "Soja nun auch nicht" von Heike Gerdes.
Jungbauer Noah Poppinga führt den Hof seiner Großmutter weiter und hat sich der Zucht von alten und häufig widerstandsfähigen ...
Im Gmeiner Verlag erscheint der Krimi "Soja nun auch nicht" von Heike Gerdes.
Jungbauer Noah Poppinga führt den Hof seiner Großmutter weiter und hat sich der Zucht von alten und häufig widerstandsfähigen Pflanzensorten verschrieben. Er hat mit seiner Idee Erfolg und gehört zur regionalen Ökoszene, gemeinsam mit dem veganen Koch Dennis hält er Slow-Food-Events ab. Unterstützung erhält Poppinga durch die Influencerin Clara und die Aktivistengruppe "No Soy". Leider sieht nicht jeder seine Ambitionen in der Bio-Landwirtschaft so positiv, ein Saatguthändler und seine neidische Verwandtschaft halten nichts davon. Als es Tote auf dem ostfriesischen Hof gibt, ermitteln die Kommissare Lükka Tammling und Roman Sturm aus Leer.
Dieser aktuell gehaltene Krimi greift die Themen Ernährung und Anbau von Bioprodukten auf und richtet den Blick auch auf die Probleme der Social Media Welt, wo der Einfluß von Influencern auch einiges anrichten kann. Der Biobauernhof von Noah Poppinga findet sich im idyllischen Ostfriesland, als ein Leichenfund im Watt bei auflaufender Flut geborgen werden muss, hilft Poppinga mit seinem Wattschlitten aus. Sein Bio-Bauernhof läuft gut, Noah kultiviert und erhält alte Gemüsesorten, damit hat er allerdings die konventionellen Landwirte, einen Saatguthändler und auch Zulieferer von konventionellen Pflanzen gegen sich.
Als Clara, die Schwester von Kommissar Sturm eine Bleibe sucht, lässt Poppinga sie gegen Mitarbeit im Hofladen mit ihrem Sohn auf dem Hof wohnen. Clara ist Influencerin und macht den Hof im ländlichen Ostfriesland durch ihren Einfluss im Netz ordentlich publik. Allerdings ist davon nicht jeder erbaut.
Dieser Krimi startet sehr abwechslungsreich und gerät dann zu einer spannenden Jagd nach einem Mörder. Heike Gerdes Schreibstil liest sich sehr flüssig, die Vorgänge werden kurzweilig erzählt und die vielseitigen Figuren absolut lebensnah beschrieben. Die Spannungskurve verläuft auf einem mittleren Level, doch zum Ende kommt nach einmal reichlich Tempo auf.
Für stimmigen und kultigen Lokalkolorit sorgen einige plattdeutsche Phrasen, die man größtenteils verstehen kann, es gibt dazu im Anhang aber auch die passende Übersetzung.
Was hier auf dem Ökohof passiert, ist ein buntes und sehr reales Meinungsbild, eine Mischung aus Familienstreitigkeiten, Nachbarschaftsinteressen, es geht bio gegen konventionell und sogar Veganer gegen Sojagegner. Die Interessen sind vielschichtig und konträr, so wie im echten Leben und das Thema ist aktueller denn je. Welche Probleme weltweit durch Pestizide und Massenanbau entstehen, wird uns einmal mehr in diesem Buch vor Augen geführt. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, mit den Personen erlebt man so einiges, besonders Clara und ihre Hashtags sorgen für reichlich Trubel in der Onlinewelt und bringen den Stein ins Rollen.
Ein aktuell gehaltener kurzweiliger Krimi, der mit Plattdeutsch mal eine andere Schiene bedient als üblich. Gut zu lesen, hier ist richtig was los und man wird gut und spannend unterhalten.