Ein Findelkind und die Suche nach dem Weihnachtsbaum
Weihnachten am Ku'damm"Jeden Tag ein bisschen Liebe verschenken, heißt jeden Tag ein bisschen Weihnachten haben." (Monika Minder)
Es ist einer der kältesten Winter im Berlin der Nachkriegszeit 1949. Die Menschen leben mit dem ...
"Jeden Tag ein bisschen Liebe verschenken, heißt jeden Tag ein bisschen Weihnachten haben." (Monika Minder)
Es ist einer der kältesten Winter im Berlin der Nachkriegszeit 1949. Die Menschen leben mit dem wenigen, was sie haben. Sie leiden an Hunger und Kälte, weil sie oft in ihren ausgebombten Häusern leben und es kaum noch Holz zum Heizen gibt. Zudem kommen jetzt noch Flüchtige aus dem Osten Deutschlands dazu, die ebenfalls Wohnraum benötigen. Selbst das große Kaufhaus Thalheim liegt in Trümmern und die Familie wohnt unter einfachen, bescheidenen Verhältnissen. Ein kleines provisorisches Kaufhaus soll derweil die Familie über Wasser halten, doch es läuft nur mäßig gut, weil die Menschen nach dem Krieg kein Geld für Kleider haben. Eines Nachts findet Rike den total durchgefrorenen, kranken Erich vor dem Kaufhaus. Er erinnert sie ein wenig an ihren Bruder Oskar. Sie kann den Jungen unmöglich in der Kälte liegen lassen und nimmt ihn mit nach Hause. Erichs Geschichte erschüttert die ganze Familie Thalheim. Deshalb wollen sie für Erich ein besonderes Weihnachten ausrichten.
Meine Meinung:
Das wunderschöne Cover stimmt mich sofort in die Weihnachtszeit der Nachkriegszeit. Nach der Thalheim-Trilogie kehre ich jetzt wieder zurück an die Anfänge der Familie nach dem Krieg, als sie noch recht bescheiden leben musste. Die Autorin zeigt in diesem Buch, das es nicht immer selbst verständlich ist, prächtige Weihnachtsfeste zu feiern. Gerade dessen sollten wir uns heute wieder bewusst machen, dass man durchaus bescheiden und ruhig diese Tage feiern kann. Mit dem überraschenden Fund des kleinen Erichs kommen ein wenig Erinnerungen an ihren Bruder Oskar wieder und die Geschichte wird zusätzlich interessant. Wie hart es für die Menschen aus dem Osten gewesen ist. Sie mussten in das zerbombte Deutschland flüchten und dabei alles zurücklassen. Oft haben sie dabei noch Angehörige verloren, die durch die Flucht gestorben oder gar erfroren sind. Dazu noch die Schikanen, wenn sie bei Fremden zwangseinquartiert wurden. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie sich diese Menschen damals gefühlt haben. Den zu der Zeit hatten ja selbst viele im Westen nur das Nötigste an Proviant oder Holz zum Heizen. Schon alleine das Gedicht zu Beginn des Buches gibt Aufschluss, wie sich ein Erich Kästner zu dieser Zeit gefühlt hat. Was Erich mitmachen musste und wie einfallsreich die Thalheims sind auf der Suche nach einem Weihnachtsbaum und einem Braten, das zeigt dieser Kurzroman. Natürlich haben gerade die Jüngsten ihre Erwartungen zum Fest. Flori hätte gerne einen schönen Weihnachtsbaum, Claire dagegen macht sich Sorgen um das Weihnachtsessen. Gerade da wird mir wieder einmal mehr klar, wie gut es uns heute geht. Selbst wenn wir in diesem Jahr wegen Corona etwas einfachere Weihnachten feiern werden, müssen wir doch zumindest nicht hungern und frieren. Weihnachten am Ku ´damm ist nicht nur ein Buch zum Einstimmen auf Weihnachten, sondern ich glaube, es ist zudem ein gutes Vorlesebuch für die Festtage. Den das Buch berührt, macht nachdenklich und vielleicht bewegt sich in manch einem Leser etwas. Für mich war es noch mal ein schöner Rückblick auf die Familie Thalheim. Und wer jetzt neugierig geworden ist, dem kann ich die Trilogie über die Thalheim-Schwestern nur ans Herz legen. Von mir gibt es für diese herzliche Geschichte 5 von 5 Sterne.