Ich hab mir mehr erhofft
Winterküsse in Paris. Spitzentanz und ZirkusliebeCharlotte, kurz Coco, hatte vor ca. einem Jahr einen üblen Unfall. Ballett ist ihr Leben und sie kämpfte sich zurück auf die Bühne, doch die Panik blieb nicht aus. Sie hatte kein Vertrauen mehr in ihren ...
Charlotte, kurz Coco, hatte vor ca. einem Jahr einen üblen Unfall. Ballett ist ihr Leben und sie kämpfte sich zurück auf die Bühne, doch die Panik blieb nicht aus. Sie hatte kein Vertrauen mehr in ihren Tanzpartner, wollte das aber nicht sehen – bis die Dinge ihren Lauf nahmen und den Bach runter gingen. Einzig ein junger Mann aus dem Winterzirkus mitten in Paris könnte ihre Chance sein zu heilen und das Vertrauen wieder zu finden.
Die Geschichte von der Tänzerin, die nicht mehr tanzen kann, ist nun nichts neues. Schon Filme gab es darüber zur Genüge und doch konnte mich zumindest das Setting und die Leidenschaft mitreißen. Coco tut alles für ihren Traum und das hat die Autorin auch wirklich rüber gebracht. Ich konnte auch ihre Verzweiflung spüren, weil alles so richtig schief ging. Ich muss aber leider auch gestehen, dass selbst am Ende, als der Schutzpanzer um Charlotte Risse bekam, sie mir einfach nicht sympathisch wurde. Coco ist abweisend, kühl und unnahbar.
Diese Ausstrahlung machte es mir noch schwerer zu verstehen, was Farid an ihr fand. Vor allem, weil eigentlich nicht viele Begegnungen statt fanden und auch irgendwie nicht so richtig Spannung aufkam, die eine plötzliche Annäherung erklärt hätten. Mir fehlte es hier völlig an positiven Emotionen.
Aber nicht nur da, auch beim Tanzen oder zu der besten Freundin. Das war eigenartig. Schon zu Beginn des Buches hat man das Gefühl, dass Coco ihre Freundin nur abkanzelt, weil diese Coco’s Tanzpartner umschwärmt. Es fehlte überall an Details, welche die Bindungen auch spürbar machen hätten sollen. Da war aber nicht viel und ich fragte mich, warum man mit so einer Person befreundet sein möchte?
Da war nur diese kühle Arroganz, die wohl in der Familie lag. Ich fand es auch schade, wie die Situationen zwischen Farid und ihr abliefen, denn wenn die Autorin den Künstler zu Wort kommen ließ, war er unfassbar tiefgründig, empathisch und klug. Er hat seine eigene dunkle Vergangenheit, aber er ist wahrlich stärker daraus hervor gegangen. Es war fantastisch wie er Coco trotz kurzer Sequenzen unterstützt hat. Ich hätte mir gewünscht, mehr Präsenz und Geschichte mit ihm erleben zu dürfen, und vielleicht ein paar Dramen weniger um Coco – auch wenn das zu einer Ballettänzerin und dieser Szene durchaus passt.
Der Schreibstil von Claire Bonnett ist flüssig und leicht, das Setting klasse beschrieben und man hat die Geschichte schnell gelesen. Trotzdem finde ich, das hier Potenzial verschenkt wurde.