Zufriedenstellend, aber etwas weniger Magie
When We HopeAnne Pätzold war mit ihrer Trilogie zu K-Pop rund um Ella und Jae-yong definitiv eine der größten Überraschungen für mich in diesem Jahr, wenn nicht sogar die größte. Zum einen habe ich bis dato keine ...
Anne Pätzold war mit ihrer Trilogie zu K-Pop rund um Ella und Jae-yong definitiv eine der größten Überraschungen für mich in diesem Jahr, wenn nicht sogar die größte. Zum einen habe ich bis dato keine Ahnung von dieser Musikrichtung gehabt und habe die Bücher als wirklich hilfreiche Einführung empfunden, zum anderen ist es eine durchweg süße Geschichte. Hier musste nie eine sexuelle Spannung im Fokus stehen, sondern es war eine wunderbar langsam erzählte Liebesgeschichte, wo aber alles gepasst hat. Über allem schwebte natürlich der Erzählstil von Pätzold, der wirklich der größte Gewinn ist, denn dieser warmen Umarmung kann man sich einfach nicht entziehen. Wie schlägt sich nun also „When We Hope“, der Abschluss der Reihe?
Nach diesen Vorschusslorbeeren in meiner Einleitung bricht es mir fast das Herz, dass der dritte Band mich leider nicht mehr auf so magische Weise abholen konnte. All das zuvor Gesagte trifft immer noch zu, aber dennoch habe ich oft gemerkt, dass meine Gedanken abschweiften, was niemals passieren darf. Es fällt mir schwer, hierfür Erklärungen zu finden. War die Geschichte vielleicht doch irgendwie auserzählt? War es für mich die richtige Geschichte zum falschen Zeitpunkt? So dramatisch das nun klingen mag, eine rational riesige Enttäuschung ist „When We Hope“ definitiv nicht. Ich spreche auch definitiv eine Empfehlung aus, aber wenn man zweimal die volle Punktzahl gegeben hat, dann wirkt die Diskrepanz nun so riesig.
Ich habe weiterhin zig Aspekte gefunden, die mich an der Geschichte beeindruckt haben. Zunächst fand ich es großartig, dass für Ella in diesem Band die Reise nach Korea ging. Das war der logische Schritt, der erfolgen musste, weil er ihre Welt in so vielen Facetten kennengelernt hat, aber sie seine kaum bis gar nicht kannte. Deswegen habe ich auch ihr Bedürfnis nachvollziehen können, viel über Jae-yongs Kultur lernen zu wollen, da sie ihn ausmacht, wie ihre sie ausmacht. Zudem fand ich die Beschreibungen von Korea sehr gut nachvollziehbar. Ich weiß nicht, ob die Autorin schon einmal vor Ort war, aber es fühlte sich echt an. Zudem war die gemeinsame Entdeckung der Umgebung so behutsam gestaltet, dass ich mich auch mit meinem schlecht ausgeprägten Vorstellungsvermögen nicht überfordert fühlte. Weiterhin haben die beiden als Pärchen weitere wichtige Schritte in ihrer Beziehung getätigt. Damit meine ich nicht nur das erste gemeinsam Mal miteinander, sondern auch die Offenbarung, dass sie jeweils die Personen füreinander sind, an denen sie sich in Krisen aneinander wenden wollen. Zudem bin ich dankbar, dass für den noch nötigen Herzschmerz keine künstliche Dramatik erzeugt werden musste. Aus den vorhandenen Mitteln ist genau das gemacht worden, was ich mir selbst beim Lesen gedacht habe, natürlicher hätte es in der Abfolge also nicht sein können.
Nun kommen wir aber zu meinen Kritikpunkten, die ich klar benennen kann. Der Abschlussband war eng auf Ella und Jae-yong als Pärchen fokussiert, was natürlich nicht verboten ist, aber die Reihe hat auch von wichtigen Nebenfiguren gelebt und deswegen fand ich es schade, dass so einiges in den Hintergrund gedrängt wurde. Seien es die Schwestern, sei es die beste Freundin, sie schweben gefühlt in der Luft und auch wenn ich so nun die freie Fantasie habe, wie es für sie weitergeht, so war es dennoch nicht befriedigend. Insgesamt ist mir die Geschichte zu offen ausgegangen. Klar, es gab das Happy End, aber ich fand die Entwicklung der Band nicht weitreichend genug. Schön, dass sie am Ende etwas Eigenes präsentieren, aber warum noch mit diesem Label? Wir leben in einer Zeit, wo sehr viele Künstler sich auf eigene Beine stellen und wagen, etwas von sich in die Welt rauszulassen. Und gerade wenn man schon bereits eine erfolgreiche Band ist, so dürften die Hürden noch niedriger als bei vielen anderen gewesen sein. Zuletzt fand ich es schade, dass nicht mal eine Vision aufgezeigt wurde, wie die gemeinsame Zukunft von Ella und Jae-yong wohl aussehen könnte. Es wurden schließlich viele Konflikte angesprochen, die sich in einer Beziehung mit einem Promi ergeben und die sind ja nicht auf einmal aus der Welt geschaffen. Hier hätte ich mir ein stärkeres Bekenntnis von beiden Seiten gewünscht, wie kann es werden und wie wollen wir es?
Fazit: „When We Hope“ ist immer noch ein extrem unterhaltsames Buch, das noch viele wichtige Hürden nimmt und nötige neue Seiten der Beziehung des Pärchens Ella und Jae-yong beleuchtet und dennoch war es leider nicht die Magie der ersten beiden Bände für mich. Vielleicht hätte ich mir hier tatsächlich ein etwas schnelleres Erzähltempo gewünscht, damit die Geschichte nicht so eng, sondern weiter hätte enden können. Mir ist nämlich zu viel offen, aber ich weiß, dass andere wiederum offene Enden zu schätzen wissen, von daher wohl eine reine Geschmacksfrage.