Historisch, spannend und sehr unterhaltsam!
Sabrina Qunajs Roman taucht tief ein das Britannien des 8. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte Offa von Merciens über eine Zeitspanne von rd. 26 Jahren (von 747 bis 773 n.Chr.).
In eine adlige Familie ...
Sabrina Qunajs Roman taucht tief ein das Britannien des 8. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte Offa von Merciens über eine Zeitspanne von rd. 26 Jahren (von 747 bis 773 n.Chr.).
In eine adlige Familie und eine Zeit erheblicher Thronwirren hineingeboren, wird Offa als noch junger Mann von 17 Jahren König von Mercia. Seine ganze Kraft widmet er fortan dem Bemühen, die verschiedenen Königreiche unter einem Machthaber zu einen und das durch viele Kriege geschwächte Britannien zu einer Stärke zu führen, die auch gegen die Stärke des überseeischen Frankenlandes Bestand haben kann.
Er baut Handelsbeziehungen aus und gestaltet das Münzwesen neu.
Ihm zur Seite steht Cynetryth (Drida), die auf Urkunden mit ‚Königin Mercias von Gottes Gnaden‘ zeichnet und deren Persönlichkeit in überbrachten Geschichten und Legenden sehr ambivalent dargestellt wird. Zweifelsohne war ihre Rolle in Offas Regentschaft aber eine bedeutende, war sie tatsächlich auf vielen Münzen dieser Zeit abgebildet. Auch ihre Unterschrift als Zeugin vieler von Offa verfasster Dokumente und Urkunden lässt auf ihre (für eine Frau dieser Zeit) herausgehobene Stellung schließen.
Der im Roman gezeichnete Zeitraum beschäftigt sich sehr unterhaltsam mit der Entwicklung Offas vom Adligen-Sohn hin zum Regenten Mercias, der sich nur ein Jahr nach dem im Roman umrissenen Zeitraum, ab dem Jahr 774 n.Chr. ‚Rex Anglorum‘ nennen wird.
Ausgesprochen gut recherchiert, gelingt es dem Buch sehr unterhaltsam, Fakten mit Überliefertem und Fiktivem zu verbinden, historische Lücken mit denkbaren Anworten zu füllen und dabei Empathie für die Akteure zu wecken.
Hier ist der Roman tatsächlich besonders stark: in dem, was sich zwischen den Zeilen abspielt, in der Zeichnung auch der Nebenfiguren, deren Geschichte nicht minder fesselnd ist wie die der Hauptcharaktere.
Der Autorin gelingt es, die Figuren nicht nur in Schwarz-Weiß zu zeichnen, sondern die Zerrissenheit der handelnden Personen sichtbar zu machen und Mitgefühl auch für den größten Bösewicht zu wecken.
Einzig die dem heutigen Zeitgeist geschuldete, doch sehr an unsere Zeit angepasste Sprache hätte ich mir ein wenig näher am Mittelalter gewünscht, dies aber nur als minimales „Schönheitsfehlerchen“ am Rande.
Insgesamt sticht dieser Roman aus der Vielzahl der (so scheint es manchmal) im Eiltempo verfassten historischen Schriftwerke unserer Zeit mehr als angenehm heraus und beschert spannende, stilvolle, kurzweilige und durchaus berührende Unterhaltung.
Absolut empfehlenswert!