Unter Get Even hatte ich mir zunächst etwas anderes vorgestellt. Erstens einen Einzelband, keinen Reihenauftakt, das war leider nicht überall klar gekennzeichnet. Zweitens hatte ich als Vorbild immer die Geschichte um die Black Coats im Kopf, ebenfalls ein Buch, in dem eine Gruppe Rachefeldzüge plant und durchführt, Selbstjustiz übt. Ich hatte erwartet, dass Get Even ähnlich wäre, war es allerdings in den meisten Punkten mal so gar nicht.
In Get Even geht es hauptsächlich um das schulische Leben, zwischenmenschliche Beziehungen, Mobbing, Ausgrenzung, unfähige Lehrer, all das beschäftigt DGM, nicht so sehr jedoch solche sektenartigen, gruppeninternen Konflikte, wie man sie bei den Black Coats vorfand und wie ich sie auch hier befürchtet hatte. DGM ist eine vergleichsweise harmlose Gruppe, die niemandem körperlich schaden möchte, sondern maximal versucht, den Ruf von jemandem zu ruinieren durch die Veröffentlichung persönlicher Informationen. Das hatte ich so nicht erwartet, ich nahm an, die Mädels wären brutaler in ihrem Vorgehen, fand es aber gut so, wie es ist. Tatsächlich behandelt die Geschichte auch häufig eher die persönlichen Probleme der Mädchen je für sich, anstatt alles in der Gruppe auszufechten. Klar kommt es auch innerhalb von DGM zu Konflikten, die sind jedoch keinesfalls so drastisch ausfielen, wie ich dachte.
Bree, Margot, Kitty und Olivia sind grundverschieden. Man hat eigentlich jedes Highschoolklischee mit einem der Mädels abgedeckt, und doch mochte ich sie als Figuren. Es hat zwar anfangs etwas gedauert, bis ich sie auseinanderhalten konnte, aber als ich dann mit ihnen warm geworden bin, sind sie mir mehr und mehr ans Herz gewachsen. Besonders gut gefiel mir Margot, ihrer ruhigen, zurückhaltenden Art konnte ich am meisten abgewinnen. Olivia fand ich beizeiten etwas naiv, das hat mich extrem aufgeregt und Kittys Ignoranz war unter aller Sau. Abgesehen davon waren die Charaktere der Gruppenmitglieder aber gut durchdacht und realistisch dargestellt.
Die Spannung in der Geschichte war für mich fast durchgehend greifbar und ich habe quasi jeden während der Ermittlungen mindestens einmal verdächtigt. Dieses Unvorhergesehene liebe ich, allerdings bin ich auch eine wirklich schlechte Ermittlerin, die selbst offensichtliche Plot Twists häufig nicht kommen sieht. Von daher ist es nicht schwer, mich in dieser Hinsicht zu überraschen.
Ab der Hälfte etwa konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen, habe die letzten 40% in einem Rutsch gelesen und mir dafür die Nacht um die Ohren geschlagen. Das war es definitiv wert!
Die ganzen Intrigen, wer hat oder hatte was mit wem, wer ist mit wem verfeindet, wo liegen die Verbindungen zwischen den Menschen, wo die Abgründe, all das war unglaublich spannend und wie ich finde gut ausgearbeitet. Irgendwer hat immer zu irgendwem eine irgendeine Art von Beziehung, die man im ersten Moment gar nicht kommen sieht.
Mein Fazit:
Ich mochte die Geschichte sehr und habe mich bestens unterhalten gefühlt. Den zweiten Band muss ich dringend zeitnah lesen, wobei es mich ärgert, dass das Buch nicht überall im Vorfeld klar als erster Band einer Reihe ausgewiesen war. So war ich nämlich bis zum Ende von einem Einzelband ausgegangen.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.