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Ritja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2020

Sehr unterhaltsam, etwas skurril und gut gelesen

Bullenbrüder: Tote haben kalte Füße
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Ach, mit den Bullenbrüdern auf Verbrecherjagd zu gehen, kann nur Spaß machen. Es ist kein klassischer Krimi mit düsteren Charakteren, riesigen Blutlachen, wilden Schießereien und rasanten Verfolgungsjagden. ...

Ach, mit den Bullenbrüdern auf Verbrecherjagd zu gehen, kann nur Spaß machen. Es ist kein klassischer Krimi mit düsteren Charakteren, riesigen Blutlachen, wilden Schießereien und rasanten Verfolgungsjagden. Wenn man dies will, müssten Charlie und Anita die Geschichte verlassen und das wäre wirklich schade. Denn beide bringen das Leben und die Arbeit von Holger Brinks so schön durcheinander und sein Nervenkostüm immer an seine Grenzen. Da ist man tatsächlich froh, nur Zuhörer:in zu sein.

Die Geschichte ist einfach gestrickt und man ahnt, was passieren wird, aber durch die vielen kleinen Unterbrechungen durch familiäre Katastrophen, bleibt es spannend und unterhaltsam. Ich habe mich köstlich über die ausufernden Hochzeitswünsche von Mutter Anita und ihrem Rodrigo amüsiert und wie die Mutter ihre Söhne in den Wahnsinn treibt. Von ihrem aktiven Sexleben, welches sie im Haus ihres Sohnes nachgeht, rede ich lieber nicht.

Es gibt Szenen, die will man auf keinen Fall mal live und in Farbe erleben und niemand kann sie so gut und bildlich vorlesen, wie Christoph Maria Herbst. Er ist, aus meiner Sicht, einer der besten Hörbuchsprecher (neben Achim Buch und Torben Kessler). Er schafft es den Charakteren unverwechselbare Stimmen zu geben, so dass sofort das Kopfkino startet und das Bild des Charakters sich erstellt. Ich gebe zu, dass ich immer auf den Einsatz der kaugummischmatzenden Kollegin von Holger Brinks gewartet habe. Großes Kino, wie Christoph M. Herbst sie darstellt. Ich hoffe, dass sie einmal einen größeren Part bekommt.

Ach so, der Fall oder die Fälle werden schon aufgeklärt. Ordnung muss sein.

Veröffentlicht am 13.12.2020

Eine Liebegeschichte aus der Sicht eines Mannes

Charmanter Mann aus Erstbesitz
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Die Suche nach einer neuen Liebe mal aus der Sicht eines Mannes. Diese Idee fand ich gut und sie wurde auch von der Autorin gut umgesetzt. Natürlich gibt es ein paar Klischees, aber diese sorgten für ...

Die Suche nach einer neuen Liebe mal aus der Sicht eines Mannes. Diese Idee fand ich gut und sie wurde auch von der Autorin gut umgesetzt. Natürlich gibt es ein paar Klischees, aber diese sorgten für eine leichtere Lesestimmung. Denn die Autorin hat keinen lustigen Witwer erschaffen, sondern einen trauernden Mann, der sich nur schwer von seiner verstorbenen Frau und ihren Sachen trennen kann. Er merkt schnell, dass er an seine Grenzen kommt. Im Kopf ist er noch nicht bereit für die neue Liebe, auch wenn die Familie und die Freunde um ihn herum der Meinung sind, dass er nun schon zu lange allein ist.

Es gibt einige bedrückende und traurige Passagen, die den Schmerz von Edward sehr deutlich beschreiben. Man leidet etwas mit ihm, aber man lacht auch mit ihm. Die Autorin lässt ihn immer nur kurz in Selbstmitleid versinken und schickt ihn dann zu den Dates mit den Damen. Herrlich, wie er überfordert ist, wenn die Damen zum Angriff pfeifen. So viele Dinge muss er wieder lernen und sich auf so viele neue Details einstellen, dass er dabei manchmal schnell frustriert ist und dann geht nichts mehr.

Der Humor ist während der gesamten Geschichte vorhanden und man kann schön mit und über Edward schmunzeln. Auch einzelne Familienmitglieder sorgen für Unruhe und Chaos in seinem Leben, aber sie schützen ihn auch vor Einsamkeit und Trauer.

Für mich war es eine gute und unterhaltsame (Liebes-)Geschichte, die aber auch die Trauer durch den Verlust des Partners nicht klein redet, sondern zu lässt ohne rührselig oder kitschig zu werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2020

Das Leben von Harold

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
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Wer mit Harold reist, muss die Langsamkeit mögen. Er läuft quer durch England, um sich von seiner Kollegin zu verabschieden. Eigentlich will er sie retten - vor dem Tod. Man muss nur fest daran glauben. ...

Wer mit Harold reist, muss die Langsamkeit mögen. Er läuft quer durch England, um sich von seiner Kollegin zu verabschieden. Eigentlich will er sie retten - vor dem Tod. Man muss nur fest daran glauben. Beim Laufen erfährt der Zuhörer vieles aus dem Leben von Harold. Viele traurige Stationen aus seinem Leben dringen an die Oberfläche. Die "Flucht" der Mutter vor ihm und seinem Vater, die vielen Momente, wo er versagt hat. Nicht nur beruflich, sondern auch privat. Seine kaputte Ehe mit Maureen und die fehlende Kraft sie zu beenden. Das Fehlen von Liebe, Zuneigung und Vertrauen in fast allen Lebenssituationen, seine Unfähigkeit das Richtige zur richtigen Zeit zu tun.

Ich schwankte immer zwischen Mitleid für Harold und seinem ziemlich bedrückenden Leben und Kopfschütteln über so viel Unfähigkeit, aber irgendwie wollte ich ihn auch bis zum Schluss begleiten. Während seiner Tour wird er eine kleine Berühmtheit, die er nicht sein will und die verschiedensten Menschen folgen und begleiten ihn ein Stück. Nicht immer war es gut für die Geschichte, denn sie schweiften ein wenig ab, aber Harold fand stets wieder den richtigen Weg. Und während er seinen Ballast immer mehr abwirft, wird auch Maureen immer nachdenklicher und fängt an, sich und ihr gemeinsames Leben zu reflektieren.

Der Sprecher Heikko Deutschmann hat mit seiner Stimme Harold so gut herausgearbeitet, dass man seine Langsamkeit und seine Gedanken gut über sieben Stunden ertragen konnte.

Veröffentlicht am 18.11.2020

Spannende Geschichte, gut gelesen

Schattenwege
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Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich ein (Hör-)Buch von
Arnaldur Indriðason gelesen bzw. gehört habe und trotzdem war es wie immer. Sehr schnell hörte ich mich in die Geschichte ein (auch dank des ...

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich ein (Hör-)Buch von
Arnaldur Indriðason gelesen bzw. gehört habe und trotzdem war es wie immer. Sehr schnell hörte ich mich in die Geschichte ein (auch dank des guten Sprechers Walter Kreye) und verfolgte die Ermittlungen der Polizei mit Interesse. Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge. Die eine Handlung führt uns in die Zeit des zweiten Weltkrieges und die andere Handlung findet in der heutigen Zeit statt. Der Mord an einen alten Mann wirft Fragen auf, besonders als alte Dokumente zu einem Mordfall bei ihm gefunden werden. Die Ermittlerin holt sich Hilfe bei den pensionierten Polizisten Konráð und dieser stürzt sich in den Fall. Langsam trägt Konráð Schicht für Schicht den alten Staub ab und findet immer mehr Ungereimtheiten und unbeachtete Puzzleteile. Parallel erfährt man, wie die Ermittlungen in dem alten Fall in den 40iger Jahren stattfanden und mit welchen Problemen die Polizei damals zu kämpfen hatte.

Die Sprünge zwischen den Ermittlungen hätte man etwas besser trennen bzw. kennzeichnen können. So musste man beim Zuhören schon genau darauf achten, in welchem Fall man sich gerade befindet.

Insgesamt ist es aber wieder ein spannender und beklemmender Fall gewesen. Die Verwicklungen und die Verbindungen bis in die heutige Zeit waren wieder gelungen und interessant.

Das nächste Hörbuch von Arnaldur Indriðason liegt schon auf dem SUB bereit.

Veröffentlicht am 04.11.2020

Ein Blick in die französischen Kochtöpfe

Dreck
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In der Spitzengastronomie und besonders in deren Küchen herrschen oft strenge Regeln und ein extrem hoher Leistungs- und Arbeitsdruck. Der Ton ist rauh und direkt und nicht wirklich für sensible Seelen ...

In der Spitzengastronomie und besonders in deren Küchen herrschen oft strenge Regeln und ein extrem hoher Leistungs- und Arbeitsdruck. Der Ton ist rauh und direkt und nicht wirklich für sensible Seelen geeignet. Aber jeder (mich eingeschlossen), der schon einmal in einem solchen Restaurant oder Hotel in der Küche gearbeitet und die Tage, Wochen, Jahre durchgestanden hat, kennt die Magie, die von diesen Ort ausgeht. Man wird angezogen und mitgerissen, durchgerüttelt und angeschrieen und doch geht man wieder dahin, um zu lernen, zu testen, die eigenen Grenzen auszuloten und sich einfangen zu lassen.

Genau das beschreibt Bill Bufords Buch. Er will sich einfangen lassen und muss so einiges dafür einstecken. Seine anfängliche Naivität hat mich etwas überrascht, aber er lernte schnell, dass die französische Küche nicht umsonst so hochgelobt wird. Ich musste schmunzeln über die Geschichten von Paul Bocuse, denn die kamen mir bekannt vor. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Lehrvideos von Bocuse sehen. Da wird man schon vom Zusehen betrunken.

Die Beschreibungen aus der täglichen Küchenarbeit und das stetige Dazulernen, die vielen kleinen Küchentipps, die jeder Hobbykoch anwenden kann, die kleinen Gemeinheiten, die in jede Küche gehören und das Anbeten der ganz Großen waren interessant. Dank des schönen Schreibstils und einer guten Portion Humor konnten auch längere Passagen gut überstanden werden.

Die Geschichte gibt einen guten Einblick in die französische Küche mit ihren Eigenheiten, Einblicke in das Land und einen Blick in das Familienleben von Bill Buford.