Dramatische Familiengeschichte im 2. Weltkrieg, packend erzählt
Das letzte Licht des TagesDie Amerikanerin Liv steht vor den Scherben ihrer Ehe, die nach 12 Jahren an einem unerfüllten Kinderwunsch zerbrochen ist. Da sie dafür auch ihren Job aufgegeben hatte, steht sie nun vor dem Nichts und ...
Die Amerikanerin Liv steht vor den Scherben ihrer Ehe, die nach 12 Jahren an einem unerfüllten Kinderwunsch zerbrochen ist. Da sie dafür auch ihren Job aufgegeben hatte, steht sie nun vor dem Nichts und wird durch ihre Großmutter Edith unterstützt.
Dann steht diese plötzlich vor ihrer Tür und fordert Liv auf, sie auf eine Reise nach Paris zu begleiten. Die Gründe für die Reise möchte die 99-jährige Edith ihrer Enkelin erst vor Ort erzählen. Von Paris geht es dann weiter in die Champagne nach Reims, aber auch hier zeigt sich Edith zunächst noch sehr verschlossen. Ediths Anwalt Julien, dessen Familie schon viele Jahre für Edith arbeitet, ist zwar sehr sympathisch, erzählt Liv aber auch nichts über die Gründe, denn das möchte er Edith überlassen. Liv ist sehr verwirrt und gespannt, auf das große Geheimnis ihrer Großmutter.
Im Jahr 1940 erleben wir Inès Chauveau die mit ihrem Mann sowie dem Kellermeister Theo und dessen Frau Celine auf einem Weingut lebt, wo Champagner hergestellt wird.
Als die Invasion der Deutschen in Frankreich beginnt, entdeckt Inès nach einer Weile, dass ihr Mann Waffen für die Résistance versteckt und auch Flüchtlingen hilft. Die Situation auf dem Weingut ist angespannt, denn Celine ist jüdischer Abstammung. Inès entschließt sich, ebenfalls der Résistance zu helfen und trifft schließlich eine schwerwiegende Entscheidung …
Der Roman wird wechselnd auf zwei Zeitebenen erzählt, wobei der Handlungsstrang in der Vergangenheit deutlich mehr Raum einnimmt.
In der Gegenwart geschieht nicht sehr viel. Liv versucht immer wieder ihrer Großmutter die Gründe für die Reise zu entlocken und das Geheimnis, das Edith umgibt, zu lüften. Aber die alte Dame hüllt sich lange in Schweigen und gibt nur wenige Kleinigkeiten preis. Liv versucht mit Juliens Hilfe etwas herauszufinden, nachdem sich herausstellt, dass Edith irgendeine Verbindung zum Weingut Chauveau zu haben scheint. Auch in einer Brasserie findet sie Hinweise auf ihre Großmutter. Aber erst gegen Ende soll sich das Geheimnis lüften.
Der Handlungsstrang in der Vergangenheit hat mich schon sehr gefesselt. Kristin Harmel schildert hier sehr eindrücklich die Zeit der deutschen Besatzung in Frankreich und des französischen Widerstands mit all ihren Schrecken und Gefahren. Sie hat hier offenbar gut recherchiert und lässt ihre Figuren aktiv am Geschehen mitwirken. Dabei hat sie die Figuren vielschichtig gezeichnet und deren Emotionen und Gedanken gut zum Leser transportiert. Ich habe mich oft gefragt, wie ich in deren Situation gehandelt hätte. Aber ich denke, das kann man nicht nachvollziehen, wenn man es selbst nicht erlebt hat. Ein Richtig oder Falsch gibt es hier sicherlich nicht.
Es entwickelt sich ein Familiendrama und die schlimmen Kriegsereignisse haben ihre Auswirkungen auf alle. Aber die Autorin erzählt auch von der großen Liebe und Leidenschaft, die alles überdauern kann.
Hier gibt es eine Achterbahn der Gefühle und ich konnte mit allen Figuren mitfühlen, leiden und hoffen. Die ganze Entwicklung war packend erzählt und für mich lange nicht durchschaubar, wie es alles enden wird. Erst gegen Ende hatte ich eine Ahnung, wie die Verknüpfung zur Gegenwart und das große Geheimnis von Edith aussehen könnten.
Je mehr sich beide Handlungsstränge verbinden, desto fesselnder wurde die Geschichte bis zum großen Finale.
Hier gab es dann allerdings eine Szene, die für mich so nicht hätte sein müssen, denn sie passte nicht so ganz in diese ansonsten sehr realitätsnahe Handlung.
Interessant fand ich die vielen, in die Handlung eingebundenen Informationen über die Herstellung und Lagerung von Champagner und den Anbau der dafür benötigten Trauben. Da ich selbst zu besonderen Gelegenheiten gerne Champagner trinke, haben mich diese Fakten dieses leckere Getränk mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten lassen.
Kristin Harmel hat es wieder geschafft, eine emotionale und packende Geschichte mit realem historischen Bezug wunderbar mitreißend zu erzählen. Die Geschichte hat mich nicht losgelassen und mir ein unterhaltsames Lesevergnügen geboten!
Fazit: 4 von 5 Sternen
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