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Veröffentlicht am 25.02.2017

Wettlauf mit der Zeit

Tödliche Frist
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Die Tierärztin Kirra Jacobs und Reef McKenna unterstützen als Hilfskräfte ein bekanntes Schlittenhundrennen in Alaska. Kirras Onkel Frank nimmt jedes Jahr an diesem Rennen teil, doch einen Abend trifft ...

Die Tierärztin Kirra Jacobs und Reef McKenna unterstützen als Hilfskräfte ein bekanntes Schlittenhundrennen in Alaska. Kirras Onkel Frank nimmt jedes Jahr an diesem Rennen teil, doch einen Abend trifft er nicht an dem Rennabschnitt ein. Kirra macht sich Sorgen und will mitten in der Nacht nach ihm suchen, so dass Reef sie begleitet. Als sie ihn mitten in der stürmischen verschneiten Wildnis antreffen, hält Frank sie auf Abstand und gibt ihnen kryptische Hinweise, dass er bis zum Ende des Rennens etwas erledigen muss, damit seine Tochter Meg überlebt, denn sie wurde entführt. Bevor Kirra und Reef weitere Informationen bekommen, werden sie von einem vermummten Snowmobilfahrer angegriffen und können sich in letzter Minute retten, bevor dieser sie töten kann. Kirra ist in heller Aufregung und gemeinsam mit Reef macht sie sich daran, den merkwürdigen Aussagen ihres Onkels nachzugehen und nach ihrer Cousine Meg zu suchen. Diese ist tatsächlich wie vom Erdboden verschluckt. Während Kirra und Reef auf eine Umweltorganisation stoßen, begegnet Kirra ihrer schmerzlichen Vergangenheit und muss sich dieser stellen. Aber Reef ist immer an ihrer Seite und lässt sie nicht im Stich, auch der restliche McKenna-Clan steht den beiden bei der Suche bei. Werden sie Meg finden und das Schlimmste verhindern können? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt…

Dani Pettrey hat mit ihrem Buch „Tödliche Frist“ den letzten Band ihrer „McKenna“-Serie vorgelegt, der den anderen Romanen in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und rasant. Bereits im Prolog wird der Spannungsbogen aufgebaut und schraubt sich im weiteren Verlauf des Romans immer mehr in die Höhe bis zum großen Finale. Der Leser nimmt an einer atemberaubenden Hatz durch die Wildnis Alaskas teil, spürt regelrecht die wahnsinnige Kälte und das Knirschen des Schnees, während die Protagonisten Jagd auf die Entführer machen und die Suche nach der Entführten vorantreiben. Der Autorin gelingt es durch Anspielungen und einigen Verwirrspielen sehr gut, den Leser immer wieder in eine neue Richtung zu treiben. Erst nach und nach fallen die Puzzlesteine an ihren Platz und bringen die Lösung näher. Die Familienbande der McKennas werden auch sehr schön beschrieben, man kann die Verbundenheit der einzelnen untereinander regelrecht spüren und fühlt sich als Leser diesen Protagonisten sehr nah.

Die Charaktere sind sehr vielfältig angelegt und in Szene gesetzt. Sie wirken sehr lebendig und authentisch. Kirra Jacobs ist eine sehr sympathische Frau, die ein schlimmes Erlebnis in ihrer Vergangenheit bis heute das Leben schwer macht und ihr die Fähigkeit nimmt, jemandem wirklich zu vertrauen. Sie ist eher zurückhaltend, aber in manchen Situationen auch recht impulsiv. Sie handelt oftmals aus dem Bauch heraus, um dann festzustellen, dass etwas Unterstützung doch gar nicht so schlecht ist. Ihre Eltern haben sie in ihrer schwärzesten Stunde im Stich gelassen und sie war auf sich allein gestellt. Seit ihrer Jugendzeit war sie immer ein wenig in Reef verliebt, doch auch er war ihr nie wirklich nah, weil er sich immer für andere interessiert hat. Reef ist das schwarze Schaf der McKennas gewesen, ein netter junger Mann, der sich immer für das Extreme interessiert hat. Doch er hat sich geändert, seit er in einem Mordfall der Hauptverdächtige war. Er ist ruhiger und bedachter geworden und kann immer auf die Unterstützung seiner Familie zählen. Je mehr er mit Kirra Zeit verbringt, umso mehr bringt sie seine Gefühle durcheinander. Auch er wünscht sich insgeheim endlich jemanden, der zu ihm gehört. Sowohl Kirra als auch Reef eint ihr Glaube an Gott, wobei Reef sich noch viel mehr auf den Herrn verlässt und sich fallen lassen kann, während Kirra das Gefühl hatte, Gott hätte sie bei ihrem schlimmen Erlebnis verlassen. Sämtliche McKennas unterstützen bei dieser Jagd durch Eis und Schnee und vermitteln ein Gefühl der Verbundenheit, wie es in einer Familie sein sollte.

Der christliche Aspekt äußert sich in diesem Buch sehr schön durch die Gedanken der einzelnen Protagonisten und durch kleine Gebete, die mal allein und mal zusammen gesprochen werden. Hier geht es um Hoffnung und das sich Fallenlassen in die Arme des Herrn, ohne jegliche Zweifel, dass er einen auffängt.

„Tödliche Frist“ ist ein sehr spannender, rasanter Roman, der Krimielemente und eine schöne Liebesgeschichte in sich vereint, also in jeder Hinsicht ein „Abenteuerroman“. Alle, die dieses Genre mögen, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Das Buch lässt sich allein gut lesen, jedoch ist zu empfehlen, sich die anderen Teile der Serie vorher zu Gemüte zu führen, um der Entwicklung innerhalb der Familie McKenna folgen zu können. Absolute Leseempfehlung für einen Pageturner!

Veröffentlicht am 24.02.2017

In den Abgründen

Schwarze Wut
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GBI—Agent Will Trent ermittelt Undercover als Biker getarnt in Macon in einem Krankenhaus, um einem Drogenhandel im großen Stil auf die Schliche zu kommen und Big Whitey zu finden, einen Drogenbaron, von ...

GBI—Agent Will Trent ermittelt Undercover als Biker getarnt in Macon in einem Krankenhaus, um einem Drogenhandel im großen Stil auf die Schliche zu kommen und Big Whitey zu finden, einen Drogenbaron, von dem bisher niemand weiß, wie er eigentlich aussieht. Gleichzeitig ermittelt auch Lena Adams im Drogenmilieu, doch nach einer schiefgelaufenen Razzia werden sie und ihr Ehemann Jared im eigenen Haus überfallen. Jared wird angeschossen und sein Leben hängt am seidenen Faden. Lena konnte in Notwehr die Täter überwältigen, steht aber nun im Fadenkreuz interner Ermittlungen. Will ist in einer Zwickmühle, denn Jared ist der Sohn von Jeffery Tolliver, dem verstorbenen Ehemann seiner neuen Liebe Sara Linton. So kommt auch Sara nach Macon, um bei der Familie zu sein. Doch sie ahnt nicht, dass auch Will in Macon ist und hier einen Einsatz hat. Das macht seinen Einsatz umso schwieriger und gefährlicher, läuft er doch Gefahr, seine Tarnung zu verlieren. Schon bald findet er sich in einer Zwickmühle und vor allem in tödlicher Gefahr, aber auch Sara ist bereits im Fadenkreuz…
Karin Slaughter hat mit ihrem Buch „Schwarze Wut“ einen neuen Band ihrer Georgia-Reihe vorgelegt, in dem man auf alte Bekannte wie Will Trent als Ermittler, Sara Linton als Ärztin und Pathologin sowie Lena Adams als Polizistin trifft. Der Schreibstil ist flüssig, schon in den ersten Seiten wird der Spannungsbogen von der Autorin hoch angelegt und steigert sich rasant während der düsteren und teilweise erschreckenden Handlung immer weiter bis zum fulminanten Finale. Das Buch ist ein wahrer Pageturner, der Leser kann es kaum aus den Händen legen, so sehr versteht es die Autorin in ihrer sehr offenen und teilweise brutalen Erzählweise zu fesseln. Durch die ständigen Perspektivwechsel erzeugt sie ebenso zusätzliche Spannung wie durch diverse Zeitsprünge, so dass der Leser wirklich erst ganz am Ende die Auflösung versteht und nachvollziehen kann.
Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und platziert, sie wirken sehr authentisch und lebensnah. Will Trent hat in seiner Jugend schon so einiges erlebt, das sein Leben geprägt hat. Meist ist er sehr zurückhaltend und wortkarg, wirkt oft hart und unterkühlt. Doch in dieser Geschichte kommt er mehr aus sich heraus, zeigt auch mal Gefühle, was ihm den Leser umso näher bringt, denn er zeigt auch mal seine verletzliche Seite. Sara Linton ist eine sehr sympathische Frau, immer hilfsbereit und liebevoll, wenn jemand ihre Unterstützung braucht. Doch auch sie hat in ihrer Vergangenheit schon so einiges durchstehen müssen, und so manche innere Wunde ist bei ihr noch nicht verheilt. Lena Adams ist eine knallharte und eiskalte Frau, sie wirkt selbstsicher und stark nach außen. Aber wie es in ihrem Inneren aussieht, ist eine andere Sache. Wo sie auftaucht, sterben Menschen und sie gerät ins Kreuzfeuer von internen Ermittlungen. Lena Adams ist kein sympathischer Charakter, aber sie ist durchweg interessant und voller Überraschungen. Auch die anderen Protagnisten unterstützen die Handlung durch ihr gegenseitiges Beziehungsgeflecht und ihre Rolle während der Ermittlungen.
„Schwarze Wut“ ist ein sehr rasanter und fesselnder Thriller, der auf höchstem Niveau Spannung verspricht. Liebhaber dieses Genres werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.02.2017

Abenteuer gesucht, Liebe gefunden

Der Korsar und das Mädchen
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1814 South Carolina. Der Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten wütet, deshalb schickt der Plantagenbesitzer Frederick Hansen seine beiden Töchter, die Halbschwestern Emily und Catherine nach England, wo ...

1814 South Carolina. Der Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten wütet, deshalb schickt der Plantagenbesitzer Frederick Hansen seine beiden Töchter, die Halbschwestern Emily und Catherine nach England, wo Emilys Verlobter Stattford lebt. Die 17-jährige Catherine soll ebenfalls dort ihren zukünftigen Ehemann kennenlernen. Die beiden Schwestern sind so verschieden wie Tag und Nacht. Während die ältere Emily schon eine guterzogene und sittsame Südstaatenlady ist, liebt es Catherine, Hosen zu tragen, kann reiten, fechten und benimmt sich auch sonst eher wie ein Junge. Ihr bester Freund ist der gleichaltrige Sklave First. Während der Überfahrt wird ihr Schiff gekapert und die beiden Schwestern finden sich auf dem Freibeuterschiff von Commander Lennart Montiniere wieder, der in geheimer Mission unterwegs ist. In einem spontanen Einfall gibt sich Catherine als Schiffsjunge Cato aus. Montiniere ist misstrauisch ob dieses Wildfangs und lässt ihn nicht aus den Augen. Bald schon erleben die Schwestern an Bord so einige Abenteuer und Catherine ist immer kurz davor, dass ihre Verkleidung auffliegt. Je länger sie an Bord ist, umso mehr wachsen ihre Gefühle für den Commander. Aber sie hat noch ein anderes Problem, denn jemand trachtet ihr nach dem Leben. Wer will sie umbringen?

Elisabeth Büchle hat mit ihrem Buch „Der Korsar und das Mädchen“ einen sehr fesselnden, rasanten und atmosphärischen historischen Abenteuer-Liebesroman vorgelegt, der den Leser bereits von Beginn an in die Handlung hineinzieht und dieser sich der Sogwirkung dieses Pageturners nicht entziehen kann bzw. will. Zu schön sind der bildhafte Schreibstil, der auch eine gute Prise Humor nicht vermissen lässt ebenso wie der Handlungsaufbau und die aufregende Reise der Frauen auf dem Freibeuterschiff; man hat als Leser das Gefühl, ebenfalls mit an Bord und unsichtbarer Teil der Mannschaft zu sein. Die Spannung wird bereits mit dem Prolog aufgebaut, der 17 Jahre zuvor spielt und dessen Rätsels Lösung von der Autorin sehr geschickt erst ganz am Ende präsentiert wird. Währenddessen stellt der Leser immer wieder Überlegungen an, was es mit dem Geschehen in der Vergangenheit auf sich hat. Sehr unterhaltsam werden die Schlachten zur See beschrieben, wobei die Autorin für alle Nicht-Bootskundigen neben einer Schiffszeichnung auch ein Glossar im Anhang des Buches zur Verfügung stellt, damit man weiß, wovon die Rede ist. Ebenso werden die rauen Sitten an Bord, das wechselnde Wetter und die harte Arbeit auf einem Schiff thematisiert.

Die Autorin beweist mit der Schaffung ihrer Protagonisten ein besonderes Feingefühl. Die Charaktere wurden so liebevoll und individuell ausgearbeitet, dass einige von ihnen das Herz des Lesers im Sturm erobern, bei anderen ist man sich noch nicht so sicher. Sie wirken so lebendig und authentisch, als würden sie einem gegenüber stehen. Cat ist eine sehr resolute und energische junge Frau, die recht selbstbewusst wirkt und eine gehörige Portion Mut und Abenteuerlust besitzt. Durch ihre recht unkonventionelle Erziehung kommt sie im ersten Moment wie ein Junge daher, allerdings entwickelt sie sich während der Reise immer mehr zu einer Frau, die sich auch ihrer Weiblichkeit bewusst wird und zum ersten Mal der Liebe begegnet. Ihre Schwester Emily ist eher die zurückhaltende, etwas snobistisch und ängstlich wirkende Südstaatenlady, die sich nur für Mode und das nächste Teekränzchen interessiert. Doch die Zeit auf dem Schiff verändert auch Emilys Wesen, sie packt mit an und wächst über sich hinaus. Lennart ist ein sympathischer Mann, der seine Mannschaft gerecht und klug zu leiten versteht. Er besitzt ein gesundes Misstrauen und einen klaren Verstand, der nur von einer Person vernebelt werden kann. Auch die anderen Protagonisten wissen mit ihrem Handeln und Tun zu überzeugen, mancher hat gar schlimmes im Sinn, doch alle unterstützen die Handlung und verleihen ihr weitere Spannung.

Mit „Der Korsar und das Mädchen“ ist Elisabeth Büchle wieder ein toller Roman gelungen, der den Leser in eine aufregende Welt entführt, aus der man nur schwer wieder in die Wirklichkeit auftauchen möchte. Ein wundervoller Schmöker, der sowohl Abenteuer mit einer schönen Liebesgeschichte vereint und mit einigen Wendungen zu einem überraschenden Ende führt. Dieses Buch hat alles, um den Leser an sich zu ketten, bis die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung, besser geht es nicht. Chapeau für ein Highlight!

Veröffentlicht am 18.02.2017

In den Katakomben von London

Das Haus in der Nebelgasse
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1900 London. Die junge Lehrerin Matilda Gray unterrichtet an einer renommierten Mädchenschule und ist bei ihren Schülerinnen sehr beliebt, weil sie für die Zeit schon recht fortschrittlich denkt und ihre ...

1900 London. Die junge Lehrerin Matilda Gray unterrichtet an einer renommierten Mädchenschule und ist bei ihren Schülerinnen sehr beliebt, weil sie für die Zeit schon recht fortschrittlich denkt und ihre Eleven dazu ermuntert, mehr vom Leben zu erwarten, als nur Ehefrau und Mutter zu sein. Als nach den Sommerferien ihre Lieblingsschülerin Laura nicht mehr zum Unterreicht erscheint, sondern mit ihrem Vormund Mr. Easterbrook angeblich auf einer längeren Auslandsreise weilt und von der Schule abgemeldet wurde, wird Matilda stutzig. Eine Postkarte mit rätselhaftem Text von Laura bringt Matilda endgültig zu dem Entschluss, sich auf die Suche nach dem Mädchen zu machen. Dabei holt sie sich die Unterstützung des Historik-Professors Stephen Fleming, der ihr bei der Entschlüsselung des Textes helfen soll. Die daraus resultierende Nachricht jagt Matilda durch das alte London und sogar unter die Stadt, wobei ihr Fleming eine große Hilfe und Stütze ist. Die beiden erleben so manches Abenteuer und treffen auf kuriose Gestalten, bevor sie das Geheimnis lüften können. Werden sie Laura helfen können?

Susanne Goga hat mit ihrem Buch „Das Haus in der Nebelgasse“ einen sehr fesselnden und spannenden historischen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an fasziniert und nicht mehr loslässt, bis das Geheimnis gelüftet ist. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, der Leser taucht schon im spannenden Prolog ein in eine vergangene Zeit und erlebt als unsichtbarer Zeuge ein aufregendes Abenteuer an der Seite von Matilda, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird. Der Spannungsbogen wird gleich zu Beginn schon recht schön gelegt und steigert sich im Verlauf der Handlung immer mehr bis hin zum Finale. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und sehr schön mit der Geschichte verflochten. Die Wegebeschreibungen durch das alte teils nebelumwaberte London sind so lebhaft und zeichnen ein schönes Bild dieser Metropole, der Leser begibt sich durch die alten Straßen und die Katakomben unterhalb der Stadt, was auch etwas Unheimliches hat und die Spannung noch mehr anfacht.

Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie wirken lebendig und authentisch für die damalige Zeit. Matilda Gray ist eine junge sympathische Frau, die sich als Lehrerin ihren Unterhalt verdient, da ihre Eltern nicht mehr leben und ihr Bruder als Soldat im Krieg dient. So ist sie auf sich allein gestellt. Matilda ist eine recht unabhängige kluge Frau mit einer gesunden Selbstwahrnehmung und einer modernen Lebenseinstellung, für die damaligen Verhältnisse sogar sehr fortschrittlich. Allerdings ist sie auch recht stur und hartnäckig, sie kann einer Herausforderung nur schwer widerstehen, was ebenso ein Zeichen für Mut bedeutet. Stephen Fleming ist Universitätsprofessor für Historik und ebenfalls ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Er ist sanftmütig und ebenso modern eingestellt wie Matilda, denn er begrüßt es das Frauen studieren und eine gute Ausbildung anstreben. Aber Stephen Fleming hütet auch ein Geheimnis, dass ihm das Leben schwer macht. Mrs. Westlake ist Matildas Vermieterin und eine sehr liebe ältere Dame, die mit ihren klugen Ansichten Matilda ermutigt und unterstützt, ihr eine mütterliche Ratgeberin und Freundin ist. Auch die anderen Protagonisten sind ein Quell an Überraschungen und stützen diese rasante Geschichte mit ihren eigenen kleinen Episoden und Dialogen.

„Das Haus in der Nebelgasse“ ist ein sehr spannender historischer Roman um ein Familiengeheimnis, manchmal schon fast ein Krimi, wobei das Knistern einer sich anbahnenden Liebesgeschichte ebenfalls nicht fehlt. Alle, die wunderbar geschriebene Geschichten lieben, werden diesen Roman nicht mehr aus der Hand legen. Absolute Leseempfehlung für dieses tolle Buch! Chapeau!

Veröffentlicht am 11.02.2017

Margarethe Luther - die Mutter des Reformators

Die Mutter des Satans
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Während Margarethe dem Maler Lucas Cranach für ein Gemälde Modell sitzt, schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ab und rekapitulieren über ihre Ehe, ihren Glauben und ihre Kinder, allen voran ihren ...

Während Margarethe dem Maler Lucas Cranach für ein Gemälde Modell sitzt, schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ab und rekapitulieren über ihre Ehe, ihren Glauben und ihre Kinder, allen voran ihren Sohn Martin. Margarethe Luther, geborene Lindemann aus Eisenach, stammte aus gehobenem Elternhaus, denn ihr Vater gehörte als Jurist dem Rat an. Als sie 1480 mit dem Bergbauern Hans Luder unter ihrem Stand die Ehe eingeht und mit ihm nach Mansfeld zieht, erwartet sie dort ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Nicht nur ist ihr Ehemann ein hart arbeitender Hüttenmeister, er führt auch im Hause Luther ein eisernes Regiment und ist gegenüber seiner Frau hart und unerbittlich, was in der damaligen Zeit wohl als normal galt. Margarethe ist sehr mit ihrem Glauben verbunden und findet immer wieder Trost in ihrem Gebet, hält sie doch ihr hartes Leben für ihr Schicksal. Sie muss über die Jahre viele Rückschläge einstecken, von ihren vielen Kindern hat sie einige früh zu Grabe tragen müssen. Aber ihr absoluter Liebling ist und bleibt ihr Sohn Martin, der sich erst einem Jurastudium verschrieb, um dann festzustellen, dass ihm die Kirche doch mehr am Herzen liegt und so zum Mönch wurde, weshalb er sich mit seinem Vater überwarf. Aber Margarethe hielt ständig weiterhin heimlich den Kontakt zu ihrem Sohn. Als Martin erst die Reformation der Kirche ausruft und dann die Pest ausbrach, muss er als Sündenbock für die Plage herhalten. Doch Margarethe kämpft für ihren Sohn, obwohl sie als seine Mutter großen Anfeindungen ausgesetzt ist und nicht alle Ansichten ihres Sohnes teilt.

Die Autorinnen Claudia und Nadja Beinert haben mit ihrem Buch „Die Mutter des Satans“ einen sehr gut recherchierten historischen Roman vorgelegt, der viel Hintergrundwissen über die Mutter des Reformators Martin Luther bietet und trotz fiktiver Einschlüsse fast wie eine Autobiographie wirkt und eine Frau auferstehen lässt, über die man doch so wenig weiß. Der Schreibstil ist flüssig und schnell findet sich der Leser in einer düsteren vergangenen Zeit wieder, wo die Pest umging, der Aberglaube seinen Höhepunkt hatte und die Frau dem Manne untertan war, sich um Haushalt und die Kindern kümmern musste. Sehr gelungen sind die Verflechtung von belegten Tatsachen der Familie Luther mit dem täglichen mittelalterlichen Leben, den gesellschaftlichen Sitten und Gebräuchen und dem Standesdenken sowie der Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Die Handlung wird aus der Sicht von Margarethe erzählt und hat Einschübe, wo auch der Maler Lucas Cranach zu Wort kommt, der mit der Familie Luther bekannt war, diese handeln aber mehr von seiner Malerei.

Die Charaktere sind sehr lebendig gehalten und wirken absolut authentisch. Margarethe als Erzählerin ist eine gerechte und sehr gläubige Frau. Sie stammt zwar aus einem wohlhabenden Elternhaus, folgt nach ihrer wenig standesgemäßen Heirat aber ihrem Mann in eine Stadt, in der sie sich nie wohlfühlt. Der harte Arbeitsalltag und die vielen Geburten, dazu die Strenge ihres Ehemannes machen aus ihr eine eher nüchterne und gebeugte Frau. Einzig, wenn es um ihre Kinder und besonders um ihren Sohn Martin geht, hat man das Gefühl, als breche die Leidenschaft ein wenig aus ihr hervor. Ehemann Hans ist ein harter und oft unbeherrschter Mann, der Frauen für minderwertig hält, nur für den Haushalt und das Gebären brauchbar. Er ist ehrgeizig und extrem sparsam, doch es gibt Momente, wo er auch eine fast schon liebevolle Seite hat, die sonst nicht zu erkennen ist. Martin hat seinen eigenen Kopf und setzt sich über seinen Vater hinweg. Er ist überzeugend und leidenschaftlich in seinem Tun, die Beziehung zu seiner Mutter ist immer innig und von Liebe geprägt. Auch die Nebenprotagonisten wurden für diesen Roman sehr schön ausgewählt und mit Leben gefüllt.

„Die Mutter des Satans“ ist ein sehr gut recherchierter historischer Roman mit autobiographischen Zügen, der Margarethe Luther eine Stimme verleiht und dem Leser die Mutter des weltberühmten Reformators Martin Luther näher bringt. Absolute Leseempfehlung für ein wirklich gelungenes Buch!