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Veröffentlicht am 30.01.2021

Toller Roman den 100 Jahr deutsche Geschichte einfängt

Wo wir Kinder waren
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Eva, Jan und Iris sind die Enkel eines Spielzeugfabrikaten. In der vierten Generation gibt es mittlerweile die Puppenfabrik Albert Langbein in Sonneberg in Thüringen. Kati Naumann erzählt die Gehsichte ...

Eva, Jan und Iris sind die Enkel eines Spielzeugfabrikaten. In der vierten Generation gibt es mittlerweile die Puppenfabrik Albert Langbein in Sonneberg in Thüringen. Kati Naumann erzählt die Gehsichte dieser Puppenfabrik als Abriss von 100 Jahren deutscher Geschichte. Es wird berichtet wie es der Fabrik und vor allem der Familie Langbein in den einzelnen Etappen des vergangenen Jahrhunderts ergangen ist. Ihren Ahmen bekommt die Geschichte durch Eva, Jan und Iris, die in der Gegenwart dabei sind das Stammhaus der Fabrik auszuräumen. Jeder Raum bekommt sein eigenes Kapitel. Die Kapitel spielen abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit. Nachdem ein Raum ausgeräumt wurde, wurde die passende Geschichte aus der Vergangenheit erzählt. Meist gab es einen Gegenstand, der nun Teil dieser Rückblende wurde. Beispielsweise ein Füller oder eine Zuckerdose. So weiß der Leser am ende mehr über die Dinge, die die drei Cousins gefunden haben. Teilweise wissen sie selbst nicht, was es mit einzelnen Dingen oder Situationen auf sich hat. Es war sehr interessant zu sehen, wie es in Sonneberg Anfang des 20. Jahrhunderts zu ging, wie in Heimarbeit Spielwaren erstellt wurden und eine ganze Stadt sich ihren Lebensunterhalt mit Spielwaren verdient. Auch wie es in den beiden Kriegen weiter ging und wie die Situation war, als Sonneberg zur DDR gehörte. Die Charaktere sind interessant gestaltet und der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Kam sehr schnell voran und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Immer wollte ich wissen, was entweder in der Vergangenheit passiert ist, oder was die drei beim Ausräumen noch so finden. Super ist auch der Stammbaum im Einband, dann konnte man immer wieder nachschauen, wer noch einmal wer ist. Und wann wer geboren wurde. Am Ende folgen noch ein paar geschichtliche Fakten.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, deshalb vergebe ich sehr gern volle fünf von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Spannend und irreführend

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Tom Babylons dritter und wohl persönlichster Fall. Ein Superstar wird am Tag nach seinem Berlin-Konzert tot aufgefunden. Schnell steht Toms Frau Anne unter Mordverdacht. Kann Anne das wirklich gewesen ...

Tom Babylons dritter und wohl persönlichster Fall. Ein Superstar wird am Tag nach seinem Berlin-Konzert tot aufgefunden. Schnell steht Toms Frau Anne unter Mordverdacht. Kann Anne das wirklich gewesen sein? Tom glaubt nicht daran, oder doch? Tom fängt an Beweise verschwinden zu lassen und muss selbst untertauchen.

Band eins und zwei waren schon spannend, aber Band drei übertrifft die beiden Vorgänger noch einmal. Neben dem aktuellen Fall erfahren wir auch endlich mehr über Toms Vergangenheit. Dieser Krimi war sehr spannend. Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Sowohl der aktuelle Fall, als auch die Einschübe aus der Vergangenheit haben mich in ihren Bann gezogen. Die Vergangenheit fast noch mehr als die Gegenwart. Genial fand ich, wie Marc Raabe den Leser immer wieder auf eine falsche Fährte lockt! So soll es sein.
In diesem Band gibt es sozusagen zwei Ermittlerteams. Auf der einen Seite das LKA Berlin, auf der anderen Seite Tom Babylon. Stellenweise wurde das zum Katz-und-Maus-Spiel. Die meisten Charaktere sind dem Leser aus den vorherigen Bänden bekannt. Es taucht auch die ein oder andere unerwartete Person aus alten Bänden auf. Mehr kann ich aufgrund der Spannung aber nicht verraten. Schön finde ich, dass alle ihre Ecken und Kanten haben und sehr individuell sind – so ist es auch ein Leichtes sie auseinander zu halten. Am Ende haben wir hier nämlich ganz schön viele Beteiligte. Ich habe nicht nachgezählt, aber 20 werden es schon sein. Ich finde es sehr schwierig, dieses Buch richtig zu bewerten, da man einfach keine Beispiele bringen kann, ohne etwas vom Inhalt zu verraten, dass einem künftigen Leser die Spannung nehmen würde. Jede Seite die man liest, bringt einen einen Schritt weiter zur Lösung. Auch Zwischentöne und Nebensätze müssen beachtet werden. Marc Raabe hat kein unnötiges Wort verschwendet. Es handelt sich tatsächlich um über 500 notwendige Seiten.

Ich habe nichts an diesem Buch auszusetzen, deshalb vergebe ich sehr gern volle fünf von fünf Sterne und freue mich schon riesig, auf Tom Babylons vierten Fall, den es hoffentlich geben wird. Vor allem nach diesem Ende!

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Tolle Einblicke in die Kaffeewelt der 1920er

Der Glanz der neuen Zeit
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Hamburg, Anfang der 1920er Jahre. Mina Lohmeyer führt in der männergeprägte Kaffeebranche ein Kontor. Der Krieg ist zwar vorbei, dennoch befindet sich die Kaffeewelt noch im Tiefschlaf. Doch Geld braucht ...

Hamburg, Anfang der 1920er Jahre. Mina Lohmeyer führt in der männergeprägte Kaffeebranche ein Kontor. Der Krieg ist zwar vorbei, dennoch befindet sich die Kaffeewelt noch im Tiefschlaf. Doch Geld braucht die Familie trotzdem. Eigentlich sollte Minas Mann im Kontor mitarbeiten und die Geschäfte führen, doch auf ihn ist kein Verlass – er treibt sich lieber rum und wirft mit Geld um sich. Wird Mina sich durchsetzen und allen Widerständen zum Trotz das Kontor wieder voranbringen?

Dieses Buch ist der zweite Band der Speicherstadt-Saga. Das habe ich aber erst nach dem Lesen festgestellt, als ich so begeistert war, dass ich gern eine Fortsetzung gelesen hätte. Dass ich den ersten Band nicht gelesen habe, störte mich beim Lesen nicht. Der Band steht für sich allein. Ein bisschen bekommen wir Einblicke in die Vergangenheit. Die damaligen Geschehnisse werden so weit angerissen, dass man sich denken kann, was geschah. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Der Roman lässt sich sehr flüssig lesen und es gibt eine gewisse Grundspannung. Erzählt wird aus Minas Sicht, somit steht sie auch im Mittelpunkt der Geschichte. In diesem Buch gibt es einige starke Frauen. Die Männer sind mittlerweile tot oder wie Minas Mann nicht zu gebrauchen. Mina lebt zusammen mit ihrer Großmutter und Schwester in der Kaffeevilla. Ihre Eltern sind beide schon verstorben. Mina und Hiltrud wissen was sie wollen, und wie sie es erreichen können. Agnes ist noch recht jung, aber auch sie wird sicherlich eine selbstständige Frau werden. Auch Minas Freundin Irma weiß, was sie will. Eigentlich gibt es keine einzige Frau in diesem Roman, die nicht stark ist – selbst unter den Bediensteten. Das ist schon fast komisch und fällt mir erst jetzt auf. Für die 20er Jahre doch sehr beeindruckend. Was ich ganz herzig fand, ist, dass Mina sich sehr zum Personal hingezogen fühlt und sehr bodenständig ist. Das machte sie umso sympathischer. Die Ganze Geschichte wirkte sehr realistisch und authentisch. Die Frauen haben gerade das Wahlrecht bekommen und werden etwas mehr anerkannt, dennoch sind sie ohne Mann nicht geschäftsfähig. Und langsam macht sich schon die neue politische Richtung bemerkbar, in der die Frauen wieder nur noch hinter dem Herd stehen sollen.

Mir hat es sehr viel Spaß gemacht durch die Kaffeewelten Hamburgs zu schlendern und ich werde mir die beiden anderen Bände sicherlich noch ansehen. Ich vergebe volle fünf von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 28.11.2020

Spannend bis zur letzten Seite

Die Schweigende
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Im Nachkriegsdeutschland wächst die junge Karin zusammen mit ihrem kleinen Bruder und ihrer Mutter auf. Sie kleidet sich gern nach der neusten Mode und hört Rock N Roll. Das gefällt den Nachbarinnen gar ...

Im Nachkriegsdeutschland wächst die junge Karin zusammen mit ihrem kleinen Bruder und ihrer Mutter auf. Sie kleidet sich gern nach der neusten Mode und hört Rock N Roll. Das gefällt den Nachbarinnen gar nicht und sie mischen sich in Dinge ein, die sie nichts angehen. 60 Jahre später ist Karin Mutter von drei Töchtern. Und ein ganz anderer Mensch. Wie kam es dazu?

Dieser Roman spielt auf zwei Zeitebenen – so etwas mag ich sehr gern. Es ermöglicht einem die beiden Zeiten miteinander zu verbinden. Dinge, die in der Gegenwart nicht erwähnt werden, kann man sich aus den Erzählungen der Vergangenheit zusammenreimen und so nach und nach das Puzzle zusammensetzen. So auch hier. Wir lernen Karin kennen, die scheinbar keine Liebe hat – sie kann weder Liebe geben, noch annehmen. Schnell wird dem Leser klar wieso: Karin musste in einem Heim aufwachsen. Die Bedingungen hier waren grauenhaft. Gewalt, Demütigung, harte Arbeit, kaum Essen und das unter der Hand der Kirche. Karins Töchter Geli, Imke und Anne, wissen nichts über diese Zeit, daher verstehen sie das Verhalten ihrer Mutter nicht. Bemerkenswert ist, dass auch die drei Töchter Probleme haben Liebe zu geben und entgegenzunehmen. Zum Teil hat sich das sogar auf deren Kinder übertragen. Es ist beeindruckend, wie sich die Erfahrungen eines Menschen auf die der nachfolgenden Generationen übertragen können.

Ellen Sandberg hat in ihrem Roman viele verschiedene Charaktere geschaffen. Ich finde sie wirken alle etwas überspitzt. Andererseits kann man sie so sehr gut und schnell unterscheiden, was wichtig ist, da die Handlungen immer aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden – Karin jung, Karin alt, Geli, Imke und Anne. Karin wirkt am Anfang sehr kalt und unnahbar, nachdem man sie immer besser kennenlernt und erfährt, was ihr zugestoßen ist versteht man sie. Geli bleibt recht im Hintergrund, Imke ist die „gute“ Tochter, die sich um alle und alles kümmert. Anne hingegen ist grässlich – sie scheint ein Problem mit sich zu haben und sieht in jedem einen Feind. Sie wurde mir von Seite zu Sete unsympathischer.

Der Roman war richtig fesselnd, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und hätte es am liebsten am Stück gelesen. Ellen Sandberg hat es wunderbar geschafft, Kapitel immer genau dann enden zu lassen, wenn man unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. Ich habe dieses Buch verschlungen und genossen, deshalb vergebe ich sehr gern volle fünf von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Wunderbarer Abschluss der Trilogie

Die Schokoladenvilla – Zeit des Schicksals
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In diesem dritten und letzten Abend steht Viktoria Rheinberger im Mittelpunkt der Geschichte. Sie ist nun 20 Jahr alt und tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter. Nach einer Ausbildung in Frankreich, wird ...

In diesem dritten und letzten Abend steht Viktoria Rheinberger im Mittelpunkt der Geschichte. Sie ist nun 20 Jahr alt und tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter. Nach einer Ausbildung in Frankreich, wird sie nun in Stuttgart in die Firma miteinsteigen. Die Handlung spielt Mitte der dreißiger Jahre – wie wird es mit der Familie in dieser Zeit weitergehen?

Toll ist, dass die Kapitel aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden, dadurch wirkt der gesamte Roman viel lebendiger. Schön ist auch, dass man als Leser miträtseln kann, wer hinter welchen Intrigen steckt und was noch passieren wird. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, vor allem durch die Perspektivwechsel möchte man das Buch gar nicht aus der Hand legen, da die Perspektive sich meist ändert, wenn es gerade spannend wird. Sehr beeindruckend finde ich, dass die drei Bände immer über 500 Seiten haben und es nie langweilig wird und keine Handlung unnötig wirkt oder als wäre es ein Seitenfüller – das schaffen nur wenige Autoren. Die Charaktere dieses Bands und auch der gesamten Trilogie sind super gestaltet. Alle sind sie individuell und authentisch. Man kann gar nicht anders, als sie ins Herz zu schließen. Mir hat dieses Finale sehr gut gefallen und es war wieder einmal ein Genuss diesen Roman zu lesen, deshalb vergebe ich volle fünf von fünf Sterne.

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