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Veröffentlicht am 21.01.2021

Im Hier und Jetzt leben

Das Gewicht von Seifenblasen
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In "Das Gewicht von Seifenblasen" von Jessica Winter geht es um Liza und ihre Familie und eine Liebesgeschichte, die so gar nicht geplant und gewollt ist, da der Fokus ganz eindeutig auf Liza's kranker ...

In "Das Gewicht von Seifenblasen" von Jessica Winter geht es um Liza und ihre Familie und eine Liebesgeschichte, die so gar nicht geplant und gewollt ist, da der Fokus ganz eindeutig auf Liza's kranker Schwester Becca liegt und sie oberste Priorität haben sollte. Becca leidet an der unheilbaren Krankheit Mukovizidose, und so lange wie sie auf eine neue Lunge wartet, hat sich Liza ein eigenes Liebesleben eigentlich verboten. Natürlich kommt es anders, denn der junge Assistenzarzt River, der ausgerechnet in dem Haus wohnt, in das die Schwestern gerade einziehen, scheint genau der Herzensmensch zu sein, den Liza gerade braucht.

Nachdem ich Liza anfänglich bei dem Kennenlernen mit River in der Lobby des Hauses ein bisschen albern fand, auch wenn die Szene durchaus humorvoll geschildert wurde, war ich doch angenehm überrascht, dass die Geschichte sich für mich nicht als seichte Liebesgeschichte entpuppte. Der Leser lernt Liza schnell als warmherzigen, empathischen Menschen kennen, mit einem besonderen Verhältnis zu Becca, der von Geburt an kranken Schwester. Auch die Krankheit und deren Verlauf fand ich ausgesprochen realistisch wiedergegeben. Ich hatte selber eine liebe Freundin, die viel zu früh an dieser Krankheit gestorben ist. Ich fand es beeindruckend wie Liza sich um ihre Schwester gekümmert hat, ohne ihr ständig das Gefühl zu geben, dass sie die Kranke ist. Und Becca war eine Traumpatientin, fast immer positiv trotz ihres Schicksals und darauf bedacht jeden guten Moment im Leben auszukosten. Wenn man von einer Person lernen kann achtsam das Hier und Jetzt zu schätzen, dann von ihr.

Jessica Winter ist ein sehr emotionaler und berührender Liebesroman mit Tiefgang gelungen, der sich spritzig liest und den Leser auch manches Mal schlucken lässt. Dass sich Liza sofort in River verliebt, ist absolut nachvollziehbar, denn er ist ein Traum von einem Mann. Man kann aber auch gut nachvollziehen, dass sie zögert eine Beziehung mit ihm zu beginnen, denn Becca's Krankheitsverlauf entwickelt sich nicht so positiv wie es alle gehofft haben. Die Konflikte mit ihren Eltern hätten in der Geschichte vielleicht noch etwas mehr Raum bekommen können. Auch River's Probleme mit seinem Vater sind mir zu sehr am Rande behandelt worden. Ansonsten bin ich aber wirklich begeistert von dem Buch und habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Mutmachend

Der unsichtbare Garten
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Vincent, 35 Jahre jung, erfolgreicher Tennistrainer, in glücklicher Beziehung mit Émelie, ist Protagonist des Roman's "Der unsichtbare Garten", der belgischen Autorin Karine Lambert. Ein Besuch beim Augenspezialisten ...

Vincent, 35 Jahre jung, erfolgreicher Tennistrainer, in glücklicher Beziehung mit Émelie, ist Protagonist des Roman's "Der unsichtbare Garten", der belgischen Autorin Karine Lambert. Ein Besuch beim Augenspezialisten zieht ihm den Boden unter den Füßen weg und beendet sein bisher geführtes Leben schlagartig. Er erhält nämlich die schreckliche Diagnose, dass er an einer seltenen Augenkrankheit leidet, die in wenigen Wochen zur Erblindung führen wird.

Das Buch erzählt jetzt in der Folge, wie Vincent mit diesem Schicksalsschlag umgeht. Auch die Sprache scheint hier für die Autorin ein Stilmittel zu sein. Schnörkellos, in kurzen abgehackten Sätzen spiegelt sie Vincent's Gemütsverfassung. Erst glaubt er an eine falsche Diagnose , ist dann zutiefst verzweifelt und traurig. Im Verlauf des Roman's mit zunehmender Akzeptanz seiner Erkrankung hatte ich als Leserin das Gefühl, dass die Hektik aus der Sprache wieder ein Stück weit verschwindet und die Sätze wieder länger, der Ton wieder ruhiger wird.

Zwischen die Kapitel streut Lambert handschriftliche Notizen, auf denen Vincent zunächst Dinge notiert, die er schnell noch in der Zeit als Sehender erledigen will, wahnwitzige Ideen, wie schnell noch Schlittschuhlaufen zu lernen oder mit dem Vater den Mont Blanc zu besteigen. Dann sind es nach und nach eher seine Gedanken, die ihm im Zusammenhang mit seinem Schicksal durch den Kopf gehen. So wie sein Sehvermögen abnimmt, nimmt die Schriftgröße seiner Notizen zu. Eine schöne Idee von Karine Lambert, wie ich fand.

Vincent zieht sich zurück aufs Land, wo noch das inzwischen etwas heruntergekommene Haus seines verstorbenen Großvaters steht. Schöne Kindheitserinnerungen geben ihm Trost und ganz langsam lernt er sich zurechtzufinden und dem Leben auch wieder schöne Seiten abzugewinnen.

Die Autorin schafft es in diesem Buch, dass man sich gut einfühlen kann in ihren Protagonisten, auch wenn er oft alles andere als sympathisch ist. Wie würde man selber in so einer Lebenssituation reagieren? Einfachste Handhabungen sind plötzlich nicht mehr möglich. Wie kann man sich behelfen, damit ein selbstständiges Leben weiterhin möglich ist? Doch so verzweifelt die Situation auch ist, sie ist zu stemmen. Das zeigt uns Vincent's Geschichte, und das macht Mut.

Mir hat das Buch gut gefallen, Für ein absolutes Highlight hat mir aber gefehlt, dass ich zu Vincent gefühlsmäßig keine richtige Verbindung aufbauen konnte, was dann wohl auch an dem Schreibstil gelegen hat.

Das Cover sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, denn das fand ich klasse. Ich wüsste auch nicht was besser passen könnte : Ein milchig-weißer durchscheinender Schutzumschlag, durch den blass Pflanzenteile schimmern. Nimmt man den Umschlag dann ab, sieht man Blätter und Blumen in kräftigen leuchtenden Farben.

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Große Gefühle

Wohin der Himmel uns führt
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Bewertet mit 4 Sternen

"Wohin der Himmel uns führt" ist für mich der 1. Roman von Dani Atkins, die bekannt ist für ihre Familiendramen, die den Leser mitnehmen sollen auf eine Achterbahn der Gefühle. ...

Bewertet mit 4 Sternen

"Wohin der Himmel uns führt" ist für mich der 1. Roman von Dani Atkins, die bekannt ist für ihre Familiendramen, die den Leser mitnehmen sollen auf eine Achterbahn der Gefühle. Ich habe mir also Taschentücher bereitgelegt und bin eingetaucht in die Geschichte 2er Frauen, deren Lebenswege sich durch einen unglücklichen Zufall miteinander verquicken, 2 Frauen, die unter anderen Umständen vielleicht sogar Freundinnen hätten werden können.

Die Autorin lässt beide Frauen in der Ich-Perspektive erzählen, was sie dem Leser sehr nahe bringt. Wir lernen zunächst Beth kennen, die das Glück hat, ihre große Liebe mit Tim gefunden zu haben und das Pech ihn nach wenigen Jahren glücklicher Ehe an den Krebs viel zu früh wieder zu verlieren. Schon vor seiner Behandlung hat sich das Paar entschlossen Embryonen einfrieren zu lassen, um sich zu einem späteren Zeitpunkt noch den Kinderwunsch erfüllen zu können. Nach 2 Fehlversuchen ist jetzt nach dem Tod von Tim noch ein Embryo übrig und Beth ist fest entschlossen eine Mutterschaft auch alleine zu schaffen.
Izzy, die 2. Protagonistin könnte sich glücklich schätzen, hat sie doch eine kleine Familie. Ihr Sohn Noah ist ihr Ein und Alles, doch die Ehe mit ihrem Mann Pete bröckelt. Izzy ist schon etwas überfürsorglich, macht sich ständig Sorgen um den Gesundheitszustand ihres 8Jährigen. Das hat das gemeinsame Zusammenleben mit Pete so erschwert, dass dieser zunächst einmal ausgezogen ist, auch wenn er sich weiter sehr um Noah kümmert.

Als ein Anruf aus der Kinderwunschklinik kommt, verbindet dieser auf schicksalhafte Weise die Leben von Beth und Izzy und stürzt die eine wie die andere in Gewissenskonflikte.
In beide Figuren kann man sich nur allzugut hineinversetzen. Deshalb kann man auch keine der Frauen für ihre Ansichten oder ihr Handeln verurteilen.
Ich will an dieser Stelle gar nicht so viel verraten. Es geht in diesem Buch natürlich um Liebe und Verlust und Trauer, aber auch um Mutterschaft und Kindeswohl.

Das schafft die Autorin ohne ins Kitschige abzurutschen, was mir wirklich gut gefällt. Auch die Figurenzeichnung ist authentisch. Allerdings ist das Thema wohl nicht so ganz meins gewesen. Ich musste beim Lesen an die Bücher von Jodi Picoult denken, die sich in ihren Romanen ebenfalls gerne mit kritischen Themen und Tabus auseinandersetzt. Auf jeden Fall werde ich noch mehr von Dani Atkins lesen. Mir gefällt ihre berührende Art zu schreiben und wie sie den Fokus auf die Dinge legt, die im Leben wirklich zählen.

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Ein sehr persönlicher Fall

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Endlich ist sie da, die Fortsetzung der beliebten Thrillerreihe von Bestsellerautor Marc Raabe rund um sein Ermittlerteam Tom Babylon und der Psychologin Sita Johanns. Um auch diesen neuen Fall genießen ...

Endlich ist sie da, die Fortsetzung der beliebten Thrillerreihe von Bestsellerautor Marc Raabe rund um sein Ermittlerteam Tom Babylon und der Psychologin Sita Johanns. Um auch diesen neuen Fall genießen zu können sollte man allerdings die Vorgängerbände kennen, ansonsten verliert man sich leicht in der Geschichte.

Der Rockstar Brad Galloway, eben noch aufgetreten vor 22000 Fans auf der Berliner Waldbühne, wird verstümmelt und verblutet aufgefunden. Schnell wird klar, dass Tom Babylon persönlich involviert ist. Sein familieres Umfeld hat irgendwie mit diesem grausamen Mord zu tun und die Spur führt weit zurück in die Vergangenheit. Den Erzählstrang der rückblickend weitere Erkenntnisse über Tom's Kindheit in der DDR bringt, fand ich besonders spannend. Mit einer heimtückischen Kindesentführung scheint die Geschichte ihren Anfang zu nehmen. Die Stimmung im Land, das Gefühl ständig bespitzelt zu werden, konnte man gut nachfühlen. Schon im letzten Band war das Verschwinden seiner Schwester Vi in Tom's Kindheit ein Thema, dass ihn immer wieder belastete und ihn quasi Gespräche mit einem Geist führen ließ. Jetzt wird die Figur Tom Babylon fortgeschrieben und man erfährt als Leser die näheren Umstände dieses Traumas. Sehr berührend!

Marc Raabe schreibt gewohnt fesselnd und atmosphärisch. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist ihm gut gelungen. Ein paar Längen haben sich allerdings eingeschlichen. Tom wird schnell vom Jäger zum Gejagten und nur Sita und sein Unterweltsfreund Bene Czech scheinen ihm noch zu glauben, dass ihm Beweismittel untergeschoben wurden. Das Ende entwickelt sich zu einem Showdown und der Leser erfährt auch endlich wer" die Hornisse" ist.

Ein überraschender Cliffhanger im Epilog deutet darauf hin, dass die Leser sich auf eine Forsetzung freuen dürfen. Mich konnte dieser temporeiche Thriller auf jeden Fall wieder begeistern.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ansprechender Debütauftakt

Mord auf Vlieland
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"Mord auf Vlieland" ist der Auftakt einer neuen regionalen Krimiserie, die zur Abwechslung mal in unserem sympathischen Nachbarland Holland spielt. Dass auch der Autor Jan Jacobs sich dort gerne aufhält, ...

"Mord auf Vlieland" ist der Auftakt einer neuen regionalen Krimiserie, die zur Abwechslung mal in unserem sympathischen Nachbarland Holland spielt. Dass auch der Autor Jan Jacobs sich dort gerne aufhält, merkt man sofort. Mit viel Liebe zum Detail entwickelt er die Geschichte rund um Griet Gerritsen und ihr Ermittlerteam.

Griet Gerritsen ist mit ganzem Herzen Polizistin, was sie zuletzt ihre Karriere gekostet hat, denn bei ihrem Alleingang, wo es darum ging einen Schleuserring auszuheben, hat sie nicht auf Verstärkung gewartet und ist unter Beschuss geraten. Zwar konnten die Menschen, die in einem Container versteckt waren gerettet werden, aber der Kollege, der ihr zur Hilfe eilte, wurde tötlich verletzt.

Bei der Disrictrecherche Fryslân bekommt Griet noch eine Chance und darf zusammen mit einem kleinen Ermittlungsteam die Ermittlungen zu dem Todesfall auf der Insel Vlieland leiten. Ihr werden die Kollegen Pieter de Vries und Noemi Bogaard zur Unterstützung an die Seite gestellt. Pieter ist eher der gemütliche Typ, Noemi das etwas sehr forsche Küken. In der Kombination könnte viel Konfliktpotenzial sein, das Team wächst aber recht konfliktfrei schnell zusammen. Es handelt sich wirklich um einen Feel-good Krimi.

So richtig zu trauern scheint auf der Insel keiner, der vom Tod des bekannten Hoteliers Vincent Bakker erfährt. Kein Wunder, denn so nach und nach erfährt der Leser immer mehr über dessen Persönlichkeit und damit steigt auch die Anzahl der Verdächtigen. Das Miträtseln hat richtig Spaß gemacht. So manches Mal hatte ich den richtigen Riecher, aber der Autor hat trotzdem genug falsche Fährten gelegt, und mich als Leser noch überrascht. Der Schreibstil war flott und angenehm. Die holländische Sprache ist immer wieder eingeschnipselt und trägt zum Holland-Feeling bei. Auch die Landschaftsbeschreibungen und die Idee, die Protagonistin auf einem Plattbodenschiff wohnen zu lassen wecken die Sehnsucht nach einem Hollandurlaub. Der Anteil an Privatem, was über die Protagonisten verraten wurde, hätte für meinen Geschmack ruhig noch etwas größer sein dürfen, aber da es noch Nachfolgebände gibt, wird man dort sicher nach und nach noch mehr erfahren.

Mir hat der 1. Hollandkrimi von Jan Jacobs gut gefallen und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Griet in Band 2.

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