Krimiautor wird selbst zum Opfer
Bitterer CalvadosKommissar Leblanc und seine Assistentin haben alle Hände voll zu tun: zuerst sollen sie für eine Lesung während des Krimifestivals “Mord am Meer” ihr Büro räumen, Leblancs Mutter droht der Rausschmiss ...
Kommissar Leblanc und seine Assistentin haben alle Hände voll zu tun: zuerst sollen sie für eine Lesung während des Krimifestivals “Mord am Meer” ihr Büro räumen, Leblancs Mutter droht der Rausschmiss bei ihrer Schwester und es ist zu befürchten, dass sie bei Leblanc einziehen will und dann kommt ihnen auch noch ein Mord dazwischen. Der berühmte, erfolgreichen und gutaussehende Krimischriftsteller Jean-Paul Picard (JPP) wird selbst zum Opfer: er wurde mit Calvados vergiftet. Im Laufe der Zeit wird immer klarer, dass JPP ein sehr unsympathischer Zeitgenosse war und vor allem die Frauen, die seinen Weg kreuzten, schlecht behandelte. Somit haben eine Menge Personen in seinem Umfeld ein mögliches Motiv, ihn aus dem Weg zu schaffen.
Die Nachforschungen zu JPPs Leben fördern unglaubliche Betrügereien zutage und zudem ist auffällig, dass seine erste Frau starb und seine zweite bereits seit vielen Jahren von ihm entmündigt in einer psychiatrischen Einrichtung lebt.
Während Leblanc ermittelt, will seine 70jährige Mutter die vierte Frau eines wesentlich jüngeren Afrikaners werden. Was für Leblanc zuerst undenkbar ist, wird für ihn zum Glücksfall. Er muss sich nicht um seine Mutter kümmern und kann weiter seinen Schwärmereien für die junge Liliane nachgehen. Kommissar Leblanc ist mir sympathisch, wenn mir auch seine „Beziehungen“ zu Frauen im Allgemeinen und zu Liliane und Marie Rätsel aufgeben. Er kommt dennoch ganz liebenswert, aber auch etwas brav rüber. JPP ist das genaue Gegenteil und er hat keine wirklich schönen Wesenszüge an sich. Er ist also ein sehr klar abgegrenzter „Gegenspieler“ von Leblanc.
Das Cover gaukelt eine Idylle vor, die während des Lesens aber zu bröckeln beginnt. Im Laufe der Ermittlungen tauchen immer neue Fährten und Verdächtige auf. Meist verlaufen sie jedoch im Sande und Leblanc steht wieder am Anfang. Vom Spannungsbogen her, ist der Autorin ein wirklich guter Krimi gelungen. Die Auflösung des Falles macht ihn noch einmal richtig spannend und es bleiben keine Fragen offen. Der Schreibstil der Autorin ist ganz unterhaltsam und liest sich wunderbar leicht. Die Geschichte kommt etwas leise daher und die Beziehungen der Charaktere untereinander spielen dabei eine genauso große Rolle, wie die Landschaft, doch es ist stimmig und das Lesen macht Spaß. Ein schöner französischer Krimi!