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Veröffentlicht am 07.02.2021

Ein fein gesponnener Thriller mit einem brisanten Thema und leichten Schwächen im Spannungsverlauf

So schweige denn still
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Die investigative Journalistin Gina Kane erhält eine Nachricht, in der es um belastende Anschuldigungen gegen einen großen Nachrichtensender geht. Die Absenderin CRyan hat dort „schreckliche Erfahrungen“ ...

Die investigative Journalistin Gina Kane erhält eine Nachricht, in der es um belastende Anschuldigungen gegen einen großen Nachrichtensender geht. Die Absenderin CRyan hat dort „schreckliche Erfahrungen“ gemacht und soll nach ihren Angaben nicht die Einzige sein. Gina, die eine medienträchtige Story wittert, versucht Kontakt mit ihr aufzunehmen, erreicht aber die unbekannte Schreiberin nicht. Dafür beginnt sie umfangreiche Recherchen anzustellen und erfährt, dass die junge Frau bei einem Jet-Ski-Unfall ums Leben gekommen ist. Ein Zufall zur richtigen Zeit, an den Gina nicht wirklich glauben kann. Deshalb kniet sie sich immer tiefer in ihre Nachforschungen hinein und stößt auf entsetzliche Machenschaften, deren Drahtzieher zu allem entschlossen sind.

„So schweige denn still“ ist ein fein gesponnener Thriller von Mary Higgins Clark, der ein brisantes Thema zum Inhalt hat. Sexuelle Übergriffe auf Frauen am Arbeitsplatz. Mit dem #MeToo werden betroffene Frauen ermutigt, darauf aufmerksam zu machen. CRyan, die im Buch eine tragische Rolle spielt, wählte hingegen eine weniger öffentliche Form und bezahlte ihre Entscheidung mit dem Tod. Eine spannende Geschichte, die Mary Higgins Clark hier in Szene setzt und deshalb fiebert der Leser Seite für Seite mit, ob es gelingt, die Verantwortlichen dingfest zu machen oder ob Macht und Geld wieder einmal stärker ist.

Für den Einstieg in das später immer rasanter werdende Geschehen braucht der Leser ein wenig Geduld. Denn zunächst einmal lernt er die engagierte Journalistin Gina Kane kennen, verfolgt ausgiebig, wie sie für ihre Story recherchiert und welche Rückschläge sie einstecken muss. Dann aber, nachdem ein Rückblick in die Vergangenheit die dubiosen Geschäftsgebaren in dem bekannten Nachrichtensender in allen seinen unschönen Details offenbart, gibt es kein Halten mehr. Ein Verbrechen nach dem anderen wird aufgedeckt, sämtliche Schuldige werden enttarnt und Gina, die einfach nicht locker lassen kann, gerät unweigerlich in Gefahr.

Fazit und Bewertung:
Ein gut geschriebener und mit einem aktuellen Thema daherkommender Thriller, der anfänglich mit Spannungsschwächen zu kämpfen hat, später aber sein volles Potenzial offenbart.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Temporeich mit viel Testosteron und Coolness, aber wenig Realität

Als die Nacht begann
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In Berlin, am Görlitzer Park, gerät ein junges Ehepaar nach dem Besuch einer Tapasbar in einen Bandenkrieg hinein. Er wird durch einen Kopfschuss getötet, sie kann sich in Sicherheit bringen. Eine Biologiestudentin ...

In Berlin, am Görlitzer Park, gerät ein junges Ehepaar nach dem Besuch einer Tapasbar in einen Bandenkrieg hinein. Er wird durch einen Kopfschuss getötet, sie kann sich in Sicherheit bringen. Eine Biologiestudentin wird während ihres Einkaufsbummels auf der Friedrichstraße mit einem Kopfschuss regelrecht hingerichtet. Zwei brutale Morde, die öffentlich verübt worden sind und in keinen Zusammenhang stehen. Jan Tommen von der Kripo Berlin übernimmt die Ermittlungen und steht vor einem Rätsel. Denn auch ein dritter Toter auf einer Parkbank am Tegeler See wurde von einem Heckenschützen niedergestreckt. Und noch immer ist nicht klar, wie die Auswahl der Opfer erfolgt. Ein kniffliger Fall, der Tommens ganze Aufmerksamkeit verlangt und ihn nur wenig Zeit für seine geplante Hochzeit lässt.

„Als die Nacht begann“ ist der siebente Fall für den Berliner Kommissar Jan Tommen, der gemeinsam mit der Gerichtsmedizinerin Zoe und seinem besten Freund Chandu auf die Suche nach einem gefährlichen Heckenschützen geht. Dabei spielen Tommens Kollegen zunächst keine Rolle. Im Gegenteil. Hinter ihrem Rücken wird merkwürdig oft illegal agiert. Zeugen werden mit Waffen bedroht, Beweismaterial verschwindet aus der Asservatenkammer und Gegenstände werden heimlich verwanzt. Auch Dienstbesprechungen oder Abstimmungen zu weiteren Fällen gibt es nicht. Tommen und seine Freunde ermitteln allein und erst ganz zum Schluss, wenn es um die Beschattung von Zeugen und die Ergreifung des Täters geht, kommen weitere Polizeibeamte hinzu. Ein Vorgehen, das wenig mit der Realität zu tun hat und eine große Schwäche des ansonsten fesselnden Thrillers ist.

Dafür aber macht Alexander Hartung mit seinem temporeichen und lebendigen Schreibstil vieles wett. Die Handlung ist enorm wendungsreich, immer wieder tun sich neue Verdachtsmomente auf und auch das Motiv für die brutal verübten Morde ist lange Zeit nicht klar. Interessante Figuren, actionreiche Szenen und knapp gehaltene Dialoge lassen nur so über die Seiten fliegen und eine gute Portion Alltagshumor gibt es obendrauf. Eine gelungene Mischung also, die mit kurz gehaltenen Kapiteln, einem gut durchdachten und abwechslungsreichen Fall und einem ideenreichen Kommissar für nervenaufreibende Unterhaltung sorgt.

Fazit und Bewertung:
Viel Testosteron und Coolness, wenig Realität. So präsentiert sich Tommens neuer Fall, versteht es aber, mit einer komplexen Story und ereignisreichen Ermittlungen und einer rasanten Erzählweise zu fesseln.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Eine unheilvolle Story, die tief in finstere Abgründe blicken lässt.

Der Bruder
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Die Architekturstudentin Sloane Connolly erhält kurz vor ihrer Abschlussprüfung einen Brief ihrer Mutter, der Schlimmes erahnen lässt. Sofort macht sie sich auf den Weg. Doch es ist zu spät. Maeve O´Connor ...

Die Architekturstudentin Sloane Connolly erhält kurz vor ihrer Abschlussprüfung einen Brief ihrer Mutter, der Schlimmes erahnen lässt. Sofort macht sie sich auf den Weg. Doch es ist zu spät. Maeve O´Connor ist verschwunden und nur ihr verlassenes Auto und die davor stehenden Schuhe an einem Wasserfall zeugen davon, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Zur gleichen Zeit erhält Sloane ein merkwürdiges Angebot. Ein unbekannter Auftraggeber bittet sie, ein Denkmal für sechs verstorbene Menschen zu errichten, die in seinem Leben eine ganz besondere Rolle spielten. Sloane, die anfangs unsicher ist, lässt sich nach einigem Hin und Her auf den lukrativen Auftrag ein. Bald aber stellt sie fest, dass die zu Ehrenden nicht eines natürlichen Todes gestorben sind und sie selbst zum Spielball eines Psychopathen geworden ist.

„Der Bruder“ ist ein raffiniert erdachter Psychothriller, der seine Leser lange Zeit an der Nase herumführt. Bis zur Mitte des Buches glaubt er, dass Sloane einem durchgeknallten Exzentriker zum Opfer gefallen ist, der seine Spinnereien durch sie verwirklichen lassen will. Dann aber entwickelt sich alles anders, als gedacht und Ereignisse aus der Vergangenheit führen dazu, dass ein unberechenbarer Mörder gnadenlos seine Ziele verfolgt. Ein bis zum Schluss spannendes Buch, das allerdings zum Zeitpunkt der Aufdeckung von Maeves früherem Leben seine mystische Wirkung verliert und von einem rätselhaften und geheimnisvollen Roman zu einem fesselnden Thriller mutiert.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Architekturstudentin Sloane, die mit dem Verschwinden ihrer Mutter und der Trennung von ihrem unberechenbaren Freund Roger einige Probleme hat. Deshalb denkt sie nicht weiter über das sonderbare Angebot eines Fremden nach und lässt sich viel zu schnell auf die Avancen eines von ihm beauftragten Anwalts ein. Durch Geld und Ruhm geblendet und mit einer zu ihrem jugendlichen Alter passenden Unbekümmertheit rutscht sie in ein gefährliches Unterfangen hinein. Genau diese als sorglos zu bezeichnende Ahnungslosigkeit nutzt John Katzenberg für ein clever inszeniertes Spiel um Gefühle und Macht gnadenlos aus. Mit einem Schreibstil, der über die Seiten fliegen lässt und einem Handlungsverlauf, der nur schwer zu durchschauen ist bietet er dem Leser eine unheilvolle Story, die tief in finstere Abgründe blicken lässt.

Fazit und Bewertung:
Spannende Unterhaltung mit interessanten Wendungen und einem Ende, das so nicht vorherzusehen ist. Für Fans von perfiden Schnitzeljagden und Rachefeldzügen auf jeden Fall ein Lesevergnügen obwohl einige Längen im Handlungsverlauf zu verzeichnen sind.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Ein brisanter und fesselnder Thriller

Amissa. Die Verlorenen
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Auf dem Weg nach Hause wird das Ermittlerehepaar Rica und Jan Kantzius Zeuge eines schweren Unfalls. Ein junges Mädchen rennt von Panik getrieben auf die Autobahn und wird kurz darauf von einem Fahrzeug ...

Auf dem Weg nach Hause wird das Ermittlerehepaar Rica und Jan Kantzius Zeuge eines schweren Unfalls. Ein junges Mädchen rennt von Panik getrieben auf die Autobahn und wird kurz darauf von einem Fahrzeug erfasst. Aber vor wem hatte sie Angst und wer ist verantwortlich dafür, dass sie schwer verletzt noch am Unfallort verstirbt? Rica und Jan, denen das schreckliche Ereignis keine mehr Ruhe lässt, stellen bereits vor Ort erste Nachforschungen an. Dabei treffen sie auf einen Zeugen, der später nicht mehr aufzufinden ist und werden mit einem Selbstmord konfrontiert, welcher in unmittelbarer Nähe stattgefunden hat. Nur ein Zusammenhang erschließt sich ihnen nicht, während eine weitere Spur zu der Hilfsorganisation „Amissa“ führt, die in der ganzen Welt nach vermissten Menschen sucht.

„Amissa. Die Verlorenen“ ist der erste Fall für das ungleiche Ermittlerduo Rica und Jan, das sich durch die Klärung eines früheren Verbrechens kennen und lieben gelernt hat. Seitdem sind der Ex-Bulle und die aus der Karibik stammende Schönheit ein Paar. Vom Leben gezeichnet und mit speziellen Fähigkeiten bestückt, ergänzen sie sich gut. Jan, der einen untrüglichen und geschulten Jagdinstinkt besitzt, greift bei seinen Ermittlungen schnell die richtige Fährte auf und Rica, die als studierte Informatikerin über enorme Kenntnisse hinsichtlich digitaler Welten verfügt, stellt in kürzester Zeit erfolgreich Recherchen an. Deshalb wundert es nicht, dass sie in kurzer Zeit mehr Ergebnisse aufweisen können, als die für den Fall zuständige Polizei und auf weitere Teenager stoßen, die von zu Hause weggelaufen sind.

Erzählt wird das brisante und mit einem spürbaren Tempo versehende Geschehen in verschiedenen Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven heraus. So erhält der Leser einen guten Einblick in den verzwickten und arg verschachtelten Fall und erlebt gleichzeitig die oft zur Gefahr werdenden Probleme und wechselnden Emotionen der handelnden Figuren hautnah mit. Zartbesaitet allerdings sollte err nicht sein. Denn der Stoff, der hier geboten wird, ist viel zu nah an der Realität angelehnt und zeigt die Schwächen der zunehmenden Digitalisierung und unüberlegten Freigabe privater Daten deutlich auf. Kombiniert mit einem Schreibstil, der über die Seiten fliegen lässt und kurzen Kapiteln, die zügig gelesen sind, wird eine unaufhaltsame Spannung aufgebaut, die das letztlich schwach geratene Ende gut verschmerzen lässt.

Fazit und Bewertung:
„Amissa. Die Verlorenen“ ist der erste Band einer Thriller-Trilogie mit einem hochaktuellen Thema und einem spannenden Handlungsverlauf.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Ein spannender und bewegender dritter Fall für Kate Linville

Ohne Schuld
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Kate Linville hat Scotland Yard verlassen, um in das Haus ihres toten Vaters zu ziehen und von nun an bei der North Yorkshire Police tätig zu sein. Doch bevor sie ihren Dienst im Team von Detective Chief ...

Kate Linville hat Scotland Yard verlassen, um in das Haus ihres toten Vaters zu ziehen und von nun an bei der North Yorkshire Police tätig zu sein. Doch bevor sie ihren Dienst im Team von Detective Chief Inspector Caleb Hale antreten kann, verbringt sie mit ihrem besten Freund Cole ein Wochenende in einem Wellnessresort. Das Geschenk ihrer ehemaligen Kollegen, die nicht ahnen können, dass Kate schon auf dem Weg dorthin in ein Verbrechen gerät. Eine völlig verängstigte Frau wird im fahrenden Zug von einem Fremden mit einer Waffe verfolgt und nur ihrer Geistesgegenwart ist es zu verdanken, dass sie sich auf der Toilette in Sicherheit bringen kann. Zwei Tage danach stürzt eine weitere Frau mit ihrem Fahrrad über einen eigens für sie gespannten Draht und wird durch den anschließenden Schuss aus einer Waffe schwer verletzt. Kate, die noch im Urlaub weilt, beginnt mit den Ermittlungen und kommt bald einem Geheimnis auf die Spur, dass auch für sie gefährliche Folgen hat.

„Ohne Schuld“ ist ein komplexer und mit verschiedenen Handlungssträngen erzählter Kriminalroman, der von der Schauspielerin Claudia Michelsen gelesen wird. In ihm trifft der Hörer erneut auf Detective Sergeant Kate Linville, die er aus „Die Betrogene und „Die Suche“ gut kennt und die trotz ihrer zurückhaltenden Erscheinung eine geniale Ermittlerin ist. Und begegnet dem bereits bekannten DCI Caleb Hale, der immer mehr dem Alkohol zuspricht, was ihm diesmal zum Verhängnis wird. Deshalb hat Kate auch gleich zu Beginn des merkwürdigen Falls mit ihrem neuen Vorgesetzten Robert Stewart einen Polizisten an der Seite, den sie nicht kennt und der ihr keine große Hilfe ist. Trotzdem agiert sie gewohnt professionell und verfolgt gewissenhaft jede sich neu ergebende Spur. Neben ihnen und als weitere Hauptfiguren lernt der Hörer die beiden weiblichen Opfer kennen sowie die Mitglieder einer Familie, deren Kinderwunsch sie in höchste Bedrängnis geraten lässt.

Auch der dritte Teil mit Kate Linville, die diesmal für die North Yorkshire Police tätig ist, bietet kurzweilige und fesselnde Unterhaltung. Da ist zum einen der verzwickte und nur schwer zu lösende Fall, der die Nerven aller Beteiligten bis zum Zerreißen spannt und viele Momente der Ohnmacht und Angst auslöst. Zum anderen werden durch die umfangreichen Einblicke in das Privatleben der Figuren tragische Einzelschicksale offenbart, die voller dramatischer Wendungen und erdrückender Probleme sind. Ein Wust an Gefühlen ist die Folge, der mitreißt und bewegt, obwohl der Spannungsverlauf dadurch öfter einmal unterbrochen wird. Und genau an solchen Stellen ist der Einsatz der Erzählerin gefragt, die den Übergang zwischen ausführlichen Schilderungen und handlungsreichen Passagen abzufangen versteht. Doch leider ist die Lesung von Claudia Michelsen in dieser Hinsicht zu monoton geraten, was sehr schade ist.

Fazit und Bewertung:
Ein spannender und abwechslungsreicher dritter Fall für Detective Sergeant Kate Linville, der vor allem durch seine Realitätsnähe und durch die in ihm verarbeiteten Einzelschicksale erschüttert und bewegt.

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