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Veröffentlicht am 15.12.2020

Spannend und abwechslungsreich

Der Mythos Napoleon
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Bis heute wirkt die Faszination nach, wenn die Sprache auf den tapferen Korsen kommt. Napoleon, das ist mehr als eine historische Figur, die uns in der Schule Kopfzerbrechen bereitete. Am 05. Mai 2021 ...

Bis heute wirkt die Faszination nach, wenn die Sprache auf den tapferen Korsen kommt. Napoleon, das ist mehr als eine historische Figur, die uns in der Schule Kopfzerbrechen bereitete. Am 05. Mai 2021 jährt sich sein Todestag und der liegt immerhin 200 Jahre zurück. Er war nicht nur Kaiser der Franzosen, nein er prägte auch Europa, wie kaum ein Anderer. Seine Legende kennen viele und nicht ohne Grund werden kleingewachsene Männer mit überdimensionalem Selbstbewusstsein scherzhaft als „Napoleon“ bezeichnet. Unzählige Bücher gibt es über diesen Mann, die nicht immer gut lesbar sind. Johannes Willms schuf mit seiner Biographie ein Werk, welches er in 30 Jahren schuf. Er kennt sich also aus, mit dem „Kurzen“.

Das Buch ist in drei Rubriken unterteilt: - Der Mythos, - Das Evangelium und – Die Apotheose.
Das liest sich zunächst einmal recht wissenschaftlich und schaut nicht so aus, als sei es gut zu lesen. Hier trügt zum Glück der Schein. Herr Willms schrieb diese Biographie auch für Menschen lesbar, die nicht auf ein jahrelanges Geschichtsstudium zurückblicken können. Für mich war beeindruckend, wie er die Ambitionen des Herrschers klar legte. Dieser machthungrige Napoleon war auch nur ein ganz „normaler“ Mensch, der eigentlich ein Produkt seiner Erziehung wurde. Waren es seine Eltern, die ihn so werden ließen? Seine Frauen oder doch eher seine Anhänger? Lesen sie selbst und machen sich ein Bild über den allseits bekannten Kaiser der Franzosen.

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Veröffentlicht am 15.12.2020

Wie gut, dass diese Zeit vorbei ist

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Nach einem erschütternden Prolog beginnt das Buch im Jahr 1911. Zwei Schwestern beginnen eine Ausbildung im ersten Kinderkrankenhaus Berlins. Marlene, so heißt die ältere und fühlt sich stetes für die ...

Nach einem erschütternden Prolog beginnt das Buch im Jahr 1911. Zwei Schwestern beginnen eine Ausbildung im ersten Kinderkrankenhaus Berlins. Marlene, so heißt die ältere und fühlt sich stetes für die jüngere Schwester verantwortlich. Ihr Traum ist ein Studium der Pädiatrie. Aber das scheint ein Wunschtraum zu bleiben. Es ist zwar seit einigen Jahren auch Frauen gestattet, eine Universität zu besuchen, aber der Studiengang Kinderheilkunde ist bisher Männern vorbehalten.

Sobald ich einen Historischen Roman lese, bemühe ich das World Wide Web. So auch bei „Kinderklinik Weißensee“. Ja, es gibt dieses Haus noch immer und es ziert auch das Cover des Buches. Allerdings gehört es zu den vergessenen Orten. Erst im Jahr 1997 wurde es geschlossen und das nach 86 Jahren. Und per Gerichtsbeschluss ging es im Jahr 2015 zurück an das Land Berlin. Umso beeindruckender ist, dass sich die Autorin Antonia Blum so intensiv mit der Historie des Hauses beschäftigte. Heraus kam ein netter Roman, der viel von den Anfängen der Pädiatrie berichtet.

Kinderheilkunde als Studiengang gibt es erst seit 1895. Vorher wurden die Kleinen stets mit Erwachsenen behandelt. Rücksicht auf ihren Entwicklungsstand gab es nicht. Die Sterblichkeit war besonders bei Säuglingen hoch und Frühchen hatten (fast) keine Chance zum Überleben. Neben den Verstrickungen von Ereignissen, wie etwa Liebe, Verrat oder Standesdünkel, beschreibt die Autorin, wie es in jenen Jahren auf Kinderstationen zuging. Besuchszeiten mussten streng eingehalten werden. Kein Elternteil durfte bei den Kindern bleiben. Es ist also in keiner Weise mit den heutigen Gegebenheiten zu vergleichen.

Ein feiner Roman, der zwar einige bekannte und immer wiederkehrende Geschichten enthielt, aber lesenswert ist. Weil es wirklich etliche Fakten gibt, welche den Lesern zeigen, wie gut es unsere Jüngsten heute haben. Es gibt kaum noch Babys, die während oder nach der Geburt sterben. Frühchen haben gute Überlebenschancen und das ohne bleibende Schäden. Die Pädiatrie sorgt für eine immer geringere Kindersterblichkeit. Das Buch ist der erste Band rund um das Krankenhaus Weißensee und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 15.12.2020

"Diese Körnchen können der Deutlichkeit halber Zellenkeimchen genannt werden"

Darwins Notizbuch
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„Darwins Notizbuch“ Sein Leben, seine Reisen, seine Entdeckung

Es ist ein besonderes Buch, welches uns von Jonathan Clements präsentiert wird. Die Übersetzung erledigte Birgit Lamertz-Beckschäfer. Hier ...

„Darwins Notizbuch“ Sein Leben, seine Reisen, seine Entdeckung

Es ist ein besonderes Buch, welches uns von Jonathan Clements präsentiert wird. Die Übersetzung erledigte Birgit Lamertz-Beckschäfer. Hier offenbart sich sein Leben in Form seines Notizbuches. Viele seiner Zitate sowie Zeichnungen wurden integriert und besonders spannend sind die Erfahrungen, die er auf seiner Forschungsreise machte. Die Rede ist von der Fahrt auf der HMS Beagle. Ohne die wäre wohl kein so außergewöhnlicher Wissenschaftler aus ihm geworden.

Nein, Charles Darwin ist nicht unumstritten. Dennoch gilt er bis heute als der wichtigste Naturforscher des 19. Jahrhunderts. Das Buch schildert, dass der Junge als Schwarzes Schaf der Familie galt. Ein Schlendrian aus gutem Haus, der nur seine Vergnügungen im Kopf hatte. Das änderte sich durch eine Reise, die sein Interesses für Forschung und Natur weckte.

Das Buch ist in neuen Kapiteln unterteilt und beginnt mit seiner Kindheit und Jugend. Dann folgen seine Triumphe aber auch Fehlschläge und Anfeindungen werden erwähnt. So auch die Gedanken zum Ursprung der Arten, die mit den Zeichnungen Darwins versehen sind. Spannend fand ich die Ausführungen über den Urvogel oder aber die Entwicklung des Menschen aus seiner Sicht.

„Darwins Notizbuch“ ist außergewöhnlich. Der dunkelgrüne Einband und die dunklen Seiten lassen die Vorstellung entstehen, dass es sich tatsächlich um ein älteres Werk handelt. Mir gefielen auch die Fotografien sowie die Notizen, welche die Gedanken Darwins wiedergeben. Ich fühlte mich als unterhielte ich mich mit diesem einzigartigen Menschen. Viele Erkenntnisse der heutigen Zeit beruhen auf den Forschungen Darwins, so auch die Entschlüsselung der DNA. Das feine Notizbuch lässt sich gut lesen und ist auch ein Buch für junge Menschen, die sich für die Natur und ihr Werden interessieren.

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Ein Buch, welches ein wenig bekanntes Schicksal aufgreift

Wir sind für die Ewigkeit
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„Wir sind für die Ewigkeit“ ist ein Roman, der vom spanischen Bürgerkrieg handelt. Der Faschist Franco schaffte es, dass Landsleute gegeneinander kämpfen und sich ohne Rücksicht auf Verluste bekämpften. ...

„Wir sind für die Ewigkeit“ ist ein Roman, der vom spanischen Bürgerkrieg handelt. Der Faschist Franco schaffte es, dass Landsleute gegeneinander kämpfen und sich ohne Rücksicht auf Verluste bekämpften. Mercedes ist ein Mädchen von 16 Jahren, die innerhalb weniger Stunden ihre ganze Familie verliert. Der Vater wird verhaftet, die Mutter ermordet und der Bruder Alex verschwindet auf der Flucht. Mercedes gelingt die Flucht über die Grenze nach Frankreich. Dort kommt sie mit vielen anderen Geflüchteten in ein Lager. Die Verhältnisse dort sind kaum zu ertragen. Jedoch lernt sie Agusti, einen jungen Mann kennen und lieben. Das macht die Leidenszeit für beide erträglich.

Mir gefiel das Buch sehr gut. Weil die Autorin ein historisches Ereignis aufgriff, welches vielen jüngeren Menschen unbekannt ist. Der Bürgerkrieg in Spanien war grausam. Man stelle sich vor, dass der Ehemann oder Vater plötzlich von Polizisten abgeholt wird und nie wieder zurückkehrt. Oder dass Häuser zerbombt werden von Menschen, die vorher Freunde oder zumindest gute Bekannte waren. Ja und dann die Situation im Lager. Auch das beschreibt die Autorin intensiv und ich litt mit den Betroffenen mit. Das Lager gab es tatsächlich und auch die Zustände dort waren exakt so, wie in dem Buch beschrieben. Und das ist für mich Grund genug, einen historischen Roman mit fünf Sternen zu bewerten. Bisher kannte ich zum Thema nur die Bücher von Hemingway und Gellhorn.

Der Weg von Mercedes und ihren Lieben ist aber noch nicht beendet. Die abwechslungsreiche Geschichte geht weiter und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung der Spanien-Saga.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Über das völlig zerstörte Heimatland

Zorn und Stille
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Zitat aus dem Buch „Zorn und Stille“:
„Alles, was wir machen, absolut alles, tun wir nur, um glücklicher zu werden. Selbst derjenige, der sich umbringt, tut das, weil er glaubt, im Tod glücklicher zu ...

Zitat aus dem Buch „Zorn und Stille“:
„Alles, was wir machen, absolut alles, tun wir nur, um glücklicher zu werden. Selbst derjenige, der sich umbringt, tut das, weil er glaubt, im Tod glücklicher zu sein.“

Als die Fotografin Billy Bana zur Beisetzung ihres Vaters fliegt, muss sie eine Weile am Flughafen warten. Dabei kehrt sie zurück in die Vergangenheit, denkt an Kindheit und Jugend sowie die Zeit, welche sie von den Eltern getrennt war. Sie denkt an ihren Bruder, von dem es bereits seit Jahren kein Lebenszeichen mehr gab.

„Zorn und Stille“ ist in vier Kapitel unterteilt. Zwei gehören der Tochter Biljanen, die sich den Künstlernamen Billy gab und die als Ich-Erzählerin agiert. Die beiden anderen sind jeweils der Mutter und dem Vater vorbehalten und wurden in dritter Person geschrieben. Das komplette Buch ist tatsächlich zeitweise zornig und dann wieder still. Beeindruckend für mich waren die Schilderungen über das untergegangene Jugoslawien. Hier lebten die Eltern Billys bis zu ihrer Ausreise nach Wien. Auch die Kleine war hier zuhause. Jedoch kann sie sich nicht mehr daran erinnern und weiß mit dem Begriff „Heimat“ nichts anzufangen. Sie denkt an den Strom der Flüchtlinge im Jahr 2015 und einem Satz Orbans: „Es gibt kein Grundrecht auf ein besseres Leben.“

Wie mag es den Menschen damals ergangen sein als der Krieg in Jugoslawien tobte? Ihre Städte und Dörfer zerbombt wurden und sie die Verheerung in den Nachrichten anschauten? Der Hass, oft von außen geschürt, zwischen Serben und Kroaten. Die Völkermorde und der Selbstmord vor laufender Kamera in Den Haag sind ebenfalls Ereignisse, die in dem Buch „Zorn und Stille“ thematisiert wurden. In Wien gingen die Menschen zum Protestieren auf die Straße und auch der Herr Haider lebte noch.

Sprachlich gefiel mir das Buch sehr gut und das Thema ließ mich nachdenklich zurück. Es gibt so viele Menschen, die aus einem anderen Land kamen. Wie geht es ihnen damit und welche Ängste und Sorgen schleppen sie mit sich herum? Haben sie Kriegstraumen, die sie nicht artikulieren können und wie kommen sie mit der Sprache und der Kultur des Einreiselandes zurecht? Ich gebe gute fünf Sterne und eine Leseempfehlung. Ja, und ganz besonders denen, die sich immer wieder über die „Flüchtlingsströme“ aufregen.

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