Liest sich zäh, viel Agenten-Action, wenig Herz und Hintergrund
Die RepublikAutor ist Markus Heitz, bekannt als Fantasy-Autor, hier mit dem Pseudonym Maxim Voland.
Der spannende Klappentext (DDR 2.0) animierte mich, das Buch lesen zu wollen. „Was wäre gewesen, wenn … ?“-Szenarien ...
Autor ist Markus Heitz, bekannt als Fantasy-Autor, hier mit dem Pseudonym Maxim Voland.
Der spannende Klappentext (DDR 2.0) animierte mich, das Buch lesen zu wollen. „Was wäre gewesen, wenn … ?“-Szenarien bieten regelmäßig die Chance auf Thrill, Kenntniszuwachs und Denkanstöße. Gelungene Beispiele: „NSA – Nationales Sicherheitsamt“ von Andreas Eschbach, „Der Anschlag“ von Stephen King, „Vaterland“ von Robert Harris, „Flug 39“ von Phillip P. Peterson.
Dass ich Ende der 1980er geboren und im Westen aufgewachsen und wohnhaft bin, ließ mich hier auf neue, wertvolle Eindrücke hoffen.
Leider wollte kein Lesefluss und -genuss aufkommen, selbst wenn Dramatisches passierte. Es blieb mir egal, wer überlebt und stirbt. Die meisten Figuren wirken unsympathisch und distanziert. Viele Vertreter von Stasi und ausländischen Geheimdiensten sind dabei, schwer auseinanderzuhalten, wenn man kühle Berufsgespräche mitbekommt, jedoch keine Gefühle mit ihnen verbindet. Das Personenverzeichnis im Anhang unterstützt, gleicht aber den Mangel an Hintergründen und Motiven nicht aus.
Schusswechsel, Stunts und anderes Agenten-Zeugs gibt es dafür in allen Details, wofür ich mich nicht begeistern konnte. Es herrscht eine bedrückende, bedrohliche Atmosphäre, gut eingefangen z. B. bei Christophers Grenzübertritt. Um an James Bond heranzureichen, ist es nicht international genug, auch wenn es in anderen Ländern spielt, es fehlen Futuristisches, technische Innovation, Charisma, Glamour und Erotik.
Der Alternative-History-Aspekt blieb mir zu dünn. Es tauchen beiläufig DDR-typische Gegenstände auf, die sich zusätzlich in einem sehr langen Glossar nachschlagen lassen. Anderweitige Unterschiede im Alltag und wie der alternative sozialistische Überwachungsstaat in einer globalisierten Welt funktioniert, hätte ich gern mehr beleuchtet gehabt. Maxim Voland hat es verpasst, beispielsweise Parallelen zu China einzubetten und damit zum Nachdenken zu bringen.
Es war viel Herumblättern nötig, um alles zu verstehen (vielleicht geringen DDR-Vorkenntnissen geschuldet). Die zweite Hälfte habe ich quergelesen, weil mir die Lust vergangen war. Wenig visionär, viel actionreicher Geheimdienst-Krimi. Kein Werk, das nachhallt, mich berührt oder gebildet hätte. Knappe drei Sterne.