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Veröffentlicht am 08.12.2020

Eine kleine Fee ist die Rettung in der Not!

Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel (Klara Katastrofee 1)
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Was für ein wunderbares Wortspiel im Titel "Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel" von Britta Sabbag, sowas mag ich immer sehr gerne. Und auch die Geschichte, die sich hinter diesem Titel verbirgt ...

Was für ein wunderbares Wortspiel im Titel "Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel" von Britta Sabbag, sowas mag ich immer sehr gerne. Und auch die Geschichte, die sich hinter diesem Titel verbirgt ist einfach zauberhaft. Da wird die Außenseiterin zur Retterin nicht nur bei den Feen, sondern auch in der Menschenwelt. Klara ist eine Fee, mit dem ein oder anderen Makel, aber das ist unerheblich, wenn es darum geht, das Richtige zu tun.

Die Autorin und der Illustrator:
Britta Sabbag (geboren 1978) studierte Sprachwissenschaften, Psychologie und Pädagogik. Sie verfasste bereits Romane, Kinder- und Jugendbücher sowie Bilderbücher. Außerdem schreibt sie Songs und Drehbücher.
Igor Lange (geboren 1986) studierte Design mit Schwerpunkt auf Illustration. Bereits in seiner Kindheit malte er sehr gerne und erfand eigene Geschichten mit Superhelden und spannenden Abenteuern. Inzwischen lebt er seinen Traum und illustriert Kinderbücher.

Inhalt:
„Klara ist eine echte Fee – na ja, fast. Denn echte Feen können sehr gut zaubern, und da hapert es bei Klara. Jedes Mal, wenn sie ihren Feenzauber einsetzt, geht irgendetwas schief. Im Glitzerwald Amrien lachen schon alle über Klara und nennen sie »Katastrofee«. Doch dann wird Klara von dem Menschenjungen Oskar entdeckt und ein spannendes Abenteuer nimmt seinen Lauf …“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Das Cover gefällt mir außerordentlich gut. Es kommt in strahlenden Farben daher und lässt uns gleich richtig in die Natur eintauchen. Ein bisschen Spaß fehlt auch nicht, wenn man den Blick der Frösche genauer in Augenschein nimmt. Viele kleine Details lassen das Bild nahezu real erscheinen und Fee Klara darf natürlich auch nicht fehlen und steht im Zentrum der Szenerie.

Auch die Illustrationen im Innern des Buches sind großflächig, wirken real und gleichzeitig verzaubert. Hier erzeugen die kräftigen Farben eine tolle Atmosphäre und laden dazu ein, die Bilder auch im Detail zu betrachten, denn es gibt unheimlich viel zu entdecken. Der Text ist eher umfangreich und so ist das Buch laut Verlagsangabe für Kinder ab 7 Jahren geeignet, ich habe es aber bereits meinem 5-jährigen Sohn vorgelesen und auch er konnte der Geschichte problemlos folgen und wurde durch den Umfang des Textes nicht überfordert. Das Buch ist also auch definitiv für jüngere Kinder geeignet, auch weil es so viel außerhalb des Textes zu entdecken gibt.

Der Schreibstil ist gut verständlich. Manchmal holperte ich beim Vorlesen aber über den ein oder anderen Satz, sodass ich beim Lesen eher genauer achtgeben musste, um es flüssig vorzulesen. Für geübte Vorleser ist es aber dennoch gut umsetzbar und mitreißend zu lesen. Kinder ab 7 Jahren können es sicherlich auch gut lesen, wenn sie geübte Leser sind und solch umfangreichere Texte schon gut bewerkstelligen können.

Die Handlung hat uns gut gefallen. Zunächst hatte ich Bedenken, da ich dachte, es könnte wieder eine typische Feengeschichte sein, ala Außenseiter rettet die Welt. Aber in dieser Geschichte steckt mehr drin und dadurch, dass Klara hin und wieder beim Zaubern kleine Pannen passieren, nimmt die Geschichte einige Wendungen, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hätte. So wurden wir gut unterhalten und hatten Spaß dabei, Klara auf ihrem Weg zu einer echten Fee zu begleiten und ihre Abenteuer und Pannen miterleben du dürfen.

"Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel" ist eine schöne Geschichte über Freundschaft, Mut, Nächstenliebe sowie Naturschutz, der heute so wichtig ist. In Kombination mit den zauberhaften, farbenfrohen und liebevoll gezeichneten Illustrationen ist hier ein überzeugendes Kinderbuch entstanden, welches Jungen wie Mädchen auch bereits ab 5 Jahren gut gefallen wird und eine angenehme Lesezeit bereitet.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Ein spannender Tauchgang in die mystische Unterwasserwelt Mexikos!

Aqua Mystica
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Die so wenig erforschte Unterwasserwelt bietet immer wieder Potential für mythische Geschichten rund um magischer Meerwesen. So ist es auch in "Aqua Mystica – Ruf des Meeres" von Bettina Belitz. Das junge ...

Die so wenig erforschte Unterwasserwelt bietet immer wieder Potential für mythische Geschichten rund um magischer Meerwesen. So ist es auch in "Aqua Mystica – Ruf des Meeres" von Bettina Belitz. Das junge Mädchen Vicky hatte stets einen besonderen Bezug zum Wasser, wie stark dieser ist, merkt sie aber erst, als sie an der Expedition ihres Onkels teilnehmen darf und endlich ihr lang gehegter Traum, in einer Cenote zu schwimmen, in greifbare Nähe rückt. Ich bin mit Vicky abgetaucht, in die so magische Unterwasserwelt und besonders das Ende ging mir sehr zu Herzen.

Die Autorin:
Bettina Belitz (geboren 1973) entdeckte bereits früh ihre Passion fürs Lesen und Schreiben. Nach ihren Studium arbeitete sie eine Zeit lang als Journalistin, bevor sie sich ganz auf das Schreiben von Büchern besann. Inzwischen lebt die freie Autorin im Westerwald. Ihre Hobbys neben dem Schreiben, sind Pferde und Meditation.

Inhalt:
„Für Vicky geht ein Traum in Erfüllung: Sie darf ihren Onkel Till begleiten, als er zum Tauchen in einer Unterwasserhöhle nach Mexiko reist. Und obwohl sie weiß, dass in den Tiefen dieser Cenote Gefahren lauern können, verfällt sie sofort dem Zauber des Wassers. Als Till bei einem Tauchgang angegriffen wird, steht fest: Hier verteidigt jemand sein Reich gegen die Eindringlinge.
Heimlich beschließt Vicky, dem Geheimnis auf die Spur zu gehen, und begegnet unter Wasser einem rätselhaften Wesen – halb Mensch, halb Fisch. Instinktiv spürt sie, dass Gefahr droht, fühlt sich aber gleichzeitig zu ihm hingezogen. Wird ihre Neugier stärker als die Vernunft sein?“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Das Cover ist ein echter Blickfang, denn es schimmert geheimnisvoll und ruft damit regelrecht danach, das Buch in die Hand zu nehmen. Es ist größtenteils in Blau gehalten und erinnert natürlich an den Ozean. Gleichzeitig schimmert ein Teil einer Schwanzflosse entgegen, die gerade hinabtaucht und kurz davor ist, zu verschwinden. Gleichzeitig glitzern einige Luftblasen durch das Meer, während am oberen Rand die Lichtstrahlen der Sonne in das Wasser abtauchen. Der Titel schimmert uns ebenfalls in metallischem Blau/Grau entgegen und ist Orange abgesetzt. Unter dem Schutzumschlag befindet sich ein leuchtend gelber Einband, und außerdem ist ein dunkelblaues Lesebändchen vorhanden.

Das Schriftbild ist eher größer gehalten und so lesen sich die gut dreihundert Seiten recht zügig. Der Sprachstil ist einfach, manchmal etwas holprig oder ungeschliffen. Das hat mich hin und wieder etwas aus der Geschichte gerissen. Vicky hat beispielsweise sehr empfindliche Augen und muss bei starkem Sonnenschein eine Sonnenbrille tragen. Als sie in den Wald eintauchen stellt sie fest: „Meine Sonnenbrille hatte ich längst wieder abgenommen, doch auch hier schien ich sie nicht zu brauchen.“ (S. 56) Stilistisch gesehen sollte hier anstatt des „doch“ ein „denn“ stehen. Solche Dinge fielen mir häufiger auf und ich störe mich leider leicht an soetwas.

Der Handlungsablauf der Geschichte gefiel mir ansonsten recht gut. Die ein oder andere Sache hätte sicherlich etwas mehr Tiefe vertragen können, während mir die ständigen Tränen, die Vicky in jeglicher Situation vergießt, irgendwann etwas auf die Nerven gingen. Vicky ist ein 14-jähriges Mädchen, welches schon immer wusste, dass sie anders als alle anderen Menschen ist. Ihre Andersartigkeit bedeutete auch, dass sie kaum soziale Kontakte eingeht und immer auf der Suche nach etwas ist, was sie nicht näher bestimmen kann. Die Beschreibung ihrer körperlichen Andersartigkeit gab schnell viel über sie preis und so ist der weitere Handlungsverlauf nicht überraschend. Aber es geht in dieser Geschichte auch eher um den Weg der Selbstfindung. Darum, welche Opfer man bringen muss, um seiner wahren Natur nachgehen zu können.
So fühlte sich Vicky seit sie denken kann, im natürlichen, chlorfreien Wasser unheimlich wohl und ihrem eigenen Ich näher, während sie im Dschungel Mexikos aber erst richtig merkt, wie wichtig ihr die Cenote wird, welche Anziehung von ihr aus geht. Sodass sie jegliche Befürchtungen oder Verbote über Bord wirft und in das Wasser abtaucht, welches sie regelrecht zu rufen scheint. Und so lernt sie die Unterwasserwelt kennen, die durchaus hübsch geschildert ist, aber gerne noch eine tiefere atmosphärische Beschreibung hätte vertragen können. Da wir hier ein Jugendbuch vor uns haben, welches Kinder ab 11 Jahren ansprechen soll, hätte der Text gut und gerne umfangreicher sein können, um somit mehr Tiefe in die Geschichte zu bringen.

Mit "Aqua Mystica – Ruf des Meeres" unterhält Bettina Belitz ihre Leser gut und mir hat besonders der bittersüße Abschluss der Geschichte gefallen. Ich könnte mir auch gut vorstellen noch mehr über Vicky und Nox zu lesen, denn ihr gemeinsames Leben hat ja gerade erst begonnen.

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Veröffentlicht am 15.09.2020

Lasst uns eintauchen in die Magie der Bücher!

Pages & Co. (Band 2)
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Anfang des Jahres habe ich euch den ersten Teil der Pages und Co Reihe vorgestellt. In "Pages & Co – Matilda und das Geheimnis der Buchwandler" von Anna James tauchte ich ein in eine fantastische Welt ...

Anfang des Jahres habe ich euch den ersten Teil der Pages und Co Reihe vorgestellt. In "Pages & Co – Matilda und das Geheimnis der Buchwandler" von Anna James tauchte ich ein in eine fantastische Welt voller Magie und Bücher. Nun ist der zweite Teil der Reihe "Pages & Co – Matilda und das Verschwinden der Buchmagie" erschienen und es ging abenteuerlich weiter, diesmal ins Reich der Märchen.

Die Autorin:
Anna James arbeitete als Schulbibliothekarin, Literaturjournalistin und schrieb für einige Magazine und Zeitungen. Außerdem betreibt sie einen eigenen YouTube-Kanal "A Case of Books". Bei "Pages & Co – Matilda und das Geheimnis der Buchwandler" handelt es sich um ihr Kinderbuch-Debüt. Der dritte Teil der Reihe erscheint im Original, also in englischer Sprache, noch diesen Monat.

Inhalt:
„Matilda Pages ist eine Buchwandlerin. Sie kann sich in Bücher hineinlesen und so jede Geschichte und jedes Abenteuer selbst erleben.
Doch ihre Fähigkeiten werden auf eine harte Probe gestellt. Denn in der britischen Underlibrary wird ein neuer Bibliotheksdirektor gewählt und dieser führt nichts Gutes im Schilde: Buchwandeln soll kontrolliert oder ganz verboten werden!
Also reist Mathilda zusammen mit ihrem besten Freund Oskar nach Paris. Dort treffen sie auf die Buchhändlerin Gretchen Stein, die den beiden die mysteriöse Welt der Märchen eröffnet. Schnell finden sich die Freunde in verdrehten Geschichten wieder, in denen Charaktere verloren gehen oder einzelne Erzählungen einfach in einem schwarzen Nichts versinken.
Nun liegt es an Mathilda und Oskar, das Verschwinden der Buchmagie aufzuhalten!“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:
Bereits das Cover des ersten Bandes der Reihe hat mir unheimlich gut gefallen. Und das Cover des Folgebandes steht diesem in nichts nach. Wieder können wir regelrecht in das Buch hineinschauen. Das Cover scheint sich aufzulösen, dahinter sehen wir Buchseiten und ganz in der Tiefe eine Stadt inklusive des Eifelturms, denn diesmal verschlägt es Tilly und Oskar nach Paris. Dass wir es diesmal nicht mehr mit Alice im Wunderland und Anne von Green Gable zu tun haben, sondern mit Märchen, sehen wir bereits jetzt deutlich. So findet sich auch Rotkäppchen sowie Hans aus dem Märchen Hans und die Bohneranke. Die Geschichten wachsen zudem aus dem Buch heraus.
Die goldenen Elemente veredeln das Buch wieder und verleihen ihm einen märchenhaften Charakter. Das Lesebändchen darf natürlich auch nicht fehlen. Während Band eins hauptsächlich in Rot gehalten ist, haben wir nun einen schönen dunkelblauen dabei aber durchaus leuchtenden Band vor uns.

Der Schreibstil ist wieder gewohnt flüssig und gut verständlich. Außerdem werden Elemente der Geschichte auch durch die Schrift unterstrichen, denn wieder geraten manche Wörter aus der Reihe und weisen auf eine besondere Buchmagie hin. Einige kleine und wenige große Illustrationen in schwarz und weiß stehen dem Text zur Seite und runden das Ganze ab.

Auch der zweite Teil der Reihe las sich schnell, riss mich aber wieder nicht zu hundert Prozent mit. Erst im letzten Drittel fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Allerdings richtet sich das Buch ja auch an Kinder ab 10 Jahren, und da muss es ja nicht von einem Drama ins nächste übergehen. Vielmehr nimmt sich die Autorin die Zeit, die Gesellschaft der Buchwandler näher zu beleuchten.
Ein wenig genervt war ich ehrlich gesagt aber von dem gedankenlosen Verhalten von Oskar und später auch Tilly. Sie bekommen klar von den Großeltern mitgeteilt, dass das Buchwandeln in Märchen gefährlich sein kann, vor allem wenn man bedenkt, dass Enoch Chalk, der Bösewicht aus Band 1, dort irgendwo sein Unwesen treibt. Dennoch begeben sie sich auf ein Abenteuer in jene Märchenwelt, meiner Meinung nach all zu leicht. Natürlich braucht es das, um die Handlung voranzutreiben, dennoch konnte ich das unbedarfte Handeln von meinem erwachsenen Standpunkt aus nicht wirklich nachvollziehen.

"Pages & Co – Matilda und das Verschwinden der Buchmagie" war wieder ein kurzweiliger schöner Kinderroman, der mir etwas besser als der erste gefallen hat. Wir tauchen hier noch tiefer in die Welt des Buchwandelns ein, und auch die Protagonisten bekommen weitere Tiefe. Dennoch bleibt es eine leichte Lektüre, für eher jüngere Leser die keinen allzu großen Spannungsbogen brauchen. Der Schluss macht nun wieder neugierig auf mehr und ich hoffe Teil drei erscheint auch bald in deutscher Sprache.

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Ein Vorlesebuch über Vorurteile, Freundschaft und Vertrauen!

Gestatten: Buddy, Kulturspatz!
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Was passiert, wenn zwei Spatzen aufeinandertreffen, die eigentlich ganz unterschiedlich sein sollten, es aber doch nicht sind. Wie Vorurteile sich auf ganze Gruppen auswirken, und dass daran meist nichts ...

Was passiert, wenn zwei Spatzen aufeinandertreffen, die eigentlich ganz unterschiedlich sein sollten, es aber doch nicht sind. Wie Vorurteile sich auf ganze Gruppen auswirken, und dass daran meist nichts Wahres dran ist, erfahren wir in "Gestatten: Buddy, Kulturspatz!" von Christine Schrijvers und Mele Brink. Der umfangreiche Text ist mit liebevollen Illustrationen versehen und bietet ein schönes Leseerlebnis.

Die Autorin und die Illustratorin:
Christine Schrijvers (geboren 1991) lebt und arbeitet in Baden-Württemberg, verbrachte aber nach dem Abitur eine Zeit ihres Lebens in New York City. Sie studierte Betriebswirtschaft und absolvierte ein Praktikum in der Redaktion einer Frauenzeitschrift. Hier erkannte sie ihre Liebe zum Schreiben. Gestatten: Buddy, Kulturspatz! ist ihr erstes Kinderbuch.
Mele Brink (geboren 1968) studierte Architektur, widmete sich dann aber ab 1998 vollständig der Zeichnerei und illustriert seither Comics und Bilderbücher. Außerdem zeichnet sie Cartoons und Porträtkarikaturen.

Inhalt:
„Buddy ist ein Kulturspatz, denn er wohnt in einer noblen Gegend von Paris, ganz anders als die verrufenen Bahnhofsspatzen. Das bekommt er zumindest immer erzählt. Als die Kette von Mama-Spatz gestohlen wird, landet Buddy ungewollt in der verbotenen Zone. Dort will ihm das Spatzenmädchen Sari helfen, die Kette wiederzufinden. Doch alles am Bahnhof scheint so fremd. Soll er ihr wirklich trauen und warum trägt Sari drei goldene Federn in ihrem Federkleid?“ (Klappentext)

Kritik um Fazit:
Das Cover des Bilderbuchs ist sehr liebevoll gestaltet und zeigt den Hauptakteur des Abenteuers im Vordergrund. Buddy, der Spatz, sitzt auf einer erhöhten Position und kann den Blick über Paris schweifen lassen. Allerdings winkt er uns zu, zwinkert dabei keck und lädt uns regelrecht dazu ein, ihm zu folgen.

Der Text in diesem Buch ist ungewöhnlich umfangreich. Bei diesem Format hatte ich weniger Text und mehr Bilder erwartet, aber auf der Rückseite befindet sich der Vermerk: „Ein Vorlesebuch für Kinder ab 5 Jahren, zum Selberlesen ab 8 Jahren“ und das passt dann schon sehr gut. Der Schreibstil ist gut verständlich und der umfangreiche Text wird von einigen großen und kleinen Zeichnungen begleitet, die die Geschichte treffend in Szene setzen und dem Kind einiges zum Entdecken bereithalten. Außerdem ist die wörtliche Rede durch unterschiedliche Schriftfarben hervorgehoben und dies macht es ungeübten Lesern leichter, nachzuvollziehen, wer hier gerade was sagt.

Wir lernen die Welt der Spatzen in Paris kennen. Die wichtigsten Themen der Geschichte sind Vorurteile, Ängste, Freundschaft und Vertrauen.
Denn seien wir mal ganz ehrlich, wir alle sind mit Vorurteilen behaftet, ob wir es nun wollen oder nicht. Ganz deutlich wird aber in diesem Buch darauf hingewiesen, dass man nicht von etwas sprechen sollte, was man selbst nicht gesehen oder erlebt hat. Und so lernt Buddy schnell, dass die Geschichten über die Bahnhofsspatzen absolut nicht der Wahrheit entsprechen. Hinzu kommt, dass jene Bahnhofsspatzen auch keine sonderlich gute Meinung von den Kulturspatzen haben, obwohl sie einander nicht kennen.
Auch auf verschiedene Ängste wird eingegangen und auf das Vertrauen in andere, wie in sich selbst. Zum Schluss hat sich zwischen Buddy und Sari eine tolle Freundschaft entwickelt, die auch durch die Entfernung Bestand haben wird und mit Vorurteilen aufräumt.

Die Spatzen wurden für meinen Geschmack etwas zu menschlich dargestellt. So ist von Lippen und Bärten die Rede, außerdem nutzen sie Fritteusen sowie Werkzeuge, und haben ein Leben ganz parallel zu uns Menschen (wie beispielsweise einen Ticketschalter für die Bahn neben dem großen Schalter der Menschen).

"Gestatten: Buddy, Kulturspatz!" ist ein schönes, allerdings recht umfangreiches Bilderbuch, welches sich mit wichtigen Themen auseinandersetzt und den Leser zum Nachdenken anregt. Denn wir alle sollten unvoreingenommen mit unseren Mitmenschen umgehen und sie respektvoll behandeln. Das Buch eignet sich für Kinder ab 5 Jahren, die bereits umfangreicheren Geschichten folgen können und wollen.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Ein Bericht über das selbstverletzende Verhalten eines jungen Mädchens.

Wahnsinnswut Mias Märchen
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Immer wieder finden Bücher den Weg zu mir, die eine schwere Hintergrundthematik haben. Bisher waren das oft Kinderbücher, nun erreichte mich aus dem Mini-Verlag Meisterburg ein Jugendbuch, welches sich ...

Immer wieder finden Bücher den Weg zu mir, die eine schwere Hintergrundthematik haben. Bisher waren das oft Kinderbücher, nun erreichte mich aus dem Mini-Verlag Meisterburg ein Jugendbuch, welches sich mit der Thematik des selbstverletzenden Verhaltens (kurz: SVV) beschäftigt. In "Wahnsinnswut – Mias Märchen" beschreibt die Autorin Ella Isabell Pen, wie es dem Mädchen Mia ergeht, welches durch zahlreiche Probleme in ihrem Leben zur Klinge greift und beginnt sich zu ritzen.

Die Autorin:
Ella Isabell Pen (geboren 1989) lebte die ersten Jahre ihrer Kindheit in Arizona, bevor sie 2002 mit ihrer Familie nach Deutschland auswanderte. Doch bereits nach dem Abitur zog sie in ihre alte Heimat zurück. Dort absolvierte sie ein Psychologiestudium und ist seither als Schulpsychologin in Kalifornien tätig. "Wahnsinnswut" ist ihr erster Roman.

Inhalt:
„Ihre Wahnsinnswut hat Mia schon lange nicht mehr im Griff. Um sich von dieser zu befreien, schneidet sie sich ins eigene Fleisch, verletzt sich wieder und wieder. Doch was steckt wirklich hinter diesem Ritual? Mias Märchen geht dem nach, denn das Schneewittchen, eine Psychologin an der Uniklinik, stellt schonungslose Fragen und bringt hilfreiche Erkenntnisse ans Licht.
Ein literarischer Bericht über selbstverletzendes Verhalten, über Familie, Liebe und Empathie.“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Ich muss gestehen, wegen des Covers hätte ich vermutlich nie nach dem Buch gegriffen, wenn ich es in einer Buchhandlung gesehen hätte. Es ist allerdings passend düster und auch in blutigem Rot gestaltet, am Rande sieht man die Silhouette einer Frau mit geritztem Arm und einen Blutstropfen, der zu Boden fällt. Doch das, und somit die eigentliche Thematik fällt einem eben erst auf, wenn man genauer hinsieht. Auch die verschiedenen Schrifttypen, der plakative Titel und die verspielte Angabe der Autorin und des Untertitels passten für mich im ersten Moment nicht zusammen. All das macht im Nachhinein zwar Sinn, doch für mich als zunächst Nicht-Wissende lud es nicht unbedingt zum Lesen ein.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und gut verständlich. Als Leser bekommt man sofort einen Einblick in das selbstzerstörerische Denken der Hauptprotagonistin Mia. Der zumeist verwendete Schrifttyp hat einen großen Zeilendurchschuss, ist allgemein ungewöhnlich groß gewählt und auch der Zeilenabstand lässt einen eher an ein Erstleserbuch erinnern, als an ein Jugendbuch mit schwerer Thematik. So lenkten mich die verschiedenen Schrifttypen sowie die unterschiedlichen Schriftgrößen immer wieder ein wenig vom Text ab, da ich grübelte, wieso jetzt diese Passage in dieser Schrift und Größe gewählt wurde. Das Muster wurde mir irgendwann klar: Die wörtliche Rede wurde groß hervor gehoben, während der innere Monolog (oft die Antwort auf die Fragen der Psychologin) kleiner gehalten war. Sicherlich macht das Sinn und spiegelt auch die Seele der Protagonistin wieder, die sich selbst klein und unzulänglich vorkommt. Mich persönlich lenkte das aber zu sehr ab, denn auch ohne als das wird ganz deutlich, was Mia alles durchstehen muss. Auch in Anbetracht der aktuellen Umweltdebatte und Nachhaltigkeit im Verlagswesen, hätte ich mir einen normalen Schrifttyp und somit ein schlankeres Buch gewünscht.

Die Geschichte beginnt mit Mias selbstgewählter Einweisung in die Uniklinik und hangelt sich zumeist an den Therapiesitzungen mit Schneewittchen, der Psychologin, entlang. Wir erfahren, was Mia in ihrem Leben bereits durchmachen musste, wie die Ehe der Eltern zerbricht und der Konflikt auf Mias Schultern ausgeübt wird. Wie der Vater kein Interesse an ihr bekundet und die Mutter sie wie eine Freundin behandelt, der sie ihr Herz ausschütten kann, aber nicht als Tochter, die beschützt werden muss. Lange Zeit versteckt Mia ihr blutiges Ritual und die Mutter nimmt ihre Depressionen und die Probleme in der Schule nicht ernst. Ein Teufelskreis, dem Mia nicht entkommen kann, da sie keinen sicheren Hafen hat, einen Hafen an dem sie sich erholen und neue Kraft schöpfen müsste. Erst als sie Markus kennenlernt, er sich von ihr nicht abschütteln lässt, hat sie die Möglichkeit Frieden zu finden. Doch ihre Krankheit ist bereits zu weit fortgeschritten, zu einer Sucht geworden, die sie ohne fremde Hilfe nicht besiegen kann.

Die Erzählung ist definitiv nichts für sensible Gemüter. Besonders mich als Mutter einer Tochter hat die Geschichte wirklich sehr getroffen. Mia, die es sowohl in ihrer Familie, als auch in der Schule besonders schwer hat, dabei aber lange Zeit niemanden findet, der ihr zuhört oder ihr helfen kann. So wird die Geschichte, die stark an die Biografie der Autorin erinnert, mit einem Anti-Märchen verglichen und auch die auftretenden Figuren erhalten Pseudonyme wie „die Königin“, „der König“, „Schneewittchen“ oder „Rumpelstilzchen“. So distanziert sich Mia von ihrer eigenen Geschichte, um sie überhaupt erzählen zu können. Nur wenige Personen behalten ihren Namen. So zum Beispiel ihr Freund Markus, der sie lange Zeit zusammenhält, bis er selbst nicht mehr kann und ihr ein Ultimatum stellt. Aber auch der neue Freund der Mutter, der zunächst wieder für ein geordnetes und sicheres Leben sorgt, hat einen Namen. Bis auch diese Beziehung bröckelt und er zu König Richard wird. Auch mit ihrer Vergangenheit nur entfernt oder gar nicht daran beteiligte Menschen wie Bekannte der Familie oder Menschen aus der Klinik behalten ihre Namen. Somit weiß Mia eigentlich ganz genau einzuordnen, wer ihr in ihrem Leben nicht gut tut und sie dazu bringt sich selbst zu hassen und immer wieder an sich zu zweifeln.

"Wahnsinnswut" ist ein zutiefst bewegender Bericht eines Mädchens, welches unter ihrem selbstverletzenden Verhalten leidet und einen Weg in ein normales Leben sucht. Insgesamt finden sich drei Trigger-Warnungen im Text, um Menschen mit Depressionen, SVV oder Suizidgedanken zu warnen. Immer wieder wird auch darauf hingewiesen, dass die detailreiche Beschreibung des SVV nicht dazu dient, etwas zu beschönigen, sondern um dem Leser deutlich zu machen, was in jenen Menschen vor sich geht, die sich selbst verletzen. Wieso sie dies machen und was zu solch einem Verhalten führen kann, beschreibt Ella Isabell Pen einfühlsam und vor allem anschaulich. Das Buch richtet sich an Betroffene, deren Eltern oder Bekannte, wie auch an Fachmenschen.

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